Schlacht von Tours und Poitiers
In der Schlacht von Tour und Poitiers (auch Schlacht bei Cenon genannt) im Oktober 732 besiegte der fränkische Hausmeier Karl Martell die moslemischen Araber und beendete ihren Vormarsch im Westen. In arabischer Schreibweise wird die Schlacht balat al- shouhada ( die Strasse der Märtyrer für den Glauben ) genannt.
Vorlage:Schlacht Karl Martell wird seither als Retter des Abendlandes gefeiert. In der Schlacht stand ihm sein alter Widersacher Herzog Eudo von Aquitanien zur Seite. Nach heftigen Kämpfen gewannen die Franken, welche von langobardischen Truppen unterstützt wurden. Der Heerführer der Araber, Abd ar-Rahman, fiel während des Kampfes, und die Reste seines Invasions-Heeres zogen sich nach Spanien zurück.
Bedeutung der Schlacht
Wurde die Bedeutung dieser Schlacht im Laufe des 19. Jahrhunderts künstlich aufgebauscht, um dem Kolonialismus eine propagandistische Grundlage zu verleihen ?
Man weiß bis heute weder zweifelsfrei den genauen Ort noch das exakte Datum der Schlacht von Tours und Poitiers. Es scheint, als sei die Schlacht von der damaligen Zeitschreibung kaum beachtet worden. Christliche Zeitgenossen von Beda Venerabilis bis Theophanu beschrieben die Schlacht. Erst spätere Schüler, wie Edward Gibbon messen der Schlacht die Bedeutung bei, dass der Vormarsch der Araber nach Mitteleuropa im Falle einer Niederlage der Franken nicht mehr aufzuhalten gewesen wäre.
Historiker und Chronisten der Neuzeit bezweifeln dies. Zum einen scheint aus arabischer Sicht die Niederlage in Konstantinopel im Jahr 718 bedeutender zu sein. Zum anderen glaubt man, dass die Araber am damals unterentwickelten Europa nördlich der Loire kein Interesse hatten. Andererseits jedoch ist diese Schlacht auch bei Muslimen in geschichtlicher Erinnerung als Schlacht der Millionen Tränen, u.a. aufgrund des Todes des befähigten Heerführers Abd ar-Rahman. Und es gibt bei Muslimen bis heute die Vorstellung, dass es damals beinahe gelungen sei, die christlich-westliche Kultur komplett zu überrennen. Doch, Inschallah, Allah hat es eben nicht gewollt..
Die Araber wären nicht müde geworden, weiter zu ziehen. Ihr Glaube von kämpferisch-missionarischem Charakter drängte sie dazu. Aber: es galt noch eine Restherrschaft im galizischen Nordwestspanien aufzulösen - dies gelang jedoch wegen des bergigen Geländes nicht -, außerdem waren die muselmanischen Heere aufgrund klimatischer Hemmnisse und eines immer länger werdenden Versorgungsweges am weiteren Vordringen gehindert und abgeschnitten.
Eine geringere Bedeutung haben diese Ereignisse auch vor dem Hintergrund damals erheblich geringerer Besiedelungsdichte und aufgrund des Charakters der damaligen muslimischen Expansion als Politik der Nadelstiche und Raubzüge. Die Heerzüge der Araber waren mit neuzeitlicher Kriegsführung nicht vergleichbar. Es handelte sich eher um das raubzug-mäßige Ausziehen einiger hunderter bis tausender Soldaten durch eine dünn besiedelte Landschaft, die solchen Gruppen faktisch kaum Widerstand bot, die auch - selbst im Falle militärischer Erfolge - damit längst noch nicht in der Lage gewesen wären, ihre örtliche Vorherrschaft mittelfristig zu sichern. Eine dauerhafte muslimische Herrschaft im mittelalterlichen Mitteleuropa anstelle des sich entwickelnden Frankreiches ist somit reine Spekulation: die Voraussetzungen hierfür waren einfach nicht gegeben.
Weiterhin hatte die Schlacht in Gallien mit dem Tod ihres Anführers Abd ar-Rahman in der arabischen Geschichtsschreibung eine zumindest makrohistorische Bedeutung.
Siehe auch: Liste von Schlachten, Liste der Schlachten von weltgeschichtlicher Bedeutung
Literatur
- Thomas R. P. Mielke: Karl Martell. Der erste Karolinger, Bergisch-Gladbach: Lübbe, ³2002. - ISBN 3-404-14657-3
- William M. Watt: Der Einfluß des Islam auf das europäische Mittelalter, Berlin, ²2001. - ISBN 3-8031-2420-4