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Trutz von Trotha

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Trutz von Trotha (* 1946 in Dieburg b. Darmstadt) ist ein deutscher Soziologe.

Leben

Trutz von Trotha studierte Soziologie, Politikwissenschaft und Neuere Geschichte in Freiburg. Im Jahr 1972 erfolgte an der Universität Freiburg die Promotion bei Heinrich Popitz und 1980 die Habilitation ebenfalls an der Universität Freiburg. Von 1973 bis 1974 ging er als Postdoktorand des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) an das Department of Sociology der University of California, San Diego und das Social Research Center der Washington State University unter seinem damaligen Direktor, dem Soziologen und Kriminologen James F. Short Jr., in Pullman, Washington State. In den Jahren 1981 bis 1987 hatte Trutz von Trotha eine Professur für die Soziologie abweichenden Verhaltens und der sozialen Kontrolle am Fachbereich Rechtswissenschaften der Universität Hannover inne. Von 1985 bis 1989 war er Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Danach lehrte er bis zu seinem Ruhestand im Jahre 2009 als ordentlicher Professor für Soziologie an der Universität Siegen. 1994 war er als Gastprofessor am Laboratoire d'anthropologie juridique de Paris (LAJP) der Sorbonne und gleichzeitig Gastwissenschaftler des Maison des Sciences de l'Homme (MSH) im Maison Suger, Paris.

Die Hauptarbeitsgebiete von Trutz von Trotha sind Politische Soziologie und Ethnologie, Soziologie der Gewalt und des Krieges, Kolonialgeschichte, Rechtsethnologie und -soziologie, Kriminalsoziologie sowie Soziologie und Sozialgeschichte der Familie und Jugend. In seiner wissenschaftlichen Arbeit verfolgt Trutz von Trotha die enge Verbindung von Soziologie, Ethnologie und Geschichtswissenschaft. Auch nach seiner Pensionierung ist Trutz von Trotha in der Forschung tätig und beschäftigt sich mit der Entstehung neuer Formen politischer Macht und Herrschaft vor allem im subsaharischen Afrika und mit Fragen der Soziologie des Krieges. Insgesamt hat Trutz von Trotha bisher sechs Monographien veröffentlicht, sieben Werke herausgegeben und über 80 Aufsätze publiziert. Zusammen mit Étienne Le Roy (LAJP, Sorbonne) gründete er im Jahr 1988 die 'Rencontres franco-allemandes des anthropologues du Droit' (RFAAD), einen interdisziplinären Arbeitskreis deutscher und französischer Rechtsanthropologen. Über 15 Jahre lang organisierte der Arbeitskreis internationale Tagungen und förderte die Zusammenarbeit zwischen europäischen Rechtsethnologen. Im Jahr 1993 war Trutz von Trotha im Auftrag des Auswärtigen Amtes Wahlbeobachter für die Präsidentschaftswahlen in Togo. Über viele Jahre war er Mitglied des Vorstands der Sektion Politische Soziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, von 2002-2007 ihr Vorsitzender.

Werke (Auswahl)

Monographie

  • 2002 Ordnungsformen der Gewalt. Reflexionen über die Grenzen von Recht und Staat an einem einsamen Ort in Papua-Neuguinea , Siegener Beiträge zur Soziologie, Bd. 3. Köln: Rüdiger Köppe; 448 S. + Abb.; Koautor: Peter Hanser; ISBN 3-89645-330-0
  • 1994 Koloniale Herrschaft. Zur soziologischen Theorie der Staatsentstehung am Beispiel des „Schutzgebietes Togo“. Tübingen: J.C.B. Mohr; ISBN 3-16-146201-7
  • 1986 Distanz und Nähe. Über Politik, Recht und Gesellschaft zwischen Selbsthilfe und Gewaltmonopol. Tübingen: J.C.B. Mohr; ISBN 3-16-645135-8
  • 1983 Strafvollzug und Rückfälligkeit. Eine Studie zur soziologischen Theorie und Empirie des Rückfalls von Strafgefangenen, Beiträge zur Strafvollzugswissenschaft, Bd. 25, hrsg. v. Heinz Müller-Dietz. Heidelberg: Müller Juristischer Verlag; ISBN 3-8114-0883-6
  • 1982 Recht und Kriminalität. Auf der Suche nach Bausteinen für eine rechtssoziologische Theorie des abweichenden Verhaltens und der sozialen Kontrolle. Tübingen: J.C.B. Mohr; ISBN 3-16-544595-8
  • 1974 Jugendliche Bandendelinquenz. Über Vergesellschaftungsbedingungen von Jugendlichen in den Elendsvierteln der Großstädte, Soziologische Gegenwartsfragen Nr. 39, hrsg. v. H. Baier, L. Neundorfer, L. Rosenmayr, H. Schelsky. Stuttgart: Ferdinand Enke; ISBN 3-432-02042-2

Herausgeberschaft

  • 2005 (Hg. zusammen mit Jakob Rösel) The Reorganisation or the End of Constitutional Liberties?. Köln: Rüdiger Köppe; 298 S.; ISBN 3-89645-405-6
  • 2004 (Hg. zusammen mit Marie-Claire Foblets) Healing the Wounds. Essays on the Reconstruction of Societies after War, Oñati International Series in Law and Society. Oxford, Portland/Oregon: Hart Publishing; 271 S.; ISBN 1-84113-468-6 / ISBN 1-84113-469-4
  • 1999 (Hg. zusammen mit Jakob Rösel) Dezentralisierung, Demokratisierung und die lokale Repräsentation des Staates. Köln: Rüdiger Köppe; 258 S.; ISBN 3-89645-306-8
  • 1997 Soziologie der Gewalt, Sonderheft 37/1997 der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Opladen, Wiesbaden: Westdeutscher Verlag; 408 S.; ISBN 3-531-13137-0
  • 1996 Politischer Wandel, Gesellschaft und Kriminalitätsdiskurse. Beiträge zur interdisziplinären wissenschaftlichen Kriminologie. Festschrift für Fritz Sack zum 65. Geburtstag. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft; 383 S.; ISBN 3-7890-4163-7
  • 1994 (Hg. zusammen mit Wilhelm J.G. Möhlig) Legitimation von Herrschaft und Recht. 3. Kolloquium deutsch-französischer Rechtsanthropologen. Köln: Rüdiger Köppe; 227 S.; ISBN 3-927620-83-1
  • 1993 (Hg. zusammen mit Étienne Le Roy) La Violence et l'État. Formes et évolution d'un monopole. Paris: L'Harmattan; 271 S.; ISBN 2-7384-1562-8
  • Trutz von Trotha ist verantwortlicher Herausgeber der Reihe Siegener Beiträge zur Soziologie (Rüdiger Köppe Verlag, Köln 1998 ff.).

Festschrift für Trutz von Trotha

  • 2009 Begegnungen und Auseinandersetzungen. Festschrift für Trutz von Trotha, hrsg. v. Katharina Inhetveen, Georg Klute. Köln: Rüdiger Köppe Verlag; 621 S.; ISBN 978-3-89645-190-3

Aufsätze (Auswahl)

  • 2009 Colonialism. In: A Companion to Nineteenth-Century Europe, 1789–1914, Blackwell Companions to European History, hrsg. v. Stefan Berger, S. 432-447. Oxford: Blackwell.
  • 2008 Art. Macht/Gewalt. In: Lexikon Soziologie und Sozialtheorie. Hundert Grundbegriffe, hrsg. v. Sina Farzin, Stefan Jordan, S. 169-171. Stuttgart: Reclam.
  • 2008 Die bürgerliche Familie ist tot. Vom Wert der Familie und Wandel der gesellschaftlichen Normen. In: Alte Werte - Neue Werte. Schlaglichter des Wertewandels, hrsg. v. Andreas Rödder, Wolfgang Elz, S. 78-93. Göttingen: Vandenhoeck-Ruprecht.
  • 2007 Politische Soziologie als Diskursanalyse - und darüber hinaus. Ein Nachwort. In: Michael Schwab-Trapp, Kampf dem Terror. Vom Anschlag gegen das World Trade Center bis zum Beginn des Irakkrieges. Eine empirische Studie über die politische Kultur Deutschlands im zweiten Jahrzehnt nach der Wiedervereinigung, S. 261-323. Köln: Rüdiger Köppe.
  • 2007 Art. Violence. In: The Blackwell Encyclopedia of Sociology, Bd. 10, hrsg. v. George Ritzer, S. 5193-5199. Oxford: Blackwell.
  • 2006 Art. Familienpolitik. In: Evangelisches Staatslexikon, hrsg. v. Werner Heun, Martin Honecker, Martin Morlok, Joachim Wieland, 553-557. Stuttgart: Kohlhammer.
  • 2006 Art. Gruppe. In: Evangelisches Staatslexikon, hrsg. v. Werner Heun, Martin Hone-cker, Martin Morlok, Joachim Wieland, S. 929-936. Stuttgart: Kohlhammer, 2006.
  • 2005 „Globalizzazione violenta, violenza globalizzata e mercato della violenza globale“. In: Conflitti Globali 1: 97-108.
  • 2003 Genozidaler Pazifizierungskrieg. Soziologische Anmerkungen zum Konzept des Genozids am Beispiel des Kolonialkrieges in Deutsch-Südwestafrika, 1904-1907. In: Zeitschrift für Genozidforschung 4, Heft 2: 31-58.
  • 2000 Art. Gefängniswesen. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Bd. 3, hrsg. v. Hans Dieter Betz, Don Browning, Bernd Janowski, Eberhard Jüngel, S. 526-528. Tübingen: Mohr.
  • 2000 Die Zukunft liegt in Afrika. Vom Zerfall des Staates, von der Vorherrschaft der konzentrischen Ordnung und vom Aufstieg der Parastaatlichkeit. In: Leviathan 28: 253-279.
  • 2000 „De l’État à la parasouveraineté. Remarques sur la sociologie du pouvoir dans l’Etat colonial et post-colonial en Afrique occidentale“. In: Un passeur entre les mondes. Le livre des Anthropologues du Droit, disciples et amis du Recteur Michel Alliot, hrsg. v. Étienne und Jacqueline Le Roy, S. 183-205. Paris: Publications de la Sorbonne.

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