Tierpark Hamm

Der Tierpark Hamm umfasst eine Fläche von 6,5 ha (65.000m²), davon sind 1,1 ha (11.000m²) Spielplatz und Gastronomie. Im Jahr 2007 besuchten den Tierpark über 100.000 Menschen; er ist ein beliebtes Ausflugsziel für Familien in Hamm und Umland. Dieser Tierpark ist Mitglied der Deutschen Tierparkgesellschaft.
Geschichte
Erster Tierpark
Mit Gründung des Vereins Tierpark Hamm e.V. am 6. August 1933 beginnt die Geschichte des Parks. Die Anlagen für den Tier- und Pflanzengarten wurden im Südenstadtpark errichtet. Der so entstandene erste Tierpark (Gründung: 1934) hatte jedoch nur bis zum 22. April 1944 Bestand. Der Park versank, wie viele andere Zoos und Tierparke, im Bombenhagel des Zweiten Weltkrieges.
Zu den Augenzeugen der Bombardierung zählen auch die Tierparkmitgründer Gustav Handtke und Adolf Göttker, die zur Zeit des Angriffs in der Anlage weilten und sich in einen Graben retten konnten. Sie berichteten später, dass der Tierpark zwar von Bombeneinschlägen übersät war, jedoch lediglich Verletzte, aber keine Toten zu beklagen waren. Handtke selbst gehörte zu den Verletzten; ein schwerer Lehmklumpen brach ihm ein Bein. Die Soldaten des benachbarten Südenschützenhofes halfen schließlich bei den Rettungsarbeiten. Dabei stellten sie fest, dass einige Tiere überlebt hatten. Diese wurden vorübergehend bei einem Bauern in Uentrop untergebracht. Verzehrbare Tiere wie Hirsche oder Wildschweine wurden geschlachtet und verteilt.
Die Hammer Bevölkerung sorgte für die Demontage der übrig gebliebenen Ställe und Gehege, indem sie das verbleibende Material ausschlachtete, um ihre beschädigten oder zerstörten Häuser notdürftig auszubessern.
Zweiter Tierpark
Nach Kriegsende, genauer gesagt am 28. März 1949, wurde der Tierparkverein neu gegründet. Handtke und Göttker beteiligten sich erneut daran. 1950 begann der Wiederaufbau der Anlagen und des Tierbestandes. Dieser zweite Tierpark hatte nur noch den Schwerpunkt im zoologischen Bereich und verzichtete auf die botanische Ausrichtung. Am 13. Mai 1951 (Pfingstsonntag) konnte der Tierpark offiziell wiedereröffnet werden.[1]
1977 wurde das Tierasyl der Stadt Hamm im Tierpark eingerichtet. Zwei Jahre später wurde vom Trägerverein zusammen mit der Stadt das Naturkundemuseum in Angriff genommen. Dr. Günther Rinsche, damaliger Oberbürgermeister der jüngst zur Großstadt avancierten Stadt Hamm, legte 1979 den Grundstein. Das so entstandene Gebäudeensemble im Zentrum des Parks wurde am 23. März 1982 der Öffentlichkeit übergeben. Das gesamte Projekt hatte 1,4 Millionen DM verschlungen, für die die Stadt den Kapitaldienst übernahm.
Nach 71 Jahren seines Bestehens musste der Verein Tierpark Hamm e.V. am 18. Dezember 2004 aus betriebswirtschaftlichen Gründen aufgelöst werden. Um den Tierpark dennoch zu erhalten, wurde dieser zum 1. Januar 2005 in eine gGmbH überführt; diese betreibt seither den Tierpark. Hauptgesellschafter wurde die Lebenshilfe Hamm e.V.. Nicht ganz unbeteiligt an dieser Entwicklung war die Stadt Hamm, die ihre Zuschüsse weiter gekürzt hatte.

Naturkundemuseum
Das Naturkundemuseum im Tierpark entstand, unter anderem aus der Überlegung heraus, dass ein kleiner Tierpark wie Hamm nicht im Stande sein konnte, alle heimischen Tierarten artgerecht zu zeigen. Um dennoch die heimischen Arten und ihre Lebensräume für Bildungszwecke zeigen zu können wurden die drei Hallen des Museums mit einer Dauerausstellung aus Präparaten der heimischen Tierwelt bestückt. Hinzu kommt eine geologische Sammlung und eine umfangreiche Sammlung von Insektenpräparaten. Die Räumlichkeiten dienen Tagungen ebenso wie Aus- und Fortbildungen.
Tiere


Der Tierpark Hamm hält gemäß der Inventur im Winter 2009/2010 insgesamt 661 Tiere aus 113 Arten.
Darunter sind die vom Aussterben bedrohten Sri-Lanka-Leoparden, von denen es nur noch ca. 25 Exemplare in Zoos weltweit und weniger als 600 Tiere in freier Wildbahn gibt. Hamms Tierpark ist damit der einzige deutsche Tierpark, der die seltenen Tiere hält. Zur Zeit (Stand: 2007) sind vier Sri-Lanka-Leoparden, drei Katzen und ein männliches Exemplar aus dem Tierpark Emmen im Hamm untergebracht. Die Tiere der beiden Parks wurden im Rahmen des Europäischen Zuchterhaltungsprogramms zusammengeführt.
Eine weitere Rarität ist die Haltung der Vierhornziege, eine Nutztierrasse, die sonst nur in einem weiteren Tierpark in Deutschland gehalten wird und zu den seltenen Haustierrassen der Alpenregion gehört.
Haltungsschwerpunkte sind Schmalnasenaffen (Mandrill, Pavian (Mischlingsform), Schweinsaffe, Javaneraffe, Husarenaffe etc.), Huftiere (Elenantilope, Nilgau, Hirschziegenantilope, Zebra, Wasserbock etc.) und Haustiere (Yak, Trampeltier, Alpaka, Vierhornschaf, -ziege etc.).
Im August 2008 wurden fünf sibirische Tiger im Tierpark Hamm geboren. Die Elterntiere Shakira und Eyk sind Leihgaben des Tierparks Nadermann in Delbrück. Die Trächtigkeit der Tigerin blieb bis zur Geburt in die frühen Morgenstunden des 15. August 2008 verborgen. Der sibirische Tiger gilt als akut vom Aussterben bedroht. Die letzte großangelegte Zählung (2005) ergab nach Angaben des WWF geschätzte 431 bis 529 Exemplare, darunter 334 bis 417 ausgewachsene und 97 bis 112 Jungtiere.[2] Die fünf jungen Tiger in Hamm sind somit ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der Art in Zoologischen Gärten und Tierparks.
Problematik und Zukunft
Durch eine längere Phase der Ressourcenknappheit vom Ende der 1990er Jahre bis zur Übernahme des Tierparks durch die Lebenshilfe Hamm e.V. konnten teils wichtige Renovierungsarbeiten und grundlegende Instandhaltungsarbeiten nicht getätigt werden. Allein der Eigeninitiative der Beschäftigten ist es zu verdanken, dass Gehege und Anlagen des Tierparks trotzdem in einem ordnungsgemäßen Zustand gehalten und teilweise entschieden verbessert werden konnten.
Eine weitere Problematik des Parks ist die mit dem Standort verbundene Bodenbeschaffenheit. Da der Park zu großen Teilen auf ehemaligem Sumpfland erbaut und in den Jahren des Wiederaufbaus auf Drainagen etc. verzichtet wurde, entwickelt sich gerade in den Huftiergehegen nach mehrtägigem Niederschlag eine Schlammschicht an der Oberfläche. Dieser Situation wurde aber in den vergangenen Jahren durch das Hinzufügen von Entwässerungsgräben entgegengewirkt.
Nach der Übernahme des Parks durch die Lebenshilfe hat sich in den vergangenen drei Jahren eine deutliche Investitionssteigerung im Tierpark bemerkbar gemacht. Zur Zeit werden wichtige grundlegende infrastrukturelle Arbeiten ausgeführt. Dazu gehören unter anderem die Neuverlegung von Wasser- und Stromleitungen sowie die Renaturierung des Tierparkteiches (Arbeiten am Tierparkteich abgeschlossen 2008).
Des Weiteren wurde unter dem Thema Tierpark 2017 ein kompletter Masterplan für die Neugestaltung und Umgliederung des Tierparks innerhalb der nächsten zehn Jahre hinsichtlich Landschaft, Architektur und Tierbestand erstellt.
Einzelnachweise
- ↑ Anneliese Beek, Hamm unterm Hakenkreuz. 1930-1945. Westfälischer Anzeiger Verlagsgesellschaft. Hamm 2007. ISBN 978-3-924966-33-1.
- ↑ http://news.nationalgeographic.com/news/2005/06/0616_050616_siberiantiger.html
Weblinks
Koordinaten: 51° 39′ 46,5″ N, 7° 48′ 59,2″ O