Zum Inhalt springen

Fehling-Probe

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. Januar 2010 um 19:06 Uhr durch Fiya (Diskussion | Beiträge) (wikilinks Kupfer(i)-oxid). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Fehling-Probe dient zum Nachweis von Reduktionsmitteln, z. B. von Aldehyden und reduzierenden Zuckern.

Geschichte

Die von Hermann Fehling 1848 veröffentlichte Nachweisreaktion[1] ermöglichte die quantitative Bestimmung von Zucker im Harn durch Titration.[2] Dies war zur Diagnose der Zuckerkrankheit (Diabetes) von Bedeutung.[3] Zuvor war dies nur qualitiativ durch einfache Geschmacksprüfung oder Vergärung möglich, später auch quantitativ durch Polarimetrie.[4] Heute ist die Fehling-Probe Bestandteil der Schulchemie.

Fehlingsche Lösung

Kupfer-Tartrat-Komplex mit quadratisch koordiniertem Kupfer[5]

Zur Durchführung der Fehling-Probe verwendet man zwei Lösungen als Nachweisreagenzien, die nach Hermann Fehling als „Fehling I“ und „Fehling II“ bezeichnet werden.

Nach Zusammenführen gleicher Volumina beider Fehling-Lösungen besitzt das Fehling-Reagenz aufgrund der Komplexbildung der Cu(II)-Ionen mit den Tartrat-Ionen eine charakteristische, dunkelblaue Farbe.[5]Das Tartrat-Ionen hat hier die Aufgabe eines Komplexbildners. Wenn es nicht vorliegen würde, würden die OH--Ionen sofort mit den Kupfer(II)-Ionen reagieren und schwerlöslisches Kupfer(I)-hydroxid (CuOH) bilden, woraufhin die Reaktion nicht mehr ablaufen könnte.

Salze der Weinsäure und Kupfer(II)-hydroxid reagieren zum tiefblauen Kupfertartratkomplex und Wasser.

Der Zusatz von Glycerin vor dem Auffüllen mit Wasser verlängert die Haltbarkeit einer selbst angesetzten Lösung.

Nach der Zugabe der Testsubstanz, muss die Lösung erhitzt werden. Dadurch werden zum einen die nachzuweisenden Monosaccharide in ihre Kettenform überführt und zum Anderen wird die Reaktion beschleunigt. Die Monosaccharide müssen in der Kettenform vorliegen, da sonst die CHO-Gruppe für den Nachweis nicht zugänglich ist.
Es erfolgt dann eine Reduktion der Kupfer(II)-Ionen erst zu gelbem Kupfer(I)-hydroxid (CuOH) und dann eine Dehydratisierung zu Kupfer(I)-oxid (Cu2O). Aldehyde werden nach Zugabe von Fehling-Reagenz zu Carbonsäuren oxidiert, während das Kupfersulfat (CuSO4) zu Kupfer(I)-oxid (Cu2O) reduziert wird und als rotbrauner Niederschlag ausfällt.

Bei längerem Erhitzen oder bei einfacheren Aldehyden wie Formaldehyd oder Acetaldehyd kann auch elementares Kupfer entstehen.

Redoxreaktion

Da die Oxidation der Probesubstanz durch Reduktion der Kupfer(II)-Ionen erfolgt, kann die Gesamtreaktion wie bei allen Redoxreaktionen in eine Oxidations- und Reduktionsreaktion zerlegt werden. Dabei wird im nachfolgenden Beispiel zur Vereinfachung nicht berücksichtigt, dass die Kupferionen eigentlich in einem Komplex mit Tartrat-Ionen (Kupfertartrat) vorliegen:

Oxidation:

Eine Aldehydgruppe wird im basischen zur Carbonsäure oxidiert.
Da die Reaktion in alkalischer Umgebung stattfindet, wird die entstehende Carboxygruppe durch Hydroxidionen zur Carboxylatgruppe im Sinne einer Säure-Base-Reaktion deprotoniert

Reduktion:

Kupfer(II)-ionen und Hydroxidionen reagieren zu Kupfer(I)-hydroxid, das weiter zu Kupfer(I)-oxid dehydratisiert.

Redoxreaktion:

Kupfer(II)-ionen und Aldehydgruppen reagieren im basischen Milieu zu Kupfer(I)-oxid, Carboxylaten und Wasser

Grenzen

Zu erwähnen ist an dieser Stelle, dass Ketone von der Fehlingschen Lösung nicht oxidiert werden. Der Nachweis erlaubt folglich eine Unterscheidung zwischen einem Keton und Aldehyd. Ketone mit einer der Carbonylgruppe benachbarten OH-Gruppe (alpha-Ketole) sprechen allerdings auf das Fehling-Reagenz an (z.B. durch Keto-Enol-Tautomerie); Reduktionsmittel ist hier das in alkalischer Lösung entstehende Endiolation.

Die Fehling-Reaktion mit reduzierenden Zuckern folgt im Allgemeinen nicht der oben gezeigten einfachen Stöchiometrie, da hierbei Oxidationsprodukte entstehen, die selbst reduzierend wirken (Ketoaldehyde, Hydroxy-Diketone) sowie Produkte von Retro-Aldolreaktionen).

Weitere Nachweisreaktionen für Aldehyde

Liste von Nachweisreaktionen#Organik

Einzelnachweise

  1. H. Fehling: Quantitative Bestimmung des Zuckers im Harn. Archiv für physiologische Heilkunde, 1848, 7: 64-73.
  2. I. Munk: Zur quantitativen Bestimmung des Zuckers und der sog. reducirenden Substanzen im Harn mittelst Fehling'scher Lösung, 1886, doi:10.1007/BF01925199
  3. Prof. Blumes Tipp des Monats März 2006 (Tipp-Nr. 105): Diabetes - Durchaus ein Thema für den Chemieunterricht
  4. J. Büttner in Berichte zur Wissenschaftsgeschichte: Naturwissenschaftliche Methoden im klinischen Laboratorium des 19. Jahrhunderts und ihr Einfluß auf das klinische Denken doi:10.1002/1522-2365(200206)25:2<93::AID-BEWI93>3.0.CO;2-G
  5. a b Vorlage:HoWi-102.