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Schmalspurbahn Goßdorf-Kohlmühle–Hohnstein

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Goßdorf-Kohlmühle–Hohnstein (Sächs. Schweiz)
Streckennummer:sä. KH
Kursbuchstrecke:165f (1951)
Streckenlänge:12,133 km
Spurweite:750 mm (Schmalspur)
Maximale Neigung: 33 
Minimaler Radius:100 m
Streckengeschwindigkeit:30 km/h
0,000 Goßdorf-Kohlmühle 146 m
Strecke (außer Betrieb)
(Anschluss von Bahnstrecke Bautzen–Bad Schandau)
Brücke (Strecke außer Betrieb)
0,097 Sebnitzbrücke (12 m)
Brücke (Strecke außer Betrieb)
0,472 Sebnitzbrücke (15 m)
Brücke (Strecke außer Betrieb)
1,018 Sebnitzbrücke (15 m)
1,372 Sebnitzbrücke (33 m)
Tunnel (Strecke außer Betrieb)
1,494 Tunnel 1 (63 m)
Tunnel (Strecke außer Betrieb)
2,674 Tunnel 2 (38 m)
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
4,760 Lohsdorf 256 m
Brücke (Strecke außer Betrieb)
6,721 Brücke Mühlgraben (11 m)
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
7,180 Unterehrenberg 311 m
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
8,600 Oberehrenberg 335 m
Abzweig nach rechts (Strecke außer Betrieb)
10,820 Anschluss Wittig
11,698 Brücke Hohnstein (27 m)
12,133 Hohnstein (Sächs. Schweiz) 330 m

Als Schwarzbachbahn wird die ehemalige sächsische Schmalspurbahn zwischen Goßdorf-Kohlmühle und Hohnstein in der Sächsischen Schweiz bezeichnet.

Geschichte

Hohnstein, am Rande der Felsenwelt der Sächsischen Schweiz gelegen, befand sich schon immer abseits der überregionalen Verkehrsströme. Im Zuge des gewerblichen Aufschwungs bemühte sich Hohnstein seit etwa 1870 um eine verbesserte Verkehrsanbindung, da sämtliche Güter über steile Wege zu der etwa 100 Meter über dem Polenztal auf einem Hochplateau gelegenen Stadt transportiert werden mussten. Mit dem voranschreitenden Eisenbahnbau in Sachsen ersuchte auch Hohnstein erstmals 1883 um einen Bahnanschluss.

Die lange favorisierte Variante einer Polenztalbahn von Dürrröhrsdorf über Hohnstein nach Bad Schandau scheiterte am Einspruch von Prinz Georg und der geringen Besiedlung im Bereich der Streckenführung. Zudem hätte der Bau dieser Bahn nach wie vor den umständlichen Gütertransport von der Talstation in die Stadt erfordert.

1888 wurde erneut eine Petition an den Sächsischen Landtag gestellt. Gefordert wurde nunmehr eine Bahn vom Bahnhof Krumhermsdorf der Sebnitztalbahn ausgehend in Richtung Lohmen. Aus topografischen Gründen schied jedoch auch diese Variante von vornherein aus, da eine Weiterführung von Hohnstein in Richtung Lohmen die Überquerung des tief eingeschnittenen Polenztales erfordert hätte.

Ein neues Projekt sah 1893 eine Streckenführung durch das Schwarzbachtal als Schmalspurbahn vor. Am 15. Februar 1894 wurde der Bau dieser Stichbahn nach Hohnstein vom Sächsischen Landtag bewilligt. Der Baubeschluss fiel in eine Phase (ab 1880), in der die sächsische Staatsbahn das bereits ausgebaute Netz nach ausländischem Vorbild mit einem Netz vereinfachter Bahnen (Sekundärbahnen) ergänzen wollte, um insbesondere abgelegenen Gebieten den wirtschaftlich notwendigen Streckenanschluss zu ermöglichen.

Die Sebnitzbrücke dient heute als Wanderweg (2009)

Der Bau der Strecke begann im April 1896. Wie damals generell üblich, schritt der Bau recht schnell voran. Dabei erforderte das enge Schwarzbachtal die Errichtung zahlreicher Kunstbauten. Zeitweise waren auf der Baustelle über 500 Arbeiter beschäftigt, um Brücken, Einschnitte und die beiden Tunnel herzustellen. Am 1. Mai 1897 erfolgte die Inbetriebnahme der 12,1 km langen Strecke, deren Bau 1,4 Mill. Reichsmark gekostet hatte.

Entgegen den Erwartungen war das Güteraufkommen aber mäßig. Wie auch andere Schmalspurbahnen in Sachsen erlangte die Bahn nie ein größeres Verkehrsaufkommen, so dass die Strecke stets auf Zuschüsse angewiesen war. Auch die Ansiedlung von Industrie entlang der Bahn gelang nicht, was letztlich ein gewichtiges Argument zur Errichtung der Bahn gewesen war. Auf den auf anderen Strecken durchaus üblichen Rollwagenverkehr konnte somit verzichtet werden.

Die Strecke diente vielmehr zur An- und Abfuhr von Produkten der Landwirtschaft und Kleinindustrie. Der dichteste Zugverkehr (bis zu 6 Zugpaare täglich) wurde in den 1930er Jahren abgewickelt und beruhte vor allem in der Nutzung der Bahn durch Wanderer und Sommerfrischler. Insgesamt gesehen war der Betrieb aber unrentabel, so dass die Bahn bei Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen bereits 1939 in die Kritik geriet. Die empfohlene Stilllegung und Verkehrsverlagerung auf den Kraftverkehr wurde durch den Zweiten Weltkrieg verhindert, den die Strecke ohne nennenswerte Zerstörungen überstand.

Nach Kriegsende erfuhr die Strecke einen kurzen Aufschwung, da einerseits die Sebnitztalbahn durch Brückensprengungen unterbrochen war und ihr Verkehr teilweise auf die Schwarzbachbahn verlagert wurde. Andererseits brachten Hamsterfahrten der Bahnlinie einigen Verkehr, so dass sie den Reparationsdemontagen entging. Da aber trotz zunehmender Normalisierung des Lebens an ein Anknüpfen an den Vorkriegstourismus noch nicht zu denken war, sanken die Beförderungsleistungen deutlich. Außerdem stand nunmehr nur noch eine Schmalspurlokomotive zur Verfügung, so dass nur noch werktags Züge verkehrten, da am Wochenende die nötigen Reparaturen ausgeführt werden mussten. Bei größeren Schäden an der Lokomotive ruhte der Verkehr auch ganz.

Wegen des geringen Verkehrsaufkommens wurde 1951 entschieden, die Strecke für sog. Schwerpunktvorhaben abzubauen. Mit der Begründung, für den Bau des Berliner Außenringes Oberbaustoffe zu benötigen, wurde zum 28. Mai 1951 der Zugverkehr eingestellt und die Strecke wenig später abgebaut.

Heute verläuft auf Teilen der Trasse ein Wanderweg, welcher auch durch die beiden Tunnel im Schwarzbachtal führt.

Seit einigen Jahren bemüht sich ein Verein, Teile der Strecke wieder aufzubauen und als Museumsbahn zu betreiben. Vorerst wurde der ehemalige Bahnhof Lohsdorf wieder hergerichtet und dort neue Gleise verlegt.

Streckenbeschreibung

Verlauf

Die beiden Tunnel im Schwarzbachtal sind noch erhalten, hier das Südportal des Maulberg-Tunnels

Die Strecke begann an der Sebnitztalbahn im Bahnhof Kohlmühle (ab 1936: Goßdorf-Kohlmühle) und führte zunächst parallel zur Normalspurbahn nach Sebnitz. Nach einem Kilometer überquerte die Bahn die Sebnitz auf einer Betonbogenbrücke, führte durch den Tunnel unter dem Goßdorfer Raubschloss und erreichte das namensgebende Schwarzbachtal. Fortan führte die Bahn stetig ansteigend am rechten Ufer des Schwarzbaches entlang, passierte einen weiteren kurzen Tunnel und erreichte Lohsdorf. Nach Lohsdorf führte die Bahn durch Wiesen entlang des Schwarzbaches nach Unter- und Oberehrenberg. Nach Oberehrenberg wendete sich die Trasse nach links aus dem Tal heraus und erreichte durch einen Einschnitt die Hochfläche bei Hohnstein. In stetem Gefälle erreichte die Bahn schließlich den Bahnhof der Kleinstadt.

Betriebsstellen

Bahnhof Goßdorf-Kohlmühle

Der Bahnhof Goßdorf-Kohlmühle (bis 1936: Kohlmühle) war Spurwechselbanhof zur Bahnstrecke Bautzen-Bad Schandau. Die Betriebsstelle bestand schon vor dem Bau der Schmalspurbahn als unbedeutende Haltestelle an der dort gelegenen Papierfabrik (heute: Linoleumwerk Kohlmühle). Die Anlagen der Schmalspurbahn bestanden nur aus dem Umsetzgleis, einem Abstellgleis, der Umladehalle und dem einständigem Lokschuppen. Zudem bestand eine Betriebsmittelüberladerampe zur Regelspur, um Lokomotiven und Wagen mit anderen Strecken austauschen zu können.

Bahnhof Lohsdorf

Der Bahnhof Lohsdorf war die Station mit dem geringsten Güter-und Personenverkehr der ganzen Strecke. Neben dem durchgehenden Hauptgleis bestand nur noch ein Ladegleis, welches beidseitig mit Weichen eingebunden war. Dem Reiseverkehr diente eine hölzerne Wartehalle. Um 1924 ließ die Bäuerliche Handelsgenossenschaft am Ladegleis ein Lagergebäude errichten, welches auch heute noch vorhanden ist. Die hölzerne Wartehalle wurde 1991 durch die örtliche LPG abgegrissen, um zusätzlichen Abstellplatz für ihre Maschinen zu erhalten.

Im Zuge des teilweise geplanten Wiederaufbaus der Schmalspurbahn wurde der Bahnhof Ende der 1990er Jahre wieder aufgebaut. Dabei wurde auch die hölzerne Wartehalle entsprechend des historischen Vorbildes wieder errichtet.

Bahnhof Hohnstein

Der Bahnhof Hohnstein war als Endbahnhof der betriebliche Mittelpunkt der Schmalspurbahn. Hier befanden sich die Lokomotivbehandlungsanlagen mit einem zweiständigen Lokschuppen und mehrere Abstellgleise. Das massive, verklinkerte Empfangsgebäude war ein Typenbau, wie er auch bei anderen sächsischen Schmalspurbahnen zur Ausführung gekommen war.

Noch bis Anfang der 1990er Jahre waren die Hochbauten des Bahnhofes komplett vorhanden. Ein Großteil des Geländes einschließlich des Lokschuppens nutzte der VEB Kraftverkehr zum Abstellen von Omnibussen, im Empfangsgebäude war eine Kindertagesstätte untergebracht. Erst als Mitte der 1990er Jahre die private Forma Reiseverkehr Puttrich das Gelände erwarb, kam es zum Abriß der Nebengebäude einschließlich des Lokschuppens. An seiner Stelle steht heute eine moderne Wartungshalle für Omnibusse. Das Empfangsgebäude ist noch original erhalten, es steht heute unter Denkmalschutz.

Lokomotiven und Wagen

Gattung IV K

Nach der Eröffnung der Bahn wurde der Verkehr zunächst mit Lokomotiven der sächsischen Gattung IV K (DR-Baureihe 99.51-60) bewältigt. Wenig später wurde jedoch wegen des geringen Verkehrsaufkommens die ältere und leistungsschwächere Gattung I K eingesetzt. Erst ab Ende der 20er Jahre bis 1951 waren dann wieder IV K-Lokomotiven in Hohnstein beheimatet.

Für das niedrige Verkehrsaufkommen besaß die Bahn über die ganze Betriebszeit nur einen recht geringen Bestand an Wagen. Diese entsprachen dabei den üblichen sächsischen Bauarten. Die meist gemischt als Güterzug mit Personenbeförderung gefahrenen Züge bestanden in aller Regel aus ein oder zwei vierachsigen Reisezugwagen, dem zweiachsigen Dienstwagen und einigen offenen und gedeckten Güterwagen.

Besonderheiten

Die Schwarzbachbahn war die einzige in der Sächsischen Schweiz gelegene sächsische Schmalspurbahn. Ihre Topographie erforderte die Anlage zweier Tunnel von 63 beziehungsweise 38 Meter Länge. Nach der Aufschlitzung des im Rabenauer Grund gelegenen Tunnels der Weißeritztalbahn (1905) waren sie die einzigen Schmalspurbahntunnel Sachsens. Sie sind heute noch erhalten. Ebenfalls erhalten sind die beiden größeren Brücken im Sebnitztal und bei Hohnstein, welche bemerkenswerte Zeugnisse aus der Frühzeit des Bauens mit Beton darstellen.

Siehe auch

Literatur

  • Klaus Kieper, Rainer Preuß: Schmalspurbahnarchiv; transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin, 1980, ohne ISBN
  • Rainer Preuß, Erich Preuß: Schmalspurbahnen der Oberlausitz; transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin, 1980, ohne ISBN
  • Karlhein Uhlemann: Die ehemalige Schmalspurbahn Goßdorf-Kohlmühle - Hohnstein, in: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz Heft 3/2007, S. 39-44