Mineralwasser

Als Mineralwasser wird ein qualitativ hochwertiges Grundwasser bezeichnet, das meist aus einer großen Tiefe stammt.
Produktbezeichnungen
Die offiziellen Produktbezeichnungen in Deutschland sowie in Österreich lauten:
- Natürliches Mineralwasser: Es hat seinen Ursprung in unterirdischen, vor Verunreinigungen geschützten Wasservorkommen, wird an der Quelle abgefüllt und muss amtlich anerkannt werden. Seine Inhaltsstoffe dürfen nur unwesentlich schwanken. Natürliches Mineralwasser ist das einzige Lebensmittel, das in Deutschland amtlich zugelassen wird.
- Quellwasser: Es stammt ebenfalls aus unterirdischen Vorkommen und muss den übrigen Anforderungen für Mineralwasser (mit Ausnahme der erlaubten Aufarbeitungsmethoden) nicht entsprechen. Es bedarf keiner amtlichen Anerkennung.
- Tafelwasser: Es besteht hauptsächlich aus Trinkwasser. Es gibt keine Anforderungen an den Mineralstoffgehalt oder die Behandlungsmethoden. In Deutschland darf es nur aus bestimmten Stoffen bestehen: Mineralwasser, Trinkwasser, natürliches salzreiches Wasser (Natursole) oder durch Wasserentzug im Gehalt an Salzen angereichertes natürliches Mineralwasser, Meerwasser, Natriumchlorid und zugelassene Zusatzstoffe. Bei erhöhtem Kohlendioxid-Gehalt wird es auch als Sodawasser bezeichnet (Grenzwert in Deutschland: > 570 mg/l Natriumhydrogencarbonat und Kohlendioxid).
- Heilwasser: Wasser, das aufgrund des Nachweises einer heilenden, lindernden oder vorbeugenden Wirkung als Arzneimittel zugelassen wurde. Der Mineralstoff- und Spurenelementgehalt von Heilwässern liegt meistens in ähnlicher Größenordnung wie bei Natürlichen Mineralwassern.
Nicht abgepacktes Trinkwasser aus der öffentlichen Trinkwasserversorgung wird meist als Leitungswasser bezeichnet. Kohlensäurehaltiges Mineralwasser wird auch als saurer Sprudel oder als Selterswasser (kurz Selters) bezeichnet. In Deutschland darf rechtlich als „Sprudel“ nur Mineralwasser und nur dann bezeichnet werden, wenn es unter Kohlendioxidzusatz abgefüllt wurde oder es sich um einen Sauerbrunnen handelt, bei dem das Wasser unter natürlichem Kohlensäuredruck sprudelt. Sauerbrunnen oder Säuerlinge sind Mineralwasser, die natürlicherweise mehr als 250 mg/l Kohlendioxid enthalten und keine weitere Behandlung erfahren haben; ausgenommen ist weiterer Kohlendioxidzusatz.
Rechtliches in Deutschland
Mineralwässer und Heilwässer benötigen als einzige Lebensmittel in Deutschland eine amtliche Anerkennung. Amtlich anerkannte Mineralwässer werden mit dem Namen der Quelle und dem Ort der Quellnutzung vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit im Bundesanzeiger bekanntgegeben.
Die verschiedenen Begriffe, zulässige Höchstwerte für Inhaltsstoffe, Behandlung etc. sind in der Mineral- und Tafelwasserverordnung[1] festgeschrieben.
Im Gegensatz zu anderen Lebensmitteln wird Mineralwasser nicht mit lediglich 7 % Umsatzsteuer besteuert, sondern mit 19 %, da es laut Liste der dem ermäßigten Steuersatz unterliegenden Gegenstände nicht in die Kategorie der Grundnahrungsmittel wie z. B. Kaffee oder Tee fällt. Diese Einordnung wurde vorgenommen, weil durch das Leitungswasser ein Substitut zum Mineralwasser vorhanden ist.
Natürliches Mineralwasser
Die Zusammensetzung des natürlichen Mineralwassers, die Temperatur in der Quelle und seine übrigen wesentlichen Merkmale müssen im Rahmen natürlicher Schwankungen konstant bleiben. Einem natürlichen Mineralwasser darf – mit physikalischen Verfahren – Kohlensäure entzogen bzw. hinzugefügt werden. Zudem ist es erlaubt, Eisen und Schwefel zu entfernen (enteisentes bzw. entschwefeltes Mineralwasser). Eine weitere Behandlung ist nicht zulässig.
Verkehrsbezeichnung für natürliches Mineralwasser im Sinne der Lebensmittel-Kennzeichnungsverordnung sind:
- natürliches Mineralwasser
- natürliches kohlensäurehaltiges Mineralwasser
- natürliches Mineralwasser mit eigener Quellkohlensäure versetzt
- natürliches Mineralwasser mit Kohlensäure versetzt
- Säuerling oder Sauerbrunnen
Mineralwasser mit einem natürlichen Kohlendioxidgehalt von mehr als 250 Milligramm pro Liter darf zusätzlich als Säuerling oder Sauerbrunnen bezeichnet werden. Die Bezeichnung Sprudel kann diese Benennung ersetzen, wenn das Mineralwasser im wesentlichen unter natürlichem Kohlensäuredruck aus der Quelle hervorsprudelt. Oft ist die Bezeichnung „Sprudel“ auch Bestandteil des Quellnamens.
Stilles Mineralwasser ist ein natürliches Mineralwasser, dem Kohlensäure vollständig oder teilweise entzogen wurde. Es wird z.T. in die grüne Brunnen-Einheitsflasche abgefüllt. Deklaration und Kohlensäuregehalt Stiller Wässer sind gesetzlich nicht vorgegeben.
Ist Mineralwasser gesünder als Leitungswasser?
Diese Frage führt häufig zu heftigen Kontroversen. Die Bedeutung sowohl von Mineralwasser als auch von Trinkwasser als Mineralstoffquellen wird überschätzt. Hier zu einer Untersuchung zur ernährungsphysiologischen Bedeutung von Trinkwasser in Deutschland[2]. Der Mensch deckt seinen Bedarf an Mineralstoffen überwiegend aus der festen Nahrung, bei einem gesunden Menschen und bei normaler Ernährung macht es deshalb keinen Unterschied, ob man seinen Flüssigkeitsbedarf durch Mineralwasser oder Leitungswasser deckt[3]. Allerdings kann das Trinken eines calciumreichen Mineralwassers sinnvoll sein, wenn eine Milchzuckerunverträglichkeit vorliegt und deshalb die Calciumquellen Milch und Milchprodukte nicht verzehrt werden. In kalkhaltigen Regionen ist der Calcium-Gehalt des Trinkwassers allerdings höher als der eines durchschnittlichen Mineralwassers; so enthält Berliner Trinkwasser bis zu 150 mg Calcium pro Liter, manche Mineralwässer nur ein Zehntel davon[4]. Die Variantionsbreite des Mineralstoffgehalts ist innerhalb der Gruppen größer, als der zwischen den Gruppen Leitungswasser und Mineralwasser. Weil das Leitungswasser nicht wählbar ist, hängt diese Entscheidung demnach von regionalen Gegebenheiten ab, die man anhand der Veröffentlichung des regionalen Wasserversorgers und dem Analyse-Auszug auf der Wasserflasche treffen muß. Im allgemeinen wird ein hoher Calcium- und Magnesium-Gehalt sowie ein niedriger Natrium-Gehalt als erstrebenswert angesehen.
Die Inhaltsstoffe aus Mineralwässern weisen eine ähnliche Bioverfügbarkeit auf wie die aus anderen Lebensmitteln: Calcium aus Mineralwasser weist eine ähnliche Resorbierbarkeit auf wie Calcium aus Milch (ca. 37–49 %). Die Resorptionsrate von Magnesium liegt bei rund 50 %.[5]
Trinkwasser ist auf dem Weg zum Verbraucher mitunter Umwelteinflüssen ausgesetzt, während sich die Einflüsse beim Mineralwasser wenig bis gar nicht bemerkbar machen, sofern es in Glasflaschen transportiert und gelagert wird, welche aber immer weniger verfügbar sind. Zu dem Aspekt der immer verbreiteteren PET-Flaschen s.u. In Deutschland ist allerdings selbst in langen Rohrleitungssystemen der Trinkwasserversorgung bis zur Entnahmestelle kaum eine Gefahr gegeben, dass Verunreinigungen, beispielsweise Bakterien, ins Wasser kommen, da die Leitungen unter hohem Druck stehen, was ein Eindringen effektiv verhindert. Gefahren für Verunreinigungen bietet neben den Rohrleitungssystemen (chemische Kontamination) möglicherweise der Auslass (verkalkter, verunreinigter Wasserhahn - mikrobielle Kontamination).
Mineralwasser in PET-Flaschen
Mineralwasser bietet den Vorteil gleichbleibender Wasserqualität. Allerdings kann es in Ausnahmefällen zu einer Verunreinigung beim Abfüllen, Transport und bei der Lagerung kommen, besonders wenn es in Plastikflaschen abgefüllt wird. Dann muss sichergestellt werden, dass nicht Stoffe aus dem Verpackungsmaterial, häufig Acetaldehyd, in das Wasser übertreten oder durch die Flaschenwandung diffundieren. Das Wasser bekommt dann einen leicht süßlichen Geschmack und wird von immer mehr geschmacklich sensiblen Menschen als minderwertig eingestuft, weil geschmacklich verfälscht.[6]
Mineral- und Tafelwasserverordnung
Die Mineral- und Tafelwasserverordnung schreibt strengere mikrobiologische Grenzwerte als beim Trinkwasser vor, die u. a. durch die Lebensmittelüberwachung kontrolliert werden. Sie gelten aber nur für den Ort der Abfüllung, nicht für den weiteren Weg bis zum Verbraucher, während die Anforderungen an Trinkwasser für den Ort der Entnahme gelten. Jede Quelle muss amtlich anerkannt sein, von denen es in Deutschland derzeit 800 gibt (Stand: 2008).
Während es bei der Trinkwasseraufbereitung erlaubt ist erheblich in das Produkt einzugreifen, darf Mineralwasser in seiner ursprünglichen Zusammensetzung nicht verändert werden - abgesehen von einer Entziehung des Eisens (Enteisenung), sofern sie für die Haltbarkeit des Produkts unerlässlich ist, sowie von der üblichen Versetzung mit Kohlenstoffdioxid (CO2), wodurch im Wasser Kohlensäure (H2CO3) gebildet wird. Auf beide Behandlungen ist auf dem Etikett hinzuweisen. Die meisten Mineralwässer weisen am Austrittsort einen nicht annähernd so hohen Kohlensäure-Gehalt auf wie nach der Flaschenfüllung. Das H2CO3 dient der Haltbarkeit, da es durch die Ansäuerung für ein stabil antimikrobielles Milieu sorgt. Das Verfallsdatum sehr kohlensäurearmer Wässer wird dementsprechend wesentlich schneller erreicht.
Umweltaspekte
Mineralwasser belastet durch Verpackung und Transporte, wie andere Lebensmittel auch, die Umwelt. Die spezifischen Umweltbelastungen von Mineralwasser wurden in einer Ökobilanz untersucht und mit denen von Trinkwasser aus dem Hahn verglichen. Trinkwasser aus dem Hahn verursacht bis zu 1000 Mal weniger Umweltbelastungen als Mineralwasser. Wesentliche Aspekte sind dabei die Verpackung und der Transport. Mehrwegverpackungen sind nur dann umweltfreundlicher wenn sie nicht über lange Distanzen transportiert werden müssen. Bei den Transporten ist neben der Entfernung auch das Transportmittel (Lkw, Bahn, Schiff) wichtig für eine Beurteilung.[7]
Belastung mit Radionukliden
Mineralwässer weisen häufig einen erhöhten Gehalt an den Radionukliden Radon-222 und Radium-226 auf und tragen damit zu einer größeren Strahlenexposition des Organismus bei. Eine gesundheitliche Gefährdung ist daraus allerdings vermutlich nur in Sonderfällen abzuleiten. Nach Angaben von Rolf Michel, Leiter des Zentrums für Strahlenschutz und Radioökologie der Universität Hannover, hat etwa ein Säugling, der jährlich 50 Liter des am stärksten belasteten Mineralwassers trinkt, eine zusätzliche Strahlenbelastung von 0,1 Millisievert pro Jahr, was etwa der Strahlenbelastung bei einem Langstreckenflug entspricht.
Durch die Empfehlung des Umweltbundesamtes werden hingegen die zu hohen Urangehalte in manchen Mineralwässern kritisiert. Das Bundesamt hat angegeben, dass maximal 10 μg Uran pro Liter für Erwachsene akzeptabel sind[8] (μg = Mikrogramm = 10-6 Gramm). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Bundesinstitut für Risikobewertung empfehlen einen Maximalgehalt von 15 μg Uran pro Liter für Erwachsene und 2 μg Uran je Liter bei Säuglingen und Kleinkindern.[8] Eine Untersuchung des Bundesinstituts für Risikobewertung von 1.530 Mineralwasserproben aus deutschen Quellen zwischen den Jahren 2000 und 2004 ergab, dass eine Probe einen Urangehalt von 71 μg pro Liter enthielt[9], welches kurz darauf aber nicht mehr verkauft wurde. Allerdings lagen die Urangehalte von 97 % der Proben bei weniger als 15 μg Uran pro Liter und gelten damit als unbedenklich für Erwachsene.[9] Bei 44 % der Proben lag der Urangehalt unter der Nachweisgrenze von 0,2 μg pro Liter.[9] Mittlerweile (Juli 2006) wurde vom Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg sichergestellt, dass alle Mineralwässer aus Baden-Württemberg mit weniger als 15 μg Uran pro Liter abgefüllt werden.[10]
Durch Uran werden besonders die Nieren des menschlichen Körpers angegriffen und beschädigt[9]. Es gilt allerdings als weniger gefährlich als das ebenfalls enthaltene Radium[11].
Dennoch lässt es sich in der Realität nicht vermeiden, dass Menschen über ihre Nahrung Uran zu sich nehmen. Beispielsweise enthält Meerwasser etwa 3,3 μg Uran pro Liter, deutsche Flüsse und Seen etwa 1–3 μg pro Liter und das Grundwasser in Deutschland kann zwischen 0,4 und 2,4 μg pro Liter enthalten. Als aussagekräftigster Vergleich kann das deutsche Trinkwasser mit durchschnittlich 0,3 μg Uran pro Liter zum deutschen Mineralwasser mit durchschnittlich 2,8 μg pro Liter hergezogen werden[12].
Der Zusammenhang erhöhter Urangehalte in Mineral- und Trinkwässern mit der Geologie der Grundwasserspeichergesteine wurde jüngst erstmals bundesweit untersucht[13]. Dabei stellte sich heraus, dass erhöhte Urangehalte vorwiegend an Formationen wie Buntsandstein oder Keuper gebunden sind, die selbst geogen erhöhte Urangehalte aufweisen.
Geschmack
Sehr calciumreiche Mineralwässer schmecken oft bitter, vor allem wegen des hohen Calciumsulfat-Anteils.
Mineralwasserkonsum
In Deutschland
In Europa
Mittlerer jährlicher Konsum von abgefülltem Mineralwasser (2007).[14][15]
Land | Liter/Person |
---|---|
Italien | 198.0 |
Deutschland | 155.9 |
Spanien | 136.5 |
Belgien | 129.0 |
Frankreich | 121.9 |
Schweiz | 118.0 |
Griechenland | 105.4 |
Ungarn | 102.2 |
Österreich | 96.5 |
Portugal | 94.5 |
Slowakei | 75.2 |
Polen | 61.9 |
Großbritannien | 26.2 |
Siehe auch
- Quellwasser
- Tafelwasser
- Sodawasser
- Trinkwasser
- Leitungswasser
- Liste von Mineralwassermarken
- Normbrunnenflasche
Einzelnachweise
- ↑ Mineral- und Tafelwasserverordnung
- ↑ Helmut Heseker: Untersuchungen zur ernährungsphysiologischen Bedeutung von Trinkwasser in Deutschland. Auf: Forum Trinkwasser, abgerufen am 14. März 2009.
- ↑ Süddeutsche Zeitung, aufgerufen 03.01.2010 [1]
- ↑ Berliner Wasserbetriebe
- ↑ Dipl. oec. troph. Birgit Becke für die Informationszentrale Deutsches Mineralwasser (IDM), Bonn: Die Bioverfügbarkeit der Mineralstoffe aus Mineral- und Heilwässern
- ↑ Stiftung Warentest: auf: [2], abgerufen 03.01.2010.
- ↑ Jungbluth, N. 2006: "Vergleich der Umweltbelastungen von Hahnenwasser und Mineralwasser." In Gas, Wasser, Abwasser Vol. 2006 (3): 215-219.
- ↑ a b Foodwatch e. V. – Uran aus der Flasche, Seite 1 (Stand: Juli 2006)
- ↑ a b c d Foodwatch e. V. – Uran aus der Flasche, Seite 5 (Stand Juli 2006)
- ↑ Foodwatch e. V. – Uran aus der Flasche, Seite 7 (Stand: Juli 2006)
- ↑ Foodwatch e. V. – Uran aus der Flasche, Seite 4 (Stand Juli 2006)
- ↑ Gesundheitsamt Bremen – Uran in Trink- und Mineralwasser, Seite 1 (2. Auflage 03.2006)
- ↑ Dissertation Friedhart Knolle, TU Braunschweig 2009
- ↑ European Federation of Bottled Waters (‘EFBW’)
- ↑ Verbandes Schweizerischer Mineralquellen und Soft-Drink-Produzenten
Weblinks
- Verordnung über natürliches Mineralwasser, Quellwasser und Tafelwasser (PDF; 42 kB)
- Informationen des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zu Mineralwasser (einschl. Liste der in Deutschland amtlich anerkannten Mineralwässer)
- Mineralwasserlexikon
- Informationsseite des Verbandes Deutscher Mineralbrunnen e.V.
- Fachverband der Nahrungs- und Genussmittelindustrie: Forum natürliches Mineralwasser (Österreich)
- Erklärungen und Experimente zum Mineralwasser
- Regional oder global? Was jeder beim Wasserkauf wissen sollte