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AGM-12 Bullpup

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Vorlage:Infobox Raketen

Die AGM-12 Bullpup ist eine manuell gelenkte Kurzstrecken-Luft-Boden-Rakete (Air Ground Missile – AGM) die von Martin Marietta für die US-Navy und später Air Force entwickelt wurde. Sie wurde von 1959 bis 1978 (Navy) eingesetzt. Damit war sie die erste in Serie gebaute gelenkte Luft-Boden-Rakete der Welt. Sie wurde aber auch von einigen NATO-Partnern und anderen Ländern eingesetzt.

Technik und Funktion

Die AGM-12A und -B haben einen zylindrischen Körper in dem die Elektronik, Gefechtskopf und Treibstofftank untergebracht sind. Zur Front hin verläuft sie kegelförmig. An der Spitze befindet sich 4 Canards, in X-Form. Mit diesen werden die Steuerkommandos des Bordschützen, elektropneumatisch von der Bullpup umgesetzt. Am Heck, beim Triebwerk, wird sie leicht konisch. Kurz davor sind vier große Heckflossen ebenfalls in X-Form angebracht, die einem Deltaflügel ähnlich sind. Diese Flügelflächen dienen nur dazu, dass die Bullpup ihre Richtungsstabillität hält, sowie in Zusammenarbeit mit dem Kreiselsystem nicht ins Rollen um die eigene Achse gerät. Bei der AGM-12C sieht die Körperform, bedingt durch den größeren Durchmesser erheblich anders aus. Denn hinter der Spitze gibt es eine konische Vergrößerung von 30 auf 46 cm. Auch sind die Heckflossen nun wesentlich größer. Sie haben aber eine Trapezform, wobei sich die Flossenhöhe von vorne nach hinten verringert.

Die erste Version der Bullpup, die AGM-12A, war mit einem Mk 8 Mod 1 Feststoff-Raketenmotor der Firma Aerojet-General ausgerüstet der 2,5 Sekunden lang, ca. 38 kN Schub liefert.[1] Spätere Versionen sind mit Flüssigstoff-Raketenmotoren der Firma Thiokol vom Typ LR-58-RM-4 (AGM-12B/D) der ca. 53,9 kN Schub, 2,04 Sekunden lang leistet, beziehungsweise LR-62-RM-2/-4 (AGM-12C/E) ausgerüstet. Als Treibstoff verwendet das LR-58 und -62 eine Gemisch aus Amine das MAF-l (mixed amine fuel-1) genannt wird, einem Oxidator sowie rote rauchende Stickstoffsäure die wenn sie zusammen gemischt werden, die eine Hypergole Eigenschaft (Selbstzündend) besitzen. Das Gewicht aller Raketenmotoren, ist trotz unterschiedlicher Gesamtmasse der Bullpup, annähernd gleich und betrug etwa 91 kg.

Die Bullpup wurde nach Abschuss vom Bordschützen manuell über einen Joystick im Cokpit, per Funkfernsteuerung nach Sicht gelenkt. Der Nachteil dieses Systems war, dass der Schütze immer Sichtkontakt mit der Rakete haben musste. In der ersten Version (AGM-12A) musste außerdem das Trägerflugzeug weiter in grader Linie auf das Ziel zu fliegen. Dies wurde erst mit der AGM-12B, die eine überarbeitete Elektronik hatte leicht verbessert. Jetzt konnte das jeweilige Trägerflugzeug vom Kurs der Bullpup etwas abweichen ohne das es zum Verlust der Funkverbindung kam. Das Trägerflugzeug selbst musste mit einem Airborne Flight/Remote Control Radio (kurz AN/ARW) vom Typ -73 und später -77 ausgerüstet sein, damit es die Bullpup verschießen konnte[2]. Mit dem AN/ARW-73 war nur die A-4 Skyhawk, F-105 Thunderchief ausgerüstet. Das AN/ARW-77 hingegen nutzten unter anderem die A-7, F-4, F-5, F-8, und P-3B Orion.

Aber neben der nicht so optimalen Zielelektronik hatte die die Bullpup noch andere Schwächen. So betrug ihre Trefferwahrscheinlichkeit nur 66%[3] und dies bei einem Streukreisradius (CEP) von etwas über 9 m. Weiter gab es immer wieder Probleme mit den Schweißnähten, so wie fehlerhaften Schnittstellen zwischen Elektronik und VHF-Antenne.

Geschichte

Die Entwicklung der AGM-12 Bullpup wurde 1953 von der US Navy initiiert. Da man während des Koreakrieges feststellen musste, das man keine effektive Waffe zur Verfügung hatte mit der man schnell und präzise statische Ziele, wie zum Beispiel Brücken, ausschalten konnte. Eine weitere Anforderung war die Möglichkeit des Einsatzes durch trägergestützte Flugzeuge. Es wurde eine Ausschreibung durchgeführt bei der unter mehreren Angeboten Martin Marietta im April des Jahres 1954 den Zuschlag erhielt. Die Bezeichnung der Rakete lautete ASM-N-7 Bullpup, sie war die erste gelenkte Luft-Boden-Rakete. Während ihrer Entwicklungsphase bekamm die Bullpup die Bezeichnung XASM-N-7, wobei das X auf den experimentellen Status hinweist. Viele der damals vorgestellten Daten stimmten schon grob mit der späteren Serien Bullpup überein. Nur beim Gewicht (245 kg) und der Geschwindigkeit (Mach 2) konnten bei der Serienversion (259 kg, Mach 1,8) nicht eingehalten werden. Auch schlug man drei verschiedene Gefechtsköpfe vor. Man wollte die hochexplosive AN-M57 Bombe, die AN-M81 Splitterbombe oder die Mk81 nutzen[4].

Die ASM-N-7 war noch mit einem Feststoff-Raketenmotor ausgerüstet, erst mit der Einführung der Baureihe ASM-N-7a wurde dieser durch einen LR-58 Flüssigstoff-Raketenmotor der Firma Thiokol ersetzt. Offiziell wurde die ASM-N-7 bei der US Navy am 25. April 1959 an Bord der USS Lexington bei den an Bord befindlichen A-4 Skyhawk in Dienst gestellt.[5] Neben den A-4 Skyhawk wurde sie für die AF-1E Fury und den SH-34 zugelassen. Aber schon im Jahr 1954 zeigte die US Air Force ebenfalls Interesse an der Bullpup. Man wollte aber nicht die gleiche Rakete wie die US Navy verwenden, da zu dieser Zeit große Rivalitäten zwischen den Teilstreitkräften bestanden. Daher wurde Martin Marietta beauftragt, ein Derivat mit der Projektbezeichnung White Lance und dem späterem Namen GAM-79 zu entwickeln. Es sollte, anders als bei der Navy, von Beginn an ein Raketenantrieb Flüssigtreibstoff verwendet werden. Außerdem sollte diese Version mit einem Nuklearsprengkopf bestückt werden können und die Zielelektronik sollte weiter verbessert werden. Aber die Entwicklung der GAM-79 brauchte ihre Zeit, und während dieser Entwicklungszeit kaufte die USAF die ASM-N-7, führte sie aber unter der Bezeichnung GAM-83 ein und auf den Flugzeugtypen North American F-100 und Republic F-105 eingesetzt. Die ASM-N-7 und die GAM-83 sollten ab 1963 die Bezeichnung AGM-12A erhalten. Weiter wurde eine Trainingsversion, mit der die Piloten üben konnten, der AGM-12A gebaut. Sie wurde zuerst als TGAM-83 und später als ATM-12A geführt.[6]

Die US-Navy nahm von der Entwicklung der GAM-79 durch die Air Force Notiz und stattete in der Folgezeit ihre ASM-N-7 mit einem Flüssigstoff-Raketenmotor aus. Diese jetzt unter der Bezeichnung ASM-N-7A geführte Baureihe unterschied sich gegenüber ASM-N-7 nur durch den Flüssigstoff-Raketenmotor so wie einigen kleinen Verbesserungen am Gefechtskopf. Sie wurde ca. 1960 bei der US-Navy in Dienst gestellt. Aber die Air Force wiederum konnte die White Lance alias GAM-79 schon im Jahr 1958 in Dienst stellen, dies geschah aber unter dem Namen GAM-83A. Da die ASM-N-7A und GAM-83A fast Zeitgleich entwickelt wurden, unterscheiden sie sich auch nur in Details, vor allem aber bei der Zielelektronik (GAM-83A). Beide Raketen sollten ab 1963 die Bezeichnung AGM-12B erhalten. Wobei es noch eine Trainer Variante, die ATM-12B gab. Auf welcher der beiden Raketen die ATM-12B basiert ist unbekannt.

Aber die Navy strebte eine verbesserte Version als die ASM-N-7A an. Ab dem Jahr 1959 wurde die ASM-N-7B entwickelt. Sie sollte einen auf 1000 Pfund (453 kg) vergrößerten Gefechtskopf erhalten. Zu der Zeit (1959) wurde die ASM-N-7B auch als Super Bullpup bezeichnet, wobei diese keine offizielle war.[7] Es wurde weiter ein verbesserter Flüssigstoff-Raketenmotor vom Typ LR-62-RM-2/-4 eingesetzt, dies geschah um bei dem nun größerem Gesamtgewicht die gleiche beziehungsweise eine etwas größere Reichweite zu erhalten. Die ASM-N-7B wurde für die Flugzeuge North American A-5, Grumman A-6 und Vought F-8E zugelassen. Sie wurde ab 1963 als AGM-12C bezeichnet.

Aus der GAM-83A entwickelte Martin für die US Air Force noch ein Derivat (ab Februar 1960), welches ab 1962 produziert wurde und über die Nuklearoption in Form eines W-45 Nuklearsprengkopfes verfügen sollte. Da der Nuklearsprengkopf etwas größer als der originale konventionelle war, wurde der Durchmesser der GAM-83A etwas vergrößert. Diese nukleare Version der GAM-83A erhielt die Bezeichnung GAM-83B welche ab 1963 in AGM-12D umgeändert wurde. Von der D Version wurden nur 100 Stück produziert und schon zwischen 1967 bis 1978 ausgemustert.[8]

Als letzte Version gab es noch die E Version. Sie bekam von Anfang an die Bezeichnung AGM-12E Bullpup, da sie 1966/67 in Dienst gestellt wurde. Sie baut auf der AGM-12C auf, verwendet aber keinen herkömmlichen Gefechtskopf, stattdessen wurde dieser durch ca. 800-900 BLU-26/B Bomblets ersetzt.

Später gab es noch einige Projekte die auf der Bullpup basierten und deren Fähigkeiten erheblich verbesserten. Keine dieser experimentellen Raketen wurde je in Serie produziert. Sie hatten die Bezeichnungen AGM-79 Blue Eye (Martin Marietta), AGM-80 Viper (Chrysler) und AGM-83 Bulldog (Texas Instruments).

Die letzten AGM-12 der Navy wurden vom Petrol Squadron VP-1 im Juli des Jahres 1978 von drei P-3B Orion verschossen und wurden anschließend ausgemustert[9].

In der damaligen Sowjetunion gab es eine Luft-Boden-Rakete die als Pendant der Bullpup bezeichnet wird, dies ist die AS-7 Kerry.

Kurzübersicht

Eine AGM-12C Bullpup (rechts), daneben eine AGM-12B (links)
aktuell (ab 1963) veraltet (bis 1963)
AGM-12A ASM-N-7
GAM-83
AGM-12B ASM-N-7A
GAM-83A
AGM-12C ASM-N-7B
AGM-12D GAM-83B
AGM-12E

Einsatzländer

Eine AGM-12B Bullpup

Die Bullpup wurden von USA in den unterschiedlichen Versionen (A-E) ca. 56668-mal gebaut, bevor sie in einem Zeitraum von Beginn der 1970er bis zu den 1980er Jahren bei der US-Armee endgültig ausgemustert wurde[10]. Außerdem wurde die Bullpup (AGM-12B) von einem europäischem Konsortium hergestellt. Zu diesem Konsortium gehörten Norwegen (Kongsberg Våpenfabrikk) als Hauptproduzent, Großbritannien (de Havilland), Dänemark und die Türkei.

Dänemark

Bei der Flyvevåbnet nutzte man die AGM-12B mit der F-104G und Saab 35XD als Trägerflugzeug.

Vereinigtes Königreich

Großbritannien zeigte schon 1960 Interesse an der Bullpup aber erst 1962 bekam man die AGM-12B. Als Trägerflugzeuge wurde die Supermarine Scimitar, Blackburn B-103 Buccaneer und die De Havilland D.H.110 der Royal Navy (ab 1962–64) und Royal Air Force benutzt. Die britische Firma de Havilland Aircraft Company unterstützte die Kongsberg Våpenfabrikk beim Bau von insgesamt 2500 AGM-12B. Wobei 1000 AGM-12B aus den USA geliefert wurden, um die Zeit bis Produktionsbeginn bei Kongsberg zu überbrücken.[11]

Israel

Die Israelischen Luftstreitkräfte nutzten die AGM-12B an der McDonnell F-4E und Douglas A-4 Skyhawk. Es wurden insgesamt 760 Bullpup in 2 Tranchen (à 550/210 Stück) zwischen den Jahren 1969 bis 1976 aus den USA geliefert.[12]

Norwegen

Die Luftforsvaret nutzte die Bullpup als Seezielflugkörper mit der P-3B, F-5 und F-104G.[13] Außerdem Produzierte die Kongsberg Våpenfabrikk für sie die AGM-12B, zwischen 1963 bis 1969, 1500 mal in Lizenz.

Türkei

Die Türkische Streitkräfte nutzten AGM-12B an zusammen mit F-100 Super Sabre und F-104G.

Vereinigte Staaten

Ursprünglich von Martin Marietta entwickelt und verbessert, produzierte denn größten Teil der AGM-12 die Firma Maxson Electronics. Die diversen Varianten der Bullpup wurden Flugstaffeln der US-Navy, Air Force und des Marine Corps genutzt.

Verwendete Trägerplattformen

Eine FJ-4B Fury mit 6 AGM-12A Bullpup

Hubschrauber:

Flugzeuge:

Verweise

Commons: AGM-12 Bullpup – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. R.H. Quillin, E.M. Parry: Investogation of stowage hazards in air launched Missile Magazines: The Compatibility of prepackaged liquid- and solid propellant bullpup Missiles in a common shipboard magazine. US Naval Weapon Laboratory, 1962.
  2. AN/ Airborne Electronic Equipment
  3. Patrol Squadron (VP) Histories VP-1 to VP-153, Kapitel 3, S. 37
  4. CHARACTERISTICS OF TACTICAL, STRATEGIC AND RESEARCH MISSILES von C. M. Hanson, 22. April 1957, S. 17
  5. Ausgabe von Flight International vom 6. November 1959, S. 522.
  6. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen dod.
  7. Ausgabe von Flight International vom 6. November 1959, Seite 522
  8. Complete List of All U.S. Nuclear Weapons
  9. Patrol Squadron (VP) Histories VP-1 to VP-153, Kapitel 3, S. 20
  10. Seriennummern der USAF von 1958–70
  11. Post-war Chronology of Royal Navy Events, Part 3 – 1961–70
  12. Transfers of major conventional weapons: sorted by supplier. Deals with deliveries or orders made for year range 1950 to 1991, von sipri.org, generiert am 11. Januar 2010.
  13. Ausgabe von Flight International vom 4. Oktober 1980, Seite 1359