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Alstereisvergnügen

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Ein mutiger Fahrradfahrer auf der zugefrorenen Alster

Das Alstereisvergnügen ist ein Volksfest, das in manchen Wintern auf der zugefrorenen Außenalster in der Mitte Hamburgs stattfindet, sofern das Eis eine hierfür ausreichende Dicke und Tragfestigkeit erreicht.

Das eigentliche Eisvergnügen findet in der Regel von Freitag Mittag bis Sonntag statt, wenn auf der 164 Hektar großen Fläche der Außenalster etwa 150 Buden und Stände aufgebaut werden, die zumeist warme Getränke, wie Glühwein oder einen Imbiss anbieten. Während dieser Tage und bei bleibender Eisdecke auch an anderen Wochentagen, nutzen viele Hamburger und auswärtige Besucher die Außenalster zu einem Spaziergang, zum Schlittschuhlaufen oder anderen Eissportarten auf gegebenenfalls selbst von Schnee geräumten Flächen. Eissurfen und Eissegeln sind aus Gründen der Sicherheit jedoch untersagt, wie auch das Betreten des Eises grundsätzlich auf eigene Gefahr erfolgt.

Kennzeichnend für dieses Fest ist im Gegensatz zu anderen professionell und kommerziell ausgerichteten Volksfesten, wie dem jährlich im Sommer veranstalteten Alstervergnügen, die Tatsache, dass es auch Privatpersonen sind, die dort ihre Stände aufstellen, sofern sie hierfür eine der limitierten Genehmigungen erhalten haben und zudem mehrere Winter vergehen können, ohne das auf der Außenalster eine ausreichend tragfähige Eisfläche entsteht.

Voraussetzungen

Der Fluss Alster bildet in Hamburgs Stadtmitte den aufgestauten See der Außenalster (bis zu 4,5 Meter tief). In etwa sind mindestens zwei Wochen ununterbrochen starker Frost (unter - 5 C°) erforderlich, um eine für das Alstereisvergnügen erforderliche zusammenhängende Eisfläche mit einer mittleren Stärke von 20 cm zu erreichen. Die Schiffahrt, wie die Rundfahrten der Alsterdampfer, werden bei einer Eisdicke von 10 bis 12 cm eingestellt.

Über die Durchführung eines Eisvergnügens entscheidet die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. Sie stellt durch Bohrungen an 50 Stellen die Dicke des Eises fest. Diese Eismessungen werden als Eiszustandsbericht veröffentlicht. Zudem fließen weitere Parameter, wie beispielsweise die eingeholte Wettervorhersage des Deutschen Wetterdienstes in die Entscheidung, ob ein Eisvergnügen stattfindet, ein. Die Abteilung Gewässerschutz als zuständige Wasserbehörde erteilt gegen Gebühr die für jede Person erhältlichen Standgenehmigungen, die mit einigen Auflagen aus Gründen der Eissicherheit und des Umweltschutzes verbunden sind und für die je nach verkaufter Ware weitere Genehmigungen und Gebühren anfallen.

Das Betreten des Eises erfolgt auf eigenes Risiko und stellt einen Gemeingebrauch dar, der von der Behörde nicht eigens genehmigt werden muss und auch nicht offiziell freigegeben wird.[1]

Geschichte

Die Hamburger Feuerwehr kann sofort helfen

Bereits in früheren Jahrhunderten wurden die zugefrorenen Gewässer der Hansestadt auch zum Vergnügen genutzt. 1687 erregt ein Eisschiff nach holländischem Vorbild erstmals die Aufmerksamkeit der Hamburger. Das Segelschiff glitt auf Kufen über das Eis der Alster und bot Fahrten mit Speis und Trank für kleine Gesellschaften an. Zu dieser Zeit gehörte das Schlittschuhlaufen sowohl von Frauen und Männern bereits zu den beliebten Wintervergnügen. Ebenso waren Schlitten zum schieben und Pferdeschlitten auf den Eisflächen unterwegs.[2] Auch das Eis der zugefrorenen Elbe wurde ehemals nicht nur als Transportweg genutzt. 1841 ruhte die Schiffahrt auf der Elbe wegen des Eises beinahe 100 Tage. In dieser Zeit entstand ein reger Budenbetrieb mit Tanzzelt und Schlittenpartien auf der Elbe. Mit dem Aufkommen der Dampfschiffahrt und dem Einsatz von Eisbrechern fällt dieses Vergnügen jedoch weg, da der Hafen und die Elbe nun ganzjährig befahrbar gehalten werden. Im Jahr 1829 soll auch die Alster 100 Tage lang zugefroren sein und 1929 sogar noch länger. 1956 erlebte Hamburg einen besonders kalten Februar (durchschnittliche Temperatur minus 8,1 Grad Celsius). Das Eis der Alster durfte trotzdem nicht betreten werden, da eine Fahrrinne für Kohlenschleppzüge freigehalten werden musste.[3] Noch in den 1970er Jahren war das Betreten des Eises regelmäßig möglich, seitdem fror die Alster immer seltener zu. Der Februar 1978 zeigte sich besonders Wechselhaft. Zu Beginn des Monats lag die Temperatur noch an der Frostgrenze, sank dann zum 19. Februar auf minus 21 Grad ab, was zu einer 20 cm dicken Alstereisdecke führte, um dann innerhalb einer Woche wieder auf 15 Grad über Null anzusteigen.[4] Alstereisvergnügen fanden 1979, 1985, 1986, 1991, 1996 und 1997 statt. 1986 bleiben nach dem Alstervergnügen 220 Kubikmeter Müll auf der Alster zurück. 1991 kamen am dritten Februarwochenende 250.000 Besucher auf das 15 cm dicke Eis, auf dem 250 Stände genehmigt waren.[2] 1997 kamen zum Wochenende des Eisvergnügens sogar mehr als 1 Millionen Menschen auf die Alster.[5] 2004, 2005 und 2006 war die Stärke des Eises nicht ausreichend.[6]

Im Jahr 2010 ist für das letzte Januar-Wochenende ein dreitägiges kleines Alstereisvergnügen geplant. Dabei werden zehn Glühweinstände und Würstchenbuden nicht auf dem Eis, sondern am Ostufer zwischen der Kennedybrücke und der Barcastraße im Stadtteil St. Georg im Bezirk Hamburg-Mitte aufgebaut. Die Tragfähigkeit des Eises ist auf weiten Teilen der Außenalster für das Betreten und Schlittschuhlaufen geeignet. [7]

Einzelnachweise

  1. Alstereisvergnügen in Hamburg
  2. a b Schütt: Die Chronik Hamburgs, Chronik-Verlag 1991, S.139/602.
  3. Die Welt vom 29. Januar 2006: "Eine Stadt im Dauerfrost - Der Februar vor 50 Jahren..."
  4. Hamburger Abendblatt: Hamburg 78 - Portrait eine Weltstadt, 1978, S. 116 ff
  5. Hamburger Abendblatt vom 13. Januar 1997: "Alstereisvergnügen - Besucherrekord auf Hamburgs Winter-Party", "Das Millionen-Spektakel".
  6. Alstereisvergnügen – Wann hält das Eis der zugefrorenen Alster?
  7. http://www.hamburg-web.de/magazin/artikel/Alsterparty-zugefrorenen-Aussenalster-101162.htm Kleines Alstereisvergnügen an der zugefrorenen Außenalster am Wochenende