Jagdschloss Grillenburg
Jagdschloss Grillenburg | |
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Staat | Deutschland |
Ort | Tharandt |
Entstehungszeit | 12. Jh., 1554-58, 1936-39 |
Erhaltungszustand | Biedermeierjagdschloss, Neorenaissancegästehaus |
Ständische Stellung | Grafen, Könige |
Bauweise | u.a. Grillenburger Sandstein |
Geographische Lage | 50° 57′ N, 13° 30′ O |
Das Jagdschloss Grillenburg befindet sich im Tharandter Wald. Es liegt im gleichnamigen Ortsteil von Kurort Hartha bei Tharandt im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge in Sachsen. Das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen verzeichnet das Ensemble innerhalb der umgebenden drei Teiche als Kulturdenkmal einschließlich archäologischem Bodendenkmalschutz.
Geschichte
Ursprung

Die Ursprünge der auf der sogenannten Grillenburger Lichtung erbauten Jagdhausanlage an der heutigen Ferienstraße Silberstraße zwischen Dresden und Freiberg reichen bis in das 12. Jahrhundert zurück. Sie werden nach Ausgrabungen von 1936 (Walter Bachmann / Hans Nadler) und 1983 (Reinhard Spehr) und den noch vorhandenen Kellergewölben als Abtei/Grablege, staufische bzw. markmeißnische Jagdpfalz bzw. Pilgerhospiz am Heiligen Weg bzw. Weg der Jakobspilger gedeutet. Eine frühe Siedlung wird auch dadurch belegt, dass etwa die Goldene Pforte am Freiberger Dom St. Marien um 1230 aus Grillenburger Sandstein hergestellt wurde, den man noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts für Mühlsteine abbaute.
Kurfürstliches Jagdhaus und Amtssitz
Mitte des 16. Jahrhunderts wurde auf Befehl des Kurfürsten Vater August von Sachsen unter anderem unter Leitung von Hans von Dehn-Rothfelser und Hans Irmisch eine kurfürstliche Jagdanlage errichtet, die neben der Jagd vor allem zur Entspannung des Kurfürsten (im Sinne von Grillen vertreiben) diente. Die unter anderem aus Fürstenhaus, Jägerhaus, Schösserei und dem Gesindewohnhaus Bärenhaut mit Stallungen bestehende Anlage stellte man zwischen 1554 und 1558 bzw. das Jägerhaus 1599 und die Fronfeste 1614 fertig. Dabei wurde auch Baumaterial von der Burg Tharandt verwendet. Das Areal war ursprünglich von vier Teichen umgeben und über drei Tore und eine Holzbrücke erreichbar. 1568 wurde Grillenburg der Verwaltungssitz des Amtes und der Justiz von Grillenburg-Tharandt, das bislang in Tharandt befindliche Amt wurde hierher verlegt und in Amt Grillenburg umbenannt. Die Oberforst- und Wildmeisterei befand sich 1586–1852 und 1873–1909 in Grillenburg. Um- und Erweiterungsbauten erfolgten im 17. und 18. Jahrhundert unter anderem durch Baumeister Ezechiel Eckhardt. Von der Anlage blieben infolge von Kriegseinwirkungen, Bränden und Abrissarbeiten nur die Schösserei und die Umfassungsmauer mit dem Colmnitzer Tor erhalten. Das Jägerhaus wurde 1720 durch eine Feldscheune ersetzt und das Fürstenhaus (bis auf die Keller) und die Fronfeste 1828 (Baumaterial für Gasthof Grillenburg) abgebrochen. Schon 1827 wurde der Amtssitz zurück nach Tharandt verlegt.
Jagdschloss
Die heutige Biedermeierfassade der Anlage geht überwiegend auf eine Rekonstruktion nach Plänen von Landbaukondukteur Rothe im Jahre 1855 zurück, als die Schössererei zum königlichen Jagdschloss umgebaut wurde. Die Schösserei ist über eine über den Gondelteich führende Sandsteinbrücke erreichbar, welche 1730 nach Plänen von Oberlandbaumeister Matthäus Daniel Pöppelmann erbaut wurde. Im Umfeld des Jagd- und Verwaltungssitzes siedelten sich neben dem Gasthof, der Schmiede und der Mühle Grillenburg nach 1780 auf betreiben des damaligen Oberforst- und Wildmeisters einige Häusler an, deren Behausungen später die Gemeinde Grillenburg bildeten, welche 1973 nach Kurort Hartha (seit 1999 Ortschaft der Stadt Tharandt) eingemeindet wurde.
1936 wurde das seit 1918 als Herberge und Café genutzte Jagdschloss zum Sächsischen Jägerhof (1936–45) umgebaut. Den Jagdsaal stattete man mit einem Wandfries aus, der als Nachbildung den Aufzug der kursächsischen Jägerei darstellt (Original in der Waldschänke Moritzburg bei Dresden). Seit 1953 nutzte es die Technische Hochschule (TH) Dresden (seit 1961 Technische Universität Dresden) - Fachrichtung Forstwissenschaften Tharandt, die darin 1966 eine Forstliche und Jagdkundliche Lehrschau eröffnete, welche bis heute als Museum des Waldes besteht.
Das Waldmuseum wurde seit 2004 von der Akademie der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt mit Sitz im Schloss betrieben. Die Akademie ist seit Sommer 2008 für zunächst zwei Jahre wegen notwendiger Bauarbeiten am Schloss in den Nobbe-Bau der TU Dresden in Tharandt umgezogen und das Museum des Waldes geschlossen und ausgelagert.
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Foyer im Schloss
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Treppenhaus im Schloss
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Jagdsaal im Schloss
Neues Jägerhaus
Auf einer Anhöhe hinter dem Jagdschloss wurde über dem romanischen Gewölbe 1938–39 das Gästehaus Neues Jägerhaus dazu errichtet (u.a. mit Luftschutzbunker, Jagdhütte, Teichen mit Bootshaus, Kegelbahn, Garagen und Hundezwinger), das fälschlicherweise oft als private Mutschmannvilla bezeichnet wird. Denn es wurde 1939–45 auch vom Sächsischen Reichsstatthalter, Ministerpräsidenten und Landesjägermeister Martin Mutschmann genutzt. Architekten des Neorenaissancebaus waren der Rektor der Technischen Hochschule Dresden, Architekt Prof. Wilhelm Jost (1887–1948), und als Innenarchitekt Prof. Oswin Hempel (1876-1965). Ausgeführt wurden die Planungen durch den Tharandter Baumeister Burkhardt und die Deutschen Werkstätten Hellerau. Es enthält unter anderem die wohl größte Intarsienwand Europas nach Entwürfen des Künstlers Max Wendl (1904-84) - z.T. im Mai 2009 gestohlen. Eine Waffentruhe der Originalausstattung von Theodor Artur Winde (1886-1965) steht heute im Kunstgewerbemuseum Schloss Pillnitz.
Während der DDR-Jahre wurde das Neue Jägerhaus bis 1990 als VdN-Kurheim Elsa Fenske genutzt, diente in dieser Zeit den Chefs der Warschauer Pakt-Staaten 1968 als geheimer Tagungsort zum Prager Frühling und war bis 1993 Pension Jägerhof der Gemeinde Kurort Hartha. Heute ist es Eigentum der Stadt Tharandt, die es an die Stiftung Musik Kunst Natur aus Bannewitz bei Dresden verpachtet hat.
Schlosspark
Drei Bronzeplastiken im Schlosspark wurden 1938 nach Entwürfen der Künstler Otto Rost (1887–1970; Meisterschüler von Georg Wrba; Plastiken Keiler - 2000 gestohlen - und Bär - eingelagert) und (Hans, Johann) Johannes Darsow (geb. 1872; Plastik Hubertushirsch; Duplikat von 1937 an der Freilichtbühne im Tierpark Berlin-Friedrichsfelde) in der Kunstgießerei Lauchhammer gegossen. Drei lebensgroße Jägerfiguren aus Sandstein, geschaffen um 1600 von Conrad Buchau († 1657) für den Sächsischen Jägerhof (1568-1831) in Dresden-Neustadt, waren von etwa 1900 bis 1952 am Jagdschloss in Grillenburg aufgestellt und befinden sich heute im Museum für Sächsische Volkskunst sowie am Eingang zum Museum für Jagdtier- und Vogelkunde auf Schloss Augustusburg bei Flöha.
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Neues Jägerhaus im Winter
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Die im Jahr 2000 gestohlene Bronzeplastik Keiler stand am Neuen Jägerhaus
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Bronzeplastik Hubertushirsch im Schlosspark
Siehe auch
Literatur
- Walter Bachmann: Grillenburg, Mitteilungen des Landesvereines Sächsischer Heimatschutz, Heft 5-8, Band XXV, Dresden 1936
- Oskar Kramer: Der Sächsische Jägerhof Grillenburg, Mitteilungen des Landesvereines Sächsischer Heimatschutz, Heft 9-12, Band XXV, Dresden 1936
- Helmut Petzold: 200 Jahre Grillenburg, Gemeindeverwaltung Dorfhain, 1980
- Dr. Herbert Wilhelmi: Forstliche Denkmale in Sachsen - Mittlerer Landesteil -, Hrsg. Sächsischer Forstverein e. V., 1999
- Grillenburger Bronzeschwein gestohlen, Sächsische Zeitung, Freital, 20. März 2000
- Reinhard Spehr: Der markgräfliche Jagdsitz Tharandt-Grillenburg bei Dresden, Forschungen zu Burgen und Schlössern, Band 9, Hrsg. Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und Schlössern, Eisenach 2006, ISBN 978-3-422-06569-7
- Heinrich Magirius, Norbert Oelsner, Reinhard Spehr: Grillenburg, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Arbeitsheft 10, Dresden 2006, ISBN 978-3-937602-85-1