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Timo Boll

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Timo Boll 2004: Aufschlagstudie

Timo Boll (* 8. März 1981 in Erbach (Odenwald)) ist ein deutscher Tischtennisprofi, der derzeit mit Borussia Düsseldorf in der Deutschen Tischtennis-Liga spielt. In der aktuellen Weltrangliste steht er auf Position 4 (Stand Dezember 2009).

Leben

Kindheit und Entdeckung

Bereits mit vier Jahren kam Timo Boll zum Tischtennis und wurde damals von seinem Vater trainiert. 1986 wurde er Mitglied des TSV Höchst und erlernte dort die Grundpraxis des Tischtennissports. Mit acht Jahren wurde er vom hessischen Landestrainer Helmut Hampl entdeckt, der ihn daraufhin förderte. 1990 begann er im Trainingszentrum Pfungstadt zu trainieren, vier Jahre später wechselte er zur FTG Frankfurt, mit der er an der Oberliga teilnahm, wodurch andere Vereine auf ihn aufmerksam wurden. So auch der TTV Gönnern, der ihn 1995 verpflichtete. Timo Boll wurde an Position fünf der Mannschaft gesetzt, verlor jedoch in der gesamten Saison nur ein Spiel und trug damit seinen Teil zum Aufstieg des Teams in die erste Bundesliga bei. 2007 ging Timo Boll zum Deutschen Tischtennis-Rekordmeister Borussia Düsseldorf. Timo Boll ist cool!

Bundesliga und internationale Juniorenerfolge

Mit seinen 14 Jahren[1] trägt Timo Boll zusammen mit Frank Klitzsch den Titel des jüngsten Spielers der Bundesliga. Gönnern erreichte entgegen den Erwartungen den Klassenerhalt und stieg seitdem auch nicht mehr ab. Die ersten internationalen Erfolge feierte Timo Boll bei den Schüler-Europameisterschaften in Den Haag 1995, wo er drei Mal Gold gewann. Nach dem zweiten Platz in seiner ersten EM der Jugendklasse 1996, gewann er in den beiden folgenden Jahren den Titel im Einzel und weitere Medaillen im Doppel und mit der Mannschaft. Die Schule beendete er mit der mittleren Reife.[2]

Profikarriere

Seinen ersten Erfolg in der Allgemeinen Klasse feierte Boll mit dem Halbfinaleinzug im Doppel der internationalen italienischen Meisterschaften 1997 zusammen mit Steffen Fetzner. Den ersten Wettkampf in Diensten der deutschen Nationalmannschaft bestritt er am 9. September 1997 beim Europaliga-Match gegen Polen, in dem er seine beiden Einzel und das Doppel gewann.[3] Ein Jahr später wurde er mit seinem Verein durch ein 4:3 gegen den TTC Frickenhausen deutscher Pokalsieger. Im selben Jahr besiegte er überraschend bei der Europameisterschaft den amtierenden Weltmeister Jan-Ove Waldner trotz eines 14:20-Rückstandes im fünften Satz.[4] 1999 gewann er im Bundesligaspiel gegen Borussia Düsseldorf erstmals gegen Jörg Roßkopf.[5] Dass der inzwischen nach dem Sponsor umbenannte TTV RE-BAU Gönnern sich in der deutschen Spitze etabliert hatte, bestätigte er mit dem zweiten Pokalsieg gegen Borussia Düsseldorf 2001.

In der Weltspitze

2002 schaffte Timo Boll mit seinem Sieg - als erster Deutscher - beim Europe-Top-12-Turnier gegen Wladimir Samsonow den Einstieg in die absolute Weltspitze und wurde gleichzeitig als Zehnter bester Deutscher der ITTF-Weltrangliste, indem er Jörg Roßkopf überholte.[6] Bei der Europameisterschaft in Zagreb erreichte er im Einzel und Doppel mit Zoltan Fejer-Konnerth die Goldmedaille, die Mannschaft unterlag im Finale mit 2:3 nur knapp dem schwedischen Team. Mit dem Gewinn des chinesischen Weltcup in Jinan, in dessen Verlauf er den Weltmeister Wang Liqin und den Olympiasieger Kong Linghui klar schlug, rundete er sein Jahr ab und legte den Grundstein für die erste Position der Weltrangliste, von der er Ma Lin im Januar 2003 verdrängte.[7] Bei der EM im Jahr 2003 war Wladimir Samsonow, der auch die weißrussische Mannschaft zum Finalsieg gegen die deutsche Auswahl führte, zu stark für Timo Boll. Nach seinem Ausscheiden in der Einzel-WM in der zweiten Runde verlor er den Titel des Weltranglistenersten, konnte dennoch im Jahr 2003 noch einige Turniersiege verbuchen.

Verletzung und Comeback

Die erste Hälfte des Jahres 2004 wurde von Rückenproblemen geprägt. Dies behinderte auch die Vorbereitungen zu den Olympischen Spielen 2004, bei denen er im Viertelfinale gegen Jan-Ove Waldner ausschied. Nach einem weiteren Zeitraum, der von öffentlicher Kritik geprägt war, konnte Timo Boll am Ende des Jahres wieder Turniersiege in Polen, Österreich und Deutschland, sowie den Halbfinaleinzug des Pro Tour Finales in Peking, bei der er Ma Lin nur knapp mit 3:4 unterlag, verbuchen. Beim Einstieg in die Saison 2005 hatte Boll wiederum Probleme, erreichte jedoch bei der Weltmeisterschaft im Doppel zusammen mit Christian Süß die Silbermedaille. Nach Korrektur einer Schiedsrichterfehlentscheidung zu Gunsten seines Gegners im Einzel-Achtelfinale, in dem er ausschied, erhielt er vom ITTF den Fair-Play-Preis. Den Rest des Jahres bewältigte Boll erfolgreich. Höhepunkt war der Gewinn der Champions League mit Gönnern und das Weltcupturnier in Lüttich, bei dem er alle drei chinesischen Topspieler besiegen konnte. In den Jahren 2005 und 2006 spielte Boll in der chinesischen Superliga. Zunächst drei Spieltage für den Club Guangdong Baomashi mit einer Bilanz von 3:2, danach zehn Einsätze für Zhejiang Haining Hongxiang mit einer Bilanz von 8:5.[8] 2007 gewann er die Europameisterschaftstitel im Einzel, im Doppel und im Team. An der WM 2008 und 2009 in Japan und China konnte Timo wegen Rückenschmerzen nicht teilnehmen.

Wechsel zu Borussia Düsseldorf

Im Dezember 2006 unterschrieb Timo Boll einen Dreijahresvertrag bei Borussia Düsseldorf. Der Verein hatte zuvor schon in den Jahren 1999, 2002 und 2004 versucht, Deutschlands besten Spieler abzuwerben, war jedoch erfolglos geblieben, da sich Boll immer für seinen Heimatverein entschieden hatte. Der Wechsel war jedoch aufgrund der finanziellen Lage Gönnerns und fehlender Spitzenspieler und Erfolge abzusehen. Auch ausländische Vereine, wie der Royal Villette Charleroi[9] hatten versucht, ihn für sich zu gewinnen, doch Boll entschied sich wegen der guten Trainingsbedingungen im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2008 und wegen der Möglichkeit, dort mit seinem Doppelpartner Christian Süß trainieren zu können, für Düsseldorf.[10] Zusammen mit Timo Boll hat Düsseldorf sich große Ziele gesetzt, zu denen ein Champions-League-Sieg gehört.[2].

Nachdem er eine Behandlung bei Dr. Müller-Wohlfahrt in München begonnen hatte, konnten seine jahrelangen Rückenschmerzen beseitigt werden, so dass er das Jahr 2008 nach langer Zeit wieder ohne Rückenbeschwerden blieb.

Bei den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking erreichte er mit der deutschen Nationalmannschaft nach Siegen über Kroatien, Kanada, Singapur und Japan das Endspiel im Mannschaftswettbewerb, das mit 0:3 gegen Gastgeber China verloren ging.

Als erstem Spieler gelang es ihm 2008 seine drei Titel aus dem Vorjahr bei einer EM zu verteidigen.

Technik

Timo Boll ist Linkshänder und spielt mit der europäischen Shakehand-Schlägerhaltung. Sein Spezialschlag ist der Vorhand-Topspin mit viel Effet. Boll spielt seit dem Frischklebeverbot (1. September 2008) den Belag Butterfly Tenergy 05 in der Schwammstärke 2,1 mm, sowohl auf der Vor- als auch auf der Rückhand. Sein aktuelles Holz ist das seinen Namen tragende „Timo Boll Blade Series ALC“. Sein derzeitiger Doppelpartner ist Christian Süß.

Vertrag

Am 1. Juli 2007 begann sein Drei-Jahres-Vertrag mit Borussia Düsseldorf, wo er vertragsgemäß nicht in jedem Bundesligaspiel zum Einsatz kommen wird, um sich mehr auf internationale Turniere konzentrieren zu können.

Persönliches

Boll ist seit dem 31. Dezember 2003 mit Rodelia Jacobi verheiratet.

Politisches Engagement

Auf dem "Jungen Forum" des Deutschen Atomforums am 4. März 2009 trat Boll als Unterstützer und Werbeträger für den Weiterbetrieb deutscher Kernkraftwerke in Erscheinung.[11]

Trivia

Bei einer Wahl in China zum attraktivsten Sportler der Welt landete er auf dem ersten Platz, noch vor David Beckham.[12]

Auszeichnungen

  • 1997 Juniorsportler des Jahres
  • 1998 Deutscher Tischtennis-Spieler des Jahres
  • 2005 Bambi in der Kategorie Sport
  • 2005 Sportler des Jahres 3. Platz
  • 2006 Sportler des Jahres in Hessen
  • 2007 Fair-Play-Preis des Bundesinnenministers
  • 2007 Sportler des Jahres 2. Platz
  • 2008 Sportler des Jahres in Hessen
  • 2008 Sportler des Jahres 2. Platz
  • 2008 mit Herrenmannschaft Sportler des Jahres 3. Platz
  • 2009 Sportler des Jahres in Hessen [13]

Titel und Erfolge im Überblick

  • World Cup 2002 und 2005
  • Einzel-Europameister 2002, 2007 und 2008; 3. Platz 2009
  • Mannschafts-Europameister 2007, 2008, 2009
  • Europe TOP-12 2002, 2003, 2006, 2009
  • European Super Cup 2007, 2008, 2009
  • ITTF Pro Tour (17): Brasilien 2001, Österreich 2002, Japan 2003, Polen, Deutschland und Österreich 2004, Japan, Schweden und Grand Finals 2005, Dänemark, China, Deutschland und Polen 2006, Österreich, Deutschland und Polen 2008, Katar, Deutschland und Polen 2009
  • Doppel: EM 2002 (mit Zoltan Fejer-Konnerth), 2007, 2008 und 2009 (mit Christian Süß), Japan Open 2005, Pro Tour Grand Final 2006 und German Open 2009 (jeweils mit Süß)
  • Doppel: 2. Platz WM 2005, 3. Platz EM 2005 (jeweils mit Christian Süß)
  • Mannschaft: 2. Platz EM 2000, 2002, 2003, 2. Platz WM 2004, 3. Platz WM 2006, 2. Platz Olympia 2008
  • Deutsche Meisterschaft: 9-mal Einzel-Sieger (1998, 2001–2007, 2009), 3-mal Doppel-Sieger (1999 mit Lars Hielscher, 2005 und 2007 mit Christian Süß)
  • Champions League: Sieg 2005 und 2006 mit dem TTV RE-BAU Gönnern und 2009 mit Borussia Düsseldorf[14]
  • 3. Platz bei Qatar und Kuwait Open Einzel 2007
  • 3. Platz bei den Europameisterschaften 2009 in Stuttgart
  • Als erster Deutscher Nummer Eins der Weltrangliste (Januar 2003)

Literatur

  • Manfred Schillings: Der Herr der Bälle, Zeitschrift DTS, 1997/10 S.1742–44

Einzelnachweis

  1. Bericht über den Vereinswechsel
  2. a b Bericht über den Wechsel zu Düsseldorf
  3. Zeitschrift DTS, 1997/10 S.10
  4. Zeitschrift DTS, 1998/5 S.10
  5. Zeitschrift DTS, 1999/3 S.26
  6. Zeitschrift DTS, 2002/2 S.16
  7. Zeitschrift DTS, 2003/1 S.5
  8. [Zeitschrift tischtennis, 2006/8 S.4 +2006/9 S.23 + http://www.sueddeutsche.de/sport/594/458249/text/ Interview mit Timo Boll in der Süddeutschen Zeitung, 14.Februar 2009]
  9. Bericht der WZ zum Wechsel
  10. Kommentar Bolls zum Wechsel
  11. Junges Forum, kernenergie.de
  12. Tischtennis-WM: Drei Chinesen und ein Boll, FAZ.NET, 20. Mai 2007
  13. Das sind die beliebtesten Sportler der HessenHR-online, abgerufen am 22. Dezember 2009
  14. tischtennis.de: Champions League Herren 2009