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Balsam-Tanne

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Balsam-Tanne

Balsamtanne (Abies balsamea)

Systematik
Familie: Kieferngewächse (Pinaceae)
Unterfamilie: Abietoideae
Gattung: Tannen (Abies)
Sektion: Balsamea
Art: Balsam-Tanne
Wissenschaftlicher Name
Abies balsamea
(L.) Mill., 1768

Die Balsam-Tanne (Abies balsamea) ist eine nordamerikanische Pflanzenart aus der Gattung der Tannen (Abies). Sie ist der „Provinzbaum“ der kanadischen Provinz New Brunswick.[1] Das heißt der Baum ist eine Art von Wahrzeichen für die Provinz.

Beschreibung

Habitus

Die Balsam-Tanne ist mit bis zu 20 Meter (selten bis 30 Meter) Wuchshöhe bei einem Brusthöhendurchmesser von 30 bis 60 (selten 90) Zentimetern ein mittelgroßer Baum. Sie kann bis zu 200 Jahre alt werden. Sie bildet eine symmetrische pyramdienförmige Krone die spitz zuläuft aus. Die Krone bildet sich aus den regelmäßigen und dicht stehenden, 5-zähligen Astquirlen des monopodial verzweigten Stammes. Frei stehende Bäume könne bis zum Boden beastet sein.

Nadeln

Zweig mit Nadeln

Die Nadeln sind flach und 20 bis 35 Millimeter lang. Die Form wird als schmal-linear beschrieben. Die Oberseite ist dunkelgrün gefärbt während sich auf der Unterseite zwei silbrig-weiße Stomastreifen befinden. Lichtexponierte Nadeln werden nur 10 bis 15 Millimeter lang und sind dicker. Außerdem sind sie zur Triebachse hin gekrümmt und haben scharfe Spitzen. Die Nadeln duften beim zerreiben stark aromatisch. Sie verbleiben 7 bis 10, selten bis zu 13, Jahre am Baum.

Rinde

Sämlinge besitzen eine glatte, dünne stumpf graugrün gefärbte Rinde. Die Rinde des jungen Baumes ist glatt und grau- bis braunfarbig. Häufig werden unter der Rinde Harzbeulen gebildet, aus denen Kanadabalsam gewonnen wird. Alte Bäume entwickeln eine dicke borkige, manchmal auch eine glatte, graue bis rotbraune Rinde.

Blüten, Zapfen und Samen

Zeichnung der Nadeln und Zapfen
Samen

Die Balsam-Tanne wird mit 30 Jahren geschlechtsreif wobei aber auch Bäume auftreten könne die schon mit 15 Jahren ihre ersten Zapfen bilden. Die Balsam-Tanne ist einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Die Blütezeit erstreckt sich je nach Region von Ende Mai bis Anfang Juni. Die Blütenknospen bilden sich an Nadelachsen vorjähriger Zweige. Die männlichen Einzelblüten sind länglich-zylindrisch, 3 bis 6 Millimeter lang und rot, purpurfarben, bläulich, grünlich oder orange und stehen in kleinen Gruppen an den Zweigunterseiten im mittleren Kronenbereich. Die ungestielten, weiblichen Blütenzapfen sind kugelig bis eiförmig; sie weisen eine Länge von etwa 2 Zentimeter und einen Durchmesser von 1,5 bis 3,75 Zentimeter auf; sie sind blau-graugrün oder purpurfarben und stehen in kleinen Gruppen an der Zweigoberseite im oberen Kronenbereich. Die reifen Zapfen sind grau-braun oder violett-braun mit Zapfenschuppen, die eine Größe von etwa 1 bis l,5 mal 0,7 bis 1,7 Zentimeter haben. Die Zapfen selbst werden 5 bis 10 Zentimeter lang mit einem Durchmesser von 4 bis 5 Zentimeter. Unter jeder Samenschuppe befinden sich zwei Samen. Die dreieckigen, braunen Samen weisen eine Größe von etwa 3 bis 6 mal 2 bis 3 Millimeter auf mit purpur-braunen Flügeln, die etwa doppelt so lang sind wie das Samenkorn. Ein Zapfen enthält durchschnittlich 134 Samen. Das Tausendkorngewicht beträgt rund 7,61 Gramm. Im Herbst lösen sich die Samen zusammen mit den Zapfenschuppen von der Zapfenspindel. Der Samen wird vom Wind, selten von Nagern, verbreitet. Sie können dabei eine Strecke von bis zu 150 Metern zurück legen. Die Zapfenspindeln bleiben bis zum nächsten Sommer am Baum ehe sie abfallen. Die Keimlinge besitzen etwa vier Keimblätter (Kotyledonen).

Wurzeln

Die Balsam-Tanne ist ein Flachwurzler. Die Wurzeln wachsen selbst in tiefgründigen Böden nicht tiefer als 60 bis 75 Zentimeter. Einzig für Sandböden im nördlichen Ontario ist eine Wurzeltiefe von 137 Zentimeter nachgewiesen. Nicht selten kommt es zu Wurzelverwachsungen mit benachbarten Bäumen. Die Balsam-Tanne geht mit den Pilzen Cenococcum graniforme und dem Körnchenröhrling (Suillus granulatus) eine Mykorrhiza-Symbiose ein.

Holz

Das Holz der Balsam-Tanne weist eine cremig-weiße bis hellbraune Färbung auf. Das Kernholz ist farblich nicht vom Splintholz zu unterscheiden. Ist es der Witterung ausgesetzt, färbt es sich hellgrau. Die Jahresringe sind gut sichtbar. Die Holzstrahlen sind sehr schmal und das Parenchym ist nur schwer zu erkennen. Es sind keine Harzkanäle vorhanden. Die Tracheiden erreichen eine Länge von etwa 3,5 Millimeter und einen Durchmesser von 30 bis 40 Mikrometer. Das Holz ist weicher und leichter als das der ostamerikanischen Fichtenarten.

Kennziffern Wert Einheit
Darrdichte () 0,38 g/cm³
Zugfestigkeit senkrecht zur Faser 1,2 N/mm²
Druckfestigkeit senkrecht zur Faser 2,6 N/mm²
Druckfestigkeit parallel zur Faser 27,0 N/mm²
Scherfestigkeit 2,3 N/mm²
Elastizitätsmodul 7,2 N/mm²
Volumenschwund von grün bis zur Darrdichte 11,2 %

Lebensraum

Die Balsam-Tanne ist eine frostharte Baumart borealer Wälder und hat ihr Optimum in feucht-kühlen Regionen mit Niederschlagsmengen von 700 bis 1.000 mm/Jahr. Sie stellt keine speziellen Ansprüche an den Boden und kommt auf Sand, Kies, Lehm und auf organischen Auflagen über Felsen vor. Sie besiedelt auch sumpfige Plätze. Entscheidend für das Wachstum ist die Bodenfeuchte, wobei sie auf feuchten Böden meist Reinbestände bildet. Der pH-Wert des Bodens sollte zwischen 5,1 und 7,0 liegen. Sie ist in der Lage auch im Schatten größerer Bäume (langsam wachsend) zu überdauern.

Verbreitung

Verbreitungskarte

Die Balsam-Tanne kommt im nordöstlichen Nordamerika vor. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet erstreckt sich von der Atlantikküste Labradors, Neufundlands und Neuschottlands im Osten bis nach Alberta im Westen. Die Nordgrenze des Verbreitungsgebietes lieg beim Kleinen Sklavensee im Süden Albertas während die Südgrenze eine isolierte Population in Virginia bildet. Sie steigt auf bis zu 1.900 m. ü. NN. Die Balsam-Tanne ist in weiten Teilen ihres Verbreitungsgebietes die Klimaxbaumart. Ihr Verbreitungsgebiet überlappt sich im Osten Nordamerikas mit dem (relativ kleinen) Verbreitungsgebiet von Fraser-Tanne (Abies fraseri), und bei den Rocky Mountains stößt es an das der Felsen-Tanne (Abies lasiocarpa). Die Balsam-Tanne bildet mit beiden Arten im Überlappungsgebiet Hybride. Manche Botaniker betrachten Fraser-Tanne als eine Unterart der Balsam-Tanne (Abies balsamea var. fraseri).

Nutzung

Holznutzung

Das Holz der Balsam-Tanne wird in der Forstwirtschaft hauptsächlich für die Papierherstellung und als Konstruktionsholz verwendet. Als Bauholz ist es ungeeignet, da es Nägel schlecht hält und Holzschutzmittel nur schwer eindringen und es daher leicht verrottet. Es wird aber zur Herstellung von Pappe, Spanplatten, Sperrholz, Kisten, Lattenverschlägen und Holzcontainer benutzt. Klebstoffe und Farben halten besonders gut auf dem Holz.[1]

Nutzung als Park- und Gartenbaum

Wegen ihres relativ raschen Wachstums und des harmonischen Aufbaus wird Art wird gelegentlich als Park- und Gartenbaum anpflanzt. Aufgrund ihrer Empfindlichkeit gegenüber Luftschadstoffen und Streusalz ist sie jedoch für den Stadtbereich weniger geeignet.[1]

Kanadabalsam

Kanadabalsam wird aus Harz gewonnen das von der Rinde junger Bäume stammt welche Harzblasen bilden. Kanadabalsam wird bei der Herstellung optischer Instrumente zur Befestigung von Linsen sowie zum Eingießen mikroskopischer Präparate genutzt. Heute wird es zunehmend von synthetischen Stoffen verdrängt. Manche Menschen entwickeln Dermatitis, wenn ihre Haut mit Auszügen der Balsam-Tanne in Berührung kommt.[1]

Nutzung in der Volksmedizin

In der Volksmedizin wird ein Aufguss von Nadeln und der Rinde junger Zweige aufgrund des Gehaltes an Vitamin C gegen Skorbut genutzt.[1]

Sonstige Nutzungsarten

Die Balsam-Tanne ist in Nordamerika ein beliebter Weihnachtsbaum (Christbaum). Dadurch stellt sie einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor für die Regionen dar in denen sie vorkommt.[1]

Krankheiten und Schädlinge

Als Schadinsekt hat der Wickler Choristoneura fumiferana die größte Bedeutung. Die Raupen fressen die Nadeln und die Knospen der Balsam-Tanne. Gesunde Bäume überstehen einen einmaligen Befall meistens, weisen aber Wachstumseinbußen auf. Im Zusammenhang mit einem Befall des Wicklers tritt manchmal das so genannte Stillwell's Syndrom auf, bei dem sich die Nadeln hellrot verfärben und der Baum stirbt. Als weiterer Schädling hat sich die eingeschleppte Tannenstammlaus (Adelges piceae) erwiesen. Sie saugt an der Baumrinde den Baumsaft. Als Stockfäule auslösente Erreger werden der Braune Kellerschwamm (Coniophora puteana) sowie die Braunfäuleerreger Tyromyces balsameus, Poria subacida und Resinicium bicolor genannt. Sie dringen über die Wurzeln und über verletze Stammteile ein. Weitere Wurzelkrankheiten werden von dem Kiefern-Braunporling (Phaeolus schweinitzii), Serpula himentioides und Phellinus pini ausgelöst. Als Nadelparasiten werden die Gattungen Lirula, Lophodermium, Melampsora, Uredinopsis, Pucciniastrum, Phaeocryptopus und Phacidium angegeben. Es tritt auch häufig ein Befall durch Borkenkäfer und Hallimasche (Armillaria) auf.

Die Balsam-Tanne ist aufgrund ihrer harzreichen Rinde und ihrer leicht entflammbaren Nadeln sehr empfindlich gegen Feuer. Aufgrund ihres flachen Wurzelsystems ist sie anfällig für Windwurf.

Systematik

Bei der Balsam-Tanne liegen, trotz des großen Verbreitungsgebietes, kaum umfassende intraspezfische Differenzen vor. Die Art bildet natürliche Hybride mit der Fraser-Tanne (Abies fraseri) und mit der Felsengebirgs-Tanne (Abies lasiocarpa). Von manchen Autoren wird die Kreuzung A. balsamea x A. fraseri als A. balsamea var. phanerolepsi beschrieben. Die Zapfen dieser Kreuzung haben hervorstehende Deckschuppen.

Sorten (Auswahl)

Es gibt eine große Anzahl an Gartenformen die sich hauptsächlich in der Wuchsform und der Nadelfarbe unterscheiden.

  • ‚Columnaris‘, wächst säulenförmig, weist kurze, dicht stehende Nadeln auf.
  • ‚Hudsoniana‘, Zwergform, hat kurze breite oberseits dunkelgrüne, oberseits blaugrüne Nadeln.
  • ‚Nana‘, kugelige Zwergform, hat radial angeordnete Nadeln mit hellem Rand
  • ‚Variegata‘, hat weißbunte Nadeln

Quellen

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Informationen von eFloras.org Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „LdN142“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
Commons: Balsam-Tanne – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien