Fertilitätsrate
Die Fertilitätsrate ist eine in der Demografie verwendete Einheit und wird in der Statistik durch die Gesamtfruchtbarkeitsrate bzw. zusammengefasste Geburtenziffer (total fertility rate, TFR) gemessen. Sie gibt an, wie viele Kinder eine Frau durchschnittlich im Laufe des Lebens hätte, wenn die aktuellen Verhältnisse für den gesamten Zeitraum gelten würden. Die Fertilitätsrate muss von der Kohortenfertilitätsrate (cohort fertility rate, CFR) unterschieden werden, welche die kumulierte Geburtenziffer bzw. endgültige Kinderzahl einer Kohorte, d.h. eines Geburtenjahrgangs, bezeichnet und somit erst abschließend bestimmt werden kann, wenn alle Frauen eines Jahrgangs nicht mehr im gebährfähigen Alter sind.
In modernen westlichen Gesellschaften mit sehr geringer Säuglings- und Kindersterblichkeit geht man davon aus, dass rechnerisch 2,1 Kinder pro Frau geboren werden müssen, um die Bevölkerung ohne Wanderung auf einem konstanten Niveau zu halten. In vielen Ländern, in denen die Säuglings- und Kindersterblichkeit wesentlich höher ist, ist auch eine wesentlich höhere Fertiltätsrate erforderlich, um eine stabile Bevölkerungzahl zu gewährleisten. Da in einigen Ländern (z.B. im südlichen Afrika) die Säuglings- und Kindersterblichkeit bis zu 50 % ausmachen, ist in diesen Ländern eine Ferilitätsrate von etwa 4 zur dauerhaften Erhaltung der Bevölkerungszahl notwendig. Auch bei einer Fertilitätrate weit unter 2 (z. B. fast allen europäischen Ländern zwischen 1,1 und 1,9) ist ein Bevölkerungswachstum möglich, (und war auch in den vergangenen Jahrzehnten der Fall), wenn die Sterblichkeitsrate gering ist. Nach etwa drei Jahrzehnten kommt es dann aber fast unweigerlich zu einem Bevölkerungsrückgang, es sei denn die Zuwanderung von außen (siehe Migrationssaldo) gleicht den natürlichen Bevölkerungsverlust aus.
Die Zahlen werden zunehmend dramatisch: die Zahl der Lebendgeburten ging in Deutschland 2003 im Vergleich zum Vorjahr um 1,3 Prozent auf 715.000 zurück. Damit starben etwa 143.000 Menschen mehr als Kinder geboren wurden.
Versuche neue Anreize zur Erhöhung der Fertilitätsrate zu schaffen, etwa eine Kinderrente oder Besteuerung von Verhütungsmitteln konnten sich bislang nicht durchsetzen.
Siehe auch: Geburtenrate, Mortalität, Bevölkerungswachstum, Bevölkerungsrückgang, Überalterung, Alterspyramide, Demographie Demographischer Übergang, Generatives Verhalten