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Kirche Niederoderwitz

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Ansicht der Kirche zu Niederoderwitz um 1900

Die Kirche Niederoderwitz ist eine der beiden Dorfkirchen der Gemeinde Oderwitz. Sie ist die Kirche der evangelischen Kirchgemeinde Niederoderwitz und wurde Anfang des 18. Jahrhunderts im Barockstil erbaut.

Geschichte

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde die alte Kirche in Niederoderwitz zu klein für die wachsende Kirchgemeinde. Aus diesem Grund und wegen nicht behebbarer Schäden am Gebäude wurde 1717 der Entschluss zum Bau einer neuen Kirche gefasst. Das Patronat für diesen Neubau übernahmen Otto Ludwig von Kanitz, Hanns Adolph von Riedinger und der Rat der Stadt Zittau.

Die Grundsteinlegung erfolgte am 19. April 1719 unter der Bauaufsicht von Pfarrer Samuel Manitius und den Kirchenältesten. Die Kirche wurde unter dem Baumeister Georg Förster nach dem Vorbild der hainewalder Kirche erbaut und 1725 fertiggestellt. Die feierliche Weihe des Gebäudes erfolgte am 23. Januar 1726. Die alte Kirche war zu diesem Zeitpunkt etwa 600 Jahre alt und wurde daraufhin abgetragen.

Anlagen

Kirche mit Pfarrhaus im Zentrum von Niederoderwitz

Die Kirche liegt im Zentrum von Niederoderwitz auf einer kleinen Anhöhe und ist daher weithin sichtbar. Neben dem heutigen Kirchgebäude stand bis Ende des 17. Jahrhunderts eine andere Kirche, die ebenfalls den Name Kirche Niederoderwitz trug. Die heutige Kirche ist von einem Friedhof umgeben, auf dem sich eine Aussegnungshalle und mehrer Gruften befinden, allem voran die ebenfalls barocke Göhlsche Gruft. Zwei Gedenkstätten für die Opfer des Ersten Weltkrieges und die des Holocausts finden sich ebenfalls auf dem Friedhof.

An den Friedhof angeschlossen ist das Pfarrhaus, dessen Gemeindesaal im Winter für die Feier von Gottesdiensten genutzt wird. Es bietet auch Wohnraum für Pfarrer und Kantor.

Gebäude

Das Äußere der Kirche wird von klaren und einfachen Formen bestimmt. So dominieren die große Fläche des Satteldachs und die der Wände das Erscheinungsbild. Der Kirchturm besitzt einen quadratischen Grundriss, der zu einem Achteck auswächst und schwungvoll in eine barocke Haube übergeht. Diese wird von zwei Laternen gekrönt. Die Turmspitze ist mit einem Halbmond und einer darüberstehenden Sonne geschmückt, dies ist vermutlich ein Zeichen für die Vertreibung der Türken aus Europa Ende des 17. Jahrhunderts.

In der Turmhalle befindet sich eine doppelt geschwungene Treppe, die auf die Emporen führt. Das Kirchenschiff ist hell, aber im Wesentlichen einfach gestaltet. Die ornametale Bemalung ist in ocker und blau gehalten, Altar, Kanzel und Herrschaftsloge bilden dabei die Hauptakzente des Dekors. Das Kreuzgewölbe wird von mächtigen, nach innen gezogenen Pfeilern getragen, zwischen denen drei hölzerne Emporen verlaufen. Auf einer großen Empore gegenüber des Altar befindet sich der Spieltisch für die Orgel, sowie Plätze für Chor und Bläser. Das Kirchenschiff hat eine Länge von 33 Metern und ist bei einer Höhe von 14 Metern 17 Meter breit. Es bietet Platz für etwa 2000 Personen, dadurch zählt die Kirche zu den größten der Lausitz.

Ausstattung

Altar

Altar der niederoderwitzer Kirche

Vom Sockel des Altars erheben sich zwei Säulen, die das Gebälk mit dem Kreuz tragen und das Altarbild einrahmen. Dieses ist ein einfachen Holzrelief mit gemaltem Hintergrund und vergoldeten Figuren. Auf dem Bild findet sich eine Darstellung des letzten Abendmahls, die in die Säulenarchitektur des Altars eingebunden ist. Lebensgroße Figuren von Moses und Johannes den Täufer flanieren den Altar, der von einem großen Holzkreuz mit der Aufschrift JESVS gekrönt wird. Das Kreuz wird von einem goldenen Strahlenkranz umrahmt, dessen Wirkung durch getönte Fenster hinter dem Altar verstärkt wird.

Kanzel

Der Korb der achteckigen Kanzel befindet sich auf Höhe der ersten Emporen und ist mit vergoldetem Schnitzwerk verziert, dieses besteht aus Engelsköpfen, Bändern und floralen Elementen. Die Spitze der Kanzel stellt ein Pelikan dar, der seine Brust aufreist und so seine Jungen mit seinem Blut speist. Dies thematisiert den Opfertod Christi.

Orgel

Die heutige Orgel stammt aus dem Jahre 1874 und wurde von der Firma des sächsischen Hoforgelbauers Carl Eduart Jehmlich gebaut und seit dem mehrmals erweitert, überholt und gereinigt. Sie besitzt drei Manuale und verfügt über 50 klingende Stimmen, es wurden insgesamt 3387 Pfeifen verbaut. Die Orgel wird über einen freistehenden, elektrischen Spieltisch am Rande der Empore bedient.

Herrschaftsloge

Unter der Brüstung der Orgelempore befindet sich die Herrschaftsloge der Patronatsherren, sie erstreckt sich über die gesammte Breite des Kirchenschiffs und besitzt eine Front mit drei großen Fenstern. Hauptelement ihrer Verzierung ist das Allianzwappen und eine Kartusche mit dem Wahlspruch des Hauses von Kanitz-Kyaw.

Glocken

Während ihrer Entstehung wurde die Kirche mit ein paar kostbaren Bronzeglocken ausgestattet, allerdings gingen diese im Verlauf der zwei Weltkriege verloren. Heute hängt in der Glockenstube ein einfaches Stahlgeläut aus drei Glocken.

Weitere Ausstattung

Die Kirche besitzt einen Taufengel, dessen Gestaltung mit den Altarfiguren harmoniert. Bis auf zwei grüne Lorbeerkränze auf seinem Kopf und in seinem Händen ist er vollkommen vergoldet. Während einer Taufe wird die Taufschale von dem Kranz in seinem Händen aufgenommen.

Weitere wertvolle Stücke sind die silbernen Abendmahlsgeräte, sowie ein vergoldeter Kelch aud dem Jahr 1668.

Koordinaten: 50° 57′ 5,4″ N, 14° 43′ 45,9″ O