Retzschgut

Das Retzschgut oder Retzschhaus in der Weinbergstraße 20a des Stadtteils Oberlößnitz des sächsischen Radebeul ist das ehemalige Weinguts-Wohnhaus des bedeutenden Zeichners und Radierers Moritz Retzsch, dessen Ehefrau auch einen Weinberg in die Ehe mitgebracht hatte. Das Anwesen liegt in der Weinbaulage Radebeuler Goldener Wagen wie auch im Denkmalschutzgebiet Historische Weinberglandschaft Radebeul.[1]
Beschreibung

Über einem großen, gewölbten Weinkeller erhebt sich ein zweigeschossiges, heute unter Denkmalschutz stehendes[2] Weinbergsgebäude mit einem massiven Erdgeschoss und einem verbretterten Obergeschoss, obenauf ein Walmdach mit Schleppgauben. Kurz vor der linken Kante der Straßenansicht des traufständig stehenden Baus tritt ein Fachwerk-Vorbau mit massivem Erdgeschoss und ebenfalls einem Walmdach aus dem Hauptbau bis zur Straßenflucht hervor. Der Dachfirst des Vorbaus mit der Wetterfahne ist leicht niedriger als der Hauptbau, die Traufhöhe jedoch wesentlich höher.
Auf der Rückseite des Gebäudes, der Bergseite Richtung Spitzhaus, befindet sich ein breites, klassizistisches Zwerchhaus mit mittigem Rundbogenfenster und einem flachen Giebel. In der linken, westlichen Giebelseite des Retzschhauses findet sich im Erdgeschoss eine mit Sandsteinsäulen versehene Vorlaube.
Geschichte
Die auf der Wetterfahne stehende Jahreszahl 1649 wird als Erbauungsjahr eines an der Stelle stehenden eingeschossigen Hauses mit Weinkeller angesehen. Anfang des 18. Jahrhunderts erfolgte eine Aufstockung des Gebäudes nebst Verlängerung und Anbau, zusammen mit einer Außentreppe zur Erschließung des oberen Stockwerks. Auf der Karte von Hans August Nienborg aus dem Jahr 1715 sind diese Erweiterungen bereits eingezeichnet.
Ab Anfang des 19. Jahrhunderts wohnte der Maler und Radierer Moritz Retzsch in dem heute nach ihm benannten Besitz, den seine Ehefrau zur Hochzeit mit in die Ehe gebracht hatte. 1813 ließ er das Haus um einen Vorbau Richtung Straße erweitern, 1837 erfolgte eine Ummantelung mit einem teilweise geschlossenen Laubengang auf der nördlichen und westlichen Obergeschossseite, dessen Überkragen über das Erdgeschoss durch eine unregelmäßige Steinsäulenreihe abgestützt wurde. Mit diesem Umbau wurde das bisherige Satteldach zu einem Walmdach erweitert. Zu dieser Zeit befand sich noch eine Weinpresse in dem Gebäude. 1893 erfolgte einige weitere Veränderungen, so wurde die offene Galerie zugebaut und vermutlich[3] wurden die Fenster vergrößert, wobei sie nicht durch die ortsüblichen Sandsteingewände eingefasst wurden, sondern durch Ziegelsteine im Reichsformat.
Der Gärtner Otto Weinhold ließ sich 1953 im Hofbereich ein kleines, eingeschossiges Nebengebäude mit Satteldach errichten.
Das Wohnhaus wurde zwischen 2003 und 2008 umfassend saniert. Die Bauherren erhielten im Jahr 2009 den Bauherrenpreis der Stadt Radebeul für diese gelungene Sanierung.
Literatur
- Frank Andert (Redaktion): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. Hrsg.: Große Kreisstadt Radebeul. 2., leicht geänderte Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 978-3-938460-05-4.
- Volker Helas (Bearb.): Stadt Radebeul. [Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen]. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Stadt Radebeul. SAX-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3.
- Georg Wulff; et. al. (Red.): Winzerhäuser in Radebeul. In: verein für denkmalpflege und neues bauen radebeul (Hrsg.): Beiträge zur Stadtkultur der Stadt Radebeul. Radebeul 2003 (Online-Version: Deckblatt und Inhaltsverzeichnis).
Weblinks
- 13. Radebeuler Bauherrenpreis 2009. Kategorie: Bauen im Bestand. In: Radebeuler Bauherrenpreis. verein für denkmalpflege und neues bauen radebeul, abgerufen am 1. Januar 2010.
Einzelnachweise
- ↑ Volker Helas (Bearb.): Stadt Radebeul. [Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen]. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Stadt Radebeul. SAX-Verlag, Beucha 2007, S. 298 sowie beiliegende Karte.
- ↑ Verzeichnis der Kulturdenkmale der Stadt Radebeul. (PDF) Große Kreisstadt Radebeul, 17. April 2008, S. 25, abgerufen am 19. Juli 2009.
- ↑ Georg Wulff; et. al. (Red.): Winzerhäuser in Radebeul. In: verein für denkmalpflege und neues bauen radebeul (Hrsg.): Beiträge zur Stadtkultur der Stadt Radebeul. Radebeul 2003.
Koordinaten: 51° 6′ 38,2″ N, 13° 40′ 1″ O