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Deutsche Forschungsgemeinschaft

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Sitz der DFG in Bonn

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ist eine Einrichtung zur Förderung der Wissenschaft und Forschung in der Bundesrepublik Deutschland.

Organisation

Bund und Länder finanzieren die europaweit größte Forschungsförderungsorganisation gemeinschaftlich als einen gemeinnützigen, eingetragenen Verein (also privatrechtlich organisiert). Die DFG ist die zentrale Selbstverwaltungsorganisation der Wissenschaft in Deutschland mit Sitz in Bonn. Planungssicherheit durch kontinuierliche Etatsteigerungen ist mit dem Pakt für Forschung und Innovation gegeben.

Präsident der DFG ist Matthias Kleiner, Generalsekretärin ist Dorothee Dzwonnek. Gemeinsam mit dem Präsidenten bildet sie den Vorstand der DFG. Dem zehnköpfigen Präsidium gehören außerdem an: Jörg Hinrich Hacker (Biologie), Konrad Samwer (Physik), Jürgen Schölmerich (Medizin), Luise Schorn-Schütte (Geschichte), Bernd Scholz-Reiter (Produktionstechnik), Ferdinand Schüth (Chemie), Dorothea Wagner (Informatik), Christine Windbichler (Jura) sowie Arend Oetker (Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft/ständiger Gast).

In ihrer Satzung definiert der §1 ihre Aufgaben:

„Die Deutsche Forschungsgemeinschaft dient der Wissenschaft in allen ihren Zweigen durch die finanzielle Unterstützung von Forschungsaufgaben und durch die Förderung der Zusammenarbeit unter den Forschern. Sie berät Parlamente und Behörden in wissenschaftlichen Fragen und pflegt die Verbindungen der Forschung zur Wirtschaft und zur ausländischen Wissenschaft. ...“

Satzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft[1]

Das Präsidium, das aus dem Präsidenten und den Vizepräsidenten besteht, bedient sich zur Erledigung der laufenden Geschäfte der Geschäftsführung, an deren Spitze der Generalsekretär der Deutschen Forschungsgemeinschaft steht. Seit 1. September 2007 ist Dorothee Dzwonnek Generalsekretärin der DFG.

Die DFG fördert Einzelprojekte, Graduiertenkollegs, Forschungskooperationen sowie Infrastruktur und sie unterhält weltweit Wissenschaftsbeziehungen. Antragsberechtigt sind neben Institutionen auch einzelne Wissenschaftler (ab der Promotion). Dabei lagen die Ausgaben der DFG 2005 bei etwas mehr als 1,3 Milliarden Euro. In der Amtszeit des Präsidenten bis 2006 steigerte sie das Budget um 40 Prozent.

Die DFG ist Mitglied des Internationalen Wissenschaftsrats (ICSU). Schwesterorganisationen im Ausland sind beispielsweise die National Natural Science Foundation of China, mit der sie gemeinsam das Chinesisch-Deutsche Zentrum für Wissenschaftsförderung unterhält. Weitere Partnerorganisationen sind die National Science Foundation (USA), die Royal Academy (Vereinigtes Königreich), der Schweizerische Nationalfonds und der Consejo Nacional de Ciencia y Tecnología (Mexiko).

Geschichte

Die Entstehung der DFG geht auf die Zeit der Weimarer Republik zurück. Gegründet wurde sie am 30. Oktober 1920 als Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft auf Initiative des Chemikers Fritz Haber und von Friedrich Schmidt-Ott, der ihr erster Präsident wurde. Im Jahr 1929 wurde der Name in Deutsche Gemeinschaft zur Erhaltung und Förderung der Forschung, kurz Forschungsgemeinschaft, geändert.

Durch die Nationalsozialisten wurde die Forschungsgemeinschaft 1934 politisch gleichgeschaltet. Ein Großteil der tonangebenden Wissenschaftler begrüßte jedoch den Kurs des NS-Regimes und arbeitete im Rahmen eines „radikalnationalistischen Grundkonsenses“ aus freien Stücken mit. Die Forschungsförderung war weitgehend frei von politischem Druck.[2] Die Fördermittel für politisch genehme Forschungsgebiete wie „Rassenhygiene“ und Agrarwissenschaften wurden deutlich erhöht.[3] In die "Volksforschung", wo Wissenschaftler sich mit der Vernichtung der polnischen Intelligenz und Juden beschäftigten, wurden 1934 1,2 Milliarden Reichsmark investiert.[4]

Präsident der DFG war zwischen 1934 bis 1936 der Physiker Johannes Stark. Er berief den NS-Chefideologen Alfred Rosenberg zum Schirmherrn und Ehrenpräsidenten der DFG. Stark verlor sein Amt, weil sich neben Bernhard Rust und seinen Ministerialbeamten auch die SS und die Wehrmacht gegen ihn stellten.[5] Ab 1936 amtierte der Chemiker Rudolf Mentzel als Präsident.

Nach Untersuchungen einer von 2000 bis 2008 vom Freiburger Historiker Ulrich Herbert geleiteten Arbeitsgruppe trug die DFG in der Zeit des Nationalsozialismus maßgeblich zur Erarbeitung des Generalplan Ost bei, bei dem der Tod von Millionen Menschen in Osteuropa in Kauf genommen wurde. Der Generalplan sah vor, so genannte Volksdeutsche in osteuropäischen Regionen anzusiedeln, aus denen die einheimische Bevölkerung zuvor vertrieben worden war. Die Historiker schätzten die Zahl der Todesopfer in Osteuropa auf 33 Millionen Menschen.

Gegen Kriegsende wurden bewusst zahlreiche DFG-Förderakten vernichtet.[6]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1949 die Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft wiedergegründet. In Göttingen konstituierte sich am 9. März 1949 der wissenschaftspolitisch ausgerichtete Deutsche Forschungsrat.[7] Am 2. August 1951 fusionierten die Notgemeinschaft und der Forschungsrat zur Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Nach der Wiedervereinigung wurde 1990 die Förderarbeit auf das Gebiet des vereinten Deutschland ausgedehnt.

Bisherige Präsidenten

Forschungspreise

Die DFG vergibt jährlich folgende Forschungspreise:

Förderprogramme der DFG

Mitglieder

Wissenschaftliche Hochschulen [9]

Andere Forschungseinrichtungen

Akademien der Wissenschaften

Wissenschaftliche Verbände

Siehe auch

Literatur

  • Anne Cottebrune: Der planbare Mensch. Die DFG und die menschliche Vererbungswissenschaft 1920 - 1970. Franz Steiner, Stuttgart 2008. ISBN 3-515-09099-1
  • Notker Hammerstein: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft in der Weimarer Republik und im Dritten Reich : Wissenschaftspolitik in Republik und Diktatur 1920 - 1945. München : Beck, 1999, ISBN 3-406-44826-7
  • Deutsche Forschungsgemeinschaft (Hg.): Perspektiven der Forschung und Ihrer Förderung, 2007-2011, Wiley-VCH, Weinheim, 2008, online


Geschichte

Einzelnachweise

  1. Satzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Abgerufen am 17. Oktober 2006.
  2. Ernst Klee, Deutsche Medizin im Dritten Reich, Fischer Verlag 2001, S.179
  3. Die DFG: bereitwillig und anpassungsfähig
  4. Ernst Klee, Deutsche Medizin im Dritten Reich, Fischer Verlag 2001, S.175
  5. Ernst Piper: Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe. München 2005, S.355. ISBN 3-89667-148-0
  6. Ernst Klee, Deutsche Medizin im Dritten Reich, Fischer Verlag 2001, S.185
  7. Thomas Stamm: Zwischen Staat und Selbstverwaltung. Verl. Wiss. u. Politik, Köln 1981. ISBN 3-8046-8597-8
  8. Philipps-Universität Marburg - Pressestelle der Philipps-Universität : Gauß-Vorlesung in Marburg
  9. Mitgliederversammlung