Geschichte des Antisemitismus bis 1945
Mit Antisemitismus wird zum einen die allgemeine Feindseeligkeit bzw. der Hass gegenüber den Juden bezeichnet, zum anderen die Herabsetzung der Juden anhand meist künstlich konstruierten physischen oder moralischen Bewertungskriterien. Diese beiden Elemente des Antisemitismus begründen sich gegenseitig. Antisemitismus benötigt daher keine externe Ursache, um sich selbst zu rechtfertigen. Er nährt sich aber in der Regel aus zusätzlichen Faktoren, die auf sozialen, ökonomischen, nationalen, politischen, ethnischen und religiösen Gebieten liegen können: Einzelne, als kritisierbar wahrgenommener Handlungen oder Einstellungen einzelner Juden, jüdischer Organisationen oder Gemeinschaften werden in unzulässiger Weise generalisiert, auf "die Juden" projeziert und zur Bestätigung einer antisemitischen Weltsicht herangezogen.
Etymologie
Der Begriff wurde 1879 von Wilhelm Marr als euphemestischer Ausdruck für das Wort "Judenhass" geprägt. Der Name wurde gewählt, weil Marr mit anderen Anhänger einer heute veralteten Theorie waren, die von einer Übereinstimmung ethnischer und linguistischer Gruppen ausging. Zu dieser Zeit wurden mit Semiten alle Bewohner des mittleren Ostens verstanden. Darunter fielen die Juden, alle arabischen Gruppen und alte Nationalitäten wie die Assyrer, Canaaiter, Aramäer und Akkadier. Da von diesen nur die Juden in Deutschland präsent waren, konnte unter dem Begriff Antisemitismus dem damals in Deutschland verbreiteten Judenhass eine angeblich wissenschaftliche Grundlage gegeben werden.
Seit dem späten zwanzigsten Jahrhundert wird immer wieder erwähnt, dass zum Beispiel Araber nie "anti-semitisch" sein könnten, weil ihre Sprache semitischen Sprachfamilie angehört. Im Umkehrschluss wird Antisemitismus dann als Begriff für den Hass sowohl gegen Juden wie Araber verwendet. Diese Definition ist jedoch nicht die Übliche, im allgemeinen wird der Begriff im Sinne der ganz oben gegebenen Definition gebraucht..