Zum Inhalt springen

Ernst Blass

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 29. Juni 2005 um 23:03 Uhr durch Jed (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Ernst Blass (Pseudonyme: Daniel Stabler, Erich Sternow, (* 17. Oktober 1890 in Berlin; † 23. Januar 1939 ebenda) war ein deutscher Schriftsteller.

Ernst Blass stammte aus einer jüdischen Fabrikantenfamilie. Er besuchte das Gymnasium in Berlin, wo er 1908 sein Abitur ablegte. Anschließend begann er auf Wunsch der Eltern, an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität Jura zu studieren. Seine wahren Interessen, die eher literarischer Natur waren, konnte er in der Mitarbeit in der beginnenden expressionistischen Bewegung verwirklichen, zu deren Kreisen er durch Vermittlung seines Freundes Kurt Hiller Zugang erhielt. Blass war neben Georg Heym und Jakob von Hoddis Mitglied im "Neuen Club", verkehrte im "Café des Westens" und veröffentlichte seit 1910 Gedichte und Prosa in den wichtigen Zeitschriften des Frühexpressionismus wie "Die Aktion" und "Der Sturm". Sein erster Gedichtband machte ihn 1912 schlagartig berühmt.

1913 zog Blass aus persönlichen Gründen nach Heidelberg um. Dort schloss er u.a. Freundschaft mit er Karl Jaspers und Ernst Bloch und gab die literarisch-philosophische Zeitschrift "Die Argonauten" heraus, die neben Werken des Herausgebers u.a. Beiträge von Walter Benjamin, Franz Werfel und Robert Musil enthielt. 1915 promovierte Blass an der Universität Heidelberg zum Doktor der Rechte und kehrte nach Berlin zurück, wo er bis 1920 als Archivar bei der Dresdner Bank angestellt war. Anschließend wechselte er zum Journalismus über, vorwiegend als Theater- und Filmkritiker verschiedener Berliner Zeitungen. Ab 1924 war er daneben Lektor im Paul-Cassirer-Verlag.

Ab 1926 trat bei Ernst Blass tuberkulöses Augenleiden auf, das im Laufe der Jahre zu seiner fast vollständigen Erblindung führte. Mit Beginn des Dritten Reiches wurden die wenigen Publikationsmöglichkeiten, die Blass noch verblieben waren - vorwiegend in Zeitschriften - immer weiter eingeschränkt. Der veramte Autor starb in einem jüdischen Krankenhaus in Berlin an den Folgen einer lange unerkannt gebliebenen Lungentuberkulose; sein Tod blieb selbst in Exilkreisen weitgehend unbeachtet.

Ernst Blass hat mit seinem expressionistischen Gedichtband "Die Straßen komme ich entlang geweht" das Leben in der modernen Großstadt in all seinen Facetten in die deutsche Lyrik eingeführt. Mit seinem Wechsel zu einem neoklassischen Stil unter dem Einfluss des George-Kreises erntete er bei seinen Berliner Freunden vorwiegend Befremden; erst in der zweiten Hälfte der Zwanzigerjahre fand Blass in seiner Lyrik Anschluss an die Strömung der Neuen Sachlichkeit. Ungewöhnlich ist, dass der Autor nach dem Zweiten Weltkrieg als einziger der bedeutenden Frühexpressionisten kaum mehr zur Kenntnis genommen wurde; die erst 1980 veranstaltete Gesamtausgabe seiner Lyrik blieb eine Ausnahme.

Werke

  • Die Straßen komme ich entlang geweht, Heidelberg 1912
  • Die Gedichte von Trennung und Licht, Leipzig 1915
  • Die Tötung des Verlangenden (§ 216 RStGB), Heidelberg 1916
  • Die Gedichte von Sommer und Tod, Leipzig 1918
  • Über den Stil Stefan Georges, Heidelberg 1920
  • Der offene Strom, Heidelberg 1921
  • Das Wesen der neuen Tanzkunst, Weimar 1921
  • Der paradiesische Augenblick, 1930 (unter dem Namen Daniel Stabler)
  • Die Straßen komme ich entlang geweht, München [u.a.] 1980

Herausgeberschaft

Übersetzungen

Literatur

  • Thomas B. Schumann: Nachwort zu Ernst Blass: 'Die Straße komme ich entlanggeweht'. Sämtliche Gedichte. Hrsg. von T.B. Schumann, München 1980, S. 163-182.
  • Angela Reinthal: "Wo Himmel und Kurfürstendamm sich berühren". Studien und Quellen zu Ernst Blass, Oldenburg 2000