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Bhut Jolokia

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Bhut Jolokia

'Bhut Jolokia'

Systematik
Euasteriden I
Ordnung: Nachtschattenartige (Solanales)
Familie: Nachtschattengewächse (Solanaceae)
Gattung: Paprika (Capsicum)
Art: Capsicum chinense
Bhut Jolokia
Wissenschaftlicher Name
Capsicum chinense cv. 'Bhut Jolokia'

Die 'Bhut Jolokia' oder 'Naga-Jolokia'-Chili ist eine Varietät der Paprika-Art Capsicum chinense. Messungen des Chile Pepper Institute der New Mexico State University ergaben Rekordwerte von über einer Million Scoville-Einheiten,[1] etwa doppelt so viel wie der bisherige Rekordhalter 'Red Savina'. Aufgrund dieser Messwerte wurde sie 2006 vom Guinness-Buch der Rekorde als schärfste Chili der Welt aufgenommen und ersetzte damit die 'Red Savina'.

Beschreibung

Reife und grüne Bhut Jolokia

'Bhut Jolokia'-Pflanzen erreichen im Anbau eine Wuchshöhe von etwa 120 cm[2], Berichte aus Nordindien sprechen von Küchengärten, in denen drei Jahre alte Pflanzen eine Höhe von etwa 4 m erreichen[3]. Die Morphologie entspricht der von typischen Vertretern der Art Capsicum chinense: Die Oberfläche der Laubblätter wirkt runzelig, die Blüten stehen oft paarweise (gelegentlich auch zu dritt[2]) in den Achseln der Sprossachse, sind nach unten hängend und besitzen cremeweiße Kronen. Die Staubblätter bestehen aus einem purpurnen Staubfaden, an dem ein blauer Staubbeutel steht. Die für Capsicum chinense typische Einschnürung zwischen Blütenstiel und Kelch ist zwar nur undeutlich ausgeprägt, aber dennoch zu erkennen.[1]

Da die Pflanze einen hybriden Ursprung besitzt, tritt oftmals ein Absterben des Pollen auf, was zu einer verringerten Bestäubungsrate und damit dem Abfallen von Blüten führt.[2] Die Früchte reifen von grün nach leuchtend rot ab, im Norden Indiens sind auch Landrassen mit orangen, hellroten und schokoladenbraunen Früchten bekannt[3]. Sie erreichen eine Länge von 5 bis 8 cm, sind langgestreckt und besitzen eine gewellte Oberfläche.[1] In den Früchten wurden zwischen 22 und 47 Samen gezählt[3].

Anbau

Traditioneller Anbau in Indien

In Nordindien werden 'Bhut Jolokia'-Pflanzen sporadisch in Mischkultur mit Reis in der Jhum-Wechselkultur angebaut oder in kleinen Hausgärten gezogen. Die Pflanzen werden entweder direkt ausgesät oder als ein bis zwei Monate alter Setzling in die Reisfelder gesetzt, auf denen zuvor oftmals Bambus gerodet und verbrannt wurde. Die Haupternte erfolgt meist im August und September. In den Hausgärten werden oftmals schattigere Plätze für die Pflanzen bevorzugt, da hier der Ertrag höher sein soll als an sehr sonnigen Standorten.[3]

Anbaubedingungen

Die ideale Keimtemperatur der Samen liegt zwischen 26 °C und 32 °C in feuchtem Substrat. Die Keimung erfolgt oft sehr langsam und kann bis zu 36 Tage benötigen. 'Bhut Jolokia' benötigen eine sehr lange Reifezeit, so dass zwischen Aussaat und Ernte bis zu 160 Tage vergehen können.[4]

Geschichte und Erforschung

Die erste Erwähnung der 'Bhut Jolokia' in der wissenschaftlichen Literatur ist eine im August 2000 erschienene Veröffentlichung indischer Wissenschaftler, die durch HPLC-Messung einen Schärfegrad von 855.000 Scoville-Einheiten ermittelten. Sie bezeichneten die Sorte als 'Tezpur'-Chili beziehungsweise 'Naga Hari' und ordneten sie der Art Capsicum frutescens zu.[5] Von westlichen Wissenschaftlern, die durch einen Zeitungsbericht in der „International Herald Tribune“ auf die Chili aus Indien aufmerksam wurden, wurden diese Ergebnisse skeptisch betrachtet. Zum einen war aus der Veröffentlichung nicht zu erkennen, ob und in welchem Maße die für eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse notwendigen Kalibrierungen vor der HPLC-Messung durchgeführt wurden; zum anderen waren keine auch nur annähernd so hohen Schärfewerte von Capsicum frutescens bekannt und auch für die bis dahin als schärfste Chili bekannte 'Red Savina' wurde nur eine Schärfe von 577.000 Scoville-Einheiten angegeben.[6]

Ab 2001 wurden in Indien gesammelte 'Bhut Jolokia'-Samen im Chile Pepper Institute der New Mexico State University unter Leitung von Paul Bosland vermehrt. Durch einen geringen Fruchtansatz und einer geringen Samenanzahl in den Früchten waren erst 2005 genügend Samen vorhanden, um einen Vergleichsversuch zwischen 'Bhut Jolokia', 'Red Savina' und einer handeslüblichen, orangen Habanero-Sorte zu starten. Untersuchungen der DNS ergaben, dass 'Bhut Jolokia' eine natürliche Hybride der beiden Arten Capsicum chinense und Capsicum frutescens ist. Das Erbgut ähnelt vor allem dem ersterer Art, Gene aus Capsicum frutescens sind wahrscheinlich durch natürlich Introgression eingeführt. Die gleichzeitig durchgeführte Messung der Schärfe ergab für 'Bhut Jolokia' 1.001.304 Scoville-Einheiten, die Habanero erreichte 357.729 Scoville-Einheiten und die 'Red Savina' sogar nur 248.556 Scoville-Einheiten.[1]

Im Herbst 2006 gab das Guinness-Buch der Rekorde bekannt, dass die 'Bhut Jolokia' als schärfste Chili-Sorte der Welt anerkannt wird und damit der bisherige Rekordhalter 'Red Savina' verdrängt wurde.[7]

Etymologie

Die unterschiedlichen Namen, die für diese extrem-scharfe Chili verwendet werden, verweisen alle auf die gleiche Sorte, sie sind auf unterschiedliche lokale Bezeichnungen in Nordindien zurückzuführen. 'Bhut Jolokia' bedeutet in etwa soviel wie „Geisterchili“, 'Bih Jolokia' „Giftchili“ und der Name 'Naga Jolokia' verweist auf das als kriegerisch bekannte Volk der Naga, die einst das Nagaland bevölkerten.[6] Berichte aus Indien gehen jedoch davon aus, dass die Übersetzung von 'Bhut' nach „Geist“ nur eine Deutung westlicher Wissenschaftler ist und der korrekte Name vielmehr 'Bhot Jolokia' oder 'Bhoot Jolokia' wäre, was auf die Herkunft der Chili aus Bhutan zurückzuführen ist.[8][3]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b c d Paul W. Bosland und Jit B. Baral: ‘Bhut Jolokia’ — The World's Hottest Known Chile Pepper is a Putative Naturally Occurring Interspecific Hybrid. In: Horticultural Science. Band 42, Nummer 2, 2007, S. 222–224.
  2. a b c Dave DeWitt und Paul W. Bosland: Top Hundred (Or So) Chile Peppers for the Garden. In: The Complete Chile Pepper Book, Timber Press, Portland, London, 2009. S. 17–65. ISBN 978-0-88192-920-1.
  3. a b c d e Raktim Ranjan Bhagowati und Sapu Changkija: Genetic Variability and Traditional Practices in Naga King Chili Landraces of Nagaland. In: Asian Agri-History, Band 13, Nummer 3, 2009. S. 171–180.
  4. Chile Pepper Institute: Special Bhut Jolokia Tips, online, abgerufen am 31. Januar 2010.
  5. Ritesh Mathur, R. S. Dangi, S. C. Dass und R. C. Malhotra: The hottest chilli variety in India. In: Current Science. Band 79, Nummer 3, August 2000. S. 287–288.
  6. a b Dave DeWitt und Paul W. Bosland: Capsaicin and the Quest for the World's hottest Pepper. In: The Complete Chile Pepper Book, Timber Press, Portland, London, 2009. S. 156–163. ISBN 978-0-88192-920-1.
  7. New Mexican State University: NMSU is home to the world’s hottest chile pepper, Pressemitteilung, Februar 2007. Online, abgerufen am 31. Januar 2010.
  8. Manoj Anand: Assam’s mirch will help make chilli grenade. In: The Asian Age, online, abgerufen am 31. Januar 2010.