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Blaues Wunder (Dresden)

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„Blaues Wunder“ – Blickrichtung stromab
Blaues Wunder von oben
Blaues Wunder vom Schillergarten aus
„Blaues Wunder“ während des Baus 1893, Foto von August Kotzsch
Detailaufnahme der Nietkonstruktion (2006)

„Blaues Wunder“ ist die volksmundliche Bezeichnung der Loschwitzer Brücke in Dresden (bis 1912: „König-Albert-Brücke“). Diese Dresdner Elbbrücke verbindet die Villen- bzw. Wohngegenden Blasewitz (linkes) und Loschwitz (rechtes Ufer) miteinander.

Das Blaue Wunder wurde 1893 als fünfte feste Elbquerung Dresdens fertiggestellt. Heute ist es das – nach der Marienbrücke – zweitälteste Elbbrückenbauwerk in Dresden. 2007 war das Blaue Wunder für die Auszeichnung Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland nominiert.

Erbauung

Erbaut wurde die Brücke 1891 bis 1893 von Claus Koepcke und H. M. Krüger als „versteifte 3-gelenkige Hängebrücke“, wie Claus Koepcke zu seiner Brücke zu sagen pflegte. Tatsächlich jedoch entspricht die Konstruktion des „Blauen Wunders“ der einer Auslegerbrücke.

Technische Daten

  • Länge: 280 m
  • Gewicht: 3500 t

Die Stahlteile der Brücke wurden in der Königin-Marien-Hütte in Cainsdorf bei Zwickau gefertigt, die bis zu ihrer Insolvenz im Jahre 2005 als Sächsische Anlagen- und Maschinenbau GmbH (SAM) firmierte.

Die Auslegerfachwerkbrücke hat bei einer Breite von 12 m Feldweiten von 61,76 m, 146,68 m und 61,76 m. Die Pylone sind ab Oberkante Pfeiler ungefähr 24 m hoch. Die Zugkräfte der Obergurte sind hinter den Widerlagern in 10,7 m hohen, 20 m breiten und 15 m langen Ankerkammern rückverankert.

Kosten

Für die Benutzung der Brücke musste bis zur Währungsinflation 1923 bezahlt werden:

  • 2 Pfennig für Fußgänger, Straßenbahnfahrgäste, Rad- und Kraftfahrer
  • 10 Pfennig kosteten Zugtiere
  • 20 Pfennig für Kraftfahrzeuge

Abonnements und Sonderregelungen waren möglich. In kurzer Zeit sammelte sich ein Überschuss an, der unter anderem für die Stützmauer in der Loschwitzer Schillerstraße verwendet wurde. Sie wurde daraufhin im Volksmund „Zwee-Pfeng-Mauer“ genannt.

Name

In der Entstehungszeit war die Brücke eine der ersten dieser Spannweite aus Metall, welche keine Strompfeiler in der Elbe benötigte – unter anderem deshalb wurde sie als Wunder bezeichnet.

Der Name „Blaues Wunder“ ist auch auf die hellblaue Farbe der Brücke zurückzuführen. Bis heute hält sich das Gerücht, die Brücke sei ursprünglich grün (aus den Mischfarben Kobaltblau und Chromgelb) angestrichen gewesen, und erst durch Witterungseinflüsse (andere Quellen sprechen nur von der Sonneneinstrahlung) hätten sich die Gelbanteile verflüchtigt und nur das Blau sei übrig geblieben. Es gibt jedoch eine Reihe journalistischer und handfester Belege für die ursprüngliche Farbe Blau. So gibt es Artikel in Zeitungen aus der Zeit der Erbauung und eine Gedenkmünzprägung anlässlich der Einweihung der Brücke, in welchen die Brücke schon als „Blaues Wunder“ bezeichnet wird.[1]

Geschichte

1985 nutzten noch zwei Straßenbahnlinien die Brücke

1935 wurde die Brücke umgebaut, um mehr Platz für die Fahrbahn zu gewinnen, indem beidseits die Gehwege auf die Außenseiten der Brücke verlagert wurden.

1945 wurde die Brücke unabhängig voneinander durch mehrere Bürger vor der Sprengung durch die auf dem Rückzug befindliche Wehrmacht gerettet. Daran erinnert heute eine Gedenktafel am stromabwärtigen Fußweg auf Blasewitzer Seite.[1]

Bis 1985 führten die Straßenbahnlinien 4 nach Pillnitz und 15 nach Loschwitz über die Brücke. Seitdem ist wegen verminderter Tragfähigkeit der Straßenbahnverkehr eingestellt und für den Kraftfahrzeugverkehr besteht eine Begrenzung auf 15 t.

2005 schlug die Linkspartei.PDS vor, die „Loschwitzer Brücke“ offiziell in „Blaues Wunder“ umzubenennen [2]. Der diesbezügliche Antrag fand im Stadtrat jedoch keine Mehrheit [3].

Aktueller Zustand

Datei:Blauwu.jpg
Panorama-Nachtaufnahme
Höchster Stand des Elbe-Hochwassers am Blauen Wunder (17. August 2002)

Da das Blaue Wunder im Gegensatz zu den anderen Dresdner Elbbrücken weder Kriegszerstörungen erlitt noch aus anderen Gründen neu- oder umgebaut wurde, wird heute wegen der fortgeschrittenen Alterung seine dauerhafte Erhaltbarkeit hinterfragt. Die Verkehrsbelastung der Brücke ist hoch und ihre Erhaltung für Zwecke des (leichten) Fahrzeugverkehrs durch routinemäßige Pflege nur noch bis ca. zum Jahr 2030 möglich.[4] Eine darüberhinausgehende Nutzung wird zwar nicht für ausgeschlossen gehalten, fachmännische Überlegungen zu entsprechenden Erneuerungsmöglichkeiten wurden aber bisher nur von inoffizieller Seite angestellt.[5]

Aus diesen Gründen wurde das „Blaue Wunder“ seit Mitte der 1990er Jahre zu einem der zentralen Diskussionsgegenstände beim Streit um die Waldschlößchenbrücke. Außer dieser wurde seitens der Landeshauptstadt keinerlei andere Entlastungs- oder Ersatzplanung vorangetrieben. Es ist aber umstritten, ob die relativ weit (ca. 2,6 Kilometer) entfernte neue Elbquerung am Waldschlösschen eine Verbesserung der Situation am „Blauen Wunder“ bewirken wird, da offizielle Prognosen einen teilweise sogar gegenteiligen Effekt vorhersehen; siehe →Dresdner Brückenstreit.

Das Stadtplanungsamt hat eine Planung zur Beleuchtung und Anstrahlung der Brücke in Auftrag gegeben. Ein im Herbst 2009 dem Stadtrat vorgelegter Entwurf sieht die Installation von LED-Lampen ab 2010 vor.[6]

Einzelnachweise

  1. a b www.dresden-blasewitz.de: Korrekturen zum "Blauen Wunder" - Angaben zur Namensgebung (1893) und zur Brückenrettung (1945)
  2. Dresdner Blätt'l 1/2005: Nanu? Blaues Wunder soll umbenannt werden, 7. Januar 2005
  3. www.dresden-blaues-wunder.de: Loschwitzer Brücke bleibt, 21. Mai 2005
  4. Das Blaue Wunder - Fakten - unter „Zur Nutzung“ Angaben zu Verkehrsaufkommen, Pflege und künftiger Lebensdauer
  5. Michael Kaiser im Gespräch mit Dr.-Ing. Eberhard Katzschner: Zur Zukunft des Blauen Wunders, 9. Februar 2005 (PDF 0,02 MB)
  6. Sächsische Zeitung: Blaues Wunder wird ab 2010 angestrahlt, 7. Oktober 2009

Literatur

  • Klaus Beuchler: Entscheidung im Morgengrauen, Kinderbuchverlag, Berlin, 1969
  • Volker Helas: Das Blaue Wunder. Die Geschichte der Elbbrücke zwischen Loschwitz und Blasewitz in Dresden, Fliegenkopf-Verlag, Halle, 1995, ISBN 3-930195-07-0
  • Michael Wüstefeld: Blaues Wunder. Dresdens wunderlichste Brücke, Bebra-Verlag, Berlin, 2002, ISBN 3-930863-81-2
Commons: Blaues Wunder – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 51° 3′ 13″ N, 13° 48′ 39″ O