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Anna Maria Schwegelin

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Maria Anna Schwegelin (* unbekannt; † 1781 im Zuchthaus/oder am 11. April 1775 auf dem Scheiterhaufen in Kempten im Allgäu)

Die Dienstmagd Maria Anna Schwegelin aus Lachen wurde als letzte "Hexe" in Deutschland zum Tode durch Verbrennen verurteilt.

Urteil

Das Urteil wurde am 4. April 1775 vom Fürstabt Honorius von Schreckenstein "wegen erwiesener Teufelsbuhlschaft" gefällt. Dem Fürstabt stand kraft kaiserlichem Privileg (Campidona sola judicat...) die geistliche und weltliche Gerichtsbarkeit zu. Der Urteilstenor lautete: " Nach einem Geständnis schuldig, mit dem Teufel in sündiger Unzucht getrieben zu haben. So übergeben wir dich, Anna Schwegelin, dem Henker, um als Hexe alsbald auf dem Scheiterhaufen vom Leben zum Tode befördert zu werden."

Lebenslauf

Maria Anna Schwegelin wächst als Kind in Waisenhäusern auf und wird später Dienstmagd. In Alter von ca. 30 verliebt sich die Katholikin in den evangelischen Kutscher des Bauern, bei dem sie in Stellung ist. Auf ein Eheversprechen hin, welches aber nicht eingelöst wird, wechselt sie zum lutherischen Bekenntnis. Sie muss den Hof nach Auflösung des Eheversprechens verlassen. Ohne gesicherten Lebensunterhalt verwahrlost Anna Schwegelin. Sie wird in Kempten aufgegriffen und in das örtliche Arbeitshaus gesperrt. Hier beginnt ein fünfjähriger Aufenthalt, der insbesondere von harter Arbeit, schlechte Verpflegung und Misshandlungen durch die Aufseherin gekennzeichnet ist. Die Aufseherin gilt amtlich als "Irre". In dieser Zeit werden Anna Schwegelin von der Aufseherin unbedachte Äußerungen zur Last gelegt ("Lieber beim Teufel, als in diesem Haus in Pflege zu sein.") Als die Aufseherin bemerkte, dass einer der Kerkerknechte Anna Schwegelin Essbares zusteckte, beschuldigt sie diese bei der örtlichen Obrigkeit als "mit dem Teufel im Bunde" zu stehen.

Vor diesem "Sachverhalt" fällt der Fürstabt das Todesurteil.

Das Urteil wurde - nach einer Meinung - nicht vollstreckt und Anna Schwegelin begnadigt Die Gründe und Umstände, die zu der Begnadigung geführt haben sollen sind hierbei nicht bekannt. Schwegelin starb dem zu Folge 1781 im Zuchthaus des Stift in Kempten/Allgäu.

Nach einer anderen - verbreiteten - Meinung wird am 11. April 1775 das Todesurteil an Anna Schwegelin vollstreckt. Wobei sie aus "mildtätiger Gnade" geköpft wird, bevor ihr Leib den Flammen des Scheiterhaufens übergeben wurde.

An der Südostseite des Residenzgebäudes Kempten/Allgäu (ehemalige Benediktiner-Abtei) wurde ein nach ihr benannter Brunnen und eine Informationstafel errichtet.


Literatur

  • "Anna Schwegelin. Der letzte Hexenprozess auf deutschem Boden 1775." von Hansjörg Strasser, Verlag für Heimatpflege, 1985/Kempten. Ausführliche Rekonstruktion des letzten deutschen Hexenprozesses mit vielen Quellen/Zitaten.
  • "Im Namen der Gerechtigkeit. Anna Schwegelin - Die letzte deutsche Hexe" Dokumentation von Peter Prestel. Letzte Ausstrahlung: Mai 2003, Phönix. Rekonstruiert das Leben der Anna Schwegelin und gibt einen allgemeinen Überblick über Geschichte und Verlauf der Hexenprozesse. Info auf phoenix.de