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Geschichte von Linux

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Dieser Artikel beschreibt ausschließlich die Geschichte von Linux. Für grundlegende Informationen siehe Linux. Weitere Details finden sich in dem Wikibook-Artikel Linux-Geschichte.

FSF und Freiheits-Konzept als Basis

1983 gründete Richard Stallman das GNU-Projekt mit dem Ziel, ein UNIX-ähnliches, POSIX-kompatibles Betriebssystem zu schaffen. 1985 gründete er die FSF, die Free Software Foundation und entwickelte die GPL, die GNU Public License, um Software frei zu verbreiten. Dieses Konzept ist auch als Open Source bekannt.

Auf diesem Wege verbreitete sich die GNU-Software sehr schnell und wurde von vielen Leuten weiterentwickelt. Es entstanden sehr viele Programme in kurzer Zeit, so dass man GNU 1990 schon als fertiges Betriebssystem hätte bezeichnen können - wäre ein Kernel vorhanden gewesen.

Die Entwicklung von GNU Hurd, dem Kernel des Projektes, der als Mikrokernel ausgelegt ist, zog sich sehr schleppend hin, weil immer wieder neue Probleme auftauchten. Hurd wird immer noch entwickelt, hat aber durch Linux an Bedeutung und auch an Entwicklern verloren. Wenn Hurd eines Tages fertig werden sollte, wird sich zeigen, ob er noch über eine Randerscheinung hinaus Beachtung finden wird, da Linux bereits in die für Hurd vorgesehene Rolle geschlüpft ist.

Die Entstehung

Linux wird geboren

1991 begann Linus Torvalds in Helsinki/Finnland mit der Entwicklung von Linux. Anfänglich war es eine Terminal-Emulation, die Torvalds zum Zugriff auf die großen UNIX-Server der Universität benutzte. Er schrieb das Programm hardwarenah und unabhängig von einem Betriebssystem, weil er die Funktionen seines neuen PCs mit einem Prozessor des Typs 80386, dessen Nachfolger i386 (aktuell sind i586(Pentium) und i686) auch heute noch zum Standard zählen, optimal nutzen wollte.

Irgendwann, so Torvalds in seinem Buch Just for Fun (zusammen mit David Diamond, 2000), merkte er, dass es eigentlich ein Betriebssystem geworden war, was er geschrieben hatte. Am 25. August 1991 kündigte er in einem Usenet-Posting an die Gruppe comp.os.minix dieses System an. Dieses Usenet-Posting wird an vielen Stellen immer wieder zitiert und dürfte zu den bekanntesten Postings im Usenet zählen:

 Hello everybody out there using minix -
 I'm doing a (free) operating system (just a hobby, won't be big and
 professional like gnu) for 386(486) AT clones.  This has been brewing
 since april, and is starting to get ready.  I'd like any feedback on
 things people like/dislike in minix, as my OS resembles it somewhat
 (same physical layout of the file-system (due to practical reasons)
 among other things). 
 I've currently ported bash(1.08) and gcc(1.40), and things seem to work. 
 This implies that I'll get something practical within a few months, and
 I'd like to know what features most people would want.  Any suggestions
 are welcome, but I won't promise I'll implement them :-)
 
 Linus (torvalds@kruuna.helsinki.fi)
  
 PS.  Yes - it's free of any minix code, and it has a multi-threaded fs. 
 It is NOT protable (uses 386 task switching etc), and it probably never
 will support anything other than AT-harddisks, as that's all I have :-(.

Der Name Linux

Eigentlich sollte Linux nach dem Willen von Linus Torvalds Freax heißen, eine Wortschöpfung aus Freak (Verrückter, aber auch jemand, der sich für etwas begeistert), Free für Freie Software und dem oftmals üblichen x in Anspielung auf die Ähnlichkeit zu Unix.

Ganz am Anfang der Programmierung des Betriebssystems hatte Torvalds etwa ein halbes Jahr lang die Dateien unter Freax abgelegt. Auch den Namen Linux hatte sich Torvalds bereits überlegt, er erschien ihm aber zu egoistisch. Um anderen Leuten die Möglichkeit zu geben, am Betriebssystem mitzuarbeiten oder Verbesserungsvorschläge zu machen, sollten die Dateien auf dem FTP-Server (ftp.funet.fi) der Helsinki University of Technology (HUT)[1] abgelegt werden. Das war etwa im September 1991. Der damalige Verantwortliche für den Server hieß Ari Lemmke [2] (Mitarbeiter am HUT). Lemmke war mit dem Namen Freax nicht einverstanden, er bevorzugte den Arbeitsnamen Linux. Ohne mit Torvalds darüber zu diskutieren, nannte er den Bereich am Server einfach Linux, was Torvalds schließlich akzeptierte, um große Diskussionen zu vermeiden und auch, wie Torvalds zugibt, weil Linux einfach der bessere Name war. So setzte sich der eigentlich gar nicht geplante Name Linux weltweit durch.

Linux wird Open Source

Linus gab Linux zuerst unter einer eigenen Lizenz heraus, entschied sich dann aber schließlich dafür, Linux unter GPL zu stellen. Ab 0.0.15 war Linux komplett frei. Dieser Schritt machte es erst möglich, Linux so schnell und effizient zu entwickeln, dass eine wachsende Gemeinschaft von Entwicklern ausgehend vom Ur-Kernel eine zu Microsoft Windows und anderen proprietären Betriebssystemen konkurrenzfähige, auf dem neuesten Stand der Technik befindliche Software schuf.

Chronologie

Linux wurde in seiner ersten öffentlichen Version (0.02) am 5. Oktober 1991 von dem 21jährigen finnischen Studenten Linus Benedict Torvalds freigegeben.

Es dauerte noch bis März 1994, bis Torvalds alle Komponenten im Kernel für ausgereift und vollständig erachtete und Linux in der Version 1.0 veröffentlichte. Zudem standen die Quelltexte des Kernel nun offiziell unter der GPL. Der veröffentlichte Kernel war erstmals netzwerkfähig. Das XFree86-Projekt steuerte eine grafische Benutzerschnittstelle (GUI) bei.

Der nächste stabile Zweig, die 1.2-Reihe, erschien im März 1995.

Die im Jahr 1996 veröffentlichte Version (2.0) des Kernels konnte mehrere Prozessoren gleichzeitig bedienen.

Die 2.2-Serie erschien im Januar 1999 und die 2.4 Serie im Januar 2001.

Die erste Version des aktuellen stabilen Zweigs (die 2.6-Serie) wurde am 18. Dezember 2003 veröffentlicht. Aktuell gibt es eine gerichtliche Auseinandersetzung um angeblich im Linux-Kernel verwendete UNIX-Quellen. Siehe dazu auch SCO gegen Linux.

Entwicklung heute

Kernel

Als Linux-Kernel-Betreuer sind neben Torvalds auch Alan Cox und Marcelo Tosatti sehr bekannt. Cox betreute bis Ende 2003 die Kernel-Reihe 2.2, Tosatti kümmert sich derzeit um die Versionen ab 2.4 und Andrew Morton steuert die Entwicklung und Verwaltung des neuen 2.6-Kernels, welcher am 18. Dezember 2003 in einer als stable (stabil) vorliegenden Version veröffentlicht wurde. Auch die älteren Zweige werden nach wie vor ständig verbessert.

Der Erfolg von Linux auf vielen Plattformen und Architekturen und die Popularität im Servermarkt für Datenbanken und Internet ist insbesondere auf die Eigenschaften freier Software bezüglich Stabilität, Sicherheit und Erweiterbarkeit, aber auch auf die deutlich geringeren Kosten zurückzuführen.

Desktop

Mit den graphischen Bedien-Oberflächen wie KDE oder GNOME bietet Linux mittlerweile einen vergleichbaren Komfort zu MS-Windows oder Mac OS. Durch die Windows-API-Nachbildung Wine bzw. WineX (Emulator) ist es wenigstens auf X86-Prozessor-basierten Systemen möglich, mit immer mehr Programmen, die für MS-Windows geschrieben wurden, auch unter Linux zu arbeiten. Die Distributionen lassen sich immer einfacher installieren. Zunehmend werden Komplett-Rechner auch mit vorinstalliertem Linux ausgeliefert, was der Verbreitung als Einzelplatzsystem Vorschub leistet. Besonders erfolgreich ist zur Zeit Knoppix-Linux, da es ohne Installation direkt von CD-ROM startet. Der Erfolg eines Desktopsystems wird aber zumeist durch die Verbreitung von Spielen entschieden. Viele neue Spiele der großen Spielehersteller kommen derzeit auch schon in Linuxversionen heraus. Sogar das erste 64-Bit-PC-Spiel wurde ausschließlich für Linux entwickelt.

Open Source Development Lab

Das Open Source Development Lab (OSDL) wurde im Jahr 2000 gegründet und ist eine unabhängige und gemeinnützige Organisation, die unter anderem dazu gegründet wurde, Linux für den Einsatz in Daten-Centern und im Carrier-Bereich zu optimieren. Jetzt dient es als gesponsorte Arbeitsstelle für Linus Torvalds und Andrew Morton. Beide können sich nun in Vollzeit um die Entwicklung des Linux-Kernels kümmern. Finanziert wird die nichtkommerzielle Einrichtung von namhaften Firmen wie RedHat, SuSE, Mitsubishi, Intel, IBM, Dell, HP usw.

Streit um Linux

Seit Beginn der Entwicklung gab es immer wieder Streit um das System.

Andrew Tanenbaum

Der Informatiker Andrew Tanenbaum lieferte sich in der Anfangsphase heftige, sog. Flame-Wars mit Torvalds, da Linux ein monolithisches System war und somit Tanenbaums Ansicht nach keine Chancen haben würde. Heute gilt Tanenbaum jedoch als Unterstützer von Linux, zumal es mit Kernelmodulen möglich ist, auch ein Mikrokernelsystem zu haben.

Erzfeind Microsoft

Obwohl es Torvalds nach eigener Aussage nicht interessiert, ob Microsoft (Hersteller des marktführenden Betriebssystems Windows) durch Linux in Bedrängnis gerät, wird von beiden Seiten ein harter Konkurrenzkampf ausgetragen. Während Microsoft sehr viele Studien zum Thema "Windows vs. Linux" in Auftrag gibt (aus denen immer Windows als Sieger hervorgeht) und diese in groß angelegten Werbeaktionen veröffentlicht, nimmt die Linuxseite das ganze eher gelassen und stichelt mit Witzen wie "Linux - und dein PC macht nie wieder blau" oder "Früher oder später migrieren wir euch".

SCO

Im Jahr 2003 erhob die kleine Firma SCO schwere Vorwürfe gegen den Weltkonzern IBM, dessen Linuxentwickler hätten Code unverändert aus UNIX übernommen. Dazu siehe SCO gegen Linux.