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Schocktherapie (Wirtschaftspolitik)

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Mit Schocktherapie wird umgangssprachlich eine massive Konfrontation mit einem angstbesetzten Reiz bezeichnet, die sich dadurch auszeichnet, dass sie heilsam ist, also zur Reduzierung der Angst beiträgt. Zentral ist dabei die Erfahrung, dass die zu Grunde liegenden Annahmen und Befürchtungen übertrieben oder falsch sind, beispielsweise, dass das Berühren einer Schlange sich widerlich anfühlt.

In der Psychotherapie

Im Rahmen einer Psychotherapie, insbesondere nach verhaltenstherapeutischen Methoden spielt die Konfrontationstherapie eine bedeutsame Rolle bei der Behandlung von Ängsten. Jedoch wird in einer professionell durchgeführten Therapie der Patient unter keinen Umständen "geschockt", also überraschend oder ohne sein Einverständnis mit Angstobjekten konfrontiert. Die Bezeichnung "Schocktherapie" ist also für seriöse psychotherapeutische Konfrontationsmethoden unzutreffend.

Die Schocktherapie darf nicht verwechselt werden mit Elektrokrampftherapie oder Insulinschocktherapie, usw.

In der Wirtschaftspolitik

In Zusammenhang mit der Privatisierung von ehemals kommunistischen Staaten in Osteuropa benutzte man den Begriff Schocktherapie; so im Umfeld von Minister Anatoli Tschubais und seiner westlichen Berater wie z. B. Jeffrey Sachs.[1] Der Kommunismus sollte so schnell wie möglich abgewickelt werden, etwa indem man Coupons an die Bevölkerung verteilte, mit denen Anteile an Betrieben erworben werden konnten.

Naomi Klein, Autorin von "Die Schock-Strategie", vermerkt unter Hinweis auf eine Veröffentlichung[2] der Heritage Foundation, dass die Naturkatastrophe von Haiti zu Beginn des Jahres 2010 zum Anlass genommen wird, die Anwendung der Schocktherapie in diesem Land zu fordern.[3]

Siehe dazu auch Schock, Coupon-Privatisierung.


Einzelbelege

  1. Andreas Pickel: Schocktherapie als rationale Reformstrategie? Eine Kritik der theoretischen Grundlagen radikaler Marktkonzepte und ein Plädoyer für Reformgradualismus. In: Hans Albert, Kurt Salamun, (Hg.): Mensch und Gesellschaft aus der Sicht des Kritischen Rationalismus. Amsterdam Atlanta, GA 1993.
  2. Things to Remember While Helping Haiti. The Foundry (Archive for the ‘American Leadership’ Category), 13. Januar 2010.
  3. Haiti Disaster Capitalism Alert: Stop Them Before They Shock Again. 13. Januar 2010.