Marinearsenal Warnowwerft
Nordic Yards Warnemünde GmbH
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1946 |
Sitz | Warnemünde, Deutschland |
Mitarbeiterzahl | ca. 400 (Stand 01/2010) |
Branche | Werft |
Die Werft Nordic Yards Warnemünde GmbH (Warnowwerft) in Rostock-Warnemünde ist eine Schiffswerft der Unternehmensgruppe Nordic Yards.
Geschichte




Gegründet wurde der Betrieb in Warnemünde am 8. Juli 1946, indem die vorherige Bootswerft Warnemünde, die am 1887 erbauten alten Hafenbecken lag, in Volkseigentum umgewandelt wurde. Daraufhin werden Vorbereitungen zum Schiffbau aufgenommen und am 1. September 1947 begannen die Reparaturarbeiten am ersten Schiff. Zunächst wurden im Zweiten Weltkrieg versenkte Schiffe gehoben, instandgesetzt und umgebaut. Durch den Befehl Nummer 112 der sowjetischen Militäradministration vom 23. Juni 1948 wird die Neuausstattung der zunächst als Filiale des Wismarer Werks geführten Werft angeordnet, welche demzufolge bis zum 1. Mai 1949 als eigenständiger Betrieb auszubauen ist. Die beiden größten Objekte bis 1955 waren der Wiederaufbau des Passagierschiffes Hansa zur Sovjetskiy Soyus und der Umbau der ehemaligen Hamburg zum Walfangmutterschiff Yuriy Dolgoruky.
Nachdem am 2. August 1952 mit dem Segelschulschiff Wilhelm Pieck der erste Neubau der Werft übergeben wurde, verlagerte sich der Schwerpunkt des Geschäfts des VEB Warnow-Werft Warnemünde ab Mitte der 1950er Jahre rasch zum Schiffsneubau, welcher schon früh zu einer Serienfertigung von gleichartiger Schiffstypen führte und die Warnowwerft ab 1960 zum größten Schiffbaubetrieb der DDR machte. Die Mehrzahl der gebauten Seeschiffe wurde für andere Länder des RGW, hauptsächlich für die UdSSR gebaut. Außerdem wurden zahlreiche Schiffe für die Handelsflotte der DDR und den internationalen Markt gefertigt. 1959 wurde die Warnow-Werft mit anderen Schiffbaubetrieben in der DDR zur Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) Schiffbau zusammengefasst. Im Folgejahr wurde das letzte wiederhergestellte Schiff aus der Kriegszeit wieder in Fahrt gebracht. 1979 folgte die Umwandlung der VVB Schiffbau zum Kombinat Schiffbau Rostock. Bis 1986 wurden 320 Schiffe mit einem Rauminhalt von etwa 3,5 Millionen Bruttoregistertonnen gebaut.
Ab 1960 war die Warnow-Werft der größte Schiffbauer in der ehemaligen DDR. [1]
Privatisierungen
Im Zuge der Wirtschaftsreformen in der DDR wurde am 1. Juni 1990 die Warnow-Werft Warnemünde GmbH gegründet. Am 01. Oktober 1992 verkaufte die Treuhandanstalt die Warnowwerft an den norwegischen Kvaerner ASA, neuer Firmenname ist nun Kvaerner Warnow Werft GmbH. Der Kvaerner-Konzern investierte in den Jahren 1993 - 1995 knapp 400 Mio. US-$ zur Modernisierung der Werft. Dabei entstanden auch Bürogebäude für die Entwicklung, Konstruktion, Produktionsvorbereitung und Geschäftsführung. Für die Umstrukturierung der Rostocker Werft hatte Kvaerner zwischen 1992 und 1995 eine Mrd. DM Subventionen erhalten. [2][3]
Am 30. Juni 1995 fand der letzte konventionelle Stapellauf unter großer Anteilnahme der Bevölkerung statt. Die Warnow wurde im Bereich der Kabelkrananlage komplett für den Schiffsverkehr gesperrt, alle Fahrgastschiffe im Rostocker Revier sowie die im Überseehafen liegenden Schiffe, Frachter und Fährschiffe unterschiedlichster Nationen begleiteten diesen Stapellauf mit einem Typhon-Konzert und begrüßten den Stapelläufer in seinem Element. Knapp 2 Monate später, am 1. August 1995 fand die Kiellegung des ersten Containerschiffes des Typs WARNOW CV 2600 im gerade fertig gestellten Baudock statt. Auch hier ließen sich die Einwohner der Stadt Rostock es sich nicht nehmen, die neuen Anlagen zu besichtigen. Auftraggeber der Schiffe war wie bereits 40 Jahre zuvor die Deutsche Seereederei GmbH. Somit hatte diese Kiellegung ebenfalls symbolischen Charakter.
Ein weiteres Großereignis fand am 13. Januar 2000 statt: die Ablieferung des bis dahin größten in Deutschland gebauten Schiffes, der P&O Nedlloyd Tasman. Im Jahr 2001 zeigten die Schiffbauer der Werft, dass sie nicht nur in der Lage sind, Schiffe zu bauen, sondern auch Bohrinseln. Die Bohrinsel Stena Don wird abgeliefert und markiert zugleich den 400. Neubau der Werft seit Gründung im Jahre 1946.
Dennoch steht das Jahr 2001 unter keinem guten Stern. Im September gab der norwegische Mutterkonzern, die Kvaerner ASA, an sich durch die Übernahme des britischen Anlagenbauers Trafalgar House in finanzielle Schwierigkeiten manövriert zu haben. Neue Kapitalgeber werden gesucht. Am 04. Februar 2002 geben die Kvaerner ASA und Aker RGI (norwegischer Mischkonzern um den Milliadär Kjell Inge Röke) bekannt, ihre Schiffbauaktivitäten weltweit zusammen zu legen. Die Aker Kvaerner Yards AS entsteht. Mitte 2003 übernahm die Aker RGI sämtliche Anteile an Kvaerner. Seit der Integration des Kvaerner-Konzerns in die bestehende Unternehmensgruppe Aker Yards (2002) kooperieren die ehemalige Kvaerner Warnow Werft Rostock GmbH und die Aker MTW Werft unter dem Namen Aker Ostsee. Unter diesem Dach firmierte die Warnowwerft nun als Aker Warnow Werft GmbH.
Anfang 2004 wurde Aker Yards Ostsee erneut umstrukturiert: das Unternehmen in Warnemünde wird aufgeteilt: in der Aker Warnemünde Operations GmbH werden nun die Schiffbauaktivitäten in Warnemünde zusammengefasst und die Aker Warnemünde Real Estate GmbH betreibt die Grundstücksverwaltung. Die Werften in Warnemünde und Wismar begannen die Arbeitsteilung: Vorschiffe und Deckshäuser wurden in Warnemünde gebaut und nach Wismar geschleppt. In Wismar baute man die Achterschiffe und komplettierte dann die Sektionen im Baudock. Erst mit Beginn des Jahres 2007 war die wirtschaftliche Auftragslage so gut, dass wieder komplette Schiffe in Warnemünde gebaut und abgeliefert wurden.
2008 verkaufte Aker Yards einen 70-prozentigen Anteil an den russischen Finanzinvestor FLC West. Die Transaktion trat rückwirkend zum 1. Januar 2008 in Kraft und seit dem 22. September firmierten die Werften als Wadan Yards.[4]
Am 5. Juni 2009 stellten die deutschen Unternehmensteile der Wadan Yards Group AS, darunter auch die Wadan Yards Warnow GmbH in Warnemünde, Insolvenzanträge. Mitte August 2009 konnte der Insolvenzverwalter einen Investor präsentieren, der auch die Warnemünder Werft übernahm. Der Leiter des Moskauer Nordstream-Büros Vitaly Yusufov (Jussufow), Sohn des früheren russischen Energieministers und Gazprom Aufsichtsrats Igor Yusufov erwarb die Vermögensgegenstände der deutschen Wadan-Unternehmensteile über die durch ihn ins Leben gerufene Nordic Yards für ca. 40,5 Mio. Euro. Die insolvente Wadan Yards ist nach dem Verkauf aller Vermögensgegenstände jetzt eine juristische Hülle, über die die Wadan-Gläubiger abgefunden werden.[5]
Bisher entstanden mehr als 450 Schiffe auf der Warnow-Werft.
Bekannte Schiffe und Schiffstypen der Warnow-Werft
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Literatur
- Strobel, Dietrich: Vier Jahrzehnte Hochseeschiffbau in Wismar und Warnemünde. In: Hitzinger, Lothar (Hrsg.): Jahrbuch der Schiffahrt. transpress, Berlin 1986, ISBN 3-344-00007-1, S. 118–126.
- Neumann, Manfred; Strobel, Dietrich: Vom Kutter zum Containerschiff. Schiffe von DDR-Werften in Text und Bild. 1. Auflage. VEB Verlag Technik, Berlin 1981.
- Schönknecht, Rolf; Laue, Uwe: Hochseefrachter der Weltschiffahrt. Band 1. transpress Verlag, Berlin 1987, ISBN 3-344-00182-5 (Bibliothek der Schiffstypen).
- Schönknecht, Rolf; Laue, Uwe: Hochseefrachter der Weltschiffahrt. Band 2. transpress Verlag, Berlin 1988, ISBN 3-344-00282-1 (Bibliothek der Schiffstypen).
- Autorenkollektiv: Stahlschiffbau. transpress Verlag, Berlin 1989, ISBN 3-341-00410-6.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ [1] Wer gehört zu wem ?
- ↑ vgl. Kvaerner weist Vorwurf des Betrugs zurück bei , Tagesspiegel 14. Juni 1999
- ↑ [2] Urteil in Rechtssache C-181/02 P der Kommission der Europäischen Gemeinschaften gegen Kvaerner Warnow Werft GmbH vom 29. April 2004
- ↑ NDR: Aker-Werften heißen jetzt Wadan Yards, vom 22. September 2008
- ↑ vgl. Landesregierung stimmt Werft-Verkauf zu bei focus.de, 17. August 2009
Koordinaten: 54° 9′ 58,4″ N, 12° 5′ 31,8″ O