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Kiedrich

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Wappen Deutschlandkarte
Kiedrich
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Kiedrich hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 2′ N, 8° 5′ OKoordinaten: 50° 2′ N, 8° 5′ O
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Darmstadt
Landkreis: Rheingau-Taunus-Kreis
Höhe: 150 m ü. NHN
Fläche: 12,34 km2
Einwohner: 3873 (31. Dez. 2024)[1]
Bevölkerungsdichte: 314 Einwohner je km2
Postleitzahl: 65399
Vorwahl: 06123
Kfz-Kennzeichen: RÜD, SWA
Gemeindeschlüssel: 06 4 39 009
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Marktstraße 27
65399 Kiedrich
Bürgermeister: Winfried Steinmacher (SPD)
Lage der Gemeinde Kiedrich im Rheingau-Taunus-Kreis
KarteLorch (Rheingau)Rüdesheim am RheinGeisenheimOestrich-WinkelKiedrichEltville am RheinWallufSchlangenbadBad SchwalbachHeidenrodAarbergenHohenstein (Untertaunus)TaunussteinHünstettenIdsteinNiedernhausenWaldemsRheinland-PfalzWiesbadenLandkreis Limburg-WeilburgMain-Taunus-KreisHochtaunuskreisLandkreis Groß-Gerau
Karte

Kiedrich ist eine Gemeinde im Rheingau-Taunus-Kreis in Hessen, Deutschland.

Geografie

Geografische Lage

Kiedrich liegt im Rheingau am Südhang des Taunus, etwa zwei Kilometer nördlich der Stadt Eltville am Rhein und drei Kilometer vom Rheinufer entfernt.

Nachbargemeinden

Kiedrich grenzt im Norden an die Gemeinde Schlangenbad, sowie im Osten, Süden und Westen an die Stadt Eltville.

Geschichte

Fränkische Dorfschmiede

Kiedrich wurde in einer Urkunde des Erzbistums Mainz erstmals erwähnt. Die Urkunde ist nicht datiert, sie stammt aber aus der Zeit des Erzbischofs Friedrich (937 bis 954). Um 1160 wurde mit dem Bau der Burg Scharfenstein begonnen. Bereits 1131 wurde der Weinbau in Kiedrich erstmals erwähnt.

Der Ort gehörte zu Kurmainz und kam 1806 zum neu geschaffenen Herzogtum Nassau und mit diesem 1866 zu Preußen. Kiedrich konnte seine Selbständigkeit über die hessische Gebietsreform bewahren.


Politik

Gemeindevertretung

Das Renaissance-Rathaus am Marktplatz ist Amtssitz des Bürgermeisters

Die Kommunalwahl am 26. März 2006 lieferte folgendes Ergebnis:

Parteien und Wählergemeinschaften %
2006
Sitze
2006
%
2001
Sitze
2001
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 28,4 6 33,4 8
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 60,5 14 57,5 13
FDP Freie Demokratische Partei 11,1 3 9,1 2
Gesamt 100,0 23 100,0 23
Wahlbeteiligung in % 49,5 65,9

Über die politische Arbeit in den drei in Kiedrich aktiven Parteien (SPD, CDU, FDP) hinaus, engagieren sich Kiedricher Bürger seit 2001 auch im Rahmen der lokalen Agenda 21.

Parteien in Kiedrich

SPD

Die SPD ist in Kiedrich nachweislich seit 1918 aktiv. Während der Nazi-Diktatur war sie wie überall in Deutschland verboten. Im Herbst 1945 wurde der SPD-Ortsverein wieder gegründet und trat im Kiedricher Winzerhaus erstmals wieder an die Öffentlichkeit. Damals war auch der spätere Wiesbadener Oberbürgermeister Georg Buch anwesend. Seit den 1970er Jahren ist die politische Landschaft Kiedrichs durch absolute SPD-Mehrheiten in der Gemeindevertretung (Kommunalparlament) geprägt. Die SPD gibt regelmäßig das Infoblatt „Kiedricher Blättche“ heraus.

Bürgermeister

Der amtierende Kiedricher Bürgermeister Winfried Steinmacher (SPD) wurde am 20. November 2005 mit 77,7 Prozent der abgegebenen Stimmen im ersten Wahlgang direkt gewählt. Die Wahlbeteiligung betrug 62,6 Prozent. Er wurde am 1. Januar 2006 offiziell in sein Amt eingeführt[2] und ist Nachfolger des ersten direkt gewählten Bürgermeisters Hans Tide (SPD, seit 1989 amtierend, erste Direktwahl am 7. Mai 1995). [3] Seit dem Jahr 1972 wird Kiedrich durch sozialdemokratische Bürgermeister regiert (1972 bis 1989: Siegfried Siems).


Städtepartnerschaften

Kiedrich unterhält seit 1981 partnerschaftliche Beziehungen zu Hautvillers in der Champagne in Frankreich.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Musik

Die spätgotische Orgel (um 1500) in der Pfarrkirche mit ihren ca. 950 Pfeifen und dem besonders schönen Klang ist mit die älteste spielfähige Orgel Deutschlands. Der Kiedricher Chor (Buben, Mädchen und Männer) pflegen urkundlich seit 1383 (also über 650 Jahre) den liturgischen lateinischen Choralgesang im Gottesdienst in der nur hier erhaltenen Sonderform des sog. Mainzer Choraldialektes nach gotischen Noten. Mit den Glocken - die älteste von 1389 - kann man somit in Kiedrich die Gotik nicht nur sehen sondern auch hören.

Bauwerke

Kath. Pfarrkirche St. Dionysius und Valentinus
Frühere Suttonvilla und Stammhaus des Weinguts Robert Weil
Bassenheimer Hof, 1660
Metternich´scher Hof, 1717

Aufgrund seiner gotischen Kirchen wird Kiedrich auch „Schatzkästlein der Gotik“ genannt. Die katholische Wallfahrtskirche zum heiligen Valentin – vollendet 1493 – und die von Nikolaus Eseler dem Älteren erbaute benachbarte als Doppelkapelle ausgeführte gotische Michaelskapelle von 1444 mit Karner und großer doppelseitiger Leuchtermadonna von Peter Schro einem Künstler der Backoffen-Schule (um 1520).

Sehenswert sind:

  • Das Renaissance-Rathaus von 1585.
  • An der Kirchhofsmauer der älteste Marktbrunnen im Rheingau von 1541 mit dem Kiedricher Wappen und dem Wappen des Mainzer Landesherren Kurfürst und Kardinal Albrecht von Brandenburg.
  • Burg Scharfenstein (um 1160 errichtet) - (seit dem 16. Jahrhundert verfallen) gehörte zur erzbischöflichen Mainzer Grenzbefestigung. Den vorhandenen Turm (Bergfried) führt die Gemeinde zusammen mit den Mainzer Rädern seit dem ältesten Gerichtssiegel von circa 1420 in ihrem Gemeindesiegel.
  • Wohnhaus des großen Wohltäters und Mäzens von Kiedrich, Baronet Sir John Sutton (1820-1873), heute das bekannte Weingut Weil.
  • Virchow-Quelle, lithium- und arsenhaltige heilkräftige Kochsalzquelle (24°).
  • Bassenheimer Hof, 1660 ließ der Mainzer Dompropst Adolf Hund von Saulheim, diese befestigte, mit Wehrgang und Schießscharten über dem Tor versehene Anlage erbauen.
  • Fürstenberger Hof, basierend auf einer Hofreite der Knebel von Katzenelnbogen aus dem 15. Jahrhundert. Seit 1582 bis zum 19. Jahrhundert im Besitz der Grafen von Fürstenberg.
  • Eberbacher Hof, Curia des Kloster Eberbach, seit 1211 belegt.
  • Köther Hof, ehemals Wirtschaftshof des Klosters Gottesthal, später Philipp von Hohenstein und danach (1559) der Familie von Köth-Wanscheid.
  • Schloss Groenesteyn, eine klassizistische Dreiflügel-Anlage mit Kapelle und zwei vorgelagerten Clos, nach Plänen des kurfürstlichen Oberbaudirektors Anselm Franz von Ritter zu Groenesteyn (auch von Grünstein genannt).
  • Metternich'scher Hof, (1717), aus dem Besitz des Johann Philipp Graf Cratz zu Scharfenstein und seiner Frau Maria von Metternich. 1877 erwarb Pfarrer Johannes Zaun das Areal um das St. Valentinushaus in Nachfolge des mittelalterlichen St. Valentinus-Hospitals zu gründen.

Der Schlangenpfad am Schützenhaus in Richtung Hausen gibt Informationen zur größten heimischen und ungiftigen Schlange - der Äskulapnatter - die als Reliktvorkommen in unserer Region vorkommt.Mit etwas Glück kann man das sehr friedliche Reptil im direkten Umfeld der Trockenmauern beobachten. Weitere Info unter: www.naturschutzhaus-wiesbaden.de

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Champagnerfest (Erster Sonntag im Juni, Veranstalter: Freundschaftsbund Kiedrich-Hautvillers)
  • Rieslingfest (Letztes Wochenende im Juni, Veranstalter: Ausschuss Kiedricher Rieslingfest)
  • Hahnwaldlauf (Anfang Juli, Veranstalter: Turnerschaft Kiedrich)
  • Adventsbasar (Erster Advent, Veranstalter: SPD-Ortsverein)
  • Schnorrerrallye (Altweiberfastnacht, Veranstalter: Kiedricher Carneval Verein Sprudelfunken)
  • Rosenmontagszug (Rosenmontag, Veranstalter: Kiedricher Carneval Verein Sprudelfunken)
  • Mundartmatinée ( Erster Sonntag im August: Veranstalter: Gemeinde Kiedrich)

Wirtschaft und Infrastruktur

Weinbau

Die Einzellage Gräfenberg

Kiedrich bietet die Voraussetzungen zum Ausbau hochwertiger Weine. Die Weinlagen Gräfenberg, Wasseros, Klosterberg, Sandgrub und Turmberg sowie die Großlage Heiligenstock gelten als Spitzenlagen des Rheingaus. Die Weinbautradition der Kiedricher Winzer geht bis auf das Jahr 1480 zurück, wo schon damals, im heutigen Winzerhaus, unter dem Namen „Adelsgut Langenhof“ Weinbau betrieben wurde. Die örtliche Winzergenossenschaft besteht seit 1893 und ist somit die älteste Genossenschaft im Rheingau.

Öffentliche Einrichtungen

St. Valentinushaus, 1884 gegründetes psychiatrisches Krankenhaus, heute auch für hinfällige ältere kranke Menschen.

Bildung

  • Chorschule neben der Kirche, von Baronet John-Sutton 1865 gestiftete Schule zur Stimmbildung und -förderung des Chroralgesanges.
  • John-Sutton-Schule, Grundschule des Rheingau-Taunus-Kreises: Jenaplanschule, Feste Öffnungszeiten, Ganztagsbetreuung inklusive Mittagstisch bis 16 Uhr durch Zusammenarbeit mit der Elterninitiative Betreuende Grundschule.
  • Integrative kommunale Kindertagesstätte „Hickelhäusje“ und katholische Kindertagesstätte „St. Valentin“: Ganztagsangebot, Waldgruppenangebot.
  • Weiterführende Schulen in Eltville am Rhein, Geisenheim und Wiesbaden.

Persönlichkeiten

  • John Sutton, Mäzen und Stifter der Choralschule (1865)
  • Anton Raky, Ölbohrpionier, wuchs in Kiedrich auf und entwickelte während seiner Lehrzeit einen speziellen Bohrmeißel
  • Gerson Stern, Schriftsteller, lebte 1920–1937 in Kiedrich und schrieb hier seinen Roman Weg ohne Ende (1934).
  • Andreas Scholl, Countertenor, ehemaliger Kiedricher Chorbub, Kiedricher Bürger.
  • Elisabeth Scholl, Sopranistin, ehemaliger Kiedricher "Chorbub"´.

Literatur

  • Clemens Jöckle: Kiedrich im Rheingau. (= Kunstführer; Nr. 1465), Schnell und Steiner, Regensburg 1997, ISBN 3-7954-6036-0
  • Josef Staab: Kiedrich in alten Ansichten. Europäische Bibliothek, Zaltbommel 1992, ISBN 90-288-5174-7
  • Josef Staab (Hrsg.): St.-Valentinuskirche in Kiedrich. 1493–1993. Zur 500jahrfeier ihrer Vollendung. Katholisches Pfarramt St. Valentin, Kiedrich 1993, ISBN 3-921865-04-2
  • Josef Staab; Bruno Kriesel; Rudolf Fenzl: Kiedrich im Rheingau, das gotische Weindorf. Geschichte, Kunst, Kultur von A–Z. Förderkreis Kiedricher Geschichts- und Kulturzeugen, Kiedrich 2003, ISBN 3-9808438-4-X
  • Bruno Kriesel: Kiedricher Persönlichkeiten aus sieben Jahrhunderten. Förderkreis Kiedricher Geschichts- und Kulturzeugen, Kiedrich 2008, ISBN 978-3-00-025555-7
  • Walter Hell: Vom Mainzer Rad zum Hessischen Löwen. Sutton Verlag, Eltville 2008, ISBN 978-3-86680-356-5

Einzelnachweise

  1. Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2024 (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2022) (Hilfe dazu).
  2. Wiesbadener Tagblatt vom 21. November 2005: Klarer Sieg für Winfried Steinmacher
  3. Hessisches Statistisches Landesamt: Direktwahlen in Kiedrich
Commons: Kiedrich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien