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Guano

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Guano-Nest des Guanotölpels (Sula variegata) auf der peruanischen Insel La Vieja vor der Halbinsel Paracas
Insel Ichaboe: Verladen von Guano auf Schiffe, 1844
Guano auf den Chincha-Inseln, Peru. 21. Februar 1863
Möwe beim Kacken

Guano ist ein feinkörniges Gemenge verschiedener Calciumphosphate, wie Brushit (CaHPO4 · 2 H2O), Monetit (CaHPO4), Whitlockit (Ca9(Mg,Fe)[HPO4/(PO4)6]) sowie verschiedener Apatite und Nitrate und organischer Verbindungen. Er entsteht aus den flüssigen Exkrementen von Seevögeln wie den Pinguinen oder Kormoranen (siehe auch Guanokormoran) durch Einwirkung auf Kalkstein.[1]

Geschichte und Verwendung

Im 19. Jahrhundert war Guano ein beliebter Dünger in der Landwirtschaft. Obwohl natürlicher und organischer Herkunft, zählt Guano zu den ersten Kunstdüngern und Agrikulturchemieprodukten, deren Einsatz (nach 1840) durch Justus von Liebig entscheidend gefördert wurde. Neben Natursalpeter wurde Guano ebenfalls zur Sprengstoffherstellung verwendet.

Mitte des 19. Jahrhunderts machten diese beiden Verwendungsarten Guano neben Zucker, Rum, Baumwolle, Tabak und Indigo zu einem der bedeutendsten Importgüter der sich industrialisierenden Länder Europas aus der weltwirtschaftlichen Peripherie. Im Jahr 1865 machte Guano 1,0% des Importwerts Großbritanniens, 0,6% der französischen Importe, 1,5% des belgischen Imports und 1,9% des Wertes der über Hamburg importierten Güter aus. Die bedeutendsten Herkunftsländer waren Peru, Chile/Bolivien, pazifische Inseln und Westafrika.

1908 gelang es dem deutschen Chemiker Fritz Haber aus Wasserstoff und Stickstoff synthetisch Ammoniak herzustellen - wofür er 1910 das Patent (Haber-Bosch-Verfahren) und 1918 den Chemienobelpreis erhielt; damit sicherte er für Deutschland während des Ersten Weltkrieges nicht nur die Kunstdünger-, sondern auch die Kampfmittelproduktion. Die Einführung des Haber-Bosch-Verfahrens bedeutete eine drastische Verringerung des Guano-Bedarfs.

Guano dient als stickstoff- und phosphorsäurehaltiges Düngemittel und wird überwiegend an regenarmen Küsten Südamerikas gewonnen. So leitet sich auch das Wort Guano aus der Sprache Quechua her (wanu); über das Spanische wurde es ins Deutsche entlehnt.

Entstehung und Inhaltsstoffe

Der Zoologe Hugo Schauinsland untersuchte 1896 auf der Hawaii-Insel Laysan die Entstehung von Guano unter niederschlagsreichen Bedingungen. Hierbei wird der Vogeldung ausgelaugt, das damit getränkte Wasser sickert in die Tiefe und imprägniert die dortigen Kalksande. Dabei entstehen insbesondere phosphorsaure Kalke und harter 'Rockguano'. Eine Analyse ergab für den braunen Oberflächenguano Anteile von 11,5% P2O5 und 48,6% CaO, für den hellen Rockguano 36,9% P2O5 und 33,3% CaO. Der damals abgebaute rohe Laysan-Guano enthielt im Durchschnitt 25-30% Phosphorsäure.[2] Daneben enthält Guano auch typischerweise 7–8 %, selten bis 60 % Nitrate als Chilesalpeter und Kalisalpeter.[1]

Auf Inseln mit großen Mengen von Vögeln kann die Guano-Schicht sehr dick werden, was die wirtschaftliche Ausbeutung von Vogel-Hinterlassenschaften überhaupt erst ermöglicht. So wurden etwa innerhalb eines Jahres 300.000 Tonnen Guano auf der 6,5 ha großen Insel Ichaboe (Namibia) gesammelt und nach Großbritannien verschifft. Die Besatzung des britischen Schiffs Grace fand 1844 eine Lage von "30 bis 40 Fuß" Guano auf der Insel Ichaboe. Dies entspricht etwa 9 bis 12 Metern.[3]

Sonstiges

  • Auf den Pinguininseln Namibias wurde von den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts bis in die dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts sehr viel Guano abgebaut. Seit dem werden zwischen dem Kreuzkap und Walvis Bay mittels künstlicher Plattformen im Meer Vögel (Kormorane) angelockt, die dann deren Oberfläche verkoten.
  • Guano bzw. aus Guano entstandenes Phosphat ist der einzige Rohstoff und war bis zum Jahre 2000 die Haupteinnahmequelle der Inselrepublik Nauru.
  • Der Humboldt-Pinguin gräbt seine Nisthöhle in Guanohänge und wird durch das Verschwinden der Guanovorkommen durch den Raubbau zunehmend bedroht.

Verwandte Themen

  • Guano Islands Act ist ein kurioses US-amerikanisches Gesetz, das über fünfzig Inseln zu amerikanischem Staatsgebiet machte.
  • Natürlicher Guano machte den Beruf des Salpetersieders überflüssig.

Quellen

  1. a b M. Okrusch, S. Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage, von Springer, 2005, ISBN 978-3-540-23812-6
  2. H. Schauinsland: Drei Monate auf einer Koralleninsel (Laysan). Bremen 1899
  3. National Maritime Museum: Suchmaschine des National Maritime Museum in Greenwich
Commons: Guano – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Guano – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikisource: Der Guano und seine Fundorte – Quellen und Volltexte

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