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Ätna-Tsunami

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Ungefähre Richtung des Tsunamis

Der Ätna-Tsunami war das Ergebnis eines massiven Felssturzes vor ca. 8300 Jahren am Vulkan Ätna auf Sizilien.[1] Das Valle del Bove am Ätna ist das noch heute sichtbare Zeichen des Bergsturzes. Die in das Meer abgerutschten Felsmassen besaßen ein Volumen von etwa 35 km³; sie verursachten einen Tsunami, der den Osten des Mittelmeeres traf, hier vor allem das südliche Italien, das westliche Griechenland und Nordafrika (Libyen, Tunesien). Die Theorie ist nicht unumstritten.[2][3]

Auf den Tsunami wird die Ablagerung so genannter Homogenite zurückgeführt, die sich vor Kalabrien, in der Großen Syrte, auf den Tiefsee-Ebenen des Mittelmeeres und im Ionischen Meer finden.[4] Homogenit ist ein Begriff für spezielle Ablagerungen, die in seismischen Profilen durchsichtig erscheinen, und in Tiefbohrungen als homogener grauer Mergel ohne innere Struktur angetroffen wurden.[5] Die Überlagerung mehrerer solcher Ablagerungen, die sich vor allem in der Großen Syrte nachweisen ließen, legen nahe, dass solche Ereignisse wie der Ätna-Tsunami sich mehrfach wiederholten, und auch in jüngerer Zeit vorkamen.[6]

Durch den Ätna-Tsunami könnte auch die neolithische Stadt Atlit-Jam an der Küste des heutigen Israel betroffen gewesen sein, sie wurde etwa zur gleichen Zeit offenbar fluchtartig verlassen. Diese Ansicht wird jedoch vor allem von den in Atlit-Jam arbeitenden Archäologen nicht anerkannt, da die Befunde ihrer Ansicht nach auf ein eher langsam ansteigendes Meer hinweisen.[7]

Einzelnachweise

  1. M. T. Pareschi, E. Boschi, M. Favalli, F. Mazzarini: Focus: Lost Tsunami. Istituto Nazionale di Geofisica e Vulcanologia - Sezione di Pisa, abgerufen am 6. Januar 2010 (Webseite über den Bergsturz und seine Folgen, mit Animation).
  2. Luigi Vigliotti: Comment on “Lost tsunami” by Maria Teresa Pareschi et al. In: Geophysical Research Letter. Band 35, 2008, S. L02608 (Online-Kurzfassung).
  3. Maria Teresa Pareschi, Enzo Boschi und Massimiliano Favalli: Reply to comment by Luigi Vigliotti on “Lost tsunami”. In: Geophysical Research Letters. Band 35, 2008, S. L02609 (Online-Artikel).
  4. Maria Teresa Pareschi, Enzo Boschi und Massimiliano Favalli: Lost tsunami. In: Geophysical Research Letters. Band 33, 2006, S. L22608 (Online-Kurzfassung).
  5. Kim A. Kastens und Maria B. Cita: Tsunami-induced sediment transport in the abyssal Mediterranean Sea. In: Geological Society of America Bulletin. Band 92, November 1981, S. 845–857 (Online-Kurzfassung).
  6. Ignazio Burgio: The Fury of the Sea's God. Catania Cultura.com, abgerufen am 6. Januar 2010.
  7. Angelika Franz: Atlantis im Mittelmeer. In: Spiegel.de. 30. Juli 2008, abgerufen am 6. Januar 2010 (Artikel über die versunkene Siedlung Atlit-Jam).