Speckputsch
Als Speckputsch werden Ausschreitungen in Bayreuth um den 17. Februar 1919 bezeichnet, bei denen etwa 300 Putschisten die Stadtbewohner tagelang in Angst und Schrecken versetzten. Das Rathaus wurde gestürmt, Bahnhof, Post, Telegrafenamt besetzt, Polizeiwachen entwaffnet, aus Kasernen Waffen, Munition und Proviant beschafft. Am Justizpalast hissten die Putschisten die "rote Fahne" und brachten gegenüber (vor dem Offizierskasino) ein Maschinengewehr in Stellung.
Die Hauptanliegen der Putschisten waren
- die Rücknahme der Kürzung der Erwerbslosenunterstützung
- das Aufklären von vermeintlichen Lebensmittelverschiebungen
- der Rücktritt des Oberbürgermeisters Dr. Leopold von Casselmann
- die Verbesserung der Lebensmittelverteilung.
Angegangen wurden vor allem der Oberbürgermeister, der Stadtrat und der Buchdruckereibesitzer Leonhard Tripß (Vorstand des Gemeindekollegiums), da man davon ausging, dass diese Personen des öffentlichen Lebens für die schlechte Versorgungslage verantwortlich seien. Darüber hinaus gab es einige Plünderungen. Der Aufruhr ging unblutig zu Ende, als es im Hauptquartier der Putschisten keinen „Speck“ mehr zu verteilen gab. Die Reichswehr) übernahm am 20. Februar 1919 wieder die Kontrolle. Als Opfer gab es nur einen Toten - angeblich nur einen Putschisten, der zu viel gegessen hatte. Im Mai 1919 hatten sich 56 Teilnehmer des „Speckputsches“ vor dem zu diesem Zweck eigens eingerichteten Volksgericht zu verantworten, das als Vorläufer der späteren Sondergerichte anzusehen ist.