Hamburger Kessel
Der Hamburger Kessel war einer der am stärksten kritisierten westdeutschen Polizeieinsätze der 1980er-Jahre.
Am 8.Juni 1986 wurde in Hamburg, auf dem Heiligengeistfeld, eine sich sammelnde Demonstration von der Polizei eingekesselt. über 800 Personen wurden stundenlang innerhalb von Absperrketten der Polizei festgehalten.
Die Demonstration war eine Reaktion auf das Verhalten der Polizei am Vortag, als ein Demonstrations-Konvoi zum Kernkraftwerk Brokdorf angehalten wurde. Dabei wurden viele Menschen verletzt und Fahrzeuge durch Polizeikräfte zerstört, teilweise sogar in Brand gesetzt.
Die Einkesselung der DemonstrantInnen begann kurz nach 12:00 mittags und endete erst spät nach Mitternacht als die letzten Menschen abtransportiert und auf Polizeiwachen in ganz Hamburg verteilt waren. Während der Einkesselung wurden den Eingeschlossenen bis 17:00 der Gang zur Toilette verwehrt, auch Lebensmittel durfte nur teilweise von außen durch die Polizeiketten gereicht werden.
Im weiteren Verlauf des Tages kam es rund um das Heiligengeistfeld zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Sympatisanten der Eingekesselten und der Polizei.
Laut Innensenator Lange waren die Eingeschlossenen "Gewalttäter", "polizeibekannte Sympathisanten der RAF", "Leute aus der Hafenstrasse und sogenannte Autonome". In Wirklichkeit handelte es sich um einen völlig wahllos herausgegriffenen Querschnitt durch die politische Landschaft, überwiegend aus dem "gemässigten" Spektrum.
Der Polizeibericht dazu meldet insgesamt 838 Ingewahrsamnahmen und 22 Festnahmen, allerdings nur 15 eingeleitete Ermittlungsverfahren. Davon 7 lediglich wegen Verstosses gegen das Versammlungsgesetz.