Georg Joseph Sidler (Politiker)
Georg Joseph Sidler (* 25. Juni 1782 in Zug; † 27. Mai 1861 in Zürich, Unterstrass) war ein Schweizer Politiker. Er gehörte zu den gemässigten Bundesreformern und hatte viele verschiedene Ämter inne. Er gehörte ab 1848 bis zu seinem Tod dem schweizerischen Nationalrat an.
Lebensgeschichte
Als Sohn eines in fränzösischem Dienst stehenden Offiziers wurde Georg Joseph Sidler am 25. Juni 1782 in Zug geboren. Sein Bruder Josef Anton Sidler (* 1783, † 1862), war Gardehauptmann in der Schweizergarde des französischen Königs. Seine Tochter († 1871) war mit Professor Heinrich Schweizer verheiratet. Er erhielt im Jahr 1845 das Bürgerrecht von der Gemeinde Unterstrass und verstarb dort am 27. Mai 1861 nach einer Entzündungskrankheit.
Er wurde auf dem Friedhof der St.-Jakobs-Kirche in Aussersihl begraben. 1901 wurde der Vorschlag unterbreitet, den alten Friedhofweg, welcher an seinem Grabplatz vorbeiführte, in Sidlerstrasse umzubenennen. Dies wurde nicht durchgeführt, der Weg heisst heute Lutherstrasse.[1]
Politische Laufbahn
Seine berufliche Laufbahn begann sich früh mit seiner politischen Laufbahn zu vermischen, wurde er doch schon 1799 zum Verwaltungssekretär des helvetischen Kanton Waldstätten berufen. Gleich seine erste Rede als Tagsatzungsgesandter am 3. Juni 1811 in der Soloturner Kathedrale löste eine Krise aus. Denn die Rede führte dazu, dass eine dreiköpfige Delegation nach Paris zitiert wurde, welche sich einem Wutausbruch des französischen Kaisers Napoleon stellen musste. Obwohl der Inhalt der Rede über die Besetzung des Tessin eigentlich gemässigt war, schien sie denoch einen wunden Punkt getroffen zu haben. Die Rede schien jedoch vom anwesenden französischen Gesannten missverstanden zu sein. Erst die Abschrift seiner Rede liess die Gemüter sich wieder einigermassen beruhigen. Dennoch galt Sidler ab jenem Zeitpunkt als schwärmerischer Retoriker, welcher wusste, wie er mit dem Publikum umgehen musste.
Sein späterer Biograf, August Welti, bezeichnete ihn in der Folge als "grössten Volksredner seiner Zeit"[2]
Wegen des in den 1840er-Jahren immer wieder auftretenden Streits über die Jesuitenkommission und der Klosteraufhebung im Kanton Aargau und da Georg Joseph Sidler klar für eine Trennung von Kirche und Staat einstand, kam es zu Konflikten mit den Zuger Geistlichen. Deren Macht führte dazu, dass er ein kantonales Mandat nach dem anderen verlor. Im Gegenzug wurde seine Tätikeit immer mehr von der nationalen Politik geprägt. 1839 verlegte er seinen Wohnsitz in die Gemeinde Unterstrass bei Zürich. Er blieb jedoch bis 1844 dem Zuger Parlament treu, versuchte 1843 erfolglos zu verhindern, dass Zug an der Konferenz der katholisch-konservativen Konverenz teilnahm. Dies war der Vorgänger des Sonderbunds, welchen er mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mittel zu verhindern versuchte. Anfangs gab es noch etliche Regierungsratsmitglieder, die er davon überzeugen konnte. Im Januar 1844 jedoch wandten sich diese von ihm ab, so dass im Januar 1844 mit 98 zu 21 Stimmen der Beitritt Zugs beschlossen wurde. Er legte zusammen mit 10 Landräten gegen den Beschluss Verwahrung ein und versuchte noch am 12. Februar 1844, seiner letzten Sitzung in einem Zuger Gremium, die Beschlüsse als bundesrechtswidrig zu denunzieren.
Am 23. Oktober 1847 versuchte er den Zürcherischen Bürgermeister Jonas Furrer, als eidgenössische Abgesandten für die Zuger, davon zu überzeugen, den Sonderbund zu verlassen. Im Gegensatz zu den sechs anderen Ständen schafften es hier die eidgenössischen Abgesandten, ihre Proklamation bei die zuständige Regierungsratkomision vorzubringen, wenngleich erfolglos. Denn am 3. November 1847 brach der Sonderbundskrieg mit Beteiligung des Kanton Zug aus.
Im Jahr 1848 wurde er vom Zürcher Stimmvolk in den Nationalrat gewählt, wo er als Alterspräsident die erste offizeller schweizerische Nationalratsrede halten konnte. Darin bedauerte er, dass die in der Bundesverfassung niedergeschreibene Glaubens- und Kulturfreiheit nicht «auf noch andere Konfessionen» ausgedehnt worden sei. Damit meinte er vor allem die Juden.
Ämter
Georg Joseph Sidler hatte viele Ämter inne, darunter:
- Tagsatzungsgesandter; 1810-1833
- Landrat (Kanton Zug); 1814-1844
- Kantonshalter und Gerichtspräsident (Kanton Zug); 1815-1818, 1820-1822, 1832-1838
- Landammann (Kanton Zug); 1818-1820, 1822-1824, 1826-1828, 1830-1832
- Landeshauptmann (Kanton Zug); 1829-1838
- Eidgenösischer Zollrevisor; 1837-1848
- Präsident der helvetischen Gesellschaft; 1837
- Grossrat (Kanton Zürich); 1845-1861
- Nationalrat; 1848-1961
- Alterspräsident des Nationalrats; 1848,1851,1854,1857,1860
Literatur
- Der Kanton Zug zwischen 1789 und 1850, 23 Lebensgeschichten, Alltag und Politik in einer bewegten Zeit Beitrag von Josef Lang Georg Joseph Sidler, Bundesprophet im eigenen Zugeland Herausgegeben vom Regierungsrat des Kanton Zug 1998 ISBN 3-85548-050-8
- August Welti; Georg Joseph Sidler. Ein eidgenössischer Sämann Erlenbach 1940
- Allgemeine Deutsche Biographie (Band 34, 1892):Sidler, Georg Joseph [1]
Einzelnachweise
- ↑ http://www.gebrueder-duerst.ch/turicum/strassen/l/lutherstrasse.html
- ↑ August Welti; Georg Joseph Sidler. Ein eidgenössischer Sämann Erlenbach 1940 Seite 182