Ali Hasan al-Madschid

Ali Hasan (oder Hassan) al-Madschid at-Tikriti (arabisch علي حسن المجيد, DMG ʿAlī Ḥasan al-Maǧīd, auch al-Majid; * 30. November 1941 in Tikrit, Irak[1]; † 25. Januar 2010 in Bagdad[2]) war ein irakischer Politiker und General. Der Vetter von Saddam Hussein bekam wegen der von ihm befohlenen Giftgas-Einsätze von den westlichen Medien den Spitznamen Chemie-Ali (Chemical Ali). Unter anderem wegen Völkermordes wurde er viermal zum Tode verurteilt und schließlich hingerichtet.
Politische Karriere
Von 1987 bis 1989 war er Gouverneur in den irakischen Nordprovinzen (Irakisch-Kurdistan). In dieser Zeit wurde er als Chemie-Ali bekannt, da er in Zusammenhang mit der sogenannten Anfal-Operation den Einsatz von Giftgas gegen die kurdische Bevölkerung angeordnet haben soll. Allein beim Angriff auf die Stadt Halabdscha am 16. und 17. März 1988 kamen bis zu 5000 Menschen ums Leben.
Nach dem irakischen Überfall auf Kuwait im August 1990 überwachte er die Besetzung des Landes. Von August bis November 1990 war er Gouverneur des Emirates, das als 19. Provinz des Iraks annektiert worden war.[3] Während dieser Zeit sollen die unter seiner Führung stehenden Truppen an der Zivilbevölkerung des Landes zahlreiche Gräueltaten begangen haben. Nach dem Krieg war er 1991 verantwortlich für die Niederschlagung des Aufstandes der Schiiten in Basra.
Von 1991 bis 1995 war er Innenminister und Verteidigungsminister, wurde aber abgesetzt, als er mit Udai Hussein, dem Sohn Saddam Husseins, in Streit geriet. 1995 war er angeblich für die Ermordung von Hussein Kamel (auch Kamil) verantwortlich, dem ehemaligen Rüstungsminister, der sein Neffe und zugleich Ehemann von Raghad, der Tochter von Saddam, war. Kamil war im August 1995 nach Jordanien geflüchtet und von seiner Familie mit der Aussicht auf Straffreiheit in den Irak zurückgelockt worden. In Bagdad wartete Ali Hasan al-Madschid mit einem Exekutionskommando.[4]
Anfang 2003, kurz vor dem Einmarsch der alliierten Truppen, ernannte Saddam Hussein al-Madschid zum Oberbefehlshaber über den Südirak, einen der einstmals vier irakischen Wehrbezirke. In seiner Zeit als Verteidigungsminister hatte sein Präsident ihn zum Feldmarschall ernannt. Ali Hasan war damit neben Saddam Hussein der einzige irakische Militär im Marschallsrang.
Todesurteile
Ali Hasan al-Madschid stand als Nummer 5 auf der US-Fahndungsliste der meistgesuchten Iraker und wurde am 17. August 2003 von Truppen der US Army festgenommen. Ein irakisches Sondergericht verurteilte al-Madschid erstmals am 24. Juni 2007 zum Tode durch den Strang. Das Urteil wurde am 4. September 2007 vom Obersten Gerichtshof des Irak bestätigt. Die Richter sahen den Vorwurf des Völkermordes an den Kurden als erwiesen an. Auf Veranlassung al-Madschids waren zwischen Februar und August 1988 im Rahmen der Anfal-Operation ca. 180.000 Kurden ums Leben gekommen. Weitere 1,5 Millionen Kurden waren in den Süden des Landes zwangsumgesiedelt worden.[5] Der Giftgasangriff auf Halabdscha war zunächst nicht Gegenstand des Gerichtsverfahrens. Der Prozess, der sich mit dem Giftgasanschlag befasste, wurde am 24. September 2007 wieder aufgenommen. Die Vollstreckung des Todesurteils wurde mehrfach aufgeschoben. Am 29. Februar 2008 unterzeichnete Präsident Dschalal Talabani das Todesurteil. Die Hinrichtung hätte danach innerhalb von 30 Tagen vollzogen werden müssen, was jedoch nicht geschah.[6]
Am 20. April 2008 wurde al-Madschid nach einem Hungerstreik, mit dem er gegen die Haftbedingungen protestierte, ins Krankenhaus eingeliefert. Am 23. April 2008 erlitt er einen Herzinfarkt, der vermutlich durch den Hungerstreik ausgelöst wurde. Noch am selben Tag wurde er aus dem Militärhospital entlassen. Gleichzeitig wurde bekannt, dass al-Madschid an Diabetes litt.[7] Am 3. Oktober 2008 wurde das Todesurteil vom irakischen Staatspräsidium gebilligt und die Hinrichtung hätte erneut innerhalb der nächsten 30 Tage stattfinden sollen.[8]
Am 2. Dezember 2008 wurde er vom irakischen Sondertribunal zum zweiten Mal zum Tode verurteilt, diesmal wegen der brutalen Niederschlagung des Schiitenaufstands nach dem Golfkrieg 1991.[9][10] Eine dritte Verurteilung zum Tode erfolgte am 2. März 2009; die Vertreter der Anklage hatten ihm zuvor eine Beteiligung an der Ermordung und Vertreibung schiitischer Muslime im Jahr 1999 zur Last gelegt.[11] Wegen des Giftgasangriffes auf Halabdscha wurde gegen al-Madschid am 17. Januar 2010 ein viertes Mal die Todesstrafe verhängt.[10] Am 25. Januar 2010 wurde er im Alter von 68 Jahren hingerichtet.[12]
Belege
- ↑ Ali Hassan al-Majidwww.thewiplist.com (aufgerufen am 26. Januar 2010)
- ↑ „Chemie-Ali“ im Irak hingerichtet tagesschau.de, 25. Januar 2010
- ↑ Trial watch: [http://www.trial-ch.org/de/trial-watch/profile/db/facts/ali_hassan-al-majid-al-tikriti_63.html Ali Hassan al-Majid al-Tikriti]
- ↑ Ali Hassan al-Majid: Iraqi official known as 'Chemical Ali' executed for genocide and crimes against humanity The Independent, 26. Januar 2010
- ↑ General Ali Hassan al-Majid Daily Telegraph, 7. April 2003
- ↑ http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,538723,00.html
- ↑ Focus: Newsartikel
- ↑ Stuttgarter Nachrichten: [1]
- ↑ http://www.n-tv.de/1062409.html
- ↑ a b „Chemie-Ali“ erhält vierte Todesstrafe Spiegel Online vom 17. Januar 2010
- ↑ Spiegel online vom 2. März 2009
- ↑ sueddeutsche.de online vom 25. Januar 2010
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Madschid, Ali Hasan al- |
ALTERNATIVNAMEN | Majid Ali Hassan al- (englische Umschrift); علي حسن المجيد (arabisch) |
KURZBESCHREIBUNG | irakischer Politiker und General |
GEBURTSDATUM | 30. November 1941 |
GEBURTSORT | Tikrit |
STERBEDATUM | 25. Januar 2010 |
STERBEORT | Bagdad |