Bogenausstattung
Das Bogenschießen wird zum Zwecke der Jagd und als Sport ausgeübt. Der Schütze versucht mit dem Bogen die Pfeile in ein Ziel zu schießen. Der Bogen ist eine alte Jagd- und Kriegswaffe. Pfeil und Bogen werden vermutlich schon seit der jüngeren Altsteinzeit (30.000–10.000 Jahr v. Chr.) benutzt. Als älteste Bogendarstellung gilt eine Kalksteinplatte aus der Grotte des Fadets, Dept. Vienne, Frankreich aus dem späten Magdalénien. Die Bogenjagd und das Bogenfischen sind in einigen Ländern verbreitet, in den meisten europäischen Staaten darunter auch in der Bundesrepublik Deutschland verboten. Moderne Sportbögen können mit verschiedenem Zubehör, darunter Stabilisatoren, Pfeilauflagen, Visieren und anderen Zielhilfen, ausgestattet werden um bessere Schussergebnisse zu erreichen.
Bogenschießen wird auch als Präzisionssport bezeichnet.
Geschichte
Der vermutlich wohl älteste Bogen der Welt wurde kürzlich in Mannheim-Vogelstang entdeckt, ein Fragment aus Kiefernholz (Pinus sylvestris). Sein Alter wird mit 17.600 Jahren angegeben, seine ursprüngliche Länge mit möglicherweise 110 cm. Wenn sich die Vermutung bestätigen sollte, handelt es sich bei dem Fund um den direkten Nachweis der Verwendung des Bogens im Jungpaläolithikum (jüngere Altsteinzeit). Veränderungsspuren an der Holzoberfläche legen eine Interpretation als Bogen nahe. So besitzt eine Seite des Fragments eine geglättete Oberfläche gegenüber einer unveränderten sowie die Korrektur einer Abweichung an einer Seite; ferner eine Kerbe, in der eine Sehne hätte befestigt werden können. Die Leistung wird auf etwa 25-30 englische Pfund geschätzt mit Reichweiten von bis zu 80 Metern. Die bislang ältesten Belege für den Bogengebrauch stellen Pfeile aus dem Stellmoor dar (etwa 10 000 v. Chr.) sowie der bekannte Bogen von Holmegard, ca. 6 000 v. Chr.. Publiziert wurde der Fund von dem Autorenteam Gaelle Rosendahl und Wilfried Rosendahl (L'Anthropologie).
Bogenschießen als Sport
Instinktives/Traditionelles Bogenschießen

Der Begriff des instinktiven Bogenschießens führt häufig zu einer Irreführung, da er suggeriert, dass ein Urinstinkt für seine Ausführung verantwortlich ist. Eine treffendere Bezeichnung wäre daher eigentlich unbewusstes Bogenschießen, da die Methode darauf basiert, jedwedes bewusstes Zielen auszuschließen. Der Begriff des instinktiven Bogenschießens hat sich jedoch im Sprachgebrauch etabliert und wird daher auch hier angewandt.
Der Unterschied des instinktiven Schießens zu den anderen Formen des Bogensports, beruht zuerst auf dem Verzicht von jeglichen Hilfsmitteln, die als Zieleinrichtung Anwendung finden könnten. Der Ursprung des instinktiven Schießens ist in der Jagd und dem Krieg zu finden, wo Pfeil und Bogen bereits seit Jahrtausenden eine effektive Waffe darstellen und Zieleinrichtungen wie Visiere noch unbekannt waren.
Die Grundlage des instinktiven Schießens basiert auf einer Hand-Augen-Koordination - einfach ausgedrückt: Die Augen sehen und das Gehirn steuert unbewusst die Hand in die korrekte Position um das Ziel zu treffen. Diese Hand-Augen-Koordination findet in vielen Tätigkeiten des täglichen Lebens Anwendung, ohne dass man sich dessen bewusst ist. Das Einschlagen eines Nagels mit einem Hammer beruht auf demselben Prinzip.
Das Erlernen dieser Fähigkeit bedarf einer Schulung des Gehirns durch häufige Wiederholungen, wobei die äußeren Rahmenbedingungen immer identisch sein müssen um einen Lerneffekt zu erzielen. Wirft man z.B. einen Tennisball auf einen drei Meter entfernten Gegenstand, so ist die Trefferquote bei den ersten Würfen vermutlich sehr gering und steigt mit der Anzahl der Wiederholungen, bei denen sowohl der Ball als auch die Entfernung zum Ziel und ggf. weitere Umgebungsbedingungen (Licht, Wind etc.) gleich bleiben. Ändert man anschließend die Entfernung zum Ziel und behält die restlichen Parameter bei, wird eine ähnliche Entwicklung stattfinden. Mit der Häufigkeit der Wiederholungen wird dann auch die Lernkurve bei sich ändernden Zielentfernungen steiler, so dass es nach einer gewissen Zeit des Trainings unerheblich ist, in welcher Entfernung sich das Ziel befindet.
Ähnlich verhält es sich mit dem instinktiven Bogenschießen, nur dass hier andere Einflussparameter auf das Ergebnis einwirken. Eine Vielzahl von Parametern ist entscheidend für das Schussergebnis...
- der Bogen selber und seine Haltung (Winkelung)
- die verwendete Sehne, bzw. das Sehnenmaterial,
- die Position des Nockpunktes auf der Sehne,
- die Auszugslänge beim Schuss,
- der Pfeil mit seinen Eigenschaften (Länge, Gewicht, Gewichtsverteilung, Spinewert (Durchbiegesteifigkeit), Befiederung, Nocke),
- die Haltung des Schützen (Stand, Körperneigung, Ankerpunkt der Zughand, Lage der Sehne zum Auge, Schulterhaltung, Haltung des Bogenarms, Griff des Bogens)
- die Ausführung des Schusses selber (Ablassen der Sehne (Release), Nachhalten des Bogens)
Die Beeinflussung der materiellen Parameter, also der Ausrüstungsgegenstände, ist hierbei simpel und es ist nachvollziehbar, dass der Lerneffekt gering ist, wenn die Wiederholungen z.B. mit unterschiedlichen Pfeilen absolviert werden, da die hierdurch entstehenden unterschiedlichen Treffereigenschaften zu keinem geeigneten Lernmuster für das Gehirn beitragen können. Die Schwierigkeit ist vielmehr in der Konstanz der nicht ausrüstungsbezogenen Parameter zu sehen, also im Wesentlichen in der Haltung und der eigentlichen Schussausführung. Diese Parameter alle konstant zu halten ist denkbar schwer, weshalb das Erlernen des instinktiven Bogenschießens einen sehr langen Prozess darstellt
In manchen Bereichen bringt das instinktive Bogenschießen auch wesentliche Vorteile, so lässt sich viel schneller zielen und abschießen, was gerade das Treffen von beweglichen Zielen verbessert. Auch das Schießen auf Ziele aus unbekannter Entfernung, wie es häufig bei jagdlichen Disziplinen vorkommt, kommt dem Instinktivschützen zugute.
Zudem erfreut sich das instinktive Bogenschießen in letzter Zeit wieder vermehrt an Beliebtheit. Auch Profis, die ihr Ziel mit nahezu 100%iger Sicherheit treffen und eine neue Herausforderung oder Abwechslung suchen, wechseln vermehrt zum instinktiven Bogenschießen. Die Treffgenauigkeit kann bei guter Übung praktisch gleich der eines Bogenschützen sein, der durch ein geschlossenes Auge und mit technischen Hilfsmitteln zielt. Ein mehrfacher Weltmeister im "technisierten Schießen" auf der FITA-Runde, Darrel Pace, legte den Grundstein für seinen Erfolg mit dem Jagdschießen ohne Visier.
Target/Recurve

Die Schützen schießen hier auf Zielscheiben mit Ringwertung.
Der Schießablauf wird dabei über eine Ampel (Ampelsteuerung) geregelt. Hierbei wird ein- und zweireihiges Schießen unterschieden. Die Länge der Schießzeit ist dabei abhängig vom Wettbewerb und ist in den entsprechenden Regelwerken (z.B. SpO) festgelegt.
Die wichtigste weltweite Organisation der Bogenschützen ist die FITA, die Fédération Internationale de Tir à l'Arc. Die Targetschützen in Deutschland sind im Deutschen Schützenbund DSB und/oder im Deutschen Bogensport Verband (DBSV) organisiert.
Bogenschießen ist seit 1972 - wieder - olympische Disziplin, nachdem es das bei Beginn der Olympischen Spiele der Neuzeit von 1900 bis 1920 schon einmal war; allerdings gilt dies nur für den Recurvebogen. Die bekanntesten Wettbewerbe sind:
- FITA-Runde(Federation international de tir a l'arc)
- Besteht in der Hauptsache aus 144 Pfeilen. Geschossen werden 4 mal 36 Pfeile auf verschiedene Distanzen. Normalerweise an einem Tag. Eine (Doppelfita, 2 x 144) wird an 2 Tagen geschossen. Die Originalentfernungen bei einer FITA Runde sind: 90 m, 70 m, 50 m und 30 m. Für Frauen, Junioren, Kadetten und Schüler (verschiedene Klassen) gibt es verkürzte Entfernungen und Auflagen (Zielscheiben): 90 m und 70 m (Frauen 70 m und 60 m) Auflagengröße 122 cm, 50 m und 30 m Auflagengröße 80 cm, allerdings bei 30 m nur mehr eine Scheibe mit 40 x 40 cm (niedrigere Treffer werden als "M" ="missed" bzw. out gewertet). Bei der kürzesten Distanz werden meistens vier Scheiben auf einem Dämpfer angebracht. Vor einer Wertung (Pfeile holen und aufschreiben der Trefferzahlen (scoren) werden bei den zwei weiten Entfernungen jeweils 6 Pfeile, bei den kürzeren jeweils 3 Pfeile geschossen.
- Olympische Runde (bei Meisterschaften und Olympischen Spielen)
- 2 mal 36 Pfeile auf 70 m, danach weiter im K.O.-Verfahren, 1. gegen 32., 2. gegen 31. usw. bis zum Finale.
- kleine oder halbe FITA
- 50 m und 30 m jeweils 36 Pfeile auf Auflagengröße 80 cm
- 900er Runde
- jeweils 30 Pfeile auf 60 m, 50 m und 40 m auf eine 122 cm große Auflage
Bogenscheibe - FITA Halle
- 2 Durchgänge zu 30 Pfeilen auf 18 m Entfernung. Geschossen wird auf 40 cm Auflagen (Schüler 60 cm) bzw. auf 3er-Spot-Auflagen (die fünf inneren Ringe der normalen 40 cm Auflage, drei davon untereinander bilden praktisch eine "Ampel").
- Bogenliga Indoor
- Hier schießen Mannschaften, bestehend aus drei Schützen, gegeneinander. Jeder Schütze schießt 2 Pfeile auf 18 m, alle Schützen müssen ihre Pfeile innerhalb 2 Minuten geschossen haben. Insgesamt werden in einem Wettkampf gegeneinander 4 mal 2 Pfeile von jedem Schützen geschossen, also 24 Pfeile pro Mannschaft. In Deutschland gibt es zur Zeit Bundesliga, 2. Bundesliga, Regionalliga und Landesliga sowie Bezirksligen. Die aktuelle Bundesligaordnung [1] wurde am 29. April 2006 in Dresden verabschiedet.
Die Zielscheiben sind von innen nach außen in den Farben geteilt, wobei jede Farbe in 2 "Ringe" geteilt ist. Gelb (auch Gold genannt)= 10 bzw. 9 "Punkte" (Ringe); Rot =8/7 Punkte; Blau = 6/5 Punkte; Schwarz = 4/3 Punkte und Weiß =2/1 Punkt(e) (die Ringzahl reicht von 10 bis 1.). Trifft man die Auflage nicht, so wird das als "M" (Miss) gewertet. Der Zehner-Bereich für Compound-Schützen ist in der Halle (18 m) kleiner als der für Recurve-Schützen und ist extra eingezeichnet. Diese Kennzeichnung (genannt X) ist auch im Freien vorhanden wird dort allerdings als Innenzehner gewertet. Bei Ringgleichheit gewinnt der Schütze mit den meisten Innenzehnern. Die Ringe 1 und 2 entfallen völlig.
Beim Feldbogenschießen werden Zielscheiben im Gelände entlang eines Rundkurses aufgestellt. Die Scheiben sind schwarz, nur der innerste Ring ist gold gefärbt. Die Ringzahl geht von 5 bis 1. Im Unterschied zum FITA-Schießen ist hierbei die Entfernung zur Scheibe nur bei zwölf von vierundzwanzig Scheiben bekannt. Die Entfernungen wechseln ständig und es kann sowohl bergauf wie auch bergab bis zu einem Winkel von 45° geschossen werden. Ein guter Bogenschütze muss daher auch gut Entfernungen schätzen können.
Bogenschießen als Jagdsport
Die Bogenjagd und das Bogenfischen sind in manchen Ländern Westeuropas verboten oder auf einige Arten von zu bejagendes Wild beschränkt. In einigen Ländern kann man als Jagdtourist gegen Erwerb einer Lizenz mit dem Bogen auf die Jagd gehen. Die Art der Lizenz variiert in den meisten Ländern. In den USA ist die Bogenjagd verbreitet und es werden unter anderem auch Grizzlybären mit dem Bogen gejagt.
Meist kommen Compound-Bögen zur Anwendung, jedoch gibt es auch traditionelle Jäger, die mit Langbogen oder anderen Bögen jagen.

Das Jagdbogenschießen wird der Jagd nachempfunden.

Geschossen wird auf Scheiben mit Tierbildern oder auf Schaumstofftiere. Dabei wird die Situation möglich eng an das jagdliche Vorbild gestellt. Bei den meisten Turnieren ist die Entfernung zum Ziel nicht bekannt.
Der Schütze muss durch Astgabeln hindurch, Hänge hinauf oder von Hochständen herab im Stehen, kniend oder sogar liegend versuchen, das Ziel zu treffen.
Ziel ist es, den Pfeil in das "Kill" des stilisierten Tiers zu platzieren, also den Bereich, wo Herz und Lunge liegen würden.
Zu einem Parcours gehören typischerweise 28 Ziele auf die jeweils bis zu 3 Pfeile geschossen werden dürfen.
Die Bewertung erfolgt zum Beispiel nach folgendem Schema (es existieren aber noch andere Wertungssysteme):
Pfeil | Treffer | Punkte |
---|---|---|
1 | Kill | 20 |
Körper | 17 | |
2 | Kill | 14 |
Körper | 11 | |
3 | Kill | 8 |
Körper | 5 |
IFAA Reglement für Jagdrunde
Pfeil | Treffer | Punkte |
---|---|---|
1 | CenterKill | 20 |
Kill | 18 | |
Körper | 16 | |
2 | CenterKill | 14 |
Kill | 12 | |
Körper | 10 | |
3 | CenterKill | 8 |
Kill | 6 | |
Körper | 4 |
Es wird der erste Treffer gewertet.
Recurveschießen
Das Recurveschießen hat sich in den letzten Jahren zu einem immer populärer werdenden Sport entwickelt. Insbesondere Korea, China und viele andere fernöstliche Staaten verzeichnen Zuwächse. Anders als beim Blankbogen sind Stabilisatoren und Zielhilfen (->Visiere), Auszugsmarkierungen (->Klicker),... erlaubt. Nahezu alle Länder die einen Bogenzweig im Schützenverband haben, gehören der FITA (Fédération International de Tir à l'Arc) an, die in Polen gegründet wurde. Die FITA ist vergleichbar mit der FIFA, also dem Weltweiten Fußballverband, der die Richtlinien für Plätze, Personal usw. stellt.
In Deutschland selbst gibt es zwei Verbände. Zum einen den DBSV (Deutscher BogenSport Verband) und zum anderen den DSB (Deutscher Schützen Bund). Der DBSV gehört nicht der FITA an und darf deswegen rein offiziell keine Olympioniken, Deutsche Meister oder WM-Teilnehmer stellen. Dieser Verband ist ein reiner Bogensportverband. Der DSB gehört der FITA an und hat damit auch alle Privilegien. Zum DSB gehören allerdings auch sämtliche Kugeldisziplinen, wie KK (Kleinkaliber) oder Luft-Gewehre und Pistolen.
Weitere Hinweise
Das traditionelle japanische Bogenschießen heißt Kyudo. Basierend auf der alten Kriegstechnik der Samurai hat es sich unter dem Einfluss des Zen-Buddhismus eher zu einer Kunst der Selbstversenkung entwickelt.
Literatur
- Traditionell Bogenschiessen. Fachmagazin für Langbogen & Recurve. Verlag Angelika Hörnig, Ludwigshafen, ISSN 1432-4954
- Fred G. Asbell: Instinktives Schiesen 1. Eine Anleitung zum besseren Bogenjagen. Verlag Angelika Hörnig, 1999, ISBN 398058772X
- Fred G. Asbell: Instinktives Schiesen 2 Verlag Angelika Hörnig, 2002, ISBN 3980587797
- Eugen Herrigel: Zen in der Kunst des Bogenschießens 45. Auflage Verlag O.W. Barth 2003 ISBN: 3502611157
- E. Mylius: Bogenschiessen / Werfen mit dem Bumerang Verlag Angelika Hörnig, 2006, ISBN 3938921005
- Clemens Richter: Bogenschiessen - Der abendländische Weg, Edition NATURE LIFE im DSV-Verlag GmbH, Hamburg 2000, ISBN 3-88412-346-7
Weblinks
- F.I.T.A.
- I.F.A.A.
- Deutscher Schützenbund
- Deutscher Bogensportverband
- Deutscher Feldbogen Sportverband
- Österreichischer Bogensportverband
- Archery Association Europe
- Linkkatalog zum Thema Bogensport bei odp.org (ehemals DMOZ)
- http://www.archery-faas.ch