Erkenbert von Frankenthal

Erkenbert von Frankenthal (* um 1079 in Worms; † 24. Dezember 1132, in Frankenthal) war ein Adeliger aus dem Geschlecht der Kämmerer von Worms, Klosterstifter und Propst auf dem Gebiet des späteren Frankenthal (Pfalz). Er wurde im alten Bistum Worms und wird in der heutigen Diözese Speyer als lokaler Seliger verehrt.
Leben
Erkenbert - oft auch Eckenbert - wurde um 1079 in Worms als Sohn des Riegemar (auch Reginmar), bischöflicher Lehensmann und Kämmerer sowie der Hebiga, einer edlen Matrone geboren. Offenbar stammt Erkenbert nicht aus dem Adelsgeschlecht derer von Dalberg, da diese erst später als Kämmerer von Worms erscheinen. Erzogen im Kloster Limburg avancierte Erkenbert selbst zum Ministerialen in Worms und besaß ein Gut im benachbarten Dorf Frankenthal. Erkenbert heiratete die edle Richlinde, Tochter des Rüdiger. Gemeinsam hatten sie die Söhne Wolfram und Cuno. Nach einer schweren Krankheit und einer Vision fasste er den Beschluss sein Leben radikal zu ändern. Erkenbert verschenkte seinen Besitz und gründete von dem Rest auf seinem Gutsbesitz beim heutigen Frankenthal ein Kloster. Mit Einwilligung seiner Frau trennte er sich von ihr und wurde Mönch in seiner Klosterstiftung Frankenthal. Urkundlich belegt ist die Gründung des dortigen Augustiner Chorherrenstifts am 27. Mai 1119, welches sechs Jahre später vom Wormser Bischof Burkhard II. geweiht wurde. Erkenbert legte somit gleichzeitig den Grundstein für die Entwicklung der heutigen Stadt. Erst lebte er als Frater in seiner Gemeinschaft, übernahm 1127 als Propst deren Leitung und empfing 1129 auf Wunsch des Wormser Bischofs die Priesterweihe.
Tod und Andenken


Erkenbert verstarb am 24. Dezember 1132. Am Stephanstag den 26. Dezember begrub ihn der Wormser Bischof persönlich in der Frankenthaler Stiftskirche, der heutigen Erkenbertruine „am Altar der Heiligen Maria, gerade an dem Aufstieg zum Sanktuarium“, wie es die Vita beschreibt. [1] Schon wenig später wurde er in der Diözese Worms als Heiliger verehrt und neben Maria Magdalena als Schutzpatron des Frankenthaler Klosters angerufen. Die persönliche Beerdigung durch den Bischof werten Historiker als Indiz der bei seinem Tode bereits bestehenden Verehrung Erkenberts. Diesbezüglich enthält auch seine Lebensbeschreibung eine interessante Passage: „Aus verschiedenen Orten strömten nun unendlich viele Menschen jeden Geschlechts zusammen und baten, man möge ihnen den Leib des Verblichenen zeigen. Als dies geschah entstand ein lautes Weinen“.
Das Leben des Seligen Erkenbert wird uns überliefert durch eine kontemporäre Vita aus dem 12. Jahrhundert. Das Original ist verschollen, eine Abschrift fertigte um 1475 ein Augustinermönch im Kloster Kirschgarten zu Worms und sie ist uns als Teil seiner sogenannten „Kirschgartener Chronik“ erhalten. Diese lag Jahrhunderte unbeachtet im Wormser Stadtarchiv und wurde erst 1880 wiederentdeckt. Eine zweite Quelle zu Erkenberts Lebensgang ist eine Vita in Reimform, niedergeschrieben von einem Schulmeister Heinrich Michael. Von dieser Reimchronik existieren noch mehrere Handschriften aus der Zeit um 1300. Die Angaben in der alten Reimchronik und in der Kirschgartener Vita sind bis auf unbedeutende Abweichungen deckungsgleich. [2]
Nach Erkenberts Tod blühte seine Stiftung weiter auf. Landläufig wurde sie auch als Kloster „Groß-Frankenthal“ bezeichnet. Es existierte dort ein berühmtes Scriptorium für Handschriften, als deren wertvollste die sogenannte „Frankenthaler Bibel“, ein kostbar verzierter 2-bändiger Foliant aus dem Jahre 1148 erhalten ist. Sie gehörte einst dem Liebfrauenstift Worms, kam 1720 durch Verkauf nach England und befindet sich derzeit in der British Library London (Signatur „mss Harley 2803 – 2804“).
Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz löste das Stift im Zuge der Reformation zwangsweise auf und die Mönche wurden vertrieben. Die letzte Konventualen gingen 1562, in welchem Jahr die Klostergebäude den gerade aus den Niederlanden angekommenen reformierten Glaubensflüchtlingen übergeben wurden.
Im alten Klosterbereich ist die Ruine der romanischen Stiftskirche erhalten, genannt „Erkenbertruine“, die vermutlich noch immer das bisher unentdeckte Grab des Seligen birgt. Auch sonst ist sein Name in Frankenthal durch das städtische Erkenbert-Museum sowie den Erkenbert-Brunnen auf dem Rathausplatz geläufig. Ein Barockgemälde das Erkenbert als Klosterstifter zeigt, hängt im Frankenthaler Rathaus. Es stammt aus der Zeit als die Herrscher der Kurpfalz aus die Linie Pfalz-Neuburg wieder katholisch waren und seine Verehrung in geringem Maße auflebte. Das Bild trägt außerdem das Wappen des Adelsgeschlechtes Dalberg und wurde vermutlich von der Familie in Auftrag gegeben. Die Dalbergs nahmen sich besonders der Verehrung des Seligen an, da sie inzwischen - wie einst Erkenbert - den Titel der Kämmerer von Worms trugen. Sie "reklamierten" Erkenbert förmlich als einen ihrer Verwandten, was aber nicht zutreffend ist. Die Neue Deutsche Biographie (NDB) führt dazu aus:
„... Der nicht verwandte selige Erkenbert (+ 1132), Sohn des bischöfl. Kämmerers Reginmar, wurde erst seit der Humanistenzeit als Ahnherr usurpiert. Tatsächlicher Stammvater ist Giselbert I. von Rüdesheim (erw. 1130-52), dessen Enkel Gerhard (erw. 1208-39) als Vicedom in Worms auftrat, während der Urenkel Gerhard der Jüngere (erw. 1220-48) seit 1239 erstmals das Amt eines Kämmerers bekleidete, das bei seinen Nachkommen erblich wurde.“
Die Verehrung Erkenberts beschränkte sich hauptsächlich auf das Bistum Worms, zu dessen geistlicher Jurisdiktion Frankenthal bis 1801 gehörte. Nach dessen Untergang kam es zum neu gegründeten Bistum Speyer, das den traditionellen Kult übernahm. Der Todestag, 24. Dezember, ist der Gedenktag des Seligen.
Frau und Kinder
Erkenberts Ehefrau Richlinde (Richlindis) folgte dem Beispiel ihres Mannes. Sie gründete etwas später das nahegelegene Augustiner Chorfrauenstift, genannt „Klein-Frankenthal“ (um es von Erkenberts Kloster zu unterscheiden), welches der Wormser Bischof Konrad II. 1139 weihte. Richlinde überlebte ihren Mann und starb gemäß Überlieferung am 26. Dezember 1150 in ihrem Konvent. Das Kloster Klein-Frankenthal wurde bereits 1431 durch Papst Eugen IV. aufgehoben. Zwischen 1685 und 1802 dienten die mehrfach zerstörten Gebäude als Kapuzinerkloster, später befand sich dort die staatliche Heil- und Pflegeanstalt mit der alten Kapuzinerkirche. Der gesamte Komplex ging im Zweiten Weltkrieg unter.
Laut der Vita wählten auch die Söhne Erkenberts und Richlindes den geistlichen Stand, starben aber noch vor der Priesterweihe; Wolfram als Diakon und Cuno als Subdiakon.
Literatur und Quellen
- Hans Soldan: „Beiträge zur Geschichte der Stadt Worms“, Verlag Eugen Kranzbühler, Worms, 1896 (dort ist auch die Vita im Originalwortlaut abgedruckt).
- Pilgerkalender (Jahrbuch des Bistums Speyer) 1962: „Die Stiftung des Seligen Erkenbert“
- Jutta Hofmann, Rainer Stocké: „Frankenthal Pfalz“, Landau 1986, ISBN 3-87629-086-4
- Volker Christmann: „Frankenthal - Bilder aus der Vergangenheit“, Frankenthal 1977
- Walther Albrechtm Klaus Bolte: „Frankenthal und Umgebung“, Grünstadt 1986, ISBN 3-922579-20-5
- Sonja Steiner-Welz: „Mannheim, tausend Fragen und Antworten“, Mannheim, 2001; Buchscan der Seite über den Seligen Erkenbert
Weblinks
- Erkenbert von Frankenthal im „Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon“ von Traugott Bautz (BBKL)
- Erkenbert von Frankenthal im Ökumenischen Heiligenlexikon
- Gedenkseite für den Seligen Erkenbert, im Web-Portal des Bistums Münster
Einzelnachweise
- ↑ Franz Xaver Remling: Urkundliche Geschichte der ehemaligen Abteien und Klöster im jetzigen Rheinbayern, 2 Bde., Neustadt a.d.H. 1836, Neudruck München 1913 (Pfälzische Bibliothek, Bd. 1, 1-2), Nachdruck Pirmasens 1973
- ↑ Hans Soldan, „Beiträge zur Geschichte der Stadt Worms“, Verlag Eugen Kranzbühler, Worms, 1896
Personendaten | |
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NAME | Erkenbert von Frankenthal |
ALTERNATIVNAMEN | Ekenbert |
KURZBESCHREIBUNG | katholischer Priester, Klosterstifter, Seliger im Bistum Speyer |
GEBURTSDATUM | um 1079 |
GEBURTSORT | Worms |
STERBEDATUM | 24. Dezember 1132 |
STERBEORT | Frankenthal (Pfalz) |