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Paul Watson

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Paul Watson 2005 (der Mann mit den grauen Haaren und dem grauen Bart)

Paul Watson (* 2. Dezember 1950 in Toronto, Kanada) ist der Gründer der Sea Shepherd Conservation Society. Er wurde als Sohn von Anthony Joseph Watson und Annamarie Larsen in Toronto geboren und wuchs in St. Andrews, New Brunswick auf.

Leben

Paul Watson wuchs an der kanadischen Ostküste in einem Fischerdorf auf. Im Alter von acht Jahren rettete er zwei Hummer und hielt sie anschließend als Haustiere. Als er zehn Jahre alt war, hatte er die Bekanntschaft mit einem Biber gemacht. Als Pelzjäger das Tier töteten, rächte er sich an den Jägern. Er stöberte alle ihre aufgestellten Fallen auf, zerstörte sie und befreite die Tiere.

Im Jahre 1968 trat er in die kanadische Küstenwache ein. 1969 heuerte er auf dem norwegischen Massengutfrachter Bris (35.000 BRT) für eine Reise nach Asien und Afrika an. Doch bereits in den frühen 1970er Jahren kehrte er zur Küstenwache zurück.

Watson studierte Kommunikations- und Sprachwissenschaften an der Simon Fraser University (SFU) in in der kanadischen Provinz British Columbia. Er hielt Vorträge an Universitäten in der ganzen Welt und war Professor für Ökologie am Art Center College of Design im kalifornischen Pasadena von 1990 bis 1994.

Mitbegründer von Greenpeace

Anfang der 1970er Jahre stieß Watson zur Friedensbewegung und war Mitbegründer von Don’t Make a Wave Committee. Die Gruppe wollte 1971 einen amerikanischen Atombombentest vor der Aleuteninsel Amchitka verhindern. Paul Watson hatte genug seemännische Erfahrung und übernahm sein erstes Umweltkommando auf einem Schiff. Den Atombombentest konnte die Gruppe nicht verhindern. Aus dieser Aktion entstand jedoch 1972 die Umweltschutzorganisation Greenpeace und Paul Watson war einer ihrer Gründer. Seine Mitgliedsnummer war die 007.[1]

Im Jahre 1975 diente Paul Watson als Erster Offizier unter dem Kommando von Kapitän John Cormack. Auf dieser Reise suchten sie die Konfrontation mit der sowjetischen Walfangflotte. Im Juni desselben Jahres waren Watson und Hunter die ersten Menschen, die ihr Leben für den Schutz der Wale einsetzten.[2] In einem Schlauchboot versuchten sie sich zwischen einem sowjetischen Schiff mit seiner Harpune und den Pottwalen zu positionieren. Die Wale konnten sie trotzdem nicht retten. Nach eigenen Angaben entschloss er sich danach, von diesem Moment an sein Leben zum Schutz der Wale und aller Geschöpfe der Meere einzusetzen.

Sea Shepherd

Im Jahre 1977 verließ Watson Greenpeace im Streit. Er bezeichnete Greenpeace als „einen Haufen tatenloser Bürokraten“[3] und gründete die Sea Shepherd Conservation Society, welche gegen die illegale Ausbeutung von Meereslebewesen ist.

Das erste Schiff für die Umweltorganisation Sea Shepherd wurde im Dezember 1978 erworben und auf den Namen Sea Shepherd getauft. Sea Shepherd etablierte sich bald als eine der umstrittensten Umweltgruppen. Sie wurde bekannt für provokante Aktionen, die über den herkömmlichen Protest hinausgingen. Im Gegensatz zu anderen Umweltschützern greift Watson zu militanten Mitteln, jedoch stets unter Beachtung des Gebots, keine Menschen zu verletzen. Unter anderem rammte er Walfänger und Schiffe illegal fischender Fangflotten und beschoss diese mit harmloser, jedoch sehr geruchsintensiver Buttersäure. Diese Stinkbomben sollten den illegalen Fang der Fische wertlos machen.[4] Bei diesen Aktionen berief er sich auf die UN-Charta zum Schutz der Natur von 1982, die jedermann dazu auffordert, die Umwelt zu verteidigen.

In einem isländischen Hafen versenkte die Organisation zwei Walfangschiffe. Im Jahre 1988 flog Paul Watson nach Reykjavík. Er wollte die isländische Regierung zwingen ihn anzuzeigen. Doch man verwies ihn des Landes, weil man nicht wollte, dass er und somit auch der Walfang vor Gericht kämen.[5]

Watson ist auch heute noch der Kopf von Sea Shepherd und nutzt den Titel Captain in Bezug auf seine Rolle in der Organisation.

Ungeklärter Beschuss von japanischen Walfängern

Laut eigenen Angaben wurde Paul Watson am Freitag, dem 7. März 2008, während eines Zwischenfalls mit der japanischen Küstenwache von einer Kugel in die Brust getroffen. Die Kugel wurde nach seiner Darstellung von seiner Kevlar-Weste aufgehalten. Die Situation spielte sich während der Anti-Whaling-Campain 2008 in antarktischen Gewässern ab. [6] Während der Kampagne kam es zur direkten Konfrontation zwischen dem Sea Shepherd Schiff Steve Irwin und dem Walfänger Nisshin Maru. In der letzten Folge der Doku-Serie Whale Wars des US-Senders Animal Planet ist dieser Zwischenfall zu sehen. Danach stand Watson an Deck der Steve Irwin während seine Crew kleine, mit Buttersäure befüllte Flaschen auf die Nisshin Maru warf. Zu sehen ist, wie die Japaner Leuchtgranaten zurückwarfen. Anschließend zeigt Watson auf der Brücke seine Jacke und die schusssichere Weste und sagt: „Ich wurde getroffen“. Es ist zu sehen, wie er eine runde Metallkugel aus der Weste holt. Es wurden keine weiteren Kugeln von Sea Shepherd dokumentiert.

Das japanische Institute of Cetacean Research wies die Behauptung, die japanische Küstenwache hätte scharfe Munition eingesetzt, als Lüge zurück. Das Institut und die japanische Küstenwache gaben an, dass es sich bei den Leuchtgranaten ausschließlich um pyrotechnische Gegenstände gehandelt habe, welche einen Lärm- und Lichteffekt produzieren ohne jemanden verletzen zu können.

Der Fall wurde von keiner unabhängigen Stelle untersucht. Am selben Tag gab es zwei Presseerklärungen des australischen Aussenministeriums. Laut der ersten wurde die australische Botschaft in Tokio von japanischer Seite darüber informiert, dass Warnschüsse abgegeben worden seien.[7] In einer späteren Version wird der Ausdruck „warning balls – also known as flashbangs – had been fired“ verwendet. (dt. „Warning-Balls - auch bekannt als Blendgranaten wurden abgefeuert“).[8]

Kollision der Ady Gil mit einem Begleitschiff der japanischen Walfangflotte

Bei Protesten gegen die japanische Walfangflotte kam es am 6. Januar 2010 zu einer Kollision des Trimaran Ady Gil und des japanischen Schiffes Shonan Maru 2. Die Kollision ereignete sich in antarktischen Gewässern, rund 2.500 Kilometer südlich der australischen Insel Tasmanien. Der Bug der Ady Gil wurde abgerissen. Das Boot wurde bei dem Zusammenstoß so stark beschädigt, dass es zwei Tage später sank.[9] Die sechsköpfige Crew konnte nach Angaben von Sea Shepherd auf der MS Bob Barker in Sicherheit gebracht werden. Zu den Crewmitgliedern zählten Neuseeländer, ein Australier und ein Niederländer. Beide Seiten gaben sich gegenseitig die Schuld an dem Zusammenstoß. Sea Shepherd sagte, es habe sich um eine „unprovozierte Attacke“ gehandelt. Nach ihrer Darstellung lagen beide Schiffe ohne Fahrt zu machen voreinander, als das japanische Begleitschiff Shonan Maru 2 plötzlich vorpreschte. Nach Angaben des japanischen Walforschungsinstituts fuhr die Ady Gil dagegen absichtlich vor das Begleitschiff der Walfangflotte. Die Crew habe versucht, das Boot mit Wasserwerfern fernzuhalten. Die Shonan Maru 2 ist eines der Begleitschiffe der aus sechs Schiffen bestehenden Flotte um das Fabrikschiff Nisshin Maru.[10][11][12]

Einen Tag später, am 7. Januar 2010, forderte sowohl der neuseeländische Außenminister Murray McCully als auch Australiens stellvertretende Premierministerin Julia Gillard ihre jeweiligen Behörden auf, in der Angelegenheit die Ermittlungen aufzunehmen; Neuseeland, weil die Ady Gil dort registriert sei, Australien, weil der Vorfall in Gewässern stattgefunden habe, in denen Australien für Rettungsmaßnahmen zuständig ist. McCully wurde in unmittelbarer Reaktion auf den Vorfall mit den Worten zitiert: „Die neuseeländische Regierung lehnt den Walfang der Japaner in der Antarktis entschieden ab [...] Und wir lehnen es auch ab, dass Menschen dort getötet werden.“[13]

Am 8. Januar 2010 macht sich in einer Stellungnahme die japanische Behörde die Darstellung der Walfangflotte zu eigen und gibt der Besatzung der Ady Gil die Schuld an der Kollision.[14]

Ökologische und politische Positionen

Paul Watson plädiert dafür, dass menschliche Gemeinschaften (Städte) nicht mehr als 20.000 Menschen umfassen und durch weiträumige Wildgebiete getrennt sein sollten. Seiner Ansicht nach hat die menschliche Population die globale Tragfähigkeit schon lange erheblich überschritten. Die Menschen produzierten unglaubliche Mengen von festen, flüssigen und gasförmigen Abfällen und beuteten den Planeten und die Rohstoffe der Natur rücksichtslos aus. Er ist der Ansicht, dass die biologische Vielfalt durch Überfischung, Verschmutzung, Vergiftung und landwirtschaftliche Monokulturen bedroht sei. Seine weiteren Kritikpunkte sind die weltweite Zersiedelung der Landschaft, die Versauerung der Meere, die Zerstörung der Ozonschicht, die globale Erwärmung und der Klimawandel. Watson prangert das weltweite Artensterben an.[15]

Er fordert die Anerkennung anderer Arten als Mit- und Erdenbürger. Deshalb brauche die Erde nach seiner Meinung für ihre Gesundung große Gebiete, in denen keine Menschen leben und sie nicht in die Natur eingreifen. Er plädiert dafür, mit der Verbrennung fossiler Brennstoffe aufzuhören. Statt dessen sollte die Menschheit nur Wind, Wasser und Sonne für die Erzeugung von Energie nutzen. Schiffe sollten mit Segeln und Wind angetrieben werden. Nahrungserzeugnisse sollten vor Ort produziert und nicht durch die halbe Welt geschickt werden. Watson plädiert dafür, die riesigen Herden von Kühen und Schafen wegen ihres Methanausstoßes abzuschaffen und diese durch Bisons und Karibus zu ersetzen. Die Menschen sollten sich möglichst vegetarisch ernähren.[15]

Watson plädiert weiterhin für ein Wirtschaftssystem, in dem alle Menschen einen Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung haben, ohne die Welt und ihre Ressourcen auszubeuten. Deshalb schlägt er vor, die Menschheit radikal auf eine Milliarde Individuen zu reduzieren und nur denjenigen Nachwuchs zu erlauben, die sich völlig ihrer Verantwortung für das Wohlergehen der Welt hingeben. Er sieht den Menschen als Virus der Biosphäre, der wie Krebs mit radikalen und invasiven Mitteln bekämpft werden müsse.[15]

Staatsfeind, Umweltterrorist und Retter bedrohter Meerestiere

Paul Watson kämpft gegen die Robbenjagd.[16] Er und die Mitglieder seiner Organisation zerstörten kilometerlange Treibnetze.[17]

Watson wurde 1993 in Kanada wegen seiner Handlungen gegen kubanische und spanische Fischerboote vor der Küste Neufundlands angeklagt. 1997 wurde Watson in Abwesenheit von der norwegischen Regierung angeklagt und wegen des Versuchs verurteilt, den Fischkutter Nybrænna 1992 zu versenken. Er erhielt eine Gefängnisstrafe von 120 Tagen. Die holländischen Behörden weigerten sich, ihn an die norwegischen Behörden zu übergeben und behielten ihn für 80 Tage in Haft.[18]

Paul Watson gilt in manchen Ländern als Staatsfeind und Umweltterrorist, während seine Anhänger ihn dagegen als Helden und Retter der bedrohten Meerestiere feiern.

Zitat von Chefmaschinist Jeremy Coon: „Ich glaube an den Käpten, und wenn ich sterbe, weiß ich, dass ich was Gutes getan habe.“[19]

Der kanadische Schriftsteller Farley Mowat bezeichnete Watson als den „entschlossensten und effektivsten Schützer der Meerestiere“.[20]

Das Time Magazine ernannte ihn im Jahr 2000 zu einem der Umwelthelden des zwanzigsten Jahrhunderts.[21]

Kritik

Paul Watson setzt sich mit seiner persönlichen Einstellung zum Naturschutz der Kritik anderer Naturschützer aus.

Greenpeace gibt an, dass Paul Watson zwar seit 1971 aktives Mitglied gewesen sei, bei der zweiten Greenpeace-Expedition zur Verhinderung von Kernwaffentests auf Amchitka eine wesentliche Rolle gespielt habe, aber nicht einer der Gründer der Organisation gewesen sei. Zusammenfassend schreibt Greenpeace in einer Stellungnahme zu Paul Watson:

„Wir laden Paul Watson ein, seine Meinung über Greenpeace auszudrücken - als radikale Umweltschutzorganisation haben wir ein weites Spektrum an Kritikern und wir begrüßen gerechtfertigte Kritik. Aber wir erwarten eine faire Diskussion, die auf Fakten und nicht auf Unwahrheiten begründet ist.“[22]

Paul Watson wird in einer Episode der amerikanischen Cartoon-Serie South Park thematisiert, in der er als unfähiger Kapitän mit geröteter Nase und Wangen einen Auftritt hat. Mit beißendem Spott und Ironie wird er als Medienschlampe („Media-Whore“) dargestellt und würde den Walen durch seine ungeeigneten Aktionen nicht helfen. Insgesamt werden die Aktionen der Crew der Sea Shepherd als nutzlos dargestellt. Nachdem Paul Watson durch eine Harpune, welche die Japaner auf das Schiff abfeuern, getötet wird, übernimmt Stan das Kommando. Ihm gelingt es, durch den Einsatz von Gewalt, die Japaner zurückzudrängen.

Literatur

  • Paul Watson, Ocean Warrior. Mein Kreuzzug gegen das sinnlose Schlachten der Wale, Verlag: Ehrenwirth, ISBN 978-3-431-03374-8
  • Peter Heller, Wir schreiten ein: Der Kampf des Paul Watson gegen die Walfangflotten der Welt, MAREBUCHVERLAG, ISBN 978-3-86648-083-4

Quellen

  1. Artikel im Tages-Anzeiger vom 7. Januar 2010
  2. tribute.ca
  3. sueddeutsche.de vom 8. Januar 2010
  4. Bericht des Spiegels vom 3. März 2008
  5. [Dies ist ein richtiger Krieg. In: Der Spiegel. (online). Spiegel, „Dies ist ein richtiger Krieg“ - Clemens Höges über den Öko-Piraten Paul Watson]
  6. Japanese Open Fire on Sea Shepherd Crew: Three Injured - Sea Shepherd-Pressemitteilung vom 7. März 2008
  7. Incident in the Southern Ocean - The Hon Stephen Smith MP, Minister for Foreign Affairs. Foreignminister.gov.au, 7. März 2008, abgerufen am 31. Oktober 2009.
  8. Incident in the Southern Ocean - Update - The Hon Stephen Smith MP, Minister for Foreign Affairs. Foreignminister.gov.au, 7. März 2008, abgerufen am 31. Oktober 2009.
  9. tagesschau.de: Ady Gil in der Antarktis gesunken. Abgerufen am 8. Januar 2010.
  10. Frankfurter Rundschau: Walfänger beschädigt Hightech-Boot Artikel vom 6. Januar 2010
  11. Kollision in der Antarktis: Walfänger rammt Walfanggegner. tagesschau.de, 6. Januar 2010, abgerufen am 6. Januar 2010 (deutsch).
  12. Video-Dokument der Kollision aus Sicht der Bob Barker
  13. Frankfurter Rundschau vom 7. Januar 2010.
  14. Frankfurter Rundschau vom 8. Januar 2010.
  15. a b c The Beginning of the End for Life as We Know it on Planet Earth? - There is a Biocentric Solution, Paul Watson, seashepherd.org, 5. April 2007
  16. [Die große Schlacht um Robben und Fische. In: Der Spiegel. (online). Spiegel, Die große Schlacht um Robben und Fische] Artikel vom 4. April 1983
  17. [Dies ist ein richtiger Krieg. In: Der Spiegel. (online). Spiegel, Clemens Höges über den Öko-Piraten Paul Watson] Artikel vom 4. Juli 1994
  18. Der Spiegel:007 der Meere Artikel vom 6. Januar 2010
  19. [Dies ist ein richtiger Krieg. In: Der Spiegel. (online). Spiegel, „Dies ist ein richtiger Krieg“ - Clemens Höges über den Öko-Piraten Paul Watson] Artikel vom 4. Juli 1994
  20. Krieger der Meere
  21. Time Magazine: A Century Of Heroes Artikel vom 26. April 2000
  22. Greenpeace.org Paul Watson, Sea Shepherd and Greenpeace: some facts