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Abitur in Bayern (G8)

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Im Rahmen der Einführung des achtjährigen Gymnasiums (verkürzter Bildungsgang – G8) in Bayern wird auch die gymnasiale Oberstufe neu geregelt. Dabei sollen – einem bundesweiten Trend folgend – die Spezialisierungs- und (Ab-)Wahlmöglichkeiten zugunsten einer gestärkten Allgemeinbildung der Schüler eingeschränkt werden – insbesondere in den Bereichen Mathematik, Deutsch und Fremdsprache. Die wichtigste Neuerung gegenüber der bisherigen Kollegstufe besteht in der Abschaffung der Differenzierung zwischen Grund- und Leistungskursen; ergänzend wählen die Schüler zwei Seminare, durch die Teilaspekte der bisherigen Leistungskurse, etwa die Anfertigung einer Facharbeit, abgedeckt werden.

Unterricht in der Qualifikationsphase (Klassen 11 und 12)

Die Unterrichtsfächer gliedern sich in Pflichtfächer, Wahlpflichtfächer und Profilfächer. Pflichtfächer sind verpflichtend zu belegende Fächer, die mit Ausnahme der Wahl des Ethik-Unterrichts, keine Wahl ermöglichen und die gesamte Oberstufe besucht werden müssen. Wahlpflichtfächer ermöglichen eine Entweder-Oder-Wahl von Fächern. Profilfächer sind zusätzliche Fächer, die der Schüler aus Interesse oder zur Erfüllung der Belegungspflicht wählen kann. Auch sie müssen für die gewählte Zeit verpflichtend besucht werden.

Die Oberstufenzeit wird in Halbjahre, auch Semester genannt, eingeteilt. Die Oberstufe besteht insgesamt aus vier Halbjahren, zwei liegen in der 11. und zwei in der 12. Klasse. In jedem Halbjahr werden sogenannte Halbjahresleistungen aus Leistungsnachweisen gebildet. Am Ende der Oberstufe werden 40 von diesen gewertet.

Die verpflichtende Seminarwahl findet noch in der 10. Klasse statt.

Fach Wochenstunden Einbringung
(Halbjahresleistungen)
11 12
Pflichtfächer
Deutsch 4 4 4
Mathematik 4 4 4
Religion oder Ethik 2 2 3-4
Geschichte und Sozialkunde 2+1 2+1 3-4
Sport 2 2 0-4
Wahlpflichtfächer
Fortgeführte Fremdsprache 4 4 4
Erste Naturwissenschaft (Biologie, Chemie oder Physik) 3 3 3-4 (ohne Nw2 4)
Zweite Naturwissenschaft oder weitere Fremdsprache oder Informatik (NTG) 3 (bei Sprache 4) – (siehe Profil) 1-2
Geographie oder Wirtschafts- und Rechtslehre 2 2 3-4
Kunst oder Musik 2 2 3-4
Profilfächer
Zweite Naturwissenschaft oder weitere Fremdsprache oder Informatik (NTG) – (siehe Wahlpflicht) 3 (bei Sprache 4) 0-2
Wissenschaftspropädeutisches Seminar 2 12/1: 2, 12/2:0 4
Projekt-Seminar zur Studien- und Berufsorientierung 2 12/1: 2, 12/2:0 2
Weitere Fächer aus dem Wahlpflichtbereich oder Zusatzangebot je 2 bis 4 je 2 bis 4 0-2 (nur 1 HJ) / 0-3 (beide HJ)
Belegungs- und Einbringungspflicht 66 40

Eine Halbjahresleistung wird mit bis zu 15 Punkten bewertet. Das Ergebnis der einen Schulaufgabe und der Durchschnitt der kleinen Leistungsnachweise werden dabei gleich gewichtet.

Die Profilbereich umfasst ohne die Seminare mindestens

  • fünf Wochenstunden, wenn der Schüler in Klasse 11 eine weitere Naturwissenschaft, neue Fremdsprache oder fortgeführte Informatik gewählt hat bzw.
  • vier Wochenstunden, wenn der Schüler in Klasse 11 eine weitere fortgeführte Fremdsprache gewählt hat.

Es ist möglich, die in Klasse 11 gewählte weitere Fremdsprache bzw. Naturwissenschaft weiterzuführen und im Profilbereich anzurechnen. Im Profilbereich können auch andere Fächer aus dem Angebot der Schule gewählt werden wie z.B. Instrumentalensemble (früherer Grundkurs Orchester), Vokalensemble (früherer Grundkurs Chor) oder Psychologie.

Seminare

Im G8 gibt es im Gegensatz zum G9 keine Leistungskurse mehr, an deren Stelle treten zwei Seminare, die jeweils zweistündig besucht werden und die mit dem Ausbildungsabschnitt 12/1 enden. Jedes Seminar umfasst nach bisheriger Planung etwa 15 Schüler, jedoch ist es absehbar, dass Seminare auch mit 12 Schülern eingerichtet werden und bis 18 Schüler enthalten. Die beiden Seminare sind:

  • Wissenschaftspropädeutisches Seminar (W-Seminar): Der Schüler bearbeitet ein Thema aus einem bestimmten Fachbereich und fertigt dazu eine Seminararbeit an. Diese Seminararbeit ist zu vergleichen mit der Facharbeit im G9. Der Schüler wählt dabei ein Thema aus dem Rahmenthema des Seminars aus und bearbeitet dieses. Neu dabei ist, dass die bisherigen Ergebnisse in regelmäßigen Zeitabschnitten dem Rest der Teilnehmer vorgestellt und besprochen werden.
  • Projekt-Seminar (P-Seminar): Die Schüler beschäftigen sich in Projektarbeit in der Gruppe mit einem (interdisziplinären) Thema, das aus der wissenschaftlichen oder beruflichen Praxis stammt; das Seminar steht im Zusammenhang mit der Unterstützung der Schule bei der Studien- und Berufswahl. Das P-Seminar kann von der Schule mit externen Partnern gestellt werden.

Additum

Wenn ein Schüler Musik, Kunst oder Sport als schriftliches Abiturfach wählen möchte, muss er zusätzlich zum regulären Unterricht ein sogenanntes Additum (zusätzliche Unterrichtsstunden) belegen, das wären: Bildnerische Praxis (Kunst), Sporttheorie (Sport) (jeweils zwei Wochenstunden) und Instrumentspiel (ggf. Gesang) (Musik). Wird ein solches Additum in der 10. Klasse gewählt, so muss der Schüler in dem gewählten Fach schriftliches Abitur schreiben. Die Teilnahme an einem Additum setzt mindestens die Note 3 im Zwischenzeugnis der 10. Klasse voraus, außerdem sind in Musik angemessene Fertigkeiten im Spiel eines anerkannten Musikinstruments (ggf. Gesang) nachzuweisen.

Der Schüler belegt demnach in beiden Schuljahren durchschnittlich 33 Wochenstunden.

Optionsregel

Die Optionsregel, auch „Joker-Regelung“ genannt, ermöglicht bei zwei verschiedenen Fächern mit 3 verpflichtenden Einbringungen das Ersetzen von je Fach einer schlechten Halbjahresleistung des einen Faches durch eine bessere Halbjahresleistung des anderen Faches. Sie kann maximal zweimal angewendet werden. Schüler mit einer in der Qualifikationsphase beginnenden Fremdsprache können zudem in zwei beliebigen Fächern eine von drei sonst verpflichtenden Halbjahresleistungen streichen, sodass insgesamt 40 Halbjahresleistungen gewertet werden. Die Ersetzung von schlechten Halbjahresleistungen durch zusätzliche, nicht-verpflichtende Halbjahresleistungen im selben Fach ist sowieso möglich. Diese Vorgänge übernimmt die Schule. Meist verwendet sie dazu spezielle Computerprogramme, die diese Regelungen für alle Schüler automatisch anwenden.

„Abweichend von § 84 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 Buchst. a kann die Schülerin oder der Schüler nach der Aufforderung nach § 72 Abs. 2 in höchstens zwei Fächern je eine verpflichtend einzubringende Halbjahresleistung durch eine in einem anderen Fach erbrachte Halbjahresleistung ersetzen. Schülerinnen und Schüler, die nach § 50 Abs. 3 Satz 1 zur Belegung einer neu einsetzenden spät beginnenden Fremdsprache verpflichtet sind, können in zwei Fächern jeweils eine der drei einbringungspflichtigen Halbjahresleistungen (Ausnahmen: Abiturprüfungsfächer sowie die Naturwissenschaft, sofern nur eine gewählt wurde) streichen, wenn dadurch eine nach § 47 Abs. 4 ausgeschlossene Wahl der Abiturprüfungsfächer ermöglicht wird.“

Abiturprüfung

Die Abiturprüfung besteht aus fünf Fächern, von denen drei schriftlich und zwei mündlich geprüft werden. Es werden geprüft:

Fach Prüfungsart
Deutsch schriftlich
Mathematik schriftlich
Fortgeführte Fremdsprache 1x schriftlich
2x mündlich (Kolloquium)
Gesellschaftswissenschaftliches Fach
weiteres Fach nach Wahl (kein gesellschaftswissenschaftliches Fach)
  • Gesellschaftliche Fächer: Geschichte, Geschichte+Sozialkunde, Geographie, Wirtschaft und Recht, Religion sowie Ethik, ggf. Wirtschaftsinformatik (Wirtschaftsgymnasium), ggf. Sozialkunde, gegebenenfalls sozialwissenschaftliche Arbeitsfelder
  • Weitere mögliche Abiturfächer: Physik, Chemie, Biologie, fortgeführte Informatik (NTG), weitere Fremdsprache (neu einsetzende nur mündlich), Kunst, Musik oder Sport

Ein Fach kann zur schriftlichen und zwei Fächer können zur mündlichen Abiturprüfung ausgesucht werden. Die Wahl von Kunst, Musik oder Sport als Abiturprüfungsfach ist mit einem Additum verbunden.

Gewichtung

Bei der schriftlichen Prüfung in einer modernen Fremdsprache wird der schriftliche Teil fünffach, der mündliche Teil einfach gewichtet.

Benotung des Abiturs

Die Abiturzeugnisnote wird im G8 wie folgt bestimmt:

Qualifikationsphase max. 600 Punkte
Abiturprüfung max. 300 Punkte
Abiturzeugnis max. 900 Punkte
Punkte Note Punkte Note Punkte Note Punkte Note
900-823 1,0 660-643 2,0 480-463 3,0 300 4,0
822-805 1,1 642-625 2,1 462-445 3,1
804-787 1,2 624-607 2,2 444-427 3,2
786-769 1,3 606-589 2,3 426-409 3,3
768-751 1,4 588-571 2,4 408-391 3,4
750-733 1,5 570-553 2,5 390-373 3,5
732-715 1,6 552-535 2,6 372-355 3,6
714-697 1,7 534-517 2,7 354-337 3,7
696-679 1,8 516-499 2,8 336-319 3,8
678-661 1,9 498-481 2,9 318-301 3,9

Siehe auch