König-Ludwig-Eiche

Die König-Ludwig-Eiche (auch Königseiche genannt) ist ein Naturdenkmal im Staatsbad Bad Brückenau in Bayern. Es handelt sich um eine Stieleiche (Quercus robur). Sie hat ihren Namen von König Ludwig I., einem Förderer der Künste und Wissenschaften, der seinerzeit die alten Eichen im Staatsbad Brückenau unter seinen besonderen Schutz stellte. Die König-Ludwig-Eiche war seine Lieblingseiche bei seinen zahlreichen Kuraufenthalten im Staatsbad Brückenau. Sie ist seit dem 2. März 1987 als Naturdenkmal bei der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Bad Kissingen mit der Nummer 672-N/009 und der Bezeichnung Königseiche gelistet. Beim Bayerischen Landesamt für Umwelt ist die Eiche mit der Nummer ND-05333 und der Bezeichnung Königseiche gelistet.[1]
Beschreibung


Die Königseiche, die früher auch Stolze Eiche genannt wurde, wirkt im unteren Kronenteil extrem unsymmetrisch. Mehrere Äste, die in etwa vier Meter Höhe einseitig waagerecht ausladen, liegen auf drei Eisenstäben und zwei Holzmasten, um den Baum zu entlasten. Ein Teil der gestützten Altäste sind hohl, und es fehlt teilweise die obere Wandung, so dass die Äste nur aus einer Halbschale aus Rindenmaterial bestehen. Beim Herausbrechen des im Jahre 1912 mit 22 Meter längsten, waagerecht verlaufenden Astes bildete sich auf der Nordseite ein tiefer Spalt im Stamm. Heute ist der Stamm völlig hohl mit einem etwa vier Meter hohen und 0,6 Meter breiten Riss, welcher mit einem engmaschigen Drahtzaun verschlossen ist.[2] Eine Inschrift besagt, dass Ludwig I. dort im Juli 1840 das Gedicht Unter der großen Eiche im Bade Brückenau geschrieben hat. Früher war die Eiche für Kurgäste ein Fest-, Spiel-, Tanz- und Ruheplatz. Ludwig I. wurde später auch von seinem Enkelsohn, dem nachmaligen Bayernkönig und Kunstliebhaber Ludwig II. begleitet. Prinzregenten Luitpold enthüllte 1897 in Brückenau ein zu Ehren seines Vaters Ludwig I. aufgestelltes Denkmal. Unter der Eiche verweilten auch König Maximilian II. und die Königin Amalie von Griechenland bei ihren wiederholten und längeren Kuraufenthalten in Brückenau.
Bei dem Kronendurchmesser von 45 Metern und der Fläche von 1500 Quadratmetern konnten über 100 Sitzplätze unter dem Baum eingerichtet werden.[3] Gegenwärtig beträgt der Kronendurchmesser nur noch etwa 30 Meter bei einer Höhe von 23 Metern, da einige Äste gekappt wurden. Um die Eiche nicht weiter zu belasten, werden darunter keine Feste mehr abgehalten. Der völlig hohle Stamm hatte im Jahre 2009 an der Stelle seines geringsten Durchmessers einen Umfang von 6,82 und in einem Meter Höhe von 7,08 Metern. Das Deutsche Baumarchiv gab im Jahre 2000 an der Stelle ihres geringsten Durchmessers einen Umfang von 6,68 Metern und im Jahre 2001 in einem Meter Höhe von 7,00 Metern an.[4] Der Umfang des Stammes hat nach geschichtlichen Überlieferungen in den letzten hundert Jahren um etwa 1,2 Meter zugenommen, jährlich somit um 1,2 Zentimeter. Dies deckt sich mit Messungen im Jahre 1991 an der Stelle des geringsten Durchmessers mit 6,60 und im Jahre 2009 mit 6,82 Meter. Ein Umfangszuwachs von 22 Zentimetern in 18 Jahren entspricht pro Jahr ebenfalls 1,2 Zentimeter.
Zum Alter der Eiche gibt es stark unterschiedliche Angaben. Die Untere Naturschutzbehörde schätzt das Alter auf 400 bis 600 Jahre[2], der Forstwissenschaftler Hans Joachim Fröhlich auf 700 Jahre im Jahr 2000[5] und das Deutsche Baumarchiv 2009 auf 360 bis 420 Jahre.[4] Teilweise werden 1000 oder sogar 1500 Jahre angegeben. Dies dürfte aber erheblich zu hoch angesetzt sein. Da im Zentrum des Stammes das älteste Holz fehlt, ist weder eine Jahresringzählung noch eine Radiokohlenstoffdatierung möglich.[6] Das tatsächliche Alter kann deshalb nur anhand des Stammumfangs und der Überlieferungen grob geschätzt werden. Die Eiche wächst aufgrund des nährstoffarmen Bodensubstrates und der abgestützten Krone etwas langsamer als die meisten ihrer Art. Anhand der Umfangszunahme der letzten hundert Jahre von jährlich etwa 1,2 Zentimetern ist das Alter der Eiche auf maximal 500 Jahre anzusetzen. Jahresringzählungen an einem im Jahre 2007 im äußeren Kronenbereich gestutzten Ast, der bis zur Mitte vollholzig war, ergaben etwa 300 Jahresringe. Vor etwa 120 Jahren kam es zu einer abrupten Änderung der Jahresringbreite. Die Jahresringe haben seitdem nur noch einen etwa halb so großen Abstand voneinander wie vorher. Dies könnte auf die Abstützung mit der Entlastung des Astes zurückzuführen sein.
Geschichte
Die älteste bekannte Schrift, in der sie als stolze Eiche bezeichnet wird, stammt aus dem Jahre 1780. Dr. M. U. Weisard schrieb in einer Brunnenschrift über die Eiche:[7]
„Der erste Hauptgang führet zu der stolzen Eiche, die in der Mitte des Gartens steht, und wirklich eine prächtige Figur macht. Um sie herum laufen Rasenbänke, in einiger Entfernung sternförmiges Lattenwerk mit Kanapeen, so daß hier mehr als hundert Personen zu gleicher Zeit unter dem Schatten der schönen Eiche sitzen können.“
In einer topografischen Beschreibung des Bades Brückenau schrieb Dr. Schippers im Jahre 1847, dass die langen, horizontal um den Stamm laufenden Äste der Königseiche eine über 100 Fuß im Durchmesser messende Krone bildeten, unter der mehr als 100 Personen sitzen konnten. Außerdem schrieb er:[8]
„Diese merkwürdige Eiche, welche wohl über tausend Jahre alt ist, zieht nicht nur jeden Fremden an, sondern ist auch ein Lieblingsaufenthalt der Kurgäste und gibt oft zu Festen, gesellschaftlichen Spielen und selbst zum Tanze unter ihrem Schatten Anlaß.“
Der Baumfotograf Friedrich Stützer schrieb 1900 in seinem Baumbuch Die größten, ältesten oder sonst merkwürdigen Bäume Bayerns in Wort und Bild:[9]
„In der Gegenwart macht sie schon durch ihre Erscheinung diesem Namen alle Ehre, denn majestätisch ist ihr Wuchs! Wie ein weiter grüner Baldachin breitet sich ihre Krone aus. Der Stamm mit 5 1⁄3 Meter Umfang entsendet von 4 Meter Höhe ab Riesenäste von fast halber Stammesdicke, in theils wagerechtem, theils wenig nach oben gerichtetem Wuchs bis zu 22 Meter Länge! Aus diesen Ästen wachsen, wie das blätterlose Abbild der Eiche zeigt, wieder förmliche Baumstämme in die Höhe; […] Um der Gefahr des Brechens der unteren Äste vorzubeugen, sind dieselben vielfach mit Säulen gestützt. Diese Fürsorge wird man doppelt begreiflich finden, wenn man erfährt, daß das Gesamtgewicht des Baumes in sommerlicher Blätter- und Fruchtfülle auf nicht mehr als 1000 Zentner sich berechnet. Die Holzmasse einschließlich Äste und Wurzeln würde circa 50 Ster ergeben. Beim höchsten Stand der Sonne beschattet die fast kreisrunde Baumkrone mit einem mittleren Durchmesser von 45 Meter eine Fläche von 1500 Quadratmeter.“
In den Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft aus dem Jahre 1912 schrieb der Königliche Landesökonomierat Siebert:[10]
„Der Platz, auf dem die Eiche steht, führt keinen besonderen Namen. Die Eiche selbst soll aber den Namen „Königseiche“ erhalten haben, weil König Ludwig gern unter ihr verweilt hat. Bei einem Stammumfang von 5,70 m – 150 cm über der Erde gemessen – hat die jüngste Messung eine Höhe von 32 m, der längste horizontal gewachsene Ast, also der Halbmesser der Krone, 22 m ergeben. Dreizehn Stützpfeiler sind notwendig geworden, um die schweren unteren Äste zu tragen. […] Herr Königl. Forstrat Unselt, einer der ältesten Forstmänner der dortigen Gegend, schätzt das Alter der Eiche auf 1200–1300 Jahre, selbst unter Berücksichtigung ungünstiger Wachstumsbedingungen in früheren Jahren; er ist aber überzeugt, daß der Baum unter der ihm zuteil werdenden Pflege weitere 120–150 Jahre älter werden kann.“
Bilder
Literatur
- Bernd Ullrich, Stefan Kühn, Uwe Kühn: Unsere 500 ältesten Bäume: Exklusiv aus dem Deutschen Baumarchiv. BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München 2009, ISBN 978-3-8354-0376-5, S. 264.
- Stefan Kühn, Bernd Ullrich, Uwe Kühn: Deutschlands Alte Bäume. BLV Verlagsgesellschaft mbH München Wien Zürich, München 2002, Seite 129, ISBN 3-405-16107-X.
- Hans Joachim Fröhlich: Alte liebenswerte Bäume in Deutschland. Cornelia Ahlering Verlag, Buchholz 2000, Seite 270–271, ISBN 3-926600-05-5.
- Hans Joachim Fröhlich: Wege zu alten Bäumen – Band 2, Bayern. Widi-Druck, Offenbach 1990, Seite 18–19, ISBN 3-926181-09-5.
- Deutsche Dendrologische Gesellschaft (Hrsg.): Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft. Nr. 21, 1912.
- Friedrich Stützer: Die größten, ältesten oder sonst merkwürdigen Bäume Bayerns in Wort und Bild. Piloty & Löhle, München 1900.
- F. K. J. Schipper: Topographisch-geschichtliche Beschreibung des Bades Brückenau zur Erinnerung der 100jährigen Jubiläums-Feier im Juli 1847. J. L. Ath, Fulda 1847.
- W. V. Weisard: Neueste Nachricht von den Mineralwässern bei Brückenau im Fuldischen. Fulda 1780.
Siehe auch
- Liste der Naturdenkmäler im Landkreis Bad Kissingen
- Liste der dicksten Bäume in der Rhön
- Markante und alte Baumexemplare
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Grüne Liste Naturdenkmale. Bayerisches Landesamt für Umwelt, 17. März 2009, abgerufen am 30. Dezember 2009 (Excel-Datei: 1,0 MB).
- ↑ a b Alle Angaben stammen von der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Bad Kissingen.
- ↑ Friedrich Stützer: Die größten, ältesten oder sonst merkwürdigen Bäume Bayerns in Wort und Bild. Piloty & Löhle, München 1900, S. 38.
- ↑ a b Bernd Ullrich, Stefan Kühn, Uwe Kühn: Unsere 500 ältesten Bäume: Exklusiv aus dem Deutschen Baumarchiv. BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München 2009, ISBN 978-3-8354-0376-5, S. 264.
- ↑ Hans Joachim Fröhlich: Alte liebenswerte Bäume in Deutschland. Cornelia Ahlering Verlag, Buchholz 2000, ISBN 3-926600-05-5, S. 270–271.
- ↑ Hans Joachim Fröhlich: Alte liebenswerte Bäume in Deutschland. Buchholz, Ahlering 2000, ISBN 3-926600-05-5, S. 22.
- ↑ W. V. Weisard: Neueste Nachricht von den Mineralwässern bei Brückenau im Fuldischen. Fulda 1780.
- ↑ F. K. J. Schipper: Topographisch-geschichtliche Beschreibung des Bades Brückenau zur Erinnerung der 100jährigen Jubiläums-Feier im Juli 1847. J. L. Ath, Fulda 1847.
- ↑ Friedrich Stützer: Die größten, ältesten oder sonst merkwürdigen Bäume Bayerns in Wort und Bild. Piloty & Löhle, München 1900, S. 37.
- ↑ Siebert: Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft. Hrsg.: Deutsche Dendrologische Gesellschaft. Nr. 21, 1912, Die Königseiche in Bad Brückenau, S. 345.
Koordinaten: 50° 18′ 14,3″ N, 9° 44′ 43,1″ O