Vest Recklinghausen

Das Vest Recklinghausen ist die Bezeichnung für den Gerichtsbezirk des mittelalterlichen Gogerichts in Recklinghausen.
Die Flüsse Emscher und Lippe bildeten die natürliche Grenze zur Grafschaft Mark und zum Reichsstift Essen im Süden und zum Fürstbistum Münster im Norden. Im Osten sicherte eine Landwehr zwischen Lippe und Emscher die Grenze zur Reichsstadt Dortmund. Im Westen bildete der Köllnische Wald und die Kirchheller Heide die Grenze zum Herzogtum Kleve.
Das Vest entspricht somit in etwa dem Gebiet des heutigen Kreises Recklinghausen. Jedoch gehörten auch Teile der heutigen Städte Gelsenkirchen, Oberhausen und Bottrop zum Vest. Die südlich der Emscher gelegene Stadt Castrop-Rauxel und die nördlich der Lippe gelegenen Teile der heutigen Städte Dorsten und Haltern am See gehörten nicht zum Vest. Dennoch wird der Begriff Vest heute meist synonym zum Kreis Recklinghausen verwendet: Der Kreis Recklinghausen nennt sich seit 2006 im Untertitel seines Signets auch „Vestischer Kreis“, und die ARGE-Jobcenter heißen „Vestische Arbeit“, darüber hinaus wird der Name von zahlreichen Unternehmen genutzt (Radio Vest, Vestisches Museum, Vestische Straßenbahnen Vestische Kampfbahn (Stadion) etc.). Die Städte Waltrop, Datteln und Oer-Erkenschwick werden als Ostvest bezeichnet.
Geschichte
Zugehörigkeit des Vest Recklinghausen

Im Jahre 1228 erstmals erwähnt, gehörte das Vest zu Kurköln und damit zum Kurrheinischen Reichskreis. Der kurkölnische Statthalter residierte auf Schloss Herten, die Oberkellnerei saß in Horneburg bei Datteln. Von 1446 bis 1576 war das Vest Pfandbesitz der Edelherren von Gemen, seit 1492 der Grafen von Holstein-Schaumburg.
Die Verwaltung des Vests teilte sich spätestens um 1600 in das Obervest im Osten, das weiterhin von Recklinghausen aus verwaltet wurde, und das Untervest im Westen, das von der Stadt Dorsten aus verwaltet wurde. Zum Obervest gehörte die Stadt und das Kirchspiel Recklinghausen sowie die Kirchspiele Ahsen, Datteln, Flaesheim, Hamm-Bossendorf, Henrichenburg, Herten, Horneburg, Oer, Suderwich, Waltrop und Westerholt. Zum Untervest gehörte die Stadt und das Kirchspiel Dorsten sowie die Kirchspiele Bottrop, Buer, Gladbeck, Horst, Kirchhellen, Marl, Osterfeld und Polsum.
Der Kölner Erzbischof Ferdinand von Bayern verfügte am 4. September 1614, dass jedem Nichtkatholiken der dauernde Aufenthalt im Vest verboten ist. Dies galt bis 1802, als das Vest an die Herzöge von Arenberg ging. 1811 kam es an das Großherzogtum Berg. 1815 wurde das Vest in die preußische Provinz Westfalen eingegliedert und ging 1816 im Kreis Recklinghausen auf.


Literatur
- Der Vestische Kalender, erscheint seit 1923 für das Vest Recklinghausen, mit Inhaltsverzeichnis
- Vestische Zeitschrift, wissenschaftliche Zeitschrift, erscheint seit 1891
Weblinks
- Provinzialrecht der ehemaligen kurkölnischen Grafschaft Recklinghausen
- Edikte des Kurfürstentums Köln (mit Herzogtum Westfalen, Vest Recklinghausen, 1461-1816 (Slg. Scotti) online
- Geschichte des Vestes Recklinghausen, Siegel Landstände, Karte 1675
- Geschichte des Vest Recklinghausen und historische Karte 1789
- Seite des Kreis Recklinghausen zum Vest