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John Maynard

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John Maynard ist der Titel einer bekannten Ballade von Theodor Fontane, die zuerst 1886 in der Veröffentlichung Berliner Bunte Mappe. Originalbeiträge Berliner Künstler und Schriftsteller (Verlagsort: München) erschien.

Die Ballade handelt von einem Schiffsbrand auf dem amerikanischen Eriesee nahe Buffalo im US-Bundesstaat New York. Der Steuermann John Maynard harrt mitten in Feuer und Rauch achtern am Ruder aus, bis das Schiff das Ufer erreicht hat. Dann heißt es: „Gerettet alle. Nur einer fehlt.“

Historischer Hintergrund

Die Ballade beruht auf einer wahren Begebenheit, die sich in der Nacht vom 8. zum 9. August 1841 ereignete. Der Seitenraddampfer Erie (unterwegs nicht nach, sondern von Buffalo) geriet nach einer Verpuffung von falsch gelagertem Malerbedarf (Terpentin u. ä.) in Brand und hielt Kurs auf die acht Meilen entfernte Küste, ohne sie jedoch zu erreichen. Im Gegensatz zur Balladenschilderung wurden von den ca. 200 an Bord befindlichen Menschen, darunter viele schweizerische und deutsche Zwischendeckspassagiere, nur 29 gerettet. Auch sonst unterscheidet sich der wahre Verlauf in einigen Details von der Ballade. So hieß der diensthabende Rudergänger, der in der Tat bis zuletzt auf seinem Posten ausharrte, nicht John Maynard, sondern Luther Fuller. Während John Maynard in der Ballade stirbt, überlebte der tatsächliche Rudergänger Luther Fuller schwer verletzt, erholte sich jedoch seelisch von dem Unglück nicht mehr. Er verfiel dem Alkohol und starb als Trinker in einem Armenhaus.

Über die Katastrophe existieren mehrere (teils faktenorientierte, teils stark literarisch-journalistisch stilisierte) Zeitungsveröffentlichungen; John Bartholomew Gough, ein als Alkoholgegner bekannter Redner, formte die Geschichte zu einem Vortragsstück; Horatio Alger, ein Groschenschriftsteller, dichtete eine Ballade mit dem Titel John Maynard. Welche dieser Fassungen Fontane als Vorbild diente, kann kaum abschließend entschieden werden.

Rezeption

John Maynard Memorial

Da die Gestalt des John Maynard sehr bekannt ist, suchen viele deutsche Besucher in Buffalo nach dem in der Ballade beschriebenen Grabstein und sind enttäuscht, dass sie ihn nicht finden können. Um den Besuchern Enttäuschungen zu ersparen, wurde 1997 eine Tafel in Buffalo errichtet, die an die Legende von John Maynard und an die Ballade erinnert. Diese Tafel findet man in der Erie St. unweit der HSBC Arena (Stadion der Buffalo Sabres). Der Autor des Tafeltextes nahm weniger den Tatsachenbericht als die Erzählung „Der Steuermann“ von John Bartholomew Gough zur Vorlage. In dieser Erzählung wird das Geschehen sehr ähnlich wie in der Ballade geschildert.

Vertonung

  • Ritter und Raben (Balladen); Otto Sander und das Oakmusic Ensemble, 2007, Patmos Verlag
  • Vertont wurde diese Ballade im Jahr 1978 vom deutschen Komponisten Achim Reichel.
  • Eine aktuelle Tonfassung von 2007 findet sich auf der CD „Gedichte Deutscher Meister“ von „Junge Dichter und Denker“ als Track Nr. 6

Film

Die Ballade ist Teil des Kurzspielfilms Wer ist John Maynard? (2009) von David Kremser. Die Hauptrolle spielt [Karoline Teska].

Literatur

Norman Barry: Fontanes „John Maynard“: Neue Entdeckungen der Quellenforschung. In: Fontane Blätter 85/2008, S. 150-170.

Wikisource: John Maynard (Fontane) – Quellen und Volltexte

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