Deutsche
Die Deutschen sind ein Volk mit einer zur Familie der germanischen Sprachen gehörenden Sprache. Die Deutschen entwickelten sich aus den ab etwa der Zeitenwende nach Mitteleuropa eingewandernden Germanen (insbesondere den germanischen Stämmen der Sachsen, Friesen, Thüringer, Franken und Alemannen) sowie der verbliebenden Restbevölkerung der vorher in Mitteleuropa ansässigen Kelten.
Geschichte und Herkunft
Es gibt knapp 100 Mio. (muttersprachliche) Deutsche. Von seinen Ursprüngen geht dieses Volk auf ein Gemisch mehrer Gruppen verschiedener Herkunft zurück. In vorgeschichtlicher Zeit überlagerte und assimilierte ein sich nach Norden ausbreitender Zweig des ursprünglich aus Osteuropa kommenden Volkes, das Träger des Indoeuropäischen war, die vorher in Dänemark und Skandinavien lebende Bevölkerung unbekannter Herkunft. Daraus entstanden die sog. Protogermanen. Im der zweiten Hälfte des letzten vorgeschichtlichen Jahrtausends begannen dann diese Germanen nach Süden zu expandieren, wobei sie große Teile keltischer Bevölkerungsgruppen in sich aufnahmen, was noch heute die vielen keltischen Wasser-, Orts- und Familiennamen (s. Kelten in Mitteleuropa) bezeugen.
In römischer Zeit wurden Teile des von Germanen besiedelten Gebietes römisch und ein buntes Gemisch an Völkern siedelte sich dort an. Später gingen alle diese Menschen in der germanischsprachigen Bevölkerung auf. Zumindest ein Teil der eingewanderten Juden konnte sich ihre Identität in der Religion und durch eine eigene deutsche Mundart Jiddisch bewahren.
Im Zuge der hochmittelalterlichen Siedlungsbewegung nach Osten (siehe Deutsche Ostkolonisation) gingen große Teile derslawischen Urbevölkerung in die deutschsprachige auf (germanisiert). Letzte Reste sind die heute sämtlich zweisprachigen slawischen Sorben (max. 60.000).
Im Laufe der Zeiten wanderten weitere Bevölkerungsgruppen in die deutsch-sprachigen Gebiet ein, so im 19. Jahrhundert viele Polen ins Ruhrgebiet und wurden assimiliert. Aber auch viele Deutsche wanderten in fremdsprachige oder überseeische Gebiete aus, gründeten dort eigene Kolonien oder wurden von der dortigen Bevölkerung assimiliert.
Die Zugehörigkeit zum deutschen Volk (Deutscher) definiert sich im Bewußtsein der Menschen vorwiegend über die Abstammung (Identität) und der gemeinsamen deutschen (Mutter-)Sprache.
Das Selbstverständnis der Menschen als Deutsche hat sich im Laufe der Zeiten durch politische Entwicklungen (Gründung neuer Staaten im deutschsprachig Gebiet) und durch die Institutalisierung von Hoch- und Schriftsprachen (Amtssprachen) verändert. So haben die ursprünglich deutschen Niederländer (Menschen des flachen Landes: Westfriesen, Niedersachsen und Niederfranken) aus dem Niederfränkischen eine eigene Hochsprache (westgermanische Hochsprache) hervorgebracht (das Niederdeutsche ?dutch? (hd. deutsch) bezeichnet im Englischen die Niederländer). Damit haben sie sich aber auch vom übrigen deutschen Sprachgebiet getrennt und sehen sich daher heute nicht mehr als Deutsche, die das Hochdeutsche (entstanden aus mittel- und oberdeutschen Mundarten) als alleinige Schrift- und Schulsprache verwenden.
Die (ober-)deutschsprachigen Schweizer sind zwar ebenso wie die (niederdeutsch/niederländischsprachigen) Niederländer seit dem westfälischen Frieden politisch vom Binnendeutschen getrennt, bezeichnen sich aber weiterhin als Deutschschweizer. In der Republik Österreich wird unterschieden zwischen deutschen, slowenischen und kroatischen Österreichern.
Deutsche außerhalb der deutschsprachigen Länder
Deutschsprachige Minderheiten leben unter anderem in Belgien, Dänemark, in den französischen Regionen Elsass und Lothringen, in Südtirol, in Polen, Rumänien und der Tschechoslowakei.
In jüngerer Zeit ausgewanderte deutsche Gemeinschaften haben sich ihre Identität vor allem in Brasilien (Gebiet um Blumenau sowie um Novo Hamburgo in Rio Grande do Sul) und in Namibia erhalten. Es gibt dort jeweils auch deutsche Zeitungen, Schulen und ein mehr oder weniger reges Kulturleben.
Auch die nach Osteuropa ausgewanderten Deutschen hatten sich ihre deutsche Identität bewahrt, wurden jedoch nach Ende des zweiten Weltkrieges fast sämtlich vertrieben, sind geflohen bzw. später emigriert. Nur noch in Polen, Russland, Ungarn und in schell abnehmender Zahl in Rumänien gibt es (nach eigenem Selbstverständnis) noch deutsche Minderheiten, die von mittelalterlichen oder neuzeitlichen Auswanderern abstammen.
In den Auswanderergruppen, die in den USA und in anderen Staaten siedelten, erfolgte meist eine weitgehende Assimilation, so dass nur noch folkloristische Erinnerungen an die deutsche Herkunft blieben. Ausnahme sind Hutterer, Alt-Mennoniten und Amische.
Siehe auch: Deutschstämmige
Herkunft des Namens
Der Name "deutsch" leitet sich vom Althochdeutschen "thiudisk" ab, was ursprünglich "diejenigen, die die Volkssprache sprechen" (germ. theoda, Volk) bedeutete, im Gegensatz zu den "Welschen", also jenen, die eine keltische oder romanische Sprache sprechen. Auch der Teil, der später eine eigene Niederländische (Holländisch oder Flämische Identität entwickelte) gehörte anfangs in diese Kategorie. Jedoch waren die Grenzen zwischen "nederduits" bzw. "nederlands" und "duits" noch lange fließend z.B. bei den nach Westpreußen geflohenen Mennoniten, die einen niederdeutsch-niederländischen Ausgleichsdialekt sprechen und sich nach den Weltkriegen auf Grund des Drucks gegen alles Deutsche in den USA zum Teil als Niederländer umzudefinieren suchten, obwohl sie konsequente Pazifisten waren. Heute sehen sie sich, soweit sie sich nicht als eigenes Volk betrachten, wieder als Deutsche. Dagegen sehen sich die Elsässer und Lothringer in der Mehrzahl heute entweder als Franzosen elsässischer bzw. moselfränkischer Sprache oder als etwas eigenes, in einer Minderheit aber auch als Deutsche. Entsprechendes gilt für die deutschsprachigen Belgier im Gebiet Eupen-Malmedy.