Rybinsk
Stadt
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Rybinsk (russisch Рыбинск) ist eine russische Stadt in der Oblast Jaroslawl. Sie liegt rund 280 km nördlich von Moskau an der Mündung der Scheksna in die Wolga und hat rund 211.000 Einwohner (2008).
Geschichte
Die erste Besiedlung im Stadtgebiet erfolgte an der Mündung der Scheksna in die Wolga spätestens in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Die Siedlung Ust-Scheksna (zu deutsch etwa Scheksnamünde) war regionales Zentrum für Handel, Handwerk und Metallurgie. In der Zeit der tatarisch-mongolischen Überfälle wurde Ust-Scheksna verwüstet. Die Neubesiedlung erfolgte nunmehr am rechten Wolgaufer unter neuem Namen Rybnaja sloboda (Fischsiedlung), wie 1504 in einer Urkunde des Großfürsten Iwan III. Wassiljewitsch erwähnt wird. Die Einwohner lieferten Sterlet, Weißlachs und Stör an den Hof.

Durch den Beschluss Peter des Großen zur Schaffung einer schiffbaren Verbindung Sankt Petersburgs mit der Wolga (Wyschnewolozkaja wodnaja sistema) wurde der Ort Umladestation für Güter aus dem Süden auf Schiffe mit geringerem Tiefgang. Mitte des 18. Jahrhunderts hatte sich der Ort zu einem der größten Binnenhäfen Russlands entwickelt, was Katharina die Große 1777 veranlasste, einen Ukas über die Umbenennung in Gorod Rybny (Fischstadt) zu erlassen.
Der Ausbau der Flüsse Mologa und Scheksna führte zu einer wachsenden Bedeutung des Gebietes um Rybinsk für Flussschifffahrt und Getreidehandel. Mitte des 19. Jahrhunderts, als Rybinsk ca. 7000 Einwohner zählte, zogen in der Saison über 130.000 Treidler durch die Stadt, damals die Hauptantriebskraft der Schiffe.
Die Bedeutung des Getreidehandels für Rybinsk manifestiert sich in der Tatsache, dass hier 1842 die dritte Getreidebörse Russlands eröffnet wurde, welche noch Anfang des 20. Jahrhunderts eine der größten und bedeutendsten Russlands war. Die Entwicklung von Stahlgießerei, Schiffbau, Seilereien und Ziegeleien sowie die Errichtung von Eisenbahnwerkstätten dokumentieren die Industrialisierung von Rybinsk Ende des 19. Jahrhunderts. Neu ins Rampenlicht rückte die Stadt wieder mit dem Bau des Rybinsker Stausees, des zweitgrößten Stausees Europas (4.580 km²), 1941 bis 1947.
Von 1946 bis 1957 hieß die Stadt Schtscherbakow (Щербаков) nach dem Gründungsmitglied des Schriftstellerverbandes der UdSSR und Chef der politischen Abteilung der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg, Alexander Schtscherbakow, und von 1984 bis 1991 Andropow (Андропов) nach dem sowjetischen Staatschef Juri Andropow.
In der Stadt bestand das Kriegsgefangenenlager 259 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.[1]
Wirtschaft und Infrastruktur
Neben dem Wasserkraftwerk (330 MW) prägen der Tiefwasserhafen entlang des Wolga-Baltischen Wasserweges, der Schiffs- und Maschinenbau sowie die Holz- und Kabelindustrie die wirtschaftliche Situation von Rybinsk.
Söhne und Töchter der Stadt
- Genrich Grigorjewitsch Jagoda (1891–1938), NKWD-Chef
- Jegor Gennadjewitsch Podomazki (* 1976), Eishockeytorwart
- Joseph Schenck (1878–1961), Manager verschiedener Filmunternehmen in den USA
- Nicholas Schenck (1881–1969), einer der Gründer der Filmbranche in Hollywood
Einzelnachweise
- ↑ Maschke, Erich (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962-1977.
Weblinks
- Offizielle Stadtwebsite (russisch)
- Inoffizielle Website (russisch)
- Inoffizielles Webportal (russisch)
- Rybinsk auf mojgorod.ru (russisch)