Breakdance

Breakdance, Breaking, B-Boying/B-Girling ist eine ursprünglich auf der Straße getanzte Tanzform, die als Teil der Hip-Hop-Bewegung unter afro- und puertoamerikanischen Jugendlichen in Manhattan und der südlichen Bronx im New York der frühen 1970 Jahre entstanden ist. Getanzt wird zu Pop, Funk oder Hip-Hop. Der dabei entstehende Breakbeat verlängert den Instrumentalteil eines Musikstückes mittels zweier Plattenspieler und zweier gleicher Tracks künstlich, indem er wiederholt gespielt wird und dem Breaker dadurch eine optimale Rhythmusvorlage bietet. Hieraus leitet sich das „B“ in B-Boying ab, es steht für Break. Für viele Jugendliche bot B-Boying, wie es in den 1970er und frühen 1980er Jahren genannt wurde, eine Alternative zur Gewalt der städtischen Straßen-Gangs. Heute fordert Breakdance eine hohe Disziplin von den Tänzern, die oft über athletische Fähigkeiten verfügen müssen. Breakdance ist heute eine weltweit verbreitete und anerkannte Tanzform. Die Breakdance-Kultur begreift sich als frei von Grenzen der Rasse, des Geschlechts oder des Alters.
Entstehungsgeschichte
Die Anfänge
Aufgrund der sozio-ökonomischen Lage der späten 60er Jahre waren die Ghettos von New York durch Gewalt, Prostitution und Drogenhandel geprägt. Aus dieser Situation heraus entstand das B-Boying. Im B-Boying sah man eine Interpretation der Spannung und der Gewalt zwischen den Gangs. Der Tanz wurde somit zum Subsitut der tatsächlichen Gewalt.
Um 1975 war das Geburtsjahr des B-Boying. B-Boying stammte ursprünglicherweise vom Rockin ab, welches ein Gang-Style Tanz war. Dementsprechend heißen noch heute viele Schritte Rocks, wie bspw. die Top Rocks, die Up Rocks, oder die Battle Rocks. Die Bezeichnung B-Boys für die Tänzer soll auf den damals in New York sehr populären DJ Kool Herc zurück gehen, der die Tänzer B (wie Break)-Boys nannte, weil sie für ihre besonderen Aktionen die von den DJs die ausgedehnten Instrumental-Breaks nutzten.
Um 1976 formierten sich die ersten Crews, wie bspw. die Rock Steady Crew. Erst zu diesem Zeitpunkt begann die Battle-Kultur des B-Boying. In einem Battle treten zwei Crews an um (häufig mit aggressiver Gestik) gegeneinander zu tanzen. Der Battle ist heute fester Bestandteil des B-Boying.
B-Boying wird publik
Die ersten Fotos und damit die ersten Dokumente über das B-Boying überhaupt wurden erst im Januar 1980 von der Fotogragin Martha Cooper aufgenommen. In dem Zusammenhang veröffentlichte Sally Banes am 23. April 1981 den Zeitungsartickel Physical Graffiti: Breaking Is Hard to Do in The Village Voice und schrieb damit den ersten Artickel über B-Boying.
Erst 1983 wurde B-Boying mit dem Film Flashdance der breiten Öffentlichkeit vorgestellt und erlangte dadurch innerhalb kürzester Zeit weltweit Bekanntheit. Kurz darauf begann die Breakdance-Modewelle
Breakdance-Modewelle
Um der breiten Öffentlichkeit das Phänomen B-Boying besser zu verkaufen, bezeichneten die Medien den Tanz fortan als Breakdance. So schreibt Niels Robitzky in seiner Autobiographie: Die meisten der [...] Namen, denen wir die Hip Hop Elemente heute zuschreiben, stammen jedoch nicht von Leuten aus der Kultur selbst, sondern wurden von den Medien kreiert, um die Kultur besser vermarkten zu können. So wurde Writing zu Graffiti, MCing zu Rapping und B-Boying einfach zu Breakdance gemacht – nicht gerade mit Einverständnis der Künstler selbst. Innerhalb der Szene spricht man daher noch heute vom B-Boying oder B-Girling, um die Ursprünge dieses Tanzes zu betonen und sich von dem durch die Medien geprägten Begriff Breakdance zu distanzieren. Dass der Tanz zudem von nicht-professionellen Tänzern gezeigt wurde (z.B. Eisi Gulp in seiner Sendung Breakdance – mach mit, bleib fit), führte dazu, dass Breakdance in der Öffentlichkeit als ein überwiegend aus Tricks bestehender Tanz wahrgenommen wurde.
1986 endete die Modewelle endgültig. So kam es, dass man bis 1990 mit der Gründung des Battle of the Year durch Thomas Hergenrother nichts mehr von Breakdance oder B-Boying hörte.
1990 bis heute
Ab 1990 hat Breakdance zunehmend wieder an Bedeutung gewonnen, sodass es heute mitlerweile in jedem Land der Welt Tänzer gibt.[1].
Die verschiedenen Tanz-Stile

Die Tänze B-Boying, Locking und Popping werden heute fälschlicherweise als Breakdance zusammengefasst. Im eigentlichen Sinne ist Breakdance lediglich ein Synonym für B-Boying [2]
B-Boying
Der Erfinder des B-Boying ist unbekannt. Vermutlich ist der Tanz nicht einer einzigen Person zuzuschreiben. Ursprungsort des Tanzes ist New York. In seiner Entstehung wurde der Tanz maßgäblich vom Rockin, diversen James Brown-Tanzschritten, dem Bodenturnen, sowie den damals populären Kung-Fu Filmen geprägt. Zu den wesentlichen Elementen des B-Boying zählen
- Top Rocking
- Footworks
- Freezes
- Power-Moves
Footworks und Freezes werden häufig auch als Styles zusammengefasst.
Für die Interpretation des Tanzes werden folgende Aspekte beleuchtet:
- Originalität
- Ausführung
- Umgang mit der Musik
Locking
Als Erfinder des Locking gilt Don Campbell, weswegen der Tanz zu seinen Anfängen auch Campbell-Lock genannt wurde. Ursprungsort des Tanzes ist Los Angeles. Locking zeichnet sich durch wildes Gestikulieren aus, das dem Imitieren der Bewegungen von Marionetten- oder Comicfiguren nahe kommt.
Popping
Als Erfinder des Popping gilt Boogaloo Sam. Ursprungsort des Tanzes ist Fresno. Popping zeichnet sich durch kurze und impulsive Bewegungen (sog. Pops) aus, welche den Tänzer je nach Ausführung mechanisch erscheinen lassen. In diesem Zusammenhang wird der Tanz häufig Electric Boogaloo oder kurz Electric Boogie genannt. Die insbesondere Anfang der 1980er Jahre populären „illusionistischen Elemente“ des Electric Boogie waren klassischen Stil-Pantomimen der Schule Marcel Marceaus entlehnt, so Die Treppe, Der Blinde oder Der Marsch gegen den Wind (auf den zum Beispiel auch Michael Jacksons Moonwalk zurückgeht). Dieser Schritt ist eigentlich als Backslide bekannt und wurde von der aus Kalifornien stammenden Crew „The Electric Boogaloos“ entwickelt.
Elemente des B-Boying
Top Rocking
Top Rocking beschreibt generell das Tanzen im Stand. Eine Verwandte Form ist das Brooklyn Rocking/Battle Rocking (Ursprung in Brooklyn, NY): Hierbei „bekämpft“ man den Kontrahenten mit (oft provozierender) Gestik.
Footworks
Footworks oder Downrocking sind Tanzschritte (Moves) am Boden. Footworks sind die Basis für Styles.
- Six-Step – Basis Schritt für Footworks und damit essentielles Element für jedes Style Set. Variationen sind die weniger verbreiteten "Four-Steps" und "Eight-Steps."
- Styles sind Kombinationen aus Footworks und Freezes. Je nach belieben kann dabei auch auf freezes verzichtet werden. Wichtig bei einem Style sind vor allem die Originalität des Sets und den Stil mit dem dieser getanzt wird.
Freezes
Freezes sind Posen, die der Tänzer einnimmt (kurz in der Bewegung verharrt und dabei eine möglichst eindrucksvoll aussehende Figur macht), um seine Abfolge von Tanzschritten (Set) abzuschließen oder um bestimmte Abschnitte in der Musik zu betonen. Neben den Basics versucht jeder Tänzer auch eigene Freezes zu erfinden, zumindest allerdings eigene Variationen oder Kombinationen einzubringen.
- Baby Freeze/Turntable-Position – Der Basis Freeze. Der Tänzer steht dabei horizontal mit einer Hand auf dem Boden. Der Ellebogen der Standhand befindet sich in der Beckengegend.
- Air chair – Wie Baby Freeze nur ist der Ellebogen am Rücken. Wegen des hohen Grads an Gelenkigkeit einer der schwierigsten und ästhetischsten der Freezes.
- Air Freezes: Der Air Freeze ist im Prinzip ein Handstand auf einem Arm. Die Körperlage kann dabei variieren. Bspw. Kann der Rücken zum Boden zeigen, aber auch die Seite. Ein Air Freeze, der besonders Horizontal gehalten wird, nennt man auch Flag.
- Hollowback: Ein Handstand, bei dem versucht wird die Beine hinter dem Rücken so weit wie möglich zu Boden zu bringen. Anders ausgedrückt: Eine Brücke, wobei die Füße nicht den Boden berühren.
Powermoves
Powermoves sind die akrobatischen Elemente, (meist aber nicht unbedingt) die Drehungen um jede beliebige Achse einschließen. Die wichtigsten sind:
- Backspin- Der erste Powermove überhaupt (vorher existierten nur Top- und Downrocks). Vom Prinzip auch der einfachste. Man dreht sich auf dem Rücken.
- Head Spin – das Rotieren auf dem Kopf.
- Swipes – man steht auf Händen und Beinen am Boden mit dem Rücken nach unten und springt um seine Körperachse, wobei das Bein, das Schwung holt, den Boden nie berührt.
- Airtwist oder Airflare – ist eine volle Umdrehung um die eigene Körperachse. Dabei steht man in einem schrägen Handstand und springt eine Umdrehung in der Luft, um wieder auf den Händen zu landen.
- Ninety Niners - ist, wenn man im Handstand auf einer Hand steht und sich auf dieser Hand um die eigene Achse dreht.
- Turtle - Der Tänzer befindet sich in der Turntable-Position und rotiert seinen Körper indem er von Arm zu Arm wechselt.
- Windmills – Liegende Drehung um die eigene Achse, während die geöffneten Beine den Boden nicht berühren. Die Drehung erfolgt auf Schultern und oberen Rücken.
- Flare – ist die gleiche Bewegung wie Flanken beim Turnen. Die gespreizten Beine umkreisen den sich auf den Händen haltenden Tänzer in geschwungener Weise.
Die Gewichtung der Elemente ist dem Künstler überlassen. Die Jury des "Battle of the Year" hat hierzu allerdings Richtlinien [4]
Breakdance-Wettkämpfe

Bei sogenannten Breakdance-Battles treten einzelne Tänzer oder ganze Teams gegeneinander an, um ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. In abwechselnder Reihenfolge gilt es, den gegenüberstehenden Kontrahenten durch die eigene Darbietung zu übertrumpfen. Es gibt Verhaltensregeln während des Wettbewerbs. So führt z. B. das absichtliche Berühren des Gegners in den meisten Fällen zur Disqualifikation des Tänzers. Bei organisierten Wettkämpfen entscheidet eine Wertungsgericht über den Sieger, welches zumeist selbst aus ehemaligen Tänzern besteht. International und national ausgetragene Wettkämpfe erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, vor allem das weltweite BOTY. Oft werden in Kombinationen mit anderen Elementen des Hip-Hop, wie z. B. Rap oder Graffiti, Outdoor-Events organisiert, die große Zuschauermengen anziehen.
Der größte internationale Breakdance-Wettbewerb der Welt ist der Battle of the Year, kurz BOTY. Er wird jedes Jahr in Braunschweig mit Mannschaften aus der ganzen Welt ausgetragen. Dabei wird höherer Augenmerk auf die Show einer Gruppe gelegt. Das BOTY ist in diesem Sinn kein normaler Breakdance-Wettbewerb, da alle Gruppen eine Show zeigen und nur die vier erstgereihten Crews gegeneinander battlen. Zu dem BOTY International gibt es Vorausscheidungen, die weltweit durchgeführt werden und auch vom BOTY-Team in Deutschland organisiert werden. Die Gewinner dieser Vorentscheidungen reisen dann, mit finanzieller Abgeltung der Reisekosten, nach Deutschland zum BOTY International.
IBE
Zu einem der wichtigsten internationalen Battles ist mittlerweile das IBE (International Breakdance Event) herangewachsen. Das jährlich in Rotterdam stattfindende IBE schafft es wie keine andere Veranstaltung sowohl die weltbesten Tänzer aus aller Welt miteinander in toller Atmosphäre tanzen. Zumeist werden die Tänzer in Gruppen eingeteilt, z. B. „US BBoys“ oder „Korean BBoys“. Vor allem der lockere Charakter zeichnet das IBE aus, welches 2006 jedoch abgesagt werden musste.
weitere Wettbewerbe
Weitere Breakdance-Wettbewerben sind Freestyle Session, Mighty 4, Redbull Beat Battle, Redbull BC One, B-Boy Summit, UK B-Boy Championships, und World B-Boy Championships. Vor allem in den USA gibt es des Öfteren sehr große Outdoor-Events.
Siehe auch
Literatur
- Eva Kimminich: Tanzstile der Hip-Hop-Kultur. Bewegungskult und Körperkommunikation (PDF) Begleittext von 3Sat zu einer DVD (2003). Enthält u. a. ein „Kleines Lexikon der Powermoves“
- Niels Robitzky (Storm): Von Swipe zu Storm-Breakdance in Deutschland Gibt neben Tipps vor allem Einblicke in das Leben eines B-Boys.
- Brenson Lee: Planet B-Boy Video Dokumentation über die B-Boy Kultur
Quellen
- ↑ Brenson Lee: Planet B-Boy Video Dokumentation über die B-Boy Kultur
- ↑ Niels Robitzky (Storm): Von Swipe zu Storm-Breakdance in Deutschland Gibt neben Tipps vor allem Einblicke in das Leben eines B-Boys
- ↑ Red Bull BC One 2005 DVD - Interview mit Poe One
- ↑ http://webgak.com/boty06/pdf/voting_3judges.pdf
Weblinks
- www.bboy.at (österreichische Bboyseite mit Berichten über die Szene)