Christian Düberg
(Johann) Christian (Peter) Düberg (* 16. Februar 1806; † 12. Januar 1873 in Wismar) war ein deutscher Jurist, Publizist und Führer der bürgerlichen Unruhen in Wismar 1830 und 1848.
Leben und Werk
Dübergs Vater war der Sohn eines aus Stockholm eingewanderten Nadlers und betrieb das gleiche Gewerbe. Sein Bruder war der Maler Carl Düberg. Christian Düberg studierte Jura an den Universitäten Halle und Rostock. Zu Ostern 1827 wurde er in die Matrikel der Mecklenburgischen Advokaten und Notare aufgenommen worden und praktizierte seitdem in Wismar, wo er im elterlichen Hause wohnte.
Erbittert gegen einzelne Magistrats- und Gerichtspersonen und gegen das ganze wismarsche Justizwesen, dem er Willkür vorwarf, wurde er Urheber einer Bewegung gegen den Magistrat zur Umgestaltung der Verfassung. Am 9. November wurde eine von ihm verfaßte Missive (Protestschrift) veröffentlicht, die von 1200 Personen unterzeichnet wurde. Der Erfolg der Missive ermunterte zu weiteren Schritten: auf Betreiben Dübergs ernannten fast alle Gewerke — bis auf die Kaufmanns- und die Krämer-Kompagnie — Deputierte zu gemeinsamen Beratungen über die Stadtangelegenheiten, besonders auch über eine Verfassungsänderung. Eine revolutionäre Körperschaft konstituierte sich unter dem Namen Deputierten-Versammlung der ehrliebenden Bürgerschaft und bestellte Düberg zu ihrem Konsulenten.
Der Rat erkannte, daß ein gewisses Einlenken unvermeidlich war, erliess eine Proklamation am 17. November und richtete eine gemeinsame Kommission ein. Es kam dennoch zu einem Tumult; der Bürgermeister Lembke musste die Stadt verlassen, und Düberg war kurzzeitig der politisch einflussreichte Mann Wismars. Er reiste an der Spitze einer Delegation nach Schwerin zum Großherzog, um dort die Forderungen der Deputiertenversammlung vorzutragen, wurde von diesem aber gar nicht empfangen. Er kehrte nach Wismar zurück, wohin der Großherzog inzwischen den Kammerrat von Plessen entsandt hatte, der die Deputiertenversammlung verbot. Anfang Dezember rückte Militär in Wismar ein; Düberg wurde zunächst unter Hausarrest gestellt und am 13. Dezember nach Schwerin gebracht. Ihm gelang die Flucht aus dem Bleikeller des Schweriner Schlosses. Bei der Rückkehr nach Wismar wurde er mit seinem Bruder am Wassertor erneut verhaftet. Es konnte wiederum zu fliehen und ging nach Straßburg ins Exil. Er kehrte jedoch nach einiger Zeit zurück und trat seine Festungshaft an, von dem ihm ein Teil noch erlassen wurde, weil er bestrebt war, Ausschreitungen zu verhindern.
Auch 1848 versuchte er sich an die Spitze einer revolutionären Bewegung in Wismar zu setzen. Er wurde jedoch am 1. April verhaftet, anch Schwerin gebracht und am 13. April entlassen, nachdem er versprochen hatte, für vier Wochen Wismar nicht zu betreten und auch keine Volksversammlung zu halten. Anschliessend kehrte Düberg nach Wismar zurück, praktizierte weiter als Advokat und Notar und engagierte sich in bürgerschaftlichen Angelegenheiten wie der Schulfrage. Bis zum Lebensende publizierte er noch über die mecklenburgische Verfassungsfrage.
Düberg galt seinen Zeitgenossen als Communist und war Swedenborgianer. Er trat publizistisch für die Lehre Swedenborgs und die Neue Kirche ein und versuchte auch in Wismar eine Gemeinde zu gründen, was jedoch misslang.
Schriften
- Meklenburgs Landesnoth: Bemerkungen über Ständewesen und Gemeindeordnung: nebst einem Anhang über den Rechtszustand in Mecklenburg. Braunschweig: Vieweg 1831
- Gedichte. Wismar 1841
- Abt. 1: Psyche
- Abt. 2: Lieder-Träume und Trümmer
- Das Gemeinwesen aus Christus: Weissagung und Auslegung. Liestal: Honegger 1844
- Aus und über Swedenborg. Wismar: Oesten 1849
- Zur Pfändungs-Frage in Mecklenburg, insbesondere auf Wismar'schem Gebiet: zwei Rechtssprüche, eine Magistrats-Verordnung und ein Rechtsgutachten; Beachtenswerth für Landbesitzer. Wismar: Hinstorff, 1862
- Leben und Wirken von Dr. Joh. Fr. Immanuel Tafel, Professor der Philosophie und Universitäts-Bibliothekar zu Tübingen. Wismar 1864
- Plattdütsche Diskurse äwer de Theologie und de Presters, ok van Staats- un annern gelihrten Saken: för sien Landslüd. Leipzig: Häfele 1865
- Unsere Gelehrtenschule: motivirter Antrag im bürgerschaftlichen Ausschuß zu Wismar mit Hinblick auf die Lage des Vaterlandes. Wismar: Beck 1866
- Zur mecklenburgischen Verfassungsfrage. Wismar: Hinstorff 1873
Literatur
- Karl Friedrich Deiters: Zur Erinnerung an Johann Christian Peter Düberg: Advocat und Notar zu Wismar; Geboren 16. Februar 1806; gestorben 12. Januar 1873. Wismar 1873
- Hans Witt: Wismar unter dem Pfandvertrage, 1803-1903: Festschrift zur Hundertjahrfeier der Wiedervereinigung Wismars mit Mecklenburg. Wismar: Hinstorffs̕che Hofbuchhandlung 1903 (Digitalisat)
Weblinks
- Literatur von und über Christian Düberg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur über Christian Düberg in der Landesbibliographie MV
Personendaten | |
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NAME | Düberg, Christian |
ALTERNATIVNAMEN | Düberg, Peter; Düberg, Johann Christian Peter |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Jurist und Publizist |
GEBURTSDATUM | 16. Februar 1806 |
GEBURTSORT | Wismar |
STERBEDATUM | 12. Januar 1873 |
STERBEORT | Wismar |