Lilien
Lilien | ||||||||||||
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Arten (Auswahl) | ||||||||||||
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Die Lilien (Lilium) bilden eine Gattung der Familie der Liliengewächse (Liliaceae) innerhalb der einkeimblättrigen Pflanzen. Sie besteht aus weit über 100 Arten, die sich teils nur schwer gegen die eng verwandten Gattungen Fritillaria und Nomocharis abgrenzen lassen. Auch der nah verwandten Gattung Cardiocrinum mit ihrem außergewöhnlichen, bis zu 400 cm großen Vertreter Cardiocrinum giganteum, der Riesenlilie, wird von Züchtern gelegentlich eine Art "Ehrenplatz" unter den Lilien gewährt.
Zu beachten ist, dass viele Pflanzen, die landläufig als Lilien bezeichnet werden, wie z. B. die Taglilien (Hemerocallis) oder Schwertlilien aus botanischer Sicht anderen Gattungen angehören.
Beschreibung
Erkennbar sind Lilien daran, dass ihre Zwiebel (der so genannte Bulbus) überlappende Schuppen hat und nicht durch eine zusätzliche Außenhaut geschützt ist. Der Bulbus ist je nach Sorte und Alter zwischen 3 und 10 cm im Durchmesser gross und unterschiedlich gefärbt. Einige seiner Wurzeln sind kontraktil, d.h. sie verfügen über die ungewöhnliche Fähigkeit, den Bulbus bei Bedarf tiefer in die Erde zu ziehen, bis die ideale Tiefe erreicht ist.
Ab dem Frühjahr bildet der Bulbus einen mit lanzettförmigen Blättern dicht beblätterten Stengel aus, der sortenabhängig zwischen 15 und 250 cm groß sein kann.
Lilien bilden ihre Blüten im Sommer aus, es lassen sich dabei weitgehend drei Blütenformen unterscheiden, nämlich trompetenförmige, schalenförmige und so genannte Türkenbundlilien. Bei letzteren sind die Blütenblätter soweit nach hinten eingerollt, dass ihre Spitzen sich am Stengel wieder treffen und die Blüte so einem Turban ähnlich sieht. Aufgrund des Sortenreichtums der Gattung existieren aber auch Abweichungen davon, z.B. fast geschlossene Blüten bei Lilium lophophorum. Lilienblüten bestehen aus sechs Petalen, sind gross, vielfältig und häufig auffällig gefärbt und gezeichnet. Auch Ihr Duft zeichnet sie aus, einige Sorten zählen zu den am stärksten duftenden Gartenpflanzen überhaupt.
Nach der Blüte im Sommer und der Ausbildung der Samenkapseln ziehen (bis auf die Madonnenlilie) alle Lilien ein und überwintern in einer Ruheperiode.
Verbreitung
Lilien wachsen auf allen Kontinenten in der nördlichen Hemisphäre (mit Ausnahme der zentralafrikanischen Lilium zairii) und finden sich oft als Horste in waldigen oder waldnahen Regionen, da sie feuchte (keinesfalls aber nasse) und kühle Standplätze in leichtem Schatten bevorzugen. Standortbestimmend ist eine äußerst gute Drainage. Alkalische sowie sehr saure Böden werden von Lilien in der Regel gemieden. Ein paar spezialisierte Arten schätzen jedoch Sumpf- und Marschland und eine lebt gar als Epiphyt (L. arboricola).
Vermehrung
Samen
Liliensamen lassen sich ihrer Keimung entsprechend in vier Gruppen unterteilen:
- sofortig-epigäisch
- verzögert-epigäisch
- verzögert-hypogäisch
- sofortig-hypogäisch
Vegetative Vermehrung
Neben der "üblichen" Vermehrung über Bestäubung und Saatgut können sich Lilien auch vegetativ vermehren. Dies geschieht durch:
Künstliche Vermehrung
Künstlich werden Lilien vermehrt per
Bedeutung, Geschichte, Kultur
Vor allem wegen Ihrer auffälligen Schönheit ist die Lilie eine der am längsten vom Menschen kultivierten Blumen. Erste Abbildungen (wahrscheinlich der Madonnenlilie) finden sich auf Friesen im minoischen Kreta. Wie hoch die Edelblume geschätzt wurde, darauf weist bereits der hebräische Frauenname Susanne hin, der Lilie bedeutet.
In westlichen Kulturen wird die Lilie heutzutage hauptsächlich als Schnittblume verwertet. In anderen Epochen und Kulturen jedoch wurde und wird sie weit vielseitiger genutzt.
Lilien als Heilkraut
Im antiken Griechenland bereitete man aus verschiedensten Blumen schmerzlindernde Salben, neben Rosen, Narzissen und Iris wurden dazu auch Lilien verwendet. Außerdem wurde sie gegen Menstruationsbeschwerden, Verbrennungen und Verspannungen eingesetzt.
Bis heute wird in unterschiedlichsten Volksmedizinen der adstringierend wirkende Pflanzensaft zur Heilung beschädigten oder gereizten Gewebes eingesetzt, z.B. bei Abszessen, entzündeter oder rissiger Haut, Geschwüren oder frischen Wunden. Schon Plinius hat auf diese Verwendung hingewiesen, aber auch Dioskurides und Hildegard von Bingen empfahlen den Einsatz bei oberflächlichen Verletzungen und Krankheiten.
Lilien als Lebensmittel
Bis auf den Stamm sind alle Teile der meisten Lilienarten essbar. In China und Japan werden die stärkereichen und, je nach Art, süßlich bis bitter schmeckenden Zwiebeln, aber auch Blätter, Sprossen, Blütenblätter und Knospen in der Küche genutzt. In einigen Regionen der entsprechenden Länder werden Lilien speziell zu diesem Zweck angebaut.
Auch in Europa wurden Lilienzwiebeln zeitweise als Lebensmittel genutzt, diese Verwendung ist aber schon länger ausser Gebrauch.
Lilien als kulturelle Symbole
Aufgrund Ihrer strahlend weißen Farbe wurde insbesondere die Madonnenlilie (Lilium candidum) zum Symbol der Reinheit in der religiösen Formensprache. In der Heraldik wurde sie vielfach in stilisierter Form verwendet, die berühmte Bourbonenlilie, die Fleur-de-Lys, bildet jedoch eine Schwertlilie nach.
Lilien als Schnittblumen
In England und den USA haben Lilien seit der Mitte des 20. Jahrhunderts vor allem durch die Tätigkeit Jan de Graafs (der über 2000 Hybriden züchtete)und seiner Gründung der Oregon Bulb Farms auch einen festen Platz als Zuchtpflanze, dies hat über die Jahrzehnte zu zahlreichen Hybriden und einer florierenden Lilien-Industrie geführt.
Zuchtformen
In der Zucht werden acht verschiedene Liliendivisionen unterschieden:
- Division 1: Asiatische Hybriden
- Division 2: Martagonhybriden
- Division 3: Candidumhybriden
- Division 4: Amerikanische Hybriden
- Division 5: Longiflorumhybriden
- Division 6: Trichterlilien
- Division 7: Orienthybriden
- Division 8: Interdivisionale Hybriden
Systematik
Es sind in der Botanik über 100 Lilienarten bekannt, weitere werden insbesondere in Asien regelmäßig entdeckt. H.F. Comber führte 1949 ein bis heute gültiges Schema zur Klassifikation der Lilien ein, mit dem diese in 7 Sektionen unterteilt werden und sich die verwandtschaftlichen Beziehungen der Arten beschreiben lassen.
Eine Artenliste, die auf Combers Modell beruht, findet sich unter:
Lilienarten (Lilium)
Literatur
- Carl Feldmaier, Judith McRae, "Die neuen Lilien", 1982, ISBN 3800161214
- Richard Bird, "Lilien. Ein illustriertes Handbuch zur Bestimmung und Zucht", 1997, ISBN 3895084352
- Michael Jefferson-Brown, "Lilien", 2004, ISBN 3884726277
- Michael Jefferson-Brown, Harris Howland, "The Gardener's Guide to Growing Lilies", ISBN 088192315X
- Edward A. McRae, "Lilies: A Guide for Growers and Collectors", 1998, ISBN 0881924105