Munich Central Collecting Point

Der Central Collecting Point in München, auch Central Art Collecting Point genannt, war die nach dem Zweiten Weltkrieg unter amerikanischer Besatzung eingerichtete zentrale Sammelstelle von aufgefundenen Kunstwerken, hauptsächlich Raubkunst, die die Nationalsozialisten in ganz Europa konfisziert und nach Deutschland geschafft hatten. Dazu dienten als Gallery I der ehemalige Verwaltungsbau der NSDAP, heute Zentralinstitut für Kunstgeschichte, und Gallery II der Führerbau, heute Hochschule für Musik und Theater, am Königsplatz, da diese im kriegszerstörten München verhältnismäßig intakt waren. Zudem boten die beiden Gebäude ausreichend Fläche für Lager, Stauräume, Arbeitszimmer und Bibliothek, verfügten über Heizung und Stauraum und konnten dem neuen Zweck entsprechend gesichert werden.
Ab August 1945 wurden hier aus den drei westlichen Zonen Kunstwerke eingeliefert, zentral erfasst und registriert, Herkunft und Eigentumsverhältnisse, soweit möglich, festgestellt und anschließend restituiert. [1] Mit in diesen Bestand eingeflossen sind die Kunstwerke, die im Rahmen des Sonderauftrag Linz für das Führermuseum vorgesehen waren und Werke aus der Sammlung Hermann Göring. Die Rückgaben erfolgten treuhänderisch an die Staaten, aus denen das Kulturgut geraubt worden war, anschließend oblag es den jeweiligen Verwaltungen, die ursprünglichen Eigentümer aufzufinden oder über den weiteren Umgang mit der Restitution zu entscheiden. Bis zum Mai 1951 wurden 250.000 Kunstwerke nach ganz Europa zurückgeführt.
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Jan Vermeer van Delft: Die Malkunst, um 1666
Dieses Gemälde wurde durch den Kunsthändler Hans Posse im Auftrag Adolf Hitlers 1940 von dem österreichischen Grafen Czernin erworben. Gegen Ende des Krieges im Depot Bad Aussee gelagert, dort von amerikanischen Truppen sichergestellt, kam es 1945 in den Central Collecting Point nach München. Von dort aus wurde es an die österreichischen Behörden übergeben, seitdem ist es im Kunsthistorischen Museum Wien ausgestellt. Graf Czernin machte Rückgabeansprüche geltend, die nicht berücksichtigt wurden. |
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Abraham van den Tempel: Familienbildnis (Prinzessinnen aus dem Haus Oranien), um 1668 Das Gemälde stammte aus der Sammlung Dr. N. Beets in Amsterdam und wurde 1940 über das Auktionshaus Friedrich Muller an den Sonderauftrag Linz verkauft; 1945 im Central Collecting Point München eingeliefert, später nach Den Haag restituiert. Heute ist es als Leihgabe an das Fries Museum in Leeuwarden gegeben. |
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Emanuel de Witte: Interieur mit Frau am Klavier, um 1642 Das Gemälde stammte aus der Sammlung Lanz in Amsterdam (Privatsammlung) und kam 1941 in die Sammlung Sonderauftrag Linz; 1945 wurde es zum Central Collecting Point nach München überführt und von dort zur Stichting Nederlands Kunstbezit nach Den Haag restituiert. Heute ist es ausgestellt im Museum Boijmans Van Beuningen in Amsterdam. |
Einzelnachweise
- ↑ Iris Lauterbach: Der Central Art Collecting Point in München, in: Inka Bertz, Michael Dorrmann (Hrsg.): Raubkunst und Restitution. Kulturgut aus jüdischem Besitz von 1933 bis heute, Frankfurt a. M. 2008, S. 197