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Wietstock (Ludwigsfelde)

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Dezember am Nuthegraben

Das Dorf Wietstock ist ein Ortsteil von Ludwigsfelde, einer Stadt im Brandenburger Landkreis Teltow-Fläming. Das bis 1997 selbständige Dorf liegt rund fünf Kilometer südöstlich des Stadtzentrums von Ludwigsfelde und etwa 33 Kilometer südlich von Berlin. Der Ort hat 265 Einwohner (Stand 2007) auf einer Fläche von 10,01 km2.

Lage, Etymologie und Dorf

Im Uhrzeigersinn von West nach Süd umgeben das Dorf folgende Orte: Kerzendorf, Löwenbruch und Groß Schulzendorf (gleichfalls Ortsteile von Ludwigsfelde) sowie Märkisch Wilmersdorf (Ortsteil von Trebbin). Wietstock liegt in einem Nebenarm der Nuthe-Niederung am Nuthegraben unterhalb eines Teltow-Hangs. Die Niederung mit dem Graben durchschneidet hier das Teltow-Plateau.

Barocke Dorfkirche von 1746

Der Ort wurde 1378 als an dem huse zu den Wistogh erstmals erwähnt. 1437 wurde er Witstock und 1491 Wittstock geschrieben. Der Name stammt laut Gerhard Schlimpert aus dem Polabischen und bedeutet erhöhtes Gelände, was auf die benachbarte Teltow-Platte verweist. Der Flurname wurde auf den Ort übertragen und schon früh im Deutschen umgedeutet (wit für weiß und stock für Stock, Weinstock, Baumstumpf).[1] Aus einem ursprünglich slawischen Rundling entwickelte sich wahrscheinlich im 13. Jahrhundert im Zuge des Landesausbaus nach Osten das deutsche Angerdorf in seiner jetzigen Form. Auf dem baumbestandenen Dorfanger steht eine schlichte barocke Kirche aus dem Jahr 1746. Sie ist das älteste und das einzige als Baudenkmal gelistete Gebäude Wietstocks.

Das wirtschaftliche Leben des Dorfes wird in erster Linie von der Landwirtschaft bestimmt. Daneben gibt es einige kleinere gewerbliche Ansiedlungen wie eine Bauunternehmung. Ferner gibt es einen Modellflugplatz und auf dem flachwelligen Teltow-Plateau ein Motocross-Übungsgelände. Mit Reiterhöfen sowie Wanderwegen in der Niederung und auf der Hochfläche hat Wietstock Anteil am touristischen Aufschwung im südlichen Berliner Umland.

Im Jahr 2003 beging Wietstock feierlich den 625. Geburtstag, womit als Geburtsjahr die Ersterwähnung des Dorfes 1378 zugrunde gelegt wurde.

Wietstocker Schanzen

Am 22. August 1813 fanden bei Wietstock Gefechte im Zuge der Schlacht bei Großbeeren statt, in deren Verlauf Wiestock in Brand geschossen wurde. Die fast überwachsenen Wietstocker Schanzen und Gedenksteine in einem Wald westlich des Nuthegrabens an der Straße nach Ludwigsfelde erinnern an diese Kämpfe der preußischen Landwehr gegen die Truppen Napoleons.

Soldat der preußischen Landwehr, 1815. Der Tschako ist britischer Herkunft und wurde mit dem weißen Landwehrkreuz versehen.

Am 22. August 1813 sollte die napoleonische Berlin-Armee die drei damals vorhandenen Übergänge über den Nuthegraben bei Wietstock, Thyrow und Jühnsdorf gegen die preußische Nordarmee erzwingen. Die Wietstocker Schanzen, auf denen preußische Soldaten zur Beobachtung stationiert waren, wurden den Angreifern im Verlauf der Auseinandersetzung kampflos überlassen. Reinhard Nelke schildert die Kämpfe wie folgt:

„Schritt für Schritt zogen sich die Preußen zurück, fügten dem Angreifer hohe Verluste zu. Dann passierten sie den Nuthegraben und nahmen dabei die hölzerne Brücke mit. Nun entbrannte ein hartnäckiger Kampf um den Nutheübergang sowie den 800 Schritt langen Damm. Die französischen Tirailleure drangen bis an den Nuthegraben vor. Preußische Geschütze schossen Wietstock in Brand, da vom Dorfzentrum aus gegnerische Kanonen feuerten, die die Häuser als Deckung benutzten. Als die Häuser abgebrannt waren, mußten die französischen Geschütze zurückgehen.“

Reinhard Nelke, preussenweb.de

Mit Hilfe von Brettern und Heu bildete die Division Dururte einen provisorischen Übergang über den Nuthegraben und bedrohte den linken Flügel der preußischen Stellungen zusätzlich. Nach drei vergeblichen Attackeversuchen mussten sich die Kavallerieregimenter des Generals von Oppen schließlich nach Großbeeren zurückziehen. Allerdings hatten die relativ schwachen preußischen Truppen die hoch überlegenen napoleonischen Verbände in den Gefechten bei Wietstock sechs Stunden lang aufhalten können. Auf französischer Seite kamen 800 Soldaten und auf preußischer Seite 356 Soldaten sowie 221 Pferde zu Tode.[2]

Landschaft am Nuthegraben

Am Nuthegraben im Dezember

Der Nuthegraben durchzieht die gesamte Gemarkung Wietstocks von Nordost nach Südwest. Er entwässert über das Klärwerk Waßmannsdorf die südlichsten Teile Berlins und die angrenzende Brandenburger Region, deren Wasser er unter anderem durch den Mahlower Seegraben aufnimmt, sowie die sumpfigen Gebiete um Großbeeren zur Nuthe. Der Nuthegraben führt bei Wietstock durch eine ausgedehnte Wiesenlandschaft mit einigen Knicks und kleineren Wäldern. Plattenwege und ein Saum aus Pappeln, aus dem die Gesänge von Goldammern (Emberiza citrinella), Stieglitzen (Carduelis carduelis) und Mönchsgrasmücken (Sylvia atricapilla) zu hören sind, begleiten den Graben über weite Strecken. Auch der Pirol (Oriolus oriolus), Vogel des Jahres 1990 und in Deutschland gemäß § 10 Abs. 2 Nr. 5 und Nr. 11 BNatSchG streng geschützt, lässt seinen klangvoll flötenden Gesang am Nuthegraben hören.[3]

Söhne und Töchter des Dorfes

Einzelnachweise

  1. Gerhard Schlimpert, Brandenburgisches Namensbuch, Teil 3, Die Ortsnamen des Teltow , Hermann Böhlaus Nachf., Weimar 1972, S. 201f
  2. Reinhard Nelke, preussenweb, Großbeeren. Abschnitt: Die Gefechte am 22. August 1813 bei Wendisch-Wilmersdorf, Wietstock und Jühnsdorf. [1]
  3. Carsten Rasmus, Bettina Rasmus, Berliner Umland Süd, KlaRas-Verlag, Berlin 2002, S. 82 ISBN 3-933135-10-9
Commons: Ludwigsfelde – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 52° 16′ N, 13° 18′ O