Sinus pilonidalis
Der Sinus pilonidalis (Synonyme Steißbeinfistel, Pilonidalsinus) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Gesäßfalte, die nach einer Auffassung durch in die Haut penetrierende Haare verursacht wird. Andere Meinungen gehen von einer kongenitalen (angeborenen) Mißbildung aus, auch Traumata (bspw. durch Stürze verursacht) werden als mögliche Ursache diskutiert. Sowohl Beschwerden im chronischen Stadium (Schmerzen, Sekretion), als auch als Komplikation auftretende Abzedierungen, begründen die Therapiebedürftigkeit. Typischer und diagnoseweisender Befund sind kleine Fistelöffnungen in der Gesäßfalte.
Epidemiologie
Der chronische Sinus pilonidalis ist eine häufige Erkrankung mit einer geschätzen jährlichen Inzidenz von 26 auf 100000 Einwohner. Da Männer weitaus häufiger als Frauen betroffen sind und der Altersgipfel im 20.-30.Lebensjahr liegt, ist die Erkrankung v.a. bei Soldaten ein nicht unbeträchtliches Gesundheitsproblem. Aufgrund des gehäuften Auftretens bei amerikanischen Soldaten im Zweiten Weltkrieg wird die Erkrankung im englischen Sprachraum auch Jeep's disease oder auch "Jeep driver's disease", "Jeep rider's disease" genannt. Bei Bundeswehrsoldaten beträgt die jährliche Inzidenz etwa 150 auf 100000.
Therapie
Als einzig erfolgversprechende Therapie des chronischen Sinus pilonidalis ist bisher die chirurgische Exzision anerkannt. Hierbei wird die Fistel meist mit Methylenblau gefärbt, um alles betroffene Gewebe grossflächig zu exzensieren. Um ein Rezidiv zu vermeiden, muss gleichfalls bis auf die Knochenhaut des Steißbeins geschnitten und anschließend abgeschabt werden. Wird nach der Exzision eine offene Wundbehandlung durchgeführt, resultiert eine lange Krankheitsdauer der Patienten, je nach Größe des Befundes bis zu mehreren Monaten. Eine schnellere Genesung wird durch den Primärverschluss (Zunähen) der Wundhöhle erreicht. Aufgrund der infektiösen Krankheitsgenese und der anatomisch ungünstigen Lage der Wunde bei symmetrischer Exzision und Wundverschluss in der Mittellinie sind Wundheilungsstörungen häufig, sie treten bei bis zu 40% der Patienten auf. Ein weiteres Problem stellt die hohe Rezidivrate von bis zu 20% innerhalb von drei Jahren dar. Ausgehend von pathophysiologischen Überlegungen wurde von Karydakis ein alternatives Operationsverfahren entwickelt, dessen Kernelement in der asymmetrischen Exzision des Sinus liegt, so dass die resultierende Wunde außerhalb der Mittellinie zu liegen kommt. Mehrere Varianten dieser Operationsmethode, bis hin zu aufwendigen Lappenplastiken wurden entwickelt, das wesentliche Ziel all dieser Methoden ist die Verlagerung der Wunde bzw. Narbe aus der Mittellinie, um Wundheilungsstörungen und Rezidive zu verhindern.