Benutzer:Roxanna/Islam in Asien
Islam in Thailand

In Thailand ist der Islam eine der fünf offiziell anerkannten Religionsgemeinschaften. Nach Angaben des National Statistical Office (NSO) sind 4,5% der Einwohner Thailands Muslime (2005).[1] Davon abweichende Schätzungen geben über 5% und bis zu 15% Muslime an.[2][3] Etwa 99% der Muslime in Thailand sind Sunniten (vor allem Schafiiten[4]), etwa 1 Prozent sind Schiiten (Iraner in Bangkok).[2]
Generell genießen Muslime im buddhistischen Thailand ein relativ großes Maß an Religionsfreiheit, als anderssprachige Ethnie aber werden muslimische Malaien benachteiligt, was zu anhaltendem Separatismus und Terrorismus in den Malaiengebieten geführt hat und dies wiederum auch zu Flucht und Vertreibung. Noch 1999 hatte das NSO den Anteil der Muslime mit 5,2% angegeben. Vor gut 100 Jahren, als Siam (Thailand) bis 1909 auch vier nordmalaysische Sultanate beherrschte, dürfte der Anteil der Muslime bis zu 15% betragen haben.[5]
Muslime in Thailand



Etwa die Hälfte aller Muslime in Thailand sind ethnische Malaien (Malaien machen bis zu 4% der Gesamtbevölkerung aus). In den vier (an Malaysia grenzenden) Südprovinzen Pattani (88%), Narathiwat (82%), Yala (72%) und Satun (68%) stellen muslimische Malaien die Bevölkerungsmehrheit. In der Provinz Songkhla machen Muslime etwa ein Viertel aus, allerdings haben mindestens vier der 16 Diskrikte (Amphoe) dieser Provinz muslimische Mehrheiten (Chana, Na Thawi, Thepha, Saba Yoi) und gehörten einst zur Provinz Pattani. Wegen der hohen Konzentration in den südlichsten Provinzen macht der Anteil der Muslime auch in ganz Südthailand über 30% aus.[1]
Die 1,5 Millionen Malaien in den drei Unruheprovinzen Pattani, Yala und Narathiwat machen jedoch nur etwa 18% aller Muslime Thailands aus. Bedeutende muslimische Gemeinden mit Bevölkerungsanteilen über dem Landesdurchschnitt gibt es auch in Bangkok und den Vororten der Hauptstadt sowie in Pattaya und in zahlreichen anderen Provinzen des Königreichs (z.B. Chiang Mai, Chiang Rai, Mae Hong Son, Tak, Kanchanaburi, Chanthaburi u.a.m.). Neben Malaien gibt es dort weitere muslimische Volksgruppen
- Muslimische Thai sind vor allem Konvertiten oder Nachkommen aus Mischehen, sie sprechen Thai als Muttersprache und leben vor allem in Zentral- und Südthailand. Als Thai Islam werden im staatsideologischen Sinne jedoch alle muslimischen Staatsbürger Thailands bezeichnet.
- Muslimische Chinesen sollen der Überlieferung nach von den Schiffsbesatzungen des chinesisch-muslimischen Admirals Zheng He abstammen, die Anfang des 14. Jahrhunderts in thailändischen Häfen gelandet waren. Tatsächlich kamen zwischen dem 10. und dem 20. Jahrhundert vor allem aus der Region Yunnan immer wieder Wellen chinesischer Einwanderer ins Land, unter ihnen eben auch Muslime (vor allem nach der Eroberung durch die Mongolen im 13. Jahrhundert, dem mongolisch-muslimischen Zusammenbruch im 14. Jahrhundert, der Panthay-Rebellion im 19. Jahrhundert und der kommunistischen Machtübernahme im 20. Jahrhundert). Bedeutende Gemeinden chinesischer Muslime gibt es heute vor allem in Nordthailand und Bangkok, Chinesen aber sind von Nord- bis Südthailand über das ganze Königreich verstreut (insgesamt sind bis zu 15% aller Einwohner Thailands chinesisch-stämmig[6][7]).
- Rund 8.000 kambodschanische und vietnamesische Cham leben nicht nur entlang der kambodschanischen Grenze und an der Ostküste, sondern vor allem auch in den muslimischen Südprovinzen.[8] Obwohl erste Cham schon zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert als Flüchtlinge ins Land gekommen waren, so stammen heute die meisten Cham von kambodschanischen Flüchlingen der 1970er Jahre ab.
- Etwa 111.000 muslimische Rohingya fanden wie zahlreiche andere Angehörige burmesischer Minderheiten vor allem seit der Errichtung der Militärdiktatur in Burma (1988) Zuflucht in Thailand.[9] Sie leben zumeist in neun Flüchtlingslagern entlang der burmesischen Grenze und haben sich in der Region teilweise schon mit (muslimischen) Chinesen vermischt. Die ursprünglich aus der burmesischen Region Arakan stammenden Muslime werde in Burma nicht als autochthone Minderheit anerkannt.
- Als Kaek (Gäste) werden von den Thai sowohl Westasiaten (Türken, Araber, Perser) und Südasiaten (Inder, Tamilen, Pandschabi, Pakistani, Bengalen) als auch Südostasiaten (Malaien, Indonesier, Filipinos) bezeichnet. Muslimische Kaek sind vor allem als Gastarbeiter, Studenten, Journalisten, Diplomaten und Geschäftsleute ins Land gekommen. Anders als die Malaien Malaysias werden die alteingesessenen Malaien Südthailands nicht als Kaek, sondern aus staatsideologischen Gründen als Thais eingestuft.
Geschichte des Islams in Thailand
- Hauptartikel: Geschichte Thailands




zeigt muslimische Bergarbeiter
Die ersten Muslime, die Thailand erreichten, waren arabische und persische Händler und Seefahrer, die seit dem 10. Jahrhundert Hafen- und Handelsplätze an der Ostküste der Andamanensee erreichten. Im 12. Jahrhundert wanderten aus dem südchinesischen Königreich Nanzhao buddhistische Thai-Stämme nach Hinterindien ein. Fast zeitglich mit ersten thailändisch enstanden erste muslimische Gemeinden in Südthailand: in Zentralthailand wurde 1238 das Königreich Sukhothai gegründet, von Nordsumatra kommend bereitete sich ab 1290 der Islam auch unter den alteingessenen Malaien der Halbinsel Malakka aus.
Auf Sukhothai folgte ab 1350 das Königreich Ayutthaya, das den Norden der Malaischen Halbinsel eroberte und die Malaien unterwarf. Die Malaien-Herrscher den Schulterschluß mit dem malaischen Sultan von Malakka, der um 1400 den Islam angenommen hatte, und traten im 15. Jahrhundert auch selbst endgültig zum Islam über. Mit dem Verfall Malakkas stieg das Sultanat Pattani auf, das auch die heutigen Provinzen Yala, Narathiwat und Teile Songkhlas umfaßte. Während der nächsten Jahrhunderte standen die malaischen Sultanate in einem Abhängigkeitsverhältnis gegenüber den thailändischen Königreichen, sie mußten Tribut zahlen und Hilfstruppen stellen, blieben sonst aber weitgehend autonom. Während der burmesischen Invasionen in Thailand im 16. und 18. Jahrhundert versuchten die Sultane vergeblich, ihre Unabhängigkeit zurückzugewinnen. Nach der Vertreibung der Burmesen unterwarf das thailändische Königreich Siam 1781 Terrengganu, 1791 auch Pattani wieder, 1812 dann Kelantan und schließlich 1821 auch Kedah. Nach einem muslimischen Aufstand wurde Pattani 1816 in zunächst sieben Kleinsultanate zerschlagen, Perlis und Satun wurden 1839 von Kedah abgespalten.
Mit dem Eindringen der westeuropäischen Kolonialmächte und dem von ihnen verbreitenden Nationalgedanken brach das multiethnische und multireligiöse Konglomerat zusammen. Durch Gebietsverluste an Franzosen (Laos, Kambodscha) und Briten (Birma, Malaya) wurde Siam immer mehr auf sein thai-buddhistisches Kernland beschränkt. Im gleichen Maße wie das Königreich seine Oberhoheit über die umliegenden Staaten aufgeben mußte, wurden die verbliebenen Vasallenstaaten um so stärker in das als Nationalstaat nach westlichem Vorbild modernisierte Restreich eingegliedert. Als Briten und Franzosen sich 1896 vertraglich darauf einigten, Siam als Pufferstaat zu erhalten, sich aber gleichzeitig gegenseitig Interventionsrechte, Interessensphären und Einflußzonen zusicherten, annektierte Siam 1902 schließlich Pattani, Kedah, Kelantan, Perlis und Terengganu und beseitigte die bisherige Autonomie dieser malaiischen Sultanate. Der Sultan von Pattani rief die Briten, die die gesamte übrige malayische Halbinsel beherrschten, zu Hilfe. Die Briten annektierten daraufhin 1909 Kedah, Kelantan, Perlis und Terengganu. Die Herrschaft über Pattani und einen Rest von Kedah (Satun) wurde Siam vertraglich bestätigt. Die sieben Nachfolgereiche Pattanis wurden zunächst wieder zu einem Monthon (Großprovinz) zusammengefaßt.
Im Zweiten Weltkrieg besetzte Thailand mit japanischer Hilfe Kedah, Kelantan, Perlis und Terengganu 1943 erneut, mußte die Sultanate aber 1945 endgültig den Briten überlassen. Für das britische Versprechen, auch Pattani werde nach dem Krieg der Malaiischen Union angeschlossen, hatte der letzte Sultan von Pattani die Briten gegen Thais und Japaner unterstützt. Die Nachkriegsordnung beließ Pattani dennoch bei Thailand.
Thailand und der Islam
Die staatliche Kontrolle des Islams erstreckt sich über drei Verwaltungsebenen.[4]
- Aufgaben des Moschee-Komitees sind Verwaltung, Kontrolle und Erhalt der Moscheen und ihres Besitzes (Stiftungen). Ohne offizielle Registrierung erhalten Moscheen keine finanzielle Unterstützung bzw. steuerrechtliche Sonderkonditionen des Staates. Laut Encyclopaedia of Islam gab es im Jahr 2000 über 2000 registrierte Moscheen[4], laut Religious Freedom Report 2009 über 3600 registrierte Moscheen in 67 Provinzen.[2]
- Aufgaben der in jeder[4] Provinz (nach anderen Angaben nur in 38 Provinzen[2]) vorhandenen regionalen Komitees für islamische Angelegenheiten sind die Überwachung der Aktivitäten in den Moscheen und die Koordination der Zusammenarbeit mit staatlichen Behörden
- Dem Zentralkomitee für islamische Angelegenheiten in Bangkok steht der vom König auf Vorschlag des Innenministers ernannte Scheikh-ul-Islam vor. (Mit Wan Mohamad Nor Matha wurde 2002 erstmals ein Muslim Innenminister.) Der Scheikh-ul-Islam berät König und Regierung in islamischen Fragen. Das Zentralkommitee, dem auch der Innenminister und der Erziehungsminister angehören, überwacht die Provinzkomitees, die Moscheen und die Finanzen islamischer Stiftungen. Hauptaufgabe aber ist die Einbindung der Muslime in den thailändischen Staat.
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Chinesische Moschee in Chiang Mai, Nordthailand
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Sukhumvit Road in Pattaya mit Moschee (und Kirche hinter der Moschee)
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Moschee in Surat Thani, Südthailand
Aufstand in Südthailand
Der Konflikt zwischen thailändischer Zentralregierung und muslimischen Malaiien in Südthailand ist einer der kompliziertesten und schwerwiegendsten sowie einer der intensivsten und gewalttätigsten Konflikte in der Geschichte Thailands.[10] Allein zwischen 2004 und 2007 fielen ihm 3.500 Menschen zum Opfer (bis 2009 etwa 4.000), nur im Irak und in Afghanistan gab es im gleichen Zeitraum mehr Tote.[11]
Thaiifizierung und Terror in Pattani
Pattani United Liberation Organization
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Historische Flagge des Sultanats Pattani (gleicht der Flagge Indonesiens)
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Offizielle Flagge der heutigen Provinz Pattani (Kanone auch im Siegel)
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Flagge des geforderten Islamischen Republik Pattani
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Barisan Revolusi Nasional Melayu Pattani, 1988 in vier Fraktionen gespalten
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ursprüngliche Flagge der PULO und noch heute eine ihrer vier Fraktionen
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Flagge des geforderten Nationalstaates "Groß-Pattani"
Aktuelle Entwicklung

(Auch das offizielle Siegel der Provinz zeigt ein Fischerboot)
- Anand Panyarachun
- Chavalit Yongchaiyudh, Partei Neue Hoffnung (rot)
- Sonthi Boonyaratglin
- Surin Pitsuwan
- Wan Mohamad Nor Matha
Bisherige Lösungsansätze
- Unmittelbar nachdem Chavalit im Oktober 2009 Vorsitzender der TRT-Nachfolgepartei Puea Thai geworden war, unterbreitete er einen Vorschlag zur Selbstverwaltung Pattanis. Die Provinzen Pattani, Yala, Narathiwat und vier Distrikte der Provinz Songkhla sollten nicht zu einer neuen Provinz, sondern zu einer Stadtgemeinde Pattani City (Nakhon Pattani) zusammengefaßt werden - ein Status, wie ihn bisher nur Bangkok und Pattaya innehaben. Anders als der Gouverneur einer neuzuschaffenden Provinz, der von der Zentralregierung in Bangkok eingesetzt würde, wird der Bürgermeister einer Stadtgemeinde auf kommunaler Ebene gewählt. Die Muslime Pattanis würden sich somit auch ohne formale Autonomie selbstverwalten. Der Vorschlag stieß bei einigen Muslimen Pattanis auf vorsichtige Zustimmung, die Bangkoker Regierungsparteien und Bewohner der Metropolregion Hat Yai wiesen ihn als vermeintliches Wahlkampfmanöver umgehend und scharf zurück. Der Plan sei Verrat an der Einheit Thailands bzw. ziele auf die Wiederherstellung des Sultanats ab, so...
Einzelnachweise
- ↑ a b http://service.nso.go.th/nso/nsopublish/service/survey/cult48.pdf.
- ↑ a b c d Religious Freedom Report 2009
- ↑ Background Notes des US Department of State
- ↑ a b c d Encyclopaedia of Islam, Artikel über Thailand (X:430a)
- ↑ Meyers Konversations-Lexikon von 1897 (Band 15, Seite 977) gab für Siam insgesamt 5 Mio. Einwohner an, davon 600.000 in den bis 1909 zu Siam gehörenden Malaienstaaten Kelantan, Terengganu, Kedah und Perlis. Bei einem noch heute angenommenen Moslemanteil von 90 % in diesen Malaienstaaten und bis zu 5 % im übrigen Thailand müssen es demnach bis 1909 in ganz Siam über 15 % gewesen sein. Meyers Großes Konversations-Lexikon gab 1905 von 6,07 Millionen Einwohnern 753.000 (muslimische) Malaien an (12,4 %)
- ↑ Länderinformationen des Auswärtigen Amtes
- ↑ CIA World Factbook
- ↑ J.W. Bromlej: народы мира - историко-этнографический справочник (Völker der Welt - historisch-ethnographisches Wörter-/Handbuch), Seiten 463, 551 und Karte nach Seite 577. Moskau 1988
- ↑ CNN vom 16. Februar 2009: Thai PM admits boat people pushed out to sea
- ↑ FEER: Thaksin´s Policies Go South
- ↑ DNA: Inside Thailand´s hidden war
Literatur
Weblinks
- Südostasienwissenschaftler Michael Steinmetz auf farang.de: Wer sind eigentlich die "Thai Islam"? ( Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4)
- International Crisis Group, 8. Dezember 2009: Southern Thailand: Moving towards Political Solutions?
- Human Rights Watch Report 2007: A brief history of insurgency in the South
- GlobalSecurity.org: Thailand Islamic Insurgency
- Dennis P. Walker: Conflict Between the Thai and Islamic Cultures in Southern Thailand (Patani) 1948-2005
Far Eastern Economic Review (FEER)
- Ukrist Pahinanand, Juli 2005: Thaksin's Policies Go South (Kopie)
- Bertil Lindner, 2. November 2007: Rethinking Thailand's Southern Violence
- Geoffrey Cain, 7. November 2008: Tearing Apart the Land: Islam and Legitimacy in Southern Thailand
- Nasya Bahfen, 6. März 2009: Making Modern Muslims: The Politics of Islamic Education in Southeast Asia