Zum Inhalt springen

Benutzer:Goesseln/neu2

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. Januar 2010 um 21:38 Uhr durch Goesseln (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Joseph Schreieder


Joseph Schreieder (* 15. August 1904 in München; † unbekannt) war ein deutsche Polizeibeamter der Gestapo, der in den besetzten Niederlanden bei der Aktion Englandspiel niederländische Widerstandskämpfer gefangennahm, die später in Mauthausen ermordet wurden.

Leben

Schreieder war in München Schüler an der Luitpold-Oberrealschule, begann zunächst als Rechtsanwaltsgehilfe und wurde 1923 Beamtenanwärter bei der Polizei im Mittleren Dienst. Ab 1932 wechselte er zur Politischen Polizei, zu dem Zeitpunkt war er gerade zum Kriminalsekretär befördert worden. . 1933 wurde er dem stellvertretenden Führer der bayerischen Polizei Reinhard Heydrich unterstellt und begann eine steile Karriere bei der Polizei. Gemeinsam mit Heydrich unterschrieb er einen Bericht an den Reichsstatthalter Franz Ritter von Epp, in dem die Schutzhaft in Dachau und die Einziehung des Vermögens von Thomas Mann gefordert wurde. Mann war allerdings am 11. Februar 1933 ins Ausland gegangen und konnte nun von dort nicht mehr zurückkehren [1].

1934 wurde er SS-Mitglied, in der er 1943 den Rang eines SS-Sturmbannführers (Major) erreichte, 1937 wurde er Mitglied der NSDAP[2]. Im Polizeidienst erreichte er 1944 den Rang eines Kriminaldirektors. 1938 wurde er Grenzpolizeikommissariatleiter in Lindau, nach dem Anschluss in Bregenz, auf der Schweizer Seite versuchte Paul Grüninger die Grenze für Flüchtlinge aus Österreich offenzuhalten, Schreieder scheint das nicht verhindert zu haben [3].

Ab dem 15. August 1940 war er Leiter der Abteilung Gegenspionage beim Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD Wilhelm Harster im Referat IV E ( Geheime Staatspolizei) in den besetzten Niederlanden. Gemeinsam mit Major Hermann Giskes, dem Leiter der militärischen Abwehr III F , gelang es ihm, den von Großbritannien aus unterstützten niederländischen Widerstand zu unterwandern und zu unterdrücken. Durch Maßnahmen der Gegenspionage wurden 54 niederländische Agenten in dem sogenannten Englandspiel („Nordpol ruft London“) verhaftet und nach Mauthausen ins Konzentrationslager deportiert, wo 47 von ihnen zwischen dem 6. und dem 8. September 1944 erschossen wurden.

Einer der von Schreieder gefangen genommenenen war der niederländische Olympionike Ernst de Jonge[4]. Schreieder sorgte auch bei ihm dafür, dass er in ein Konzentrationslager deportiert wurde, sein Verbleib konnte allerdings niemals geklärt werden[5]

Bei der Operation Market Garden traf der gefangengenommene englische Offizier und Agent Grace Stoddard[6] auf „Oberstleutnant Joseph Schreider“ [7] im Gestapo-Quartier in Arnheim. Schreider verhört Stoddard, misshandelt ihn und versucht ihn zu erpressen. Stoddard und seine Mitgefangenen werden danach nach Buchenwald deportiert.

Am 16. Mai 1945 wurde er in Rotterdam arrettiert und wurde in der britischen Zone in Deutschland interniert. Beim Prozess gegen den niederländischen Verräter Anton van der Waals[8] wurde er als Zeuge verhört, van der Waals erhielt die Todesstrafe und wurde 1950 hingerichtet, ebenso wie der Reichskommissar für die Niederlande Arthur Seyß-Inquart 1946 in Nürnberg. Schreieder wurde 1948 aus der Internierung entlassen.

Über seine Entnazifizierung ist nichts bekannt, er wurde wieder in bayerischen Staatsdienst aufgenommen und brachte es noch zum Oberregierungsrat. Er veröffentlichte 1950 sein Buch über das Englandspiel. Das Braunbuch nennt ihn als einen der Entlastungszeugen, die bei der Verteidigung der wegen Kriegsverbrechen angeklagten NS-Verbrecher aktiv waren[9]. Er war auch für Radio Freies Europa[10] in München tätig.

Über das weitere Leben ist nichts bekannt.

Werke

  • Das war das Englandspiel, Verlag Walter Stutz, 1950
  • Het Englandspiel, Holkema & Warendorf, sd., Amsterdam

Literatur

  • Hans Schafranek: Unternehmen 'Nordpol'. Das Englandspiel der deutschen militärischen Abwehr in den Jahren 1942 - 1944. In: Hans Schafranek / Johannes Tuchel (Hg): Krieg im Äther. Widerstand und Spionage im Zweiten Weltkrieg. Picus-Verlag: Wien 2004, S.247 - 291.
  • Hermann J. Giskes, London ruft Nordpol. Bastei Lübbe, 1982. ISBN 3-404-65046-8
  • H.J. Giskes, Abwehr III F: de duitse contraspionnage in Nederland. Amsterdam, Bezige Bij, 1949.\
  • Michael Graf Soltikow: Empfang um Mitternacht (Tatsachenroman), Verlag der Sternbücher, Hamburg, 1956
  • Grace Stoddard, No cloak no dagger, Wheatmark Inc 2008 ISBN 9781604941449

(Kapitel 9 berichtet über Joseph Schreider)

Vorlage:PND

Film


Einzelnachweise

  1. Paul Egon Hübinger , Thomas Mann und Reinhard Heydrich, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 1/1980
  2. dort als Joseph Schreider (!): SS #107 184 , NSDAP # 3 970 994 Verzeichnis der SS-Miglieder (Numery członków SS, polnisch)
  3. Stefan Keller, Grüningers Fall. Geschichten von Flucht und Hilfe. Rotpunktverlag, Zürich 1993
  4. siehe niederländische Wikipedia nl:Ernst de Jonge.
  5. Tony Bijkerk, FROM OLYMPIAN TO SECRET AGENT.THE REMARKABLE CAREER OF JONKHEER ERNST W. DE JONGE, in : ISOH International Society of Olympic Historians
  6. Stoddard beschreibt kriegerisch, wie von seinen Leuten General Kussin in seinem Citroen erschossen wurde (S. 52)
  7. S. 58 bis 63, abweichende Schreibung des Namens google books
  8. siehe niederländische Wikipedia nl:Anton van der Waals
  9. Braunbuch, Abschnitt: ANKLAGE VON NÜRNBERG
  10. mit seinem Gegner aus der Zeit in den Niederlanden Hazelhoff Roelfzema Haus der Niderlande Münster

<nowiki>