Zum Inhalt springen

Dunkle Jahrhunderte

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. Januar 2010 um 11:46 Uhr durch 84.61.123.245 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Als Dunkle Jahrhunderte oder Dunkle Zeitalter (engl. Dark Ages) werden Zeiträume bezeichnet, in denen die Geschichte einer bestimmten Region mangels Schriftquellen oder archäologischer Funde etc. wenig bis gar nicht erforscht ist. Oft gehen diesen Dunklen Jahrhunderten Zeitabschnitte voraus, die besser bekannt sind. Der Begriff wurde bzw. wird teilweise allerdings auch überspitzt gebraucht (siehe unten).

Begriff und Problematik

Im übertragenen Sinn bezeichnet man teilweise auch Zeiten, in denen das zivilisatorische Niveau (z. B. durch Kriege, Verfolgungen, Seuchen) als relativ niedrig eingeschätzt wird, als dunkel bzw. dunkle Jahrhunderte. In diesen Zeiten kann auch ein Rückgang des Kulturschaffens und damit auch der Schriftproduktion zu verzeichnen sein, wodurch die Wahrscheinlichkeit, dass informative Schriftquellen überliefert wurden, reduziert wird. Ein etwa durch Seuchen oder Kriege verursachter Rückgang der menschlichen Besiedlungsdichte verringert auch die Möglichkeit archäologischer Funde.

Allerdings ist der Begriff „dunkles Zeitalter“ an sich durchaus problematisch. In der Renaissance prägten Humanisten den Topos vom „dunklen“ oder „finsteren Mittelalter“, das ihrer eigenen, nun „erleuchteten Zeit“ voran ging und in dem religiös begründeter Dogmatismus den Geist verfinstert habe. In der modernen Forschung wird hingegen wesentlich differenzierter geurteilt.

Im englischsprachigen Raum wurde der Begriff Dark Ages teils auch auf auf das gesamte Mittelalter negativ wertend angewandt. Aaron J. Gurjewitsch schreibt dazu:

Das „Mittelalter“ gilt fast als synonym für alles Dunkle und Reaktionäre. Seine frühe Periode bezeichnet man als „düstere Jahrhunderte“. Das Oxforder Wörterbuch der englischen Sprache dehnt den Ausdruck Dark Ages sogar auf das gesamte Mittelalter aus. Ein solches Verhältnis zum Mittelalter, das im 17. und 18. Jahrhundert in bestimmtem Maße erklärlich ist, [...], hat längst jegliche Legitimation verloren.[1]

In der Altertumsforschung wird der Ausdruck vor allem für die griechischen und die anatolischen „dunklen Jahrhunderte“ angewendet. Häufig werden auch Teile des europäischen Frühmittelalters, sowie das sich an den Rückzug der Römer aus der Provinz Britannia anschließende Zeitalter als Dunkle Zeitalter bezeichnet.

Antike

Siehe: Dunkle Jahrhunderte (Antike)

Antikes Ägypten

Siehe: Ägyptische Chronologie

Europäisches Mittelalter

Siehe: Dunkle Jahrhunderte (Mittelalter)

Literatur

  • Orsolya Heinrich-Tamaska, Niklot Krohn, Sebastian Ristow (Hrsg.): Dunkle Jahrhunderte in Mitteleuropa? Rituale und Moden - Zur Zusammenarbeit von Archäologie und Naturwissenschaften. Studien zu Spätantike und Frühmittelalter 1. Hamburg 2009.
  • Chris Wickham: The Inheritance of Rome. London 2009.

Anmerkungen

  1. Aaron J. Gurjewitsch: Das Weltbild des mittelalterlichen Menschen, übersetzt von Gabriele Loßack, VEB Verlag der Kunst Dresden, 1978, S. 6 und 7.