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Albrecht Wilhelm Thaer

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Albrecht Wilhelm Thaer (*13. April 1855 in Rüdersdorf in der Mark Brandenburg; † 1. März 1921 in Gießen), war Professor und Schulleiter. Als Direktor der damaligen Oberrealschule Holstentor in Hamburg war er massgeblich für die Reformierung des höheren Schulwesens in Hamburg verantwortlich.

Jugend und Studium

Thaer wurde als ältester Sohn des Gießener Universitätsprofessors Albrecht Conrad Thaer und der Adelaide Clementine, geb. Mannkopf (1829-1896) in Rüdersdorf bei Berlin geboren. Er hatte sechs weitere Geschwister - vier Brüder und zwei Schwestern. Ein Bruder war Walter Thaer (1866-1935), der spätere Pächter des Rittergutes Spree in der Oberlausitz und Generalbevollmächtigter für die Güter des Prinzen Biron von Curland zu Groß-Wartenberg in Schlesien.

Von 1873 bis 1878 studierte Thaer Mathematik und Naturwissenschaften an der Gießener Universität. 1878 wurde seine Dissertation in den Mathematische Annalen veröffentlicht[1]. Die praktische und theoretische Ausbildung als Lehrer erfolgte in Berlin.

Lehrer und Schulleiter

In Berlin wurde er 1880 als Lehrer am städtischen Friedrich-Wilhelm-Gymnasium eingestellt. 1891 wurde er zum Direktor der städtischen Realschule in Halle (Saale) berufen. Diese Schule baute er zu einer Oberrealschule aus. In dieser Zeit wurden überall in Deutschland Realschulen zu „Vollanstalten“ ausgebaut und bereits in seiner Zeit in Halle stand Thaer an der Spitze dieser Bewegung.

1896 wurde er von Schulrat Richard Hoche, der seit 1887 für die Weiterentwicklung des gesamten Höheren Schulwesens in Hamburg verantwortlich war, nach Hamburg berufen, um die dortige Bürgerschule und erste Realschule Hamburgs (gegründet 1873) ebenfalls zur Oberrealschule auszugestalten.

Reformator des Hamburger Schulwesens

Thaer wurde 1896 als Nachfolger von Redlich mit der Leitung der Höheren Bürgerschule vor dem Holstentor betraut. Unter ihm wurde die sechsstufige Realschule zu einer Oberrealschule erweitert. Mit Umgestaltung dieser Schule wurde sie Vorreiter der von Reformbestrebungen gekennzeichneten Entwicklung des "höheren" Schulwesens in Hamburg.

Thaer sah seine Aufgabe vornehmlich darin, durch die neue Schule zu beweisen, "daß es einen vollgültigen und ebenbürtigen Bildungsgang ohne Latein gibt". Die größere Bedeutung, die der mathematisch-naturwissenschaftliche Unterricht an der Oberrealschule im Vergleich zum humanistischen Gymnasium erhalten sollte, entsprach den bildungspolitischen Reformbestrebungen der Jahrhundertwende.

Als Mathematiker und Naturwissenschaftler leitete Thaer durch Verzicht auf bislang gelehrte, praktisch bedeutungslose Kenntnisse der Mathemtik die Möglichkeit der Behandlung moderner Aufgaben. Im einzelnen bedeutete das für ihn, die euklidische Geometrie nicht mehr zu bevorzugen; die Infinitesimalrechnung, die darstellende und die analytische Geometrie wurden in den Lehrplan aufgenommen, um das räumliche Anschauungsvermögen und das funktionale Denken besser zu schulen. Im Physikunterricht sollten nicht länger fast ausschließlich mathematische Entwicklungen nachvollzogen werden. Dagegen sollte Physik auch in der Schule als eine Naturwissenschaft betrieben werden, um so als Vorbild zu zeigen, wie in den Erfahrungswissenschaften überhaupt Erkenntnis gewonnen werden können - Versuche und Überlegungen sollten einander ergänzen. Durch planmäßig geordnete Übungen sollten die Schüler dazu angehalten werden, einfache Vorgänge selbst genau zu beobachten und messend zu verfolgen.

Bestandteil der Umwandlung von einer Realschule in eine Oberrealschule war auch eine Änderung in der Sprachenausbildung. Mithilfe seines Kollegen Wendt wurde der Fremdsprachen-Unterricht grundlegend neu gestaltet.

Ziel bei der Entwicklung der neuen Schulgattung war die Gleichstellung der Oberrealschulbildung mit der gymnasialen Bildung. Es sollte damit ein gleichwertiger Bildungsgang auch ohne Lateinunterricht entstehen. Dem modernen mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht wurde gegenüber dem humanistischen Gymnasium ein höherer Stellenwert eingeräumt.

Von 1902 bis 1903 stellte Thaer den neuen Lehrplan für die Schule zusammen. Die Zustimmung durch die Behörde bedeutete zugleich die Anerkennung für die an der Oberrealschule geleistete Reformarbeit. Unter Thaer wurde die Oberrealschule am Holstentor Hamburgs erste Schule, bei der ein Abitur ohne Latein erreicht werden konnte[2].

Herausgeber

Herausgabe Buchreihe mit Ludwig Kambly.

He collaborated with others in the preparation of a series of elementary mathematical texts, 1911-1915, and of a report to the International Commission on Mathematical Instruction, 1911[1].

Beim Ausbruch des 1. Weltkrieges wurde Thaer zum Kriegsdienst einberufen, seine Stelle übernahm der spätere Landesschulrat Doermer.

1921 starb Thaer in Gießen. Wegen seiner Verdienste um die Reformierung des Hamburger Schulwesens wurde Thaers Wirkungsstätte, die Oberrealschule, anlässlich der 50-Jahr-Feier dieser Schule 1923 in Thaer-Oberrealschule vor dem Holstentor umbenannt. Nach dem Umzug der Schule 1968 in neue Räumlichkeiten nach Stellingen heisst sie heute Albrecht-Thaer-Gymnasium.

Familie

Am 20. Juli 1881 heiratete Thaer in Gießen Emilie Fuhr (1857-1918) aus Neu-Ulrichstein. Das Ehepaar hatte fünf Kinder, darunter den späteren Greifswalder Mathematikprofessor Clemens Thaer.

Werke (Auswahl)

  • Der mathematische Unterricht in den Gymnasien und Realanstalten der Hansestädte, Mecklenburgs und Oldenburgs / von A. Thaer, N. Geuther und Adolf Böttger, Teubner, Leipzig-Berlin 1911
  • Rechenbuch für höhere Schulen : Im Anschl. an Kambly-Thaers mathematisches Unterrichtswerk ; Ergebnisse / A. Thaer und R. Rouwolf, Ausgabe Ausg. A, Hirt, Breslau 1913, mehrere Ausgaben
  • Lehrbuch der Mathematik / Thaer, Albrecht und Lony, Gustav, Ausgabe Ausg. C. Für Realschulen, Hirt, Breslau 1915
  • Planimetrie nebst Elementen der Trigonometrie und Stereometrie / Kambly ; Thaer. Neu bearb. von Albrecht Thaer, Ausgabe Ausg. C.:Für Realschulen, 3. Aufl., Hirt, Breslau 1916, Mathematisches Unterrichtswerk / Kambly-Thaer ; Ausg. C, T. 2
  • Arithmetik und Algebra / Albrecht Thaer, Ausgabe Ausg. A.: f. Gymnasien. 43. Aufl. d. Kamblyschen Arithmetik u. Algebra, Hirt, Breslau 1917, Mathematisches Unterrichtswerk / Kambly-Thaer ; T. 1
  • Stereometrie / Albrecht Thaer, Ausgabe Neu bearb. Ausg. B: für Oberrealschulen ... 35. Aufl. der Kamblischen Stereometrie, Hirt, Breslau 1919, Mathematisches Unterrichtswerk / Kambly ; 4
  • Sammlung mathematischer Formeln für d. Mittel- u. Oberklassen höh. Lehranstalten / Albrecht Thaer, Hirt, Breslau 1919
  • Trigonometrie / neu bearb. von Albrecht Thaer , Ausg. B: Für Oberrealschulen, Realgymnasien und Gymnasien mit mathematischem Reformunterricht, 41. Aufl. der Kamblyschen Trigonometrie , Mathematisches Unterrichtswerk / Kambly ; T. 3, Hirt, Breslau 1921
  • Planimetrie / Albrecht Thaer, Neu bearb. Ausg. B, 173. Aufl. d. Kamblyschen Planimetrie, Hirt, Breslau 1921, Gesamttitel: Mathematisches Unterrichtswerk / Ludwig Kambly ; T. 2
  • Mathemat. Lehr- u. Uebungsbücher / Kambly und Thaer, Hirt, Breslau

Literatur

  • D. Stoltenberg, Zur Geschichte - die Frage der Kontinuität, Festschrift zum 120-jährigen Bestehen des AThs (1993), Von Dr. D. Stoltenberg (Schulleiter bis 1994)
  • Eberhard Willich, Martin Willich 1583–1633 und seine Nachkommen, Nachfahrentafel von Martin Willich (1583–1633), Stand: Dezember 2004, Pos. 1.1.3.8.1.11.7.1.1, o. V., Heidelberg 2004

Einzelnachweise

  1. a b gem. Benjamin Franklin Finkel, The American Mathematical Monthly, the official Journal of the Mathematical Association, Band 28, Mathematical Association of America (Hrsg.), 1921S. 355
  2. [1]
  • Kurzes Portrait mit Foto auf der Webseite des Albrecht-Thaer-Gymnasiums in Hamburg


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