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Talheim (Landkreis Heilbronn)

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Wappen Deutschlandkarte
Talheim (Landkreis Heilbronn)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Talheim hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 5′ N, 9° 12′ OKoordinaten: 49° 5′ N, 9° 12′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Stuttgart
Landkreis: Heilbronn
Gemeindeverwal­tungsverband: „Flein-Talheim“
Höhe: 236 m ü. NHN
Fläche: 11,62 km2
Einwohner: 5023 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 432 Einwohner je km2
Postleitzahl: 74388
Vorwahl: 07133
Kfz-Kennzeichen: HN
Gemeindeschlüssel: 08 1 25 094
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Rathausplatz 18
74388 Talheim
Website: www.talheim.de
Bürgermeister: Rainer Gräßle (parteilos)
Lage der Gemeinde Talheim im Landkreis Heilbronn
KarteAbstattAbstattBad FriedrichshallBad RappenauBad WimpfenBeilsteinBeilsteinBeilsteinBrackenheimCleebronnEberstadtEllhofenEllhofenEppingenErlenbachFleinGemmingenGüglingenGundelsheimHardthausen am KocherHeilbronnIlsfeldIttlingenJagsthausenJagsthausenKirchardtLangenbrettachLauffen am NeckarLauffen am NeckarLehrensteinsfeldLeingartenLöwensteinLöwensteinLöwensteinMassenbachhausenMöckmühlNeckarsulmNeckarwestheimNeudenauNeuenstadt am KocherNordheimObersulmOedheimOffenauPfaffenhofenRoigheimSchwaigernSiegelsbachTalheimUntereisesheimUntergruppenbachWeinsbergWiddernWüstenrotZaberfeld
Karte

Talheim ist eine Gemeinde im Landkreis Heilbronn in Baden-Württemberg. Sie gehört zur Randzone der Metropolregion Stuttgart.

Geografie

Geografische Lage

Talheim liegt im Süden des Landkreises Heilbronn am Neckar. Die Gemarkung grenzt im Norden an die Großstadt Heilbronn, im Süden an Lauffen am Neckar und wird von der Schozach, einem Zufluss des Neckars, durchzogen. Nordöstlich des Ortes befindet sich der 285 m hohe Haigern, welcher neben dem südöstlich gelegenen 304 m hohen Sonnenberg die höchste Erhebung auf Talheimer Gemarkung ist. Die tiefste Stelle auf Talheimer Gemarkung befindet sich am Neckar und beträgt 116,3 m.[2]

Nachbargemeinden

Nachbarstädte und -gemeinden Talheims sind (im Uhrzeigersinn, beginnend im Nordosten): Flein, Untergruppenbach, Ilsfeld, Lauffen am Neckar (alle Landkreis Heilbronn) und Heilbronn (Stadtkreis). Zusammen mit Flein bildet Talheim den Gemeindeverwaltungsverband „Flein-Talheim“ mit Sitz in Flein.

Gemeindegliederung

Zu Talheim gehören keine weiteren Ortsteile, aber als Orte im geographischen Sinne die Höfe Haigern, Hohrain und Talheimer Hof sowie der Wohnplatz Rauher Stich.[3]

Gewässer

Auf der Gemarkung Talheims liegen zwei Seen: Zum einen der Tauchsteinsee, der südlich des Ortes in einem ehemaligen Steinbruch entstanden ist und vom Talheimer Fischerverein als Angelgrund genutzt wird. An dessen Ufer findet seit den 1980er Jahren jährlich am 1. Weihnachtsfeiertag ein Gottesdienst der ev. Kirche statt. Ein weiterer See (Frankelbachsee) befindet sich Richtung Untergruppenbach. Auch dieser wird zum Angeln verwendet.

Geschichte

Frühe Besiedlung und erste Erwähnung

Obere Burg von Westen gesehen

Die Gemarkung Talheim war bereits in der Jungsteinzeit besiedelt. Skelett- und Keramikreste weisen auf eine Siedlung der Bandkeramiker um etwa 5000–4900 v. Chr. hin. 1983 wurden in Talheim 34 Skelette jungsteinzeitlicher Menschen gefunden, die alle Spuren eines Kampfes aufwiesen. Dieser Kampf wurde seitdem als Massaker von Talheim bekannt, die Funde wurden mehrfach in Ausstellungen der Öffentlichkeit vorgestellt.

Der Ursprung der heutigen Besiedlung Talheims datiert auf das 6. oder 7. Jahrhundert. Die Ortsnamensendung „-heim“ deutet auf eine Gründung im Zuge der fränkischen Landnahme hin. Erstmalig urkundlich erwähnt wurde Talheim im Jahr 1230. Um diese Zeit wurde auch der durch Talheim führende Handelsweg von Heilbronn nach Cannstatt zur Reichsstraße erhoben.

Reichsritterschaftliche Besitzverhältnisse

Die Ortsherrschaft war unter verschiedenen Ganerben aufgeteilt, die Teile des Ortes als Allod- oder Lehenbesitz besaßen. Bis ins 17. Jahrhundert sind die Herren von Talheim bezeugt, die in Talheim umfangreichen eigenen Besitz sowie würzburgische, hessische, brandenburgische und württembergische Lehen hatten. Neben den Herren von Talheim zählten zu den Ganerben ab 1453 auch die aus Feuerbach stammenden Herren von Frauenberg, ebenfalls schon im 15. Jahrhundert die Heilbronner Patrizierfamilie Laemmlin und ab 1499 der Deutsche Orden. Der Deutsche Orden konnte seinen Besitzanteil bis 1607 auf zwei Drittel des Ortes erhöhen, das letzte Drittel erwarben im 18. Jahrhundert die Herren von Gemmingen. Die Zehntrechte, verbunden mit der Unterhaltspflicht für die Kirchengebäude, lagen ursprünglich bei den Herren von Talheim, kamen 1597 an die Herren Echter von Mespelbrunn, später an die Herren von Dalberg und 1803 an die Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg.

Württembergische Landgemeinde

1805 kam der zuvor dem Deutschen Orden gehörende Anteil Talheims an Württemberg, im Folgejahr auch der Anteil der Herren von Gemmingen. Talheim kam dann als selbstständige Gemeinde zum Oberamt Heilbronn. 1846 kaufte sich die Gemeinde per Ablösungsvertrag von den Zehntrechten frei. Nach 1848 kam es in Talheim wie auch in anderen Orten wegen der gescheiterten Revolution von 1848 sowie in Folge von Missernten und Wirtschaftskrisen verstärkt zur Auswanderung. Die meisten Auswanderer aus Talheim wurden 1854 mit 43 Personen gezählt. Nach der Reichsgründung 1871 konsolidierten sich die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse, so dass es auch in Talheim zu einem wirtschaftlichen Aufschwung kam. Von dieser Prosperität künden zahlreiche in jener Epoche erbauten Gebäude wie das 1878/79 erbaute Rathaus, das 1880 erbaute evangelische Schulhaus, die 1886 erbaute katholische Kirche und das katholische Schulhaus von 1893.

Bahnhof Talheim kurz vor Fertigstellung um 1900

Der um das Jahr 1900 etwa 1500 Einwohner zählende Ort war bis weit ins 20. Jahrhundert hinein überwiegend landwirtschaftlich geprägt, wobei die Schwerpunkte auf Kartoffel-, Obst- und Weinbau lagen. Wirtschaftliche Bedeutung hatten außerdem die örtlichen Steinbrüche sowie seit der Eröffnung der Bottwartalbahn im Jahr 1900 die Fabrikarbeit für Pendler in andere Orte. Gleichzeitig mit dem Bahnhof war auch eine Postagentur eröffnet worden, die sich im Lauf der Zeit zum Postamt entwickelte. Um 1980 gab der Platzbedarf des Postamts schließlich mit den Anstoß zur Errichtung des Dienstleistungszentrums in der alten Kelter in der Ortsmitte.

Um 1910 erhielt Talheim Anschluss an die Wasser- und Stromversorgung. 1910 ereignete sich außerdem ein Waldbrand, dem zwischen 30 und 40 Morgen des Gemeindewalds zum Opfer fielen. Während die Gemeinde vor dem Ersten Weltkrieg wirtschaftlich noch relativ gut gestellt war und sich unter anderem den Bau des Talheimer Hofs im Gemeindewald leisten konnte, kam es nach dem Krieg in Folge der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung zu Engpässen. Der Bau einer neuen Wasserleitung mit Pumpstation forderte erhebliche finanzielle Aufwendungen, außerdem herrschte um 1920 große Wohnungsnot, die in Talheim zur Beschlagnahmung von Wohnraum für Wohnungssuchende führte. Nach einer kurzen Phase der Erholung in den Jahren nach der Inflation bis 1923, in der unter anderem 1926 die Straßen im Altort im Wesentlichen ihre heutigen Namen erhielten und die Gemeinde mit über 20 Prozent der Einwohner in auswärtigen Erwerbsverhältnissen inzwischen die Kriterien für eine Arbeiterwohngemeinde erfüllte, bekam Talheim ab etwa 1930 die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise zu spüren. Zahlreiche Einwohner wurden arbeitslos, die Bezüge der Gemeindeangestellten wurden gekürzt, es herrschte weitgehend Armut.

Zeit des Nationalsozialismus

Im Jahr 1933 vollzog sich wie überall auch in Talheim die sukzessive Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. Der alte Gemeinderat wurde aufgelöst, ein neuer Gemeinderat trat am 5. Mai 1933 zusammen und wurde unter Ausschluss und Einschüchterung von Andersdenkenden mehrfach umbesetzt, bis ihm schließlich im Frühjahr 1934 nur noch NSDAP-Mitglieder angehörten. Der langjährige Bürgermeister Hans Helmer war seit längerem erkrankt und wurde am 27. Juni vom Amt abgelöst, er verstarb am 12. Juli 1933. Durch einen Erlass des Württembergischen Innenministeriums vom 10. November 1933 wurde der Verwaltungspraktikant Willy Gebhard zum neuen Ortsvorsteher ernannt. Ab dem Spätjahr 1936 nahm der Gemeinderat keine Mitbestimmung mehr wahr, vielmehr wurden Entscheidungen auf Gemeindeebene künftig durch „Entschließungen“ des Bürgermeisters getroffen. Die Talheimer Ortsgruppe der NSDAP hatte nur wenige Mitglieder und keinen übermäßigen Rückhalt in der Bevölkerung, so dass man die Gleichschaltung der Gesellschaft nur unter zahllosen Repressalien erwirken konnte. Nicht zuletzt hatte der Großteil der Einwohner ein ausgesprochen gutes Verhältnis zur rund 80 Personen zählenden Jüdischen Gemeinde Talheim, die durch die Nationalsozialisten bis 1941/42 völlig ausgelöscht wurde.

Während des Zweiten Weltkriegs waren verschiedentlich Kriegsgefangene bzw. Zwangsarbeiter in Talheim eingesetzt. Ein Teil der Kriegsgefangenen leistete Zwangsarbeit in den umliegenden Schotterwerken, andere waren örtlichen Landwirten als Erntehelfer zugeteilt. Einige Russen waren auch der Gemeinde als Dauerarbeiter zugewiesen.

Aufgrund der nahen Scheinanlage Brasilien hatte Talheim bereits in der frühen Phase des Zweiten Weltkriegs die häufige Gefahr von Luftangriffen zu erleiden. Der erste schwere Angriff ereignete sich in der Nacht vom 12. auf den 13. Oktober 1941, als etwa 30 Spreng- und 300 Brandbomben auf den Ort fielen, ohne jedoch große Zerstörungen an Gebäuden anzurichten. Als die Scheinanlage ihren Zweck verwirkt hatte, ließ die Häufigkeit der feindlichen Überflüge nach. Ab 1942 kamen Flüchtlinge aus gefährdeteren Gegenden in Talheim unter, darunter ein Kindertransport aus dem Ruhrgebiet. Als sich im Jahr 1944 die Luftangriffe auf umliegende Orte mehrten, verließen die meisten Flüchtlinge Talheim wieder. An ihre Stelle traten ab September 1944 Flüchtlinge aus Heilbronn, die nach den Luftangriffen auf Heilbronn obdachlos geworden waren. Die größten Zerstörungen ereigneten sich in den letzten Tagen des Krieges beim Näherrücken der Front, als Anfang April 1945 alle Brücken in Talheim gesprengt wurden und am 13. April der Ort zum Ziel starken amerikanischen Artilleriebeschusses wurde. Mit der Besetzung durch amerikanische Truppen am 14. April und dem Abklingen letzter Gefechte in der Umgebung in den Folgetagen war für Talheim der Zweite Weltkrieg beendet.

Talheim seit dem Zweiten Weltkrieg

Talheim 1962

Die unmittelbare Nachkriegszeit bis zur Währungsreform 1948 war insbesondere von Lebensmittelknappheit und dem Neuaufbau der kommunalen Selbstverwaltung geprägt. Daraufhin entstanden, beginnend mit einem ersten Siedlungsprogramm von 1949, mehrere Neubaugebiete, darunter 1964 das Gebiet Mühläcker I und 1969 die Besiedlung am Hundsberg. Im Jahr 1966 wurde eine neue Schule erbaut, die neue Ortskanalisation angelegt und die Wasserversorgung geregelt. Weiterhin erfolgte eine Reb- und Flurbereinigung, und im Rauhen Stich wurde ein Industriegebiet neu ausgewiesen. Im Zuge der Umgestaltung der Ortsmitte wurde die Schozach verlegt, um Platz für Parkplätze und Straßen zu schaffen. Der heutige Verlauf der Schozach in Talheim folgt teilweise dem ehemaligen Mühlenkanal. Um die regelmäßigen Überflutungen der Ortsmitte zu verhindern, wurde zudem die Schozach kanalisiert. Die Ufermauern wurden 2007 im Zuge von Maßnahmen zum Schutz vor einem Jahrhunderthochwasser nochmals um einen Meter erhöht. 1983 wurde ein neues Dienstleistungszentrum am Platz der alten Kelter eröffnet, in dem sich auch das Rathaus befindet. Die 1966 erbaute Grund- und Hauptschule in Talheim brannte 2003 ab und wurde 2006 durch einen Neubau ersetzt.

Religionen

In Talheim gibt es eine eigene evangelische Kirchengemeinde und (gemeinsam mit Flein) eine katholische Kirchengemeinde. Im Jahr 2004 waren 2076 Einwohner evangelisch, 1523 katholisch. Bis 1942 gab es in Talheim eine bedeutende jüdische Gemeinde.[4]

Juden werden in Talheim vereinzelt erstmals im 15. und 16. Jahrhundert erwähnt, später lebten längere Zeit keine Juden im Ort. 1778 kamen mehrere jüdische Familien, die zuvor in der Burg Horkheim gewohnt hatten, als Pächter in das Württemberg gehörende Schmidbergsche Schlösschen, das danach den Beinamen Judenschloss bekam und in dessen Hof eine Synagoge eingerichtet wurde. Nach dem Übergang des Ortes an Württemberg und nach der Zulassung des Gütererwerbs durch Juden 1807 ließen sich die Talheimer Juden auch im Ort nieder. Die Jüdische Gemeinde Talheim wuchs bis 1860 auf 122 Personen an, wurde 1849 selbstständige Religionsgemeinde innerhalb des Rabbinats Lehrensteinsfeld und erwarb 1857 ein eigenes Schulhaus. Nach 1860 nahm die Gemeindegröße durch Ab- und Auswanderung allmählich ab. Von 1886 bis 1933 betrug die Gemeindegröße rund 80 Personen, von denen etwa der Hälfte zwischen 1936 und 1939 die Auswanderung gelang, während mindestens 31 meist ältere Leute bei Deportationen 1941/42 den Tod fanden. In der Pogromnacht 1938 kam es zu keinen Ausschreitungen in Talheim, erst am darauffolgenden Tag wurden durch Sontheimer SA-Angehörige die Synagoge und Wohnungen demoliert und Juden misshandelt. Die Ruine der Synagoge stürzte 1952 ein und wurde danach vollends abgerissen. Eine Gedenktafel an der Burg erinnert seit 1983 an dieses Geschehen.[5]

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner[6]
1939 1.499
1950 2.012
1960 2.490
1970 3.204
1980 3.420
1990 3.902
1998 4.446
Jahr Einwohner
1999 4527
2000 4663
2001 4709
2003 4740
2005 4735
2006 4749
2007 4783

Politik

Rathausplatz mit Dienstleistungszentrum, darüber das Obere Schloss

Gemeinderat

Seit der letzten Kommunalwahl am 7. Juni 2009 hat der Gemeinderat 14 Mitglieder. Die Wahlbeteiligung lag bei 59,17 %. Die Wahl brachte folgendes Ergebnis:

  CDU 6 Sitze (41,43 %)
  FWV1     4 Sitze  (31,06 %)
  GbL2     2 Sitze  (14,64 %)
  SPD 2 Sitze (12,88 %)

Weiteres Mitglied des Gemeinderates und dessen Vorsitzender ist der Bürgermeister.

1Freie Wähler Talheim 2Grüne bürgernahe Liste

Bürgermeister

Bei der letzten Bürgermeisterwahl im Jahr 2009 erzielte Amtsinhaber und Alleinkandidat Rainer Gräßle eine Zustimmung von 96% bei einer Wahlbeteiligung von etwa 40%.

Bürgermeister seit 1946
Name Zeitraum
Robert Ehrenfried 1946−1977
Hans-Jörg Apprich 1977−2001
Rainer Gräßle seit 2001

Wappen und Flagge

Wappen Talheims

Die Blasonierung des Talheimer Wappens lautet: In Silber ein aus dem linken Schildrand hervorbrechender, rot bekleideter rechter Unterarm, in der Hand ein schwarzes Rebmesser (Hape) haltend. Die Flagge der Gemeinde ist Schwarz-Weiß.

Das Wappenbild der Hand mit dem Rebmesser ist seit 1550 auf Talheimer Siegeln nachweisbar; in einem Siegel des 17./18. Jahrhunderts ist der Wappenschild zusätzlich mit Sternen und einer Blume bestreut. Auf Marksteinen des 18. Jahrhundert sind als Fleckenzeichen ebenfalls ein oder zwei gekreuzte Rebmesser zu finden. Um 1903 erscheint in den Siegeln ein anderes Wappen mit zwei württembergischen Hirschstangen unter einer fünfbogigen Brücke, die die Brücke über die Schozach symbolisieren sollte. 1930 nahm Talheim das alte Wappen unter Nachbildung eines Siegels von 1746 wieder auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Wappen vereinfacht, aus dem Rebmesser wurde dabei fälschlicherweise eine Sichel, was 1961 auf Vorschlag der baden-württembergischen Archivdirektion wieder korrigiert wurde. Die Wappenfarben gehen auf einen Vorschlag der Archivdirektion von 1927 zurück. Am 15. März 1963 bestätigte das baden-württembergische Innenministerium das Wappen und verlieh die Flagge.[7]

Partnergemeinde

Partnergemeinde Talheims ist seit 1965 Soultzmatt im Elsass (Département Haut-Rhin) in Frankreich.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Oberes Schloss
Evangelische Kilianskirche, davor ehemaliges evangelisches Schulhaus
  • Das Obere Schloss (auch Obere Burg) ist eine im Kern aus dem 12./13. Jahrhundert stammende Ganerbenburg, deren Besitz auf verschiedene Ganerben verteilt war. Eines der Wohngebäude der Anlage, das Schmidberg'sche Schlösschen war zeitweilig von Talheimer Juden bewohnt, die in der Anlage auch eine Synagoge errichteten, weswegen das Gebäude auch als Judenschloss bekannt war.
  • Das Untere Schloss entstand in seiner heutigen Form im 18. Jahrhundert an der Stelle einer älteren Burganlage, die erstmals 1415 erwähnt wurde, aber aufgrund von erhaltenen romanischen Bauteilen wesentlich älter datiert wird.
  • Das Schlossgut Ehrenberg geht auf die Güter der einstigen Burg Ehrenberg nahe dem Unteren Schloss zurück, die schon im 16. Jahrhundert aufgegeben war, beim Neubau des Unteren Schlosses vollends abgebrochen wurde und in dessen Schlosspark aufging.
  • Die evangelische Kilianskirche ist die ursprüngliche Kirche des Ortes. Die ältesten Bauteile im Turm stammen wohl aus dem 11. Jahrhundert. Nach mehreren Umbauten erreichte das Bauwerk um 1450 seine heutige Größe und wurde auch danach noch vielfach umgestaltet. Die Kirche enthält Wandmalereien aus der Zeit der Gotik sowie zahlreiche Grabplatten der Herren von Talheim. Die auf einer Anhöhe gelegene Kirche bildete im Mittelalter ein wehrhaftes Ensemble, zu dem neben dem Friedhof und dem heute noch erhaltenen Zehnthaus außerdem ein Herrenhof sowie der Bürgerturm gehörten.
Fachwerkbau in der Zehentgasse
  • Das alte evangelische Pfarramt geht auf ein 1582 erbautes Haus zurück, das der Deutsche Orden 1606 von einem Laemmlin erworben und zu einem Amtshaus umgebaut hatte. Nach 1806 war das Gebäude Schultheißenamt, dann evangelisches Pfarrhaus. Das Gebäude wurde 1883 zu seiner heutigen Gestalt umgebaut. Das Evangelische Schulhaus wurde 1880 bei der evangelischen Kirche errichtet und ist heute Wohnhaus.
  • Die katholische Wallfahrtskirche Unserer Lieben Frau wurde 1886/87 an der Stelle des früheren Lyherschlösschens errichtet, in dessen Oberstock seit 1659 der katholische Gottesdienst abgehalten worden war. Die Kirche hat einen Altar mit einer Madonnenstatue aus dem 14. Jahrhundert. Das gegenüberliegende katholische Pfarramt ist ein spätklasssizistischer Bau von 1863. Das Ensemble wird vom 1893 errichteten Katholischen Schulhaus (heute Gemeindehaus) ergänzt.
  • Die Ortsmitte von Talheim weist weitere historische Bauten auf, darunter mehrere Fachwerkbauten. Das Alte Rathaus von 1878 wurde Ende der 1990er Jahre zu Gunsten eines Parkplatzes abgerissen.
  • Das Rathaus des Ortes befindet sich im 1983 eingeweihten Dienstleistungszentrum in der Ortsmitte an der Stelle der alten Kelter. Der Jahreszeitenbrunnen auf dem Rathausplatz wurde 1991 von Ursula Stock entworfen.
  • Im Gemeindefriedhof befinden sich ein einst beim Rauhen Stich aufgestellter Bildstock aus dem frühen 16. Jahrhundert sowie das zuvor in der Ortsmitte befindliche Kriegerdenkmal. In der Brunnengasse ist eine historische Tafel von 1682 erhalten, die an ein im Brunnen ertrunkenes Kind erinnert.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Gassenfescht, ein von den Talheimer Vereinen alle zwei Jahre in den Sommermonaten veranstaltetes dreitägiges Fest in den Gassen Talheims
  • Schlossberglauf, 10-km-Lauf durch Talheim im Rahmen des Gassenfestes
  • Karnevalsumzug zur Faschingszeit, organisiert vom Talheimer Carnevalsverein (TCV)
  • Heilbronn Open, siehe im Abschnitt Sport

Wirtschaft und Infrastruktur

Kulturtreff Talheim

Neben diversen Industrieansiedlungen ist die Gemeinde vor allem für ihren Weinbau bekannt.

Weinbau

Die Weine werden überwiegend von den Weingärtnern Flein-Talheim vermarktet. Die Talheimer Lagen gehören zu den Großlagen Kirchenweinberg bzw. Staufenberg im Bereich Württembergisch Unterland des Weinbaugebietes Württemberg. Die Württembergischen Weinköniginnen 1975/76 (Jutta Rothas) und 2004/05 (Andrea Schoch) kamen aus Talheim, das damit einer der wenigen Orte ist, die bereits zweimal die Württembergische Weinkönigin stellen konnten.

Verkehr

Die B 27 verläuft westlich des Ortskerns über Talheimer Gebiet und berührt das Gewerbegebiet Rauher Stich. Die A 81 ist über Anschlussstellen in den Nachbargemeinden Ilsfeld und Untergruppenbach zu erreichen, die A 6 über die B 27 und Neckartalstraße.

Geplant, aber verworfen wurde der Bau der Bundesautobahn 83 (A 83). Sie sollte in den 1970er Jahren den Fernverkehr der parallel laufenden B 27 aufnehmen und von Lauffen am Neckar nach Blumberg führen. Dies hätte ein großes Autobahnkreuz nahe Talheim nötig gemacht. Stattdessen wurde die bereits bestehende B 27 ausgebaut.[8]

Der nächste Bahnhof an der Strecke Heilbronn–Stuttgart liegt in Lauffen am Neckar. 1900 erreichte die Bottwartalbahn, die Schmalspurbahn von Marbach am Neckar nach Heilbronn-Süd, Talheim. Die Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen erbauten das Bahnhofsgebäude als Einheitsbahnhof vom Typ IIa.[9] Der Betrieb wurde 1966 im Personenverkehr und Ende 1968 im Güterverkehr eingestellt. Von Heilbronn aus verlief ein Dreischienengleis bis Talheim, über das die Deutsche Bundesbahn den Ort noch bis 1976 im Güterverkehr bediente.[10] Auf großen Teilen der Trasse verläuft nach Demontage der Gleise heute der Alb-Neckar-Radweg (EberbachUlm).

Medien

Über das Geschehen in Talheim berichtet die Tageszeitung Heilbronner Stimme in ihrer Ausgabe SO, Süd-Ost. Zudem erscheint als Amtsblatt der Gemeinde jede Woche das Mitteilungsblatt Talheim.[11]

Bildung

In Talheim gibt es eine Grund- und Hauptschule, die aber aus Schülermangel ab dem Schuljahr 2009/10 – von wenigen vorübergehend noch verbleibenden Abschlusschülern abgesehen – eine reine Grundschule sein wird.[12] Die Gemeindebücherei Talheim verfügt über einen Bestand von 10.700 Medien und 1.200 aktive Benutzer (Stand: 2008).

Sport

Jahreszeitenbrunnen

TSV Talheim

Der zentrale Sportverein Talheims mit zahlreichen Abteilungen, darunter Schach und Taekwondo, ist der Turn- und Sportverein Talheim 1895 e. V.

Heilbronn Open

Seit 1984 finden im Talheimer Tenniscenter im Industriegebiet Rauher Stich jedes Jahr die Heilbronn Open statt, ein Profiturnier der ATP Challenger Tour des Herrentennis.[13]

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • 1963: Hanns Reeger (* 25. Februar 1883 in Kiel; † 7. Juni 1965), Maler, lebte und arbeitete in Talheim
  • 1990: Robert Ehrenfried (* 29. Februar 1920 in Talheim), Bürgermeister Talheims 1946–1977

Söhne und Töchter der Gemeinde

  • Eugen Klöpfer (1886–1950), Schauspieler und Aufsichtsratsvorsitzender der Ufa
  • Tomislav Marić (* 1973 in Heilbronn), kroatischer Fußballtrainer und ehemaliger Nationalspieler

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2022) (Hilfe dazu).
  2. Rundwanderwege in und um Talheim, Prospekt der Gemeinde Talheim, 2009
  3. Quelle für den Abschnitt Gemeindegliederung:
    Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band IV: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverbände Franken und Ostwürttemberg. Kohlhammer, Stuttgart 1980, ISBN 3-17-005708-1. S. 80–81
  4. Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Talheim siehe Website der Initiative "Mahnung gegen Rechts"
  5. Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation. Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0. S. 92
  6. Zahlen, Daten, Fakten Auf: talheim.de
  7. Quellen für den Abschnitt Wappen und Flagge:
    Heinz Bardua: Die Kreis- und Gemeindewappen im Regierungsbezirk Stuttgart. Theiss, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0801-8 (Kreis- und Gemeindewappen in Baden-Württemberg, 1). S. 130
    Eberhard Gönner: Wappenbuch des Stadt- und des Landkreises Heilbronn mit einer Territorialgeschichte dieses Raumes. Archivdirektion Stuttgart, Stuttgart 1965 (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, 9). S. 133
  8. Autobahnatlas
  9. Rainer Stein: Der württembergische Einheitsbahnhof auf Nebenbahnen. In: Eisenbahn-Journal Württemberg-Report. Band 1, Nr. V/96. Merker, Fürstenfeldbruck 1996, ISBN 3-922404-96-0, S. 80–83.
  10. Hans-Joachim Knupfer, Josef Högemann: Bottwar- und Zabergäubahn. Schmalspurbahnen Heilbronn Süd–Marbach und Lauffen–Leonbronn. Kenning, Nordhorn 1992, ISBN 3-927587-07-9 (Nebenbahndokumentation, 3).
  11. Website des Verlags des Mitteilungsblatts
  12. Aus für erste Hauptschule in der Region. In: Heilbronner Stimme. 29. April 2009 (bei stimme.de [abgerufen am 2009]).
  13. Website der Heilbronn Open

Literatur

  • Geschichtsbuch der Gemeinde Talheim im Landkreis Heilbronn. Gemeinde Talheim, Talheim 1995